Lang, Albert 

Geburtsdatum/-ort: 15.11.1847;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 01.12.1933; München
Beruf/Funktion:
  • Maler, Graphiker
Kurzbiografie: 1864-1868 Architekturstudium in Karlsruhe
1868-1869 Architekturstudium in Berlin
1869-1870 Erster Italienaufenthalt, Reise bis Sizilien
1871-1873 In München, anfangs als Schüler der Akademie
1874-1888 Zweiter Italienaufenthalt, fester Wohnsitz in Florenz
1888-1897 Wohnsitz in Frankfurt/M.
1897-1933 Wohnsitz in München
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1881 Florenz, Maria Francesca Ludowica, geb. Zampiss (1842-1915)
Eltern: Vater: Heinrich Lang (1818-1887), Kaufmann in Karlsruhe
Mutter: Caroline, geb. Frey
Geschwister: 1 Bruder
Kinder: Leonhard (geb. 1878), Bildhauer, Maler und Holzschneider
GND-ID: GND/119254719

Biografie: Hans Wille (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 2 (1987), 181-183

Lang begann früh zu zeichnen. Auf den Rat des Vaters hin, dieses Talent mit einem aussichtsreichen Beruf zu verbinden, begann er das Architekturstudium auf dem Polytechnikum seiner Heimatstadt. Häufige Besuche in der Großherzoglichen Galerie, wo ihn besonders die alten Niederländer beeindruckten, regten zu Vergleichen mit der neueren Kunst und zu ersten kunsttheoretischen Überlegungen an. Unter den Modernen übte Johann Wilhelm Schirmer großen Einfluß auf ihn aus. Der Tod des Bruders, der das väterliche Geschäft übernehmen sollte, führte zur Erwägung des Berufswechsels. Stattdessen ging Lang nach Berlin, um an der Bauakademie unter dem Schinkelschüler Heinrich Strack das Studium fortzusetzen. Strack erkannte Langs Talent und wollte ihn als Hilfskraft für den inneren Ausbau und die Dekoration der im Entstehen begriffenen Nationalgalerie gewinnen. Eine gesundheitshalber angetretene Italienreise (1869-70) änderte seinen Lebensplan. In Venedig lernte er den Wiener Maler Karl Schuch kennen. Eine rasch geschlossene Freundschaft ließ den Plan einer gemeinsamen Reise nach Sizilien reifen, während derer Lang sich entschloß, Maler zu werden. Eine Zeichung vom 2. April 1870 in der Karlsruher Kunsthalle mit der Bezeichnung „Corfu“ legt die Vermutung nahe, daß Lang auf dieser Reise auch Griechenland besucht hat. Trotz Bedenken der Eltern begann Lang das Studium an der Münchner Akademie unter Strähuber. Hier gewann er bald Kontakt mit Thoma, Boecklin, Trübner, Leibl, Sperl, Schider u. a. Damals bildete sich sein Stil heraus, der an die realistische, antiakademische Auffassung der genannten Freunde anknüpfte und letztlich auf den französischen Kreis um G. Courbet zurückgeht. Damit verband sich die Ablehnung der in München herrschenden Historienmalerei unter C. von Piloty und eine Hinwendung zur Landschaftsmalerei, die im Lehrplan der Akademie keinen Platz hatte. Zusammen mit Trübner und Schuch siedelte sich Lang 1871, wohl vorübergehend, in Bernried am Starnberger See an, um Landschaften zu malen. Im Februar 1874 ging er wiederum nach Italien, anfangs gemeinsam mit Thoma, der nach Rom weiterfuhr, während Lang in Florenz blieb, das er später seine „zweite Heimat“ nannte. Er fand Anschluß an den Kreis der Deutschrömer (H. von Marées, A. von Hildebrand, K. von Pidoll u.a.). Nach dem Realismus erreichte ihn hier die zweite wichtige, die Kunst des späten 19. Jahrhunderts bestimmende Strömung. Ausgehend von H. von Marées, der kurz zuvor seine Fresken im Zoologischen Institut zu Neapel fertiggestellt hatte, entwickelte sich ein Stil, der eine hellenische Lebensform in arkadischer Freiheit zeigt. Menschliches Urverhalten – Liebe, Freundschaft und Trauer, Ernten, Fischen und Früchtepflücken, Bogenschießen und Reiten – werden beschworen und in eine statuarisch fest komponierte Bildform gebracht. Auch das Tryptichon, das als profanierte Altarform seit jener Zeit vielfach in Übung war und das Lang mindestens einmal gestaltet hat, dürfte auf H. von Marées zurückgehen. Diese Richtung, deren Quellpunkt das damalige Florenz gewesen zu sein scheint, hielt sich bis ins erste Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts. Lang kehrte, nachdem er 1887 wegen der Erkrankung des Vaters, der im April starb, schon einmal nach Karlsruhe gekommen war, 1888 aus Italien zurück und übertrug, zusammen mit anderen Künstlern, den Florentiner Stil nach Deutschland, wo er namentlich in Karlsruhe und München Fuß faßte. Lang wurde in Frankfurt/M. seßhaft, wo auch Thoma damals wohnte. Mit ihm zusammen führte er einen Freskoauftrag im Gasthaus „Kaiser Karl“ aus (im 2. Weltkrieg zerstört). 1897 übersiedelte Lang nach München, wo er einige Freunde des Florentiner Kreises vorfand. Ein anhaltendes Augenleiden führte schließlich zur Erblindung.
Neben Landschaften und Stilleben malte Lang mythologische Darstellungen, deren Auffassung den Stil von H. von Marées weiterentwickelt hat, daneben in geringerer Zahl Porträts, vornehmlich seiner Familienmitglieder. In der Druckgraphik (Lithographie und Radierung), die Thoma nahe steht, gestaltete er italienische und deutsche Landschaften.
In seiner badischen Heimat hat Lang sich späterhin nur gelegentlich besuchsweise wieder aufgehalten. Doch das Erlebnis der oberrheinischen Landschaft und des Schwarzwaldes zeichnet sich, ähnlich wie bei Thoma und Lugo, im Stil seiner Landschaftsdarstellung deutlich ab. Langs Gesundheit war offensichtlich von empfindlicher Beschaffenheit. Vielleicht mied er deshalb alle öffentliche Betriebsamkeit. Er beschickte unseres Wissens keine Ausstellungen. Die erste Gesamtausstellung war die nach seinem Tode (München 1934, siehe Literatur). Entspannung suchte er im Kreis der Familie, im Gespräch mit Freunden sowie in der Musik, der er, hörend wie ausübend, seit Kindestagen leidenschaftlich ergeben war. Als ausgebildeter Geiger hat er, wo er auch wohnte, einen Freundeskreis gesucht, mit dem er Kammermusik betrieb. Das schönste Porträt Langs von Freundeshand (von Karl von Pidoll, Museum Wuppertal) zeigt ihn beim Geigenspiel.
Werke: in den Museen Berlin (Nat.-Gal.), Bremen (Kunsthalle), Frankfurt/M. (Städelsches Kunstinst.), Göttingen (Kunstslg. d. Univ.), Hamm (Städt. Gustav-Lübcke-Mus.), Karlsruhe (Staatl. Kunsthalle), München (Bayer. Staatsgem.slgg. u. Städt. Gal. im Lenbachhaus), Wuppertal (von der Heydt-Mus.). – Erinnerungen, in: Süddt. Mhh., H. 30, 1933, 426 ff. und in: Die Pyramide (Wochenschr. z. Karlsr. Tagebl., 22. Jg., Nr. 18 u. 19, April-Mai 1933).
Nachweis: Bildnachweise: Selbstbildnisse: 1878 (Staatl. Kunsthalle Karlsruhe); ca. 1885 (Kunstslg. d. Univ. Göttingen). Porträts: H. Thoma, 1887 (Stadt. Galerie im Lenbachhaus München); v. C. v. Pidoll, A. Lang als Geiger (Von der Heydt-Mus. Wuppertal).

