Testa, Adelheid 

Geburtsdatum/-ort: 24.10.1904; Konstantinopel
Sterbedatum/-ort: 28.02.1945;  Freiburg
Beruf/Funktion:
  • 1. Leiterin der Reichsgemeinschaft der freien Caritasschwestern in Freiburg
Kurzbiografie: 1915 Übersiedlung nach Berlin
1920 Abitur
1920-1927 Hauswirtschaftliche Betätigung
1927-1929 Krankenpflegeausbildung
1930-1932 Wohlfahrtspflegeausbildung
1932-1938 Fürsorgerin beim Bezirksamt Berlin-Charlottenburg
1938 Missio Canonica. – Leiterin der Reichsgemeinschaft der freien Caritasschwestern in Freiburg
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Carl Testa, Diplomat
Mutter: Mathilde, geb. Testa
Geschwister: 6
GND-ID: GND/118922874

Biografie: Hans-Josef Wollasch (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 2 (1987), 274-275

Die behütete Tochter aus frommer, kinderreicher und vornehmer Familie – der Vater war deutscher Delegierter bei der türkischen Staatsschuldenverwaltung – fand über eine lange hauswirtschaftliche Praxis zur Entscheidung für den Sozialberuf. Mit der Ausbildung am St. Maria-Viktoria-Krankenhaus in Berlin und an der dortigen Sozialen Frauenschule des Katholischen Deutschen Frauenbundes erlangte sie die staatliche Anerkennung als Krankenpflegerin und als Wohlfahrtspflegerin. Beim Bezirksamt in Charlottenburg wurde sie dann als Fürsorgerin eingesetzt: am Jugendamt, in der Mütterberatung, bei den Beratungsstellen für Geschlechtskranke sowie für Erb- und Rassenpflege, in der unmittelbaren Fürsorge für Straßenprostituierte. Die Trennung von dieser Arbeit und von Berlin fiel ihr schwer.
Gegen Versuche im NS-Staat zur Zurückdrängung der katholischen Ordensschwestern aus der Krankenpflege, und in Anbetracht der Auflage des Hauptamts für NS-Volkswohlfahrt, daß auch jede weltliche Krankenpflegerin in einer der anerkannten Schwesternschaften organisiert sein müsse, gründete der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Benedict Kreutz, 1937 eine „Reichsgemeinschaft der freien Caritasschwestern“. Sie sollte sämtliche katholischen freien Schwestern und weltlichen Krankenpflegerinnen zusammenfassen und in einem eventuellen Ernstfall auch die über 70 000 Ordensschwestern aufnehmen können. Zum Planer und Geschäftsführer bestellte Kreutz den Kamillianerpater Hubert Reinartz, als erste Leiterin berief er Testa, auf Empfehlung übrigens von Marianne Pünder an der genannten Sozialen Frauenschule, welcher die engagierte christliche Fürsorgerin aufgefallen war.
Als Testa am 15. November 1938 ihre neue Aufgabe an der Caritaszentrale in Freiburg übernahm, zählte die Reichsgemeinschaft der freien Caritasschwestern 4 300 Mitglieder. Für die so rasch entschlossen ins Leben gerufene reichsweite Gemeinschaft galt es, Weg und Aufgaben abzustecken, das Typische, Eigene zu finden, das diese Gemeinschaft ausmachte und prägen sollte. Testa hat dies nicht als „Oberin“ festgelegt oder organisiert. Sie war selbst Suchende und hat mit fraulichem Instinkt das Richtige getan. Als „Schwester Adelheid“ hat sie den unmittelbaren menschlichen Bezug hergestellt zu den Mitschwestern und Schülerinnen an jeweils ihren Einsatzorten. Sie hat sie besucht in den Krankenpflegeschulen, Krankenhäusern und Lazaretten, ohne daß ihr eine Entfernung zu weit oder eine Reise zu anstrengend gewesen wäre. In vielen Städten des Deutschen Reiches hat sie ungezählte Gespräche geführt, Stellen vermittelt, Mitglieder gewonnen, Zweigstellen errichtet. Sie war die menschliche Brücke in dieser Schwesterndiaspora.
1943/44 gehörten etwa 7 000 Schwestern der Gemeinschaft an. In 21 Städten bestanden Diözesangemeinschaften. Berufsausbildung, Krankenversicherung, Erholung und Altersvorsorge waren gesichert. Caritasschwestern waren gesuchte Fachkräfte in Gemeindestationen, Krankenhäusern und Lazaretten. Aber ein anderer Erfolg ihrer unentwegten, durch die Kriegsauswirkungen oft abenteuerlichen Reisetätigkeit war für Testa selbst weitaus wertvoller. Das von ihr geknüpfte Geflecht wechselseitiger Beziehungen hatte Zusammengehörigkeit gefordert und zu Selbstverständnis geführt, hatte den Weg zu der von ihr angestrebten inneren, religiösen Ausformung der Schwesternschaft bereitet.
Auf einer Arbeitstagung im Juni 1944 in Muggenbrunn legte Testa das Charakteristikum, die Orientierung für die weitere Entwicklung fest. Sie zeichnete das Bild der Caritasschwester als das einer „katholischen Krankenschwester, die als christlicher Laie in ihrem Berufe steht und durch den Beruf die Verwirklichung ihres Christwerdens anstrebt und ernst nimmt.“ Und die Reichsgemeinschaft dieser Schwestern habe eine doppelte Aufgabe: „Einmal die Erziehung und religiöse Bildung ihrer Mitglieder zu selbständigen, christlichen Persönlichkeiten, dann aber auch die Sorge um die berufliche Tüchtigkeit und wirtschaftliche Sicherstellung der freien Caritasschwester.“
Damit hatte Testa den Standort markiert. Aber ihr Programm wurde schon bald zum Vermächtnis. Als Testa ihre betagte Mutter vor den Luftangriffen auf die Reichshauptstadt in den Schwarzwald in Sicherheit bringen wollte, wurden beide das Opfer eines vereinzelten Fliegerangriffs auf Freiburg (28. Februar 1945). Testas Werk ist noch heute lebendig.
Nachweis: Bildnachweise: Fotos im A der Caritas-Schwesternschaft Freiburg und im A des Deutschen Caritasverbandes.

Literatur: Hans-Josef Wollasch, Aus der Frühzeit der Caritas-Schwesternschaft (1937-1945), in: ders., Beiträge zur Geschichte der deutschen Caritas in der Zeit der Weltkriege, hg. Deutscher Caritasverband, 1978, 161-178; Elisabeth Mendéra, A. Testa, Auftrag, Mitte, Miteinander, Offenheit, Festschrift zum 80. Geburtstag von A. Testa am 24. Oktober 1984, hg. Zentrale der Caritasschwesternschaft e. V., Freiburg 1984.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)