Jeckeln, Friedrich 

Geburtsdatum/-ort: 02.02.1895;  Hornberg
Sterbedatum/-ort: 03.02.1946; Riga, Lettland
Beruf/Funktion:
  • SS Obergruppenführer u. General d. Waffen SS u. Polizei
Kurzbiografie: 1905–1913 Oberrealschule Freiburg anschließend Semester am Polytechnikum Köthen
1913–1919 Dienst in d. Reichswehr, mit Kriegsteilnahme u. Verwundung, 1916 Flieger-Ersatzabteilung
1919–1925 Gutsverwalter bei Danzig
1925–1929 selbst. Ingenieur in Braunschweig
1929 X 1 Eintritt in die NSDAP, Mitgliedsnr. 163 348
1930 XII 1 in Hannover Eintritt in die SS, Mitgliedsnr. 4367; SS Anwärter 1. Dez. 1930; SS Mann 5. Jan. 1931; SS Sturmbannführer 31. Mrz. 1931, zurückdatiert auf 15. Mrz. 1930; SS Standartenführer 22. Jun. 1931; SS Oberführer 20. Sept. 1931; SS Gruppenführer 4. Febr. 1933; SS Obergruppenführer 13. Sept. 1936–Sept. 1936 SS Oberabschnitt, OA, Mitte, Jul. 1940 SS OA West; SS Obergruppenführer u. General d. Polizei 1. Apr. 1941–ab Okt. 1941 SS OA „Ostland“; SS Obergruppenführer u. General d. Waffen-SS u. Polizei 1. Jul. 1944
1932–1945 MdR-NSDAP
1933 VI 20 Führer d. Gestapo, d. Landespolizei u. Kommandeur d. Schutzpolizei in Braunschweig
1938 VI 28–1940 VII 9 Höherer SS- u. Polizeiführer Mitte in Braunschweig
1940 II 13 Braunschweigischer Staatsrat
1940 V Bataillonsführer in d. SS Division „Totenkopf“ im Frankreichfeldzug
1941 VI 29–1941 XI 1 Höherer SS- u. Polizeiführer Russland-Süd im Reichskommissariat Ukraine (Kiew). SS- u. Polizeieinheiten J.s verübten Ende August 1941 bei Kamenez-Podolsk Massenmorde an ca. 23 600 Juden u. im Sept. 1941 das Massaker von BabynYar mit etwa 33 000 Opfern
1941 XI–1945 III Höherer SS- u. Polizeiführer beim Reichskommissar für das „Ostland“ (Riga) Nov. 1941–Jan. 1945; Führer SS OA „Ostland“ (Riga) Dez. 1941–Mrz. 1945; Nov.–Dez. 1941 Räumung des Ghettos Riga mit rund 27 500 ermordeten Juden; seit 22. August 1942 auch Leitung d. Aktion „Sumpffieber“ zur Unterbindung d. „Bandentätigkeit in Weißruthenien“; Febr. 1944–1945 Höherer SS- u. Polizeiführer für das „Ostland“ u. Russland-Nord (Riga)
1945 V bei Halbe in Kriegsgefangenschaft
1946 I 26–1946 II 3 Kriegsverbrecherprozess in Riga; Todesurteil u. gehenkt
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev., später „gottgläubig“
Auszeichnungen: Ehrungen: Eisernes Kreuz II. Klasse (1914); Verwundetenabzeichen in Schwarz (1918); SS Totenkopfring u. Ehrendegen des Reichsführers SS (1936); Goldenes Parteiabzeichen d. NSDAP u. Eisernes Kreuz I. Klasse (1939); Spange zum Eisernen Kreuz II. Klasse (1941); Kriegsverdienstkreuz II. Klasse mit Schwertern (1940), I. Klasse mit Schwertern (1942); Verwundetenabzeichen in Silber u. Medaille Winterschlacht im Osten 1941/42 (1942); Dt. Kreuz in Gold (1943); Ritterkreuz zum Eisernen Kreuz (1944); Ritterkreuz mit Eichenlaub (1945)
Verheiratet: I. 1918 Anna Hulda Charlotte, geb. Hirsch (geboren 1895), Landwirtstochter, 1927 gesch.;
II. 1928 Annemarie, geb. Wienß (geboren 1907)
Eltern: Vater: Friedrich Heinrich Theodor (1852–1899), Fabrikbesitzer u. Textilunternehmer in Hornberg/Schwarzwaldbahn
Mutter: Emma Rosine, geb. Trautwein (geboren 1874), Wirtstochter
Geschwister: 4; Julie (geboren 1882), Emma (geboren 1884), Gertrud (geboren 1896) u. Theodor (geboren 1898)
Kinder: 9;
aus I.:
Friedrich (1920–1944 vermisst), Ilse (geboren 1922), Klaus (1924–1944 vermisst);
aus II.:
Reinhard (1929–2001), Anna-Maria (geboren 1932), Harald (geboren 1939), Helga (geboren 1938) u. Dieter (1941–1944); unehelich Renate (geboren 1941), geb. Röder
GND-ID: GND/120640910

Biografie: Gerhard Wenzl (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 6 (2016), 215-218

