Vogel, Otto Friedrich 

Geburtsdatum/-ort: 06.03.1925; Berlin
Sterbedatum/-ort: 05.08.2006;  Heidelberg
Beruf/Funktion:
  • Humangenetiker
Kurzbiografie:

1931 X–1943 II bis 1935 Volksschule, dann bis 1943 Staatliches Kaiserin Augusta Gymnasium mit Abitur im Februar 1943, „gut“ in Berlin-Charlottenburg

1943 V–1945 V Arbeitsdienst bis August 1943, anschließend Militärdienst

1945 V–VIII Russische Kriegsgefangenschaft

1946 IV–1952 VI Medizinstudium an der Humboldt-Universität Berlin, SS 1946 bis WS 1947/48, dann nach dem Physikum vom WS 1949/50 bis WS 1951/52 an der FU (West)Berlin

1951 XI–1953 I Pflichtassistent am Städtischen Augusta-Viktoria-Krankenhaus in Schöneberg

1952 VI 23 Promotion „cum laude“ an der FU: „Über psychische Faktoren bei Ekzemen und verwandten Zuständen, soweit sie der Diagnostik des praktischen Hautarztes zugänglich sind“

1953 II–1962 IX Arbeit am Max-Planck-Institut für vergleichende Erbbiologie und Erbpathologie, Berlin-Dahlem, bis Mai 1956 Stipendiat der DFG, ab Juni 1956 Wissenschaftlicher Assistent

1956 X Habilitation an der FU: „Über die Erblichkeit des normalen Elektroenzephalogramms: Vergleichende Untersuchung an ein- und zweieiigen Zwillingen“; Antrittsvorlesung am 18. Januar 1957: „Modellvorstellungen zur spontanen Mutabilität beim Menschen“

1962 X–1993 III ordentliche Professor und Direktor des Instituts für Anthropologie und Humangenetik an der Universität Heidelberg, vom SS 1993 bis WS 1993/94 Vertreter seines Lehrstuhls

1987 IX–1991 VII Dekan der Medizinischen Gesamtfakultät und der Fakultät für Theoretische Medizin

Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Auszeichnungen: Ehrungen: Hans-Berger-Preis der Deutschen Elektroenzephalographie- Gesellschaft (1966); Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina, Halle (1973); Bundesverdienstkreuz I. Kl. (1985); Dr. med. h. c. der FU Berlin (1988); Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (1989); Jakob-Henle-Medaille der Medizinischen Fakultät der Universität Göttingen (1995); Ehrenmedaille der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik (2003).
Verheiratet:

1951 Adelheid, geb. Kurth (1927–2003), Apothekerin


Eltern:

Vater: Reinhard (1890–1944), Bankbeamter

Mutter: Ingeborg, geb. Wahrenholz (1904–1990)


Geschwister:

2


Kinder:

4; Sebastian Friedrich Reinhard Erich (geb. 1955), Christiane Hedwig Ingeborg (geb. 1957), Rudiger Ulrich (geb. 1962) und Tilman Klaus (* 1963)

GND-ID: GND/120928892

Biografie: Alexander Kipnis (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 7 (2019), 546-551

Vogel war das erste Kind eines Bankbeamten in Berlin-Lichterfelde. Seine schulische Ausbildung bis zum Abitur geschah in Charlottenburg. Danach musste der 18-jährige erst zu einem dreimonatigen Arbeitsdienst, dann sofort in den Kriegsdienst bei einer Infanterieeinheit. Bei Kriegsende geriet er in der Tschechoslowakei in russische Gefangenschaft. Schon Ende August 1945 wurde er zusammen mit ca. 2000 Kriegsgefangenen entlassen und aus dem Kaukasus nach Sachsen transportiert. Er kehrte zu seiner Mutter nach Berlin zurück; sein Vater war Anfang 1944 an der Ostfront gefallen.