Literatur: G. Fuchs, Deutsche Form, 1907; W. Trübner, Personalien und Prinzipien, 1907; Kat. d. Gedenkausstellung Prof. A. Lang Gal. Heinemann, München 1934; K. Martin, Kat. Wilhelm Trübner u. s. Kreis, Ausstellung Staatl. Kunsthalle Karlsruhe, 1951; Kat. München 1869-1958, Aufbruch z. modernen Kunst, Rekonstruktion d. Ersten Internat. Kunstausstellung 1869, 1958; J. Lauts, Hans Thoma u. s. Kreis, Gemälde aus d. Staatl. Kunsthalle Karlsruhe (Ausstellung Stuttgart), 1962; G. Aust u. H. G. Wachtmann, Von der Heydt-Mus. Wuppertal, Verz. d. Handzeichungen, Pastelle und Aquarelle, 1965; H. Wille, Kat. Zeichenkunst v. d. Goethezeit b. z. Gegenwart, Kunstslg. d. Univ. Göttingen, 1966 f.; J. Lauts u. W. Zimmermann, Kat. Neuere Meister, Staatl. Kunsthalle Karlsruhe, 2 Bde., 1971; U. Laxner-Gerlach, Gemälde d. 19. Jh., Von der Heydt-Mus. Wuppertal, 1974; M. Petzet u. R. Gollek, Wilh. Leibl u. s. Kreis, AKat. Stadt. Gal. München, 1974; H. Wille, Hans Thoma – A. Lang, Bildnis einer Freundschaft, Städt. Gustav-Lübcke-Mus. Hamm, 1977; ThB XXII, 313 und NDB 13, 528 f.
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