Jeckeln, Sohn eines Fabrikbesitzers in Hornberg, zog nach dem frühen Tod des Vaters mit der Familie erst für kurze Zeit zu Verwandten mütterlicherseits nach Frankfurt, dann nach Freiburg im Breisgau. Dort besuchte er die Oberrealschule, die er 1911 abschloss. Danach hat er nach eigenen Angaben bis Ende 1912 verschiedene Volontariate im Maschinenbau absolviert und erwarb die Zugangsberechtigung zum Polytechnikum in Köthen. Bereits nach dem ersten Semester musste Jeckeln sein Studium dort abbrechen und am 1. Oktober 1913 in das Badische Feldartillerie-Regiment 76 einrücken. Der Ausbruch des I. Weltkriegs war Beginn seiner militärischen Laufbahn. Jeckeln wurde 1915 Leutnant, was seine Pläne einer militärischen Karriere nährte. 1916 wurde er schwer verwundet und wechselte zum deutschen Fliegerkorps. Pläne, Berufssoldat zu werden, wurden durch die Begrenzungen des Versailler Vertrages zunichte.
Jeckeln, der 1918 heiratete, sollte ein Gut seines Schwiegervaters in Trappenfelde, Westpreußen, mit seiner Gattin verwalten. Er nahm gezwungenermaßen im Januar 1919 seinen Abschied von der Armee und wurde Gutsverwalter. Die Ehe war durch starke Konflikte mit dem Schwiegervater geprägt. Nach späteren Aussagen war sich Jeckeln 1921 seiner rassenpolitischen Aufgabe bewusst geworden. Ob sein Schwiegervater jüdische Wurzeln hatte, bleibt umstritten. Jeckeln jedoch schrieb ihm die Eigenschaften eines „Juden“ zu und beschloss, die Ehe wegen „rassischer Verseuchung“ 1927 zu beenden. Für die drei Kinder aus dieser Ehe verweigerte er fortan den Unterhalt.
Jeckeln skizzierte später die folgenden Monate als eine Zeit, in der er sich mit geringem Erfolg als selbstständiger Ingenieur betätigte und mit alten Frontkameraden dem Alkohol verfiel. Diesen gab er zeitlebens nicht mehr auf, er wurde deswegen in seiner Laufbahn von Heinrich Himmler (1900–1945) mehrfach verwarnt. Seine zweite Gattin, mit der er fünf weitere Kinder hatte, kam aus vermögendem Hause und ermöglichte Jeckeln ein gutes Auskommen.
Zwischen 1928 und seinem Eintritt in die NSDAP 1929 bzw. in die SS 1930 bleibt Jeckelns Wirken unklar. Jeckeln gab in seinem SS Lebenslauf an, dass er als Kaufmann gearbeitet habe und später in Riga Tabakhändler gewesen sei. Belege existieren nicht. Nachweisbar ist dagegen ein Aufenthalt in Hannover, wo Jeckeln kurz bei einer Treibstofffirma beschäftigt war. Dies macht 1930 der Eintritt in die hannoveranische SS plausibel. Zuvor war er am 1. Oktober 1929 als Arbeitsloser in die NSDAP eingetreten, welche ihn später als Gauredner einsetzte. Sein Weg in die SS, der er am 1. Dezember 1930 beitrat, führte über Kontakte zum nationalistischen, antisemitischen Jungdeutschen Orden, Jungdo, dem er etwa von 1922 bis1924 angehört haben will. Eine ganze Reihe später führender SS-Leute waren dort Mitglied und so entstand eine ganze Reihe nützlicher SS Kontakte. Sein ungewöhnlich rascher Aufstieg begann aber erst 1931, nachdem er Himmler und Hitler (1889–1945) persönlich kennengelernt hatte. Nun wurde er hauptamtlich SS Mann, zunächst als Führer der 12. SS Standarte (Hannover), ab September 1931 Leiter des SS Abschnitts IV (Norddeutschland). Ab Anfang 1932 war in der Parteileitung tätig, ab Juli 1932 auch Reichstagsabgeordneter. In dieser Zeit des Erfolges spitzte sich der Unterhaltsstreit mit seiner ersten Gattin zu. Verzweifelt schrieb Charlotte Jeckeln an Hitler, der diesen Hilferuf an Himmler übergab. Der Reichsführer stand seinem SS Mann bei, indem er seine Mittellosigkeit dokumentierte, was die erste Familie Jeckelns in den Ruin trieb.