Mit deren Unterstützung begann Vogel an der Humboldt-Universität zu studieren. Sein Wunsch tendierte Richtung Ethnologe, unter den damaligen Umständen erschien ihm die Medizin aber sinnvoller, denn „Ärzte werden immer gebraucht und außerdem bietet das Medizinstudium eine breite Grundlage für die Entwicklung in verschiedene Richtungen“ (1990, Antrittsrede, S. 26). Nach vier Semestern bestand Vogel das Physikum. Er wechselte 1948 nach West-Berlin, wo er vom Dezember an der als „Fluchtburg“ vor der kommunistischen Bedrohung gegründeten Freien Universität weiterstudierte; Vogel gehörte zu deren ersten Studenten. Anfang 1951 legte er sein Staatsexamen mit „sehr gut“ ab und erhielt im Mai 1951 die Approbation als Arzt. Seine Pflichtassistenz absolvierte er in mehreren Abteilungen am Städtischen Auguste- Viktoria-Krankenhaus in Schöneberg und sammelte dort seine einzigen klinischen Erfahrungen. Danach widmete er sich ausschließlich der Forschung und Lehre. Während seiner Arbeit im Krankenhaus verfasste Vogel unter Anleitung des Dermatologen Erich Langer (1891–1957) eine Dissertation auf dem Gebiet der Psychosomatischen Medizin.

Vor der Wahl seiner Forschungsrichtung stehend traf Vogel, wie er später formulierte, „eine bewusst ‚antizyklische‘ Entscheidung“ (ebd.) und wählte die Humangenetik. Es „war […] nicht verwunderlich, dass man zunächst das Kind mit dem Bad ausschüttete und überhaupt nichts mehr von einer Genetik des Menschen wissen wollte“ (1980, Hans Nachtsheim, S. 28), nach der unmenschlichen sog. „Rassenhygiene“ der NS-Zeit. Vogel hatte Glück, im klassischen Genetiker Hans Nachtsheim (1890–1979) einen geeigneten Lehrer zu finden. Nachtsheim hatte die Humboldt-Universität wegen Kontroversen mit den DDR-Machthabern verlassen und 1949 an der FU den Lehrstuhl für Allgemeine Biologie erhalten. Gleichzeitig leitete er in West-Berlin das Institut für vergleichende Erbbiologie und Erbpathologie, das 1953 der Max-Planck-Gesellschaft angegliedert wurde.

Kaum hatte Vogel seine Pflichtassistentenzeit beendet, erschien er bei Nachtsheim und bat darum, in dessen Institut auf dem Gebiet der Humangenetik arbeiten zu dürfen. Überrascht nahm Nachtsheim Vogel in sein Institut auf, schlug ihm bald vor, das Problem der Mutationsraten menschlicher Gene zu erforschen und beantragte für Vogel ein DFG-Stipendium. Er ließ Vogel viel Freiheit. Unter Nachtsheim erwarb Vogel eine solide Grundlage in klassischer Genetik, aber „als Humangenetiker bin ich wesentlich Autodidakt“, bekannte er später (ebd.). Nach drei Jahren als Stipendiat wurde er planmäßiger Wissenschaftlicher Assistent von Nachtsheim.

Sehr früh begriff Vogel die Notwendigkeit guter mathematischer Kenntnisse, um genetische Informationen statistisch bearbeiten zu können und besuchte dafür eigens Privatstunden. Darin sollte später sogar seine Stärke liegen. Als erstes Modell für seine Mutationsuntersuchungen wählte Vogel das Retinoblastom, den bösartigen Augentumor bei kleinen Kindern und konnte erstmals zwischen erblichen und sporadischen Tumorformen unterscheiden. Daneben wandte er sich einem neuen Gebiet zu, das er jahrzehntelang bearbeitete: die genetischen Grundlagen der menschlichen Hirnstromaktivitäten, die er durch Elektroenzephalographie, EEG, studierte. Bei der Untersuchung mehrerer hundert ein- und zweieiiger Zwillinge fand Vogel heraus, dass das EEG-Muster bei gesunden eineiigen Zwillingen praktisch identisch ist, sonst aber große Unterschiede zwischen Menschen zeigt. Daraus schloss er die genetische Determination der Unterschiede.

Im August 1956 stellte Vogel diese Ergebnisse beim Ersten Internationalen Kongress für Humangenetik in Kopenhagen vor. Dieser Kongress mit 540 Teilnehmern aus 30 Ländern wurde zur Zäsur für seinen beruflichen Weg; denn nun begann Vogels internationale Anerkennung. Er knüpfte wichtige Kontakte zu ausländischen Kollegen, so zum bedeutenden Humangenetiker James Neel (1915–2000), in dessen Institut in Ann Arbor man auch Retinoblastome erforschte. Von besonderer Bedeutung war es, dass Vogel den amerikanischen Genetiker Arno Motulsky (geb. 1923) kennenlernte, einen deutschen Juden, der aus dem „Dritten Reich“ in die USA emigriert war. So entstand eine fruchtbare Beziehung, die bis zu Tod Vogels währte. Als außerordentