Dischler, Hermann Arthur 

Geburtsdatum/-ort: 25.09.1866;  Freiburg i. Br.
Sterbedatum/-ort: 20.03.1935;  Hinterzarten
Beruf/Funktion:
  • Landschaftsmaler, Fotograf
Kurzbiografie: 1885-1887 Schüler von Ernst Schurth (1848-1910) an der Großherzoglich-Badischen Kunstschule in Karlsruhe
1887-1888 Einjährig-Freiwilliger im Infanterie-Regiment 113 in Freiburg i. Br.
1888-1894 Fortsetzung des Studiums an der Karlsruher Akademie als Meisterschüler von Gustav Schönleber
1890 Studienaufenthalt in Holland
1894 Im Sommer Rückkehr nach Freiburg
1903 Im Vorfrühling zusammen mit Karl Biese und Wilhelm Nagel (1866-1945) auf dem Thurner, im Sommer mit Nagel und Wilhelm Pahlmann (1866-1904) in Distelhausen/Franken
1904 Erste Ausstellung der Künstlervereinigung „Breisgauer Fünfer“, bestehend aus den Malern Dischler, Nagel, Fritz Reiss (1857-1916), Karl Schuster (1854-1925) und Ludwig Zorn (1865-1921); große Ausstellungserfolge in Freiburg i. Br., Karlsruhe und Basel. Im Winter zusammen mit Nagel in St. Märgen
1905 Gründungsmitglied der „Freien Künstlervereinigung Baden“, Mitgliedschaft bis 1930
1905-1907 Winteraufenthalte auf der Todtnauer Hütte (Feldberg), es entstanden dort Hunderte von Ölstudien vor der Natur; seither ausschließlich Schwarzwaldmotive
1908 17. Jan. Einzug in ein neu errichtetes Haus oberhalb von Hinterzarten
1917 28. Dez. Verleihung des Professorentitels durch Großherzog Friedrich II. von Baden
1922 Ehrenurkunde des Badischen Schwarzwaldvereins für 25jährige Mitgliedschaft
1926 Retrospektive Geburtstagsausstellung im Freiburger Kunstverein; Gründungsmitglied der Ausstellungsgemeinschaft „Die Schwarzwälder“ zusammen mit Curt Liebich, Wilhelm Haller (1873-1950), Julius Heffner (1877-1951) und Wilhelm Wickertsheimer
1927 Erste Sonderausstellung der Gruppe im Freiburger Kunstverein
1934 Kleine retrospektive Ausstellung anlässlich der 70. Hauptversammlung des Schwarzwaldvereins in Lenzkirch
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1. 1920 Emma Maria Krapp, geb. Greder (1870-1921)
2. 1922 Emilie Margarete (Deta), geb. Sander (1869-1940)
Eltern: Vater: Carl Maximilian (1835-1891), Inhaber eines Zigarren- und Kolonialwarengeschäfts
Mutter: Louise, geb. Reichenbach (1836-1908)
Geschwister: Karl Maximilian (1863-1921)
Kinder: keine
GND-ID: GND/119066653

Biografie: Sabine Heilig (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 5 (2005), 51-53

Dischler stammte aus einer alteingesessenen Freiburger Kaufmannsfamilie. Der Vater besaß ein Zigarren- und Kolonialwarengeschäft auf der Kaiserstraße; der Großvater, Carl Gallus (1801–1875), war letzter Zunftmeister der Freiburger Handelszunft „Zum Falkenberg“. Dischlers Mutter Louise entstammte einer Gastwirtsfamilie und war die Tochter des Hirschenwirts im Glottertal. Dischler besuchte die Volksschule und das Gymnasium in Freiburg und lernte von Kindheit an den Schwarzwald kennen, als er z. B. die Ferien bei den Verwandten im Glottertal verbrachte oder den Vater auf Geschäftsreisen begleitete. Schon früh begeisterte er sich für das Malen und Zeichnen und konnte gegen den anfänglichen Widerstand der Eltern ein Studium der Malerei an der Kunstschule in Karlsruhe durchsetzen. Unterbrochen durch den Militärdienst nahm Dischler das Studium als Meisterschüler des Landschaftsmalers Gustav Schönleber in Karlsruhe wieder auf. Durch den Lehrer zum Malen in der freien Natur angeregt, unternahm Dischler ausgedehnte Studienreisen am Oberrhein zwischen Isteiner Klotz (1892) und Germersheim. 1890 reiste er, sicherlich ebenfalls auf Anregung von Schönleber, nach Holland und traf in Dordrecht mit seinem Malerfreund Karl Schuster zusammen. Die ausgedehnten Tiefebenen der holländischen Landschaft konnten Dischler aber keine Impulse geben, so setzte er die dort entstandenen Studien und Skizzen nie in große Arbeiten um. Seine folgenden Reiseziele beschränkten sich zeitlebens auf die nähere und weitere Umgebung seiner süddeutschen Heimat. In den 1890er Jahren malte er in Franken, im Odenwald, im Markgräflerland, im Elsass und in der Pfalz.
Von großer Bedeutung für Dischlers malerisches Werk ist, dass er bereits seit 1887 auf seinen Reisen die Fotografie als dokumentarisches Mittel und zur Arbeitserleichterung nutzte. Nach Freiburg zurückgekehrt, bezog er nach kurzer Übergangszeit im elterlichen Haus ein Atelier in der Egonstraße im Stadtteil Stühlinger, wo er bis zu seinem Umzug nach Hinterzarten wohnte. 1906 konnte Dischler dort ein Grundstück auf dem Erlenbuck hoch über dem Ort erwerben und ein großes, zweigeschossiges Haus im landestypischen Stil erbauen. Das „Künstlerheim“ beherbergte neben Wohnräumen und Atelier auch für die Öffentlichkeit zugängliche Räume, die Dischler zu ständigen Verkaufsausstellungen nutzte. Der Künstler wird als geselliger und gastfreundlicher Mensch beschrieben – Eigenschaften, die er sicherlich aus der Familie der Mutter geerbt hatte. Hieraus resultierten auch Dischlers Bodenständigkeit und seine Liebe zur Natur. Nach eigenen Angaben besuchten jährlich bis zu 1 000 Gäste sein Haus. Neben zahlreichen befreundeten Künstlern waren es vielfach Touristen, die er durch gezielte Werbung (Postkarten, Ortsführer) auf seine Arbeit aufmerksam machen konnte.
Einen Höhepunkt stellte 1914 der Besuch der Großherzogin Hilda dar. Drei Jahre später wurde ihm von Großherzog Friedrich II. der Professorentitel verliehen, was Dischlers künstlerische Produktivität in den Folgejahren noch steigerte. Durch eine rege Ausstellungstätigkeit, die 1890 einsetzte, erlangten seine Bilder einen großen Bekanntheitsgrad. Dischlers intensive Anteilnahme am öffentlichen Leben äußerte sich in der Mitgliedschaft in zahlreichen Vereinen und Künstlervereinigungen, wie in der 1899 gegründeten Gruppe des „Breisgauer Fünfer“ oder in der seit 1926 bestehenden Ausstellungsgemeinschaft „Die Schwarzwälder“. Von 1927 bis 1930 führte er den Vorsitz im Hinterzartener Kur- und Verkehrsverein und konnte in dieser Funktion auch denkmal- und naturpflegerisch tätig sein. Dischlers ausgeprägte Ordnungsliebe und sein Pragmatismus, ein Erbe väterlicherseits, äußerten sich u. a. darin, dass er seine Gemälde von 1889 bis zu seinem Tod systematisch in „Bilderbüchern“ verzeichnete, anhand von Skizzen und Fotografien dokumentierte und teilweise mit tagebuchartigen Eintragungen ergänzte.
Als Künstler verstand sich Dischler als Vermittler zwischen Kunst und Schwarzwaldnatur und wollte mit seinen Bildern für die Schönheit dieser Landschaft werben. So zeigt sein Werk von etwa 1906 an ausschließlich Schwarzwaldmotive. Der Winterlandschaft des Hochschwarzwaldes schenkte Dischler besondere Beachtung, was ihm den Beinamen „Schneemaler“ eintrug. Das erste winterliche Schwarzwaldmotiv entstand bereits 1891. Auf ausgedehnten Wanderungen und im Winter mit Skiern unterwegs, was um die Jahrhundertwende noch ungewöhnlich war, galt sein Interesse vor allem der Landschaft seiner Wahlheimat Hinterzarten und besonders dem Feldberg. Dabei wählte er mit Vorliebe einen Fernblick über die Landschaft in ein Tal, zu Bergketten oder über Äcker und Höfe in die Ferne. Der Mensch tritt in seinen Bildern nur vereinzelt auf und ist, wenn dargestellt, von weitem gesehen. Seine Existenz ist vielfach nur anhand von Fuß- oder Skispuren im Schnee oder menschlichen Ansiedlungen symbolisch ausgedrückt.
Besondere Aufmerksamkeit schenkte Dischler der Wiedergabe der Schwarzwaldhöfe mit ihren charakteristischen, tief herabgezogenen Dächern. Einige Motive wurden in bestimmten Zeiträumen immer wieder dargestellt. Den „Alten Vogts- und Mathislehof“ in Hinterzarten z. B. malte er 75mal.