In der Braunschweiger Stationierung kam er mit Dietrich Klagges (1891–1971) in Kontakt, dem späteren Ministerpräsidenten des Freistaates Braunschweig. Jener öffnete Jeckeln höhere gesellschaftliche Kreise und stete Nähe zu Hitler und Himmler. 1932 bis 1938 wurde er auch durch den Eintritt in die Polizei 1933 ein wesentlicher Protagonist der internen Sicherheit für SS- und Parteielite. Bei der „Machtergreifung“ sicherte Jeckeln auch die SS Gruppe Süd und pendelte regelmäßig zwischen Braunschweig und München. Schon damals verband er Partei-, SS-und Polizeipositionen für verschiedene Verwaltungsbereiche. Intensive Kontakte zu Kurt Daluege (1897–1946) entstanden, dem Chef der ab 1936 aufgestellten Ordnungspolizei. Auch Daluege unterstützte Jeckeln, dessen Polizeikarriere sich ebenso gut entwickelte wie die SS Laufbahn.
Mittelpunkt seines politischen Wirkens in der Vorkriegszeit blieb Braunschweig, wo er sich bereits mehrfacher Verbrechen schuldig machte. Zur Zerschlagung des politischen Widerstands ordnete er Sprengstoffanschläge und Tötungen von Gewerkschaftsangehörigen, SPD- und KPD-Mitgliedern an und führte sie selbst durch. Da Jeckeln bereits seit Juni 1933 offiziell Regierungsrat in Braunschweig und Führer des Landespolizeiamtes im braunschweigischen Staatsdienst war, blieben die Taten folgenlos. Seine Härte aber wurde in der SS gewürdigt. Jeckeln übernahm 1935 den SS OA Nordwest in Braunschweig, im Sept. 1936 als Obergruppenführer den SS OA Mitte. 1938 erhielt er die neue Bezeichnung eines „Höheren SS- und Polizeiführers“ und war somit in seinem Wehrbereich Himmlers Generalbevollmächtigter. Bereits damals hatte Jeckeln, der erst sieben Jahre in der SS war, ein beachtliches Machtpotential auf seine Person konzentriert. Seine Kontakte in Polizei und SS, zu Himmler, aber auch seine Gewaltbereitschaft hatten einen nahezu beispiellosen Aufstieg befördert.
Als Anfang Oktober 1938 deutsche Truppen in das Sudetenland einmarschierten, war Jeckeln aktiv beteiligt. Er organisierte die Ausbildung seiner SS- und Polizeikräfte, sodass die Organisation des „spontanen Volkszorns“ in der „Reichskristallnacht“ ganz nach dem Befehl von SD Chef Reinhard Heydrich (1904–1942) funktionierte. Eigeninitiativ verfügte Jeckeln sogar am 11. November 1938 die Sperrung „jüdischer Guthaben“ und sicherte so das Kapital für die SS. Jeckeln hatte sich damit in der SS größtes Ansehen erworben.
Im Juni 1939 kam es wieder zu einem alkoholbedingten Ausfall, als er alkoholisiert mit hoher Geschwindigkeit in Damenbegleitung durch Braunschweig fuhr. Jeckeln wurde deswegen von Himmler gemaßregelt. Seine relativierende Rechtfertigung lässt das Ausmaß der Alkoholprobleme ahnen.
Zu Beginn des Westfeldzuges kommandierte Jeckeln auf eigenen Wunsch vorübergehend Feldeinheiten der SS aus ehemaligen KZ-Wachverbänden der Totenkopfdivision Theodor Eickes (1892–1943), zu dem er dann auch ein freundschaftliches Verhältnis hatte. Obwohl Jeckeln aufgrund seines Kriegsdienstes keine Fronterfahrung benötigte, war ihm die Bitte von Himmler gewährt worden, welcher ihn aber bald darauf wieder abzog. Denn nach Beginn des Krieges steigerten sich die zivilen und polizeilichen Aufgaben Jeckelns. Im März 1940 erhielt er zwar den Titel „Braunschweigischer Staatsrat“, musste jedoch ab Juli 1940 die Nachfolge des verunglückten Höheren SS- und Polizeiführers West, Fritz Weitzel (1904–1940), in Düsseldorf übernehmen.
Jeckeln wollte eigentlich zurück nach Braunschweig. Aber der Überfall auf die Sowjetunion warf seine Schatten voraus, sodass Jeckeln ab Frühjahr 1941 mit Himmler und Heydrich an den Planungen der kommenden Polizeieinsätze wirkte. Mit dem „Unternehmen Barbarossa“ wurde Jeckeln Höherer SS und Polizeiführer Russland Süd. Er war Befehlshaber über sämtliche SS- und Polizeieinheiten, Ordnungspolizei und partiell auch der Waffen SS in seinem ukrainischen Bereich. Sein Vorgehen und das seiner Truppen war brutal, vor allem gegenüber Juden. Dass Jeckeln früh von den Plänen der „Endlösung“ wusste, ist anzunehmen, jedoch nicht belegt. Bereits im Mai 1941 wurden die Höheren SS- und Polizeiführer für den Osten von Himmler instruiert. Ab August 1941 verübte Jeckeln mit seinen Truppen zahlreiche Massaker, welche sich in Massenliquidierungen durch Einsatzgruppen aus SS, Polizei und einheimischen „Hilfswilligen“ zeigten. Allein im Sommer 1941 kam es zu den bis dahin größten Mordaktionen des Krieges, am bekanntesten darunter die dreitägigen Massaker von Kamenez-Podolsk mit 23 000 und in der Schlucht BabynYar mit 33 000 Erschießungen. Ähnliche Kriegsverbrechen geschahen in Rowno, Berditschew und Dnjepropetrowsk. Nach dem 1. Oktober 1941, als Jeckeln zum Höheren SS- und Polizeiführer Ostland (= Baltikum) und Russland-Nord befördert und nach Riga versetzt war, wo er den zu „zaghaften“ Hans-Adolf Prützmann (1901–1945) ablöste, intensivierten sich seine Bemühungen weiter. Er hinterließ seinem ehemaligen Adjutanten im Süden, Herbert Degenhardt (1909–nach 1971), genaue Anweisungen zur Weiterarbeit.
Jeckeln griff immer häufiger auch persönlich zur Waffe und beteiligte sich an den Verbrechen. Am 29. November 1941 traf ein Zug mit ca. 1000 Berliner Juden ein. Der Transport sollte ursprünglich nach Theresienstadt gehen, wo die Inhaftierten aufgrund ihrer früheren Kriegsverdienste im Altersghetto bleiben sollten. Wohl trotz besseren Wissens ließ sie Jeckeln umbringen, was Himmler verstimmte, der Jeckeln erneut zur Ordnung rief. Der darauffolgende Tag, der 30.November 1941, war als „Blutsonntag“ in Riga der Beginn der Räumung des Ghettos und der organisierten Massenexekution von 27 500 Juden. Vor seinen Untergebenen rechtfertigte er die Judenvernichtung als vaterländische Pflicht; Unbeteiligte seiner Truppe mussten zusehen, um durch Mitwissen Verbundenheit zu schaffen. Degenhardt nannte das bei seiner Vernehmung nach Kriegsende das „System Jeckeln“.
Jeckeln sah sich als inzwischen über dem Gesetz stehend. Er griff im Winter 1941/42 zur Unterstützung der Truppen seines Kameraden Eickes, die zwischen Moskau und St. Petersburg lagerten, auf Besitz der ermordeten Juden zurück. Im folgenden Sommer organisierte er die Ermordung geflohener Juden, die sich in Wäldern versteckt hielten, in der Aktion „Sumpffieber“. Unter Missachtung auch des „Rechtswesens“ von SS und Polizei in Riga machte Jeckeln häufig vom einem „Nachprüfungsrecht“ Gebrauch und hob Urteile von SS Gerichten auf, welche Strafen über einzelne SS Männer verhängt hatten. Auch wenn sie nicht den SS Ordensregeln gerecht wurden, sprach er sogar Beförderungen für die aus, die sich im „System Jeckeln“ bewährt hatten.