Dischlers Frühwerk, das naturalistische Studien von frischer, spontaner Kraft aufweist, ist noch vom Einfluss seines Lehrers Schönleber bestimmt. Auch lassen sich in dieser Zeit in Motivwahl und Malweise Anlehnungen an das Frühwerk von Hans Thoma finden. Die stimmungsvollen Studien dienten Dischler zur Vorbereitung eines Gemäldes. Gleichzeitig erfasste er mit Hilfe der Schwarz-Weiß-Fotografie das Motiv topografisch genau. Mit einem Projektor wurde es dann auf die Leinwand übertragen und im Atelier in sachlicher Detailtreue ausgeführt. Diese kombinatorische Methode sollte zum einen die Ansicht möglichst nahe den tatsächlichen Begebenheiten vor Ort wiedergeben, zum anderen sollten auch atmosphärische Stimmungen bestimmter Tages- oder Jahreszeiten festgehalten werden. Besonders reizten Dischler die Lichtreflexe der untergehenden Sonne in der Winterlandschaft. Viele dieser Bilder zeigen eine charakteristische Rotfärbung, die bisweilen ins Künstliche abgleitet. Das Arbeiten mit der Fotovorlage verschwieg Dischler zu Lebzeiten, wie er sich auch nie als Fotograf sondern als Kunstmaler verstand. Dischlers Hang zu dokumentarischer Genauigkeit führte dazu, dass sein Œuvre aus heutiger Sicht eher als Kulturdokument von weitreichender Bedeutung denn als besondere malerische Leistung eingestuft werden muss. Mit Recht kann man ihn jedoch als den Entdecker des winterlichen Schwarzwaldes in der Kunst bezeichnen.
Werke: In den 29 „Bilderbüchern“ (Privatbesitz), die Dischler von 1889 bis 1935 anlegte, sind insgesamt 1672 Gemälde dokumentiert. Die Auflistung verzeichnet jedoch keine unnummerierten Gemälde u. Studien, so dass d. Gesamtumfang des malerischen u. zeichnerischen Werks noch um einiges höher anzunehmen ist. Ein Großteil befindet sich in Privatbesitz, wobei durch Dischlers rege Ausstellungsbeteiligungen u. durch seinen Verkauf an Schwarzwaldtouristen über 60 % d. Bilder außerhalb des dt. Südwestens verkauft wurden: z. B. ins Rheinland u. nach Ostdeutschland. Nicht wenige gelangten ins Ausland, so erwarb d. König von Siam (Thailand) 1907 das Winterbild „Das Herzogenhorn“ (1906) auf d. Ausst. d. Freien Künstlervereinigung Baden im Baden-Badener Kunstverein. Von den öffentl. Institutionen, die Werke Dischlers besitzen, sind vor allem das Augustinermuseum in Freiburg i. Br. zu nennen, das eine größere Zahl von Arbeiten bewahrt, z. B. „Mein Winterasyl, Todtnauer Hütte, Feldberg“, 1905; „Winter im Schwarzwald, Alte Vogts- u. Mathislehof, Hinterzarten“, 1909; „Vereiste Tannen am Feldberg“ 1923. Daneben besitzt die Staatl. Kunsthalle in Karlsruhe ein großes Winterbild, „Feldbergtannen in Eis u. Schnee“, 1911. Für die Halle des Feldberger Hofs auf dem Feldberg malte Dischler ein großes Wandbild. 1922 erschien das Buch „Das Pflanzenleben des Schwarzwaldes“ von Friedrich Oltmanns, das u. a. Illustrationen von Dischler enthält (z. B. auch von L. Zorn). – Genaue Zahlen über den Umfang des fotografischen Werks Dischlers liegen nicht vor. Es darf jedoch vermutet werden, dass die Zahl d. Aufnahmen, die d. verzeichneten Gemälde übersteigt. Der Großteil d. Fotos u. Glasplatten befindet sich in Privatbesitz, ein Teil ist im Besitz des KreisA Breisgau-Hochschwarzwald in Freiburg i. Br.
Nachweis: Bildnachweise: AKat. Freiburg 1992/93: Frontispiz: C. Bluhm, Portrait H. Dischler, 1889; ebd. 84 (Selbstaufnahme 1922).

Literatur: ThB, 9, 329; Beringer-Theilmann, 138-140, 238; AKat. O. Schwarzwald O. Heimat! ... Verlust oder Anpassung. H. Dischler, Maler u. Fotograf (1866-1935). Augustinermuseum Freiburg i. Br., 18. 10. 1992–6. 1. 1993, Freiburg 1992 (mit weit. Lit.angaben).
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