Als Höherer SS- und Polizeiführer hatte er in seinem Verwaltungsbereich de facto fast unbegrenzte Kompetenzen. Nur bei der Liquidierung zweier Generäle ließ sich Jeckeln die Aktion absegnen. Mit der Zivilverwaltung hatte er zwar Auseinandersetzungen, da in den besetzten Ostgebieten die SS aber die Tagesordnung diktierte, blieb die Konfrontation mit dem Verwaltungschef des „Reichskommissariat Ostland“, Hinrich Lohse (1896–1964), lediglich Nebensache. Lohse, ein Freund von Martin Bormann (1900–1945), und Jeckeln als Vertrauter von Himmler setzten den innerparteilichen Machtkampf im Osten auch mit Fäusten fort. Aufgrund seiner Liquidierungszahlen war Jeckeln für Himmler unentbehrlich, und die Partei- und Zivilkompetenzen nahmen im weiteren Kriegsverlauf drastisch ab, sodass sich Lohse Ende 1944 geschlagen gab.
Im November 1944, seine Familie war bereits seit einiger Zeit auf dem Land in Westpreußen, traf eine Fliegerbombe das Wohnhaus Jeckelns in Braunschweig. Dennoch zeigte sich Jeckeln tief bestürzt. Sein Brief an Himmler schloss mit den Worten: „Und nun erst recht!“. Das war keine leere Drohung. Jeckeln selbst nahm immer wieder und ab 1945 intensiver an Kampfhandlungen teil. Die sogenannte „Kampfgruppe Jeckeln“ agierte vor Leningrad, bei Newel und bis zu den Abwehrkämpfen 1945. Aber auch die restlose Mobilisierung des Baltikums brachte nicht genug Kampfmittel hervor, um der Roten Armee Entscheidendes entgegenzustellen. Himmler sandte Jeckeln nach Breslau, wo er am 17. Februar 1945 Höherer SS- und Polizeiführer Oberschlesien und Kommandierender General wurde. Ab April 1945 war er Kommandeur des V. SS Gebirgskorps, das er in der Kesselschlacht an der Oder Mitte April kommandierte. Am 29. April wurde er verwundet, floh nach Westen und geriet bei Halbe in alliierte Kriegsgefangenschaft.
Er wurde an die Sowjetunion ausgeliefert. Der russische Geheimdienst verhörte ihn in Riga. Sein Teilgeständnis, zahlreiche Beweise und Zeugenaussagen führten zum Todesurteil, das am Nachmittag des 3. Februar vollstreckt wurde. Jeckeln und sechs weitere Generäle wurden öffentlich gehenkt.
Quellen: SS Personalakte IFZ München FA226/25; BA DH (Dahlwitz Hoppegarten) ZM 1339, A13 Erklärung d. NS-Reichstagsabgeordneten; BA DH ZM 1683 Vernehmungsprotokoll; StA Hamburg 213–212–0042–006, Nr. 15931 Sterbeurkunde.
Nachweis: Bildnachweise: BA183-S45466 (1937).

Literatur: Ruth Bettina Birn, Die Höheren SS- u. Polizeiführer, 1986; Reinhard Bein, Juden in Braunschweig. 1900–1945, 1988; Andrew Ezergailis, The Holocaust in Latvia 1941–1944, 1996; Frank Flechtmann, November 1944: „Und nun erst recht!“ Ein Hornberger lässt schießen in: Die Ortenau, 1996, 471-492; Toviyya Friedmann (Hg.), SS Obergruppenführer Friedrich Jeckeln, 1997; Richard Breitman, Friedrich Jeckeln – Spezialist für die „Endlösung“ im Osten, in: Ronald Smelser, Enrico Syring (Hgg.), Die SS, 2000, 267-275; Harry Bennett, Exploring the World of the Second and Third Tier Men in the Holocaust, The Interrogation of Friedrich Jeckeln, in: Liverpool Law Review Vol. 32, 2011, 1-18; Bernhard Kiekenap, Hitlers u. Himmlers Henker, 2013.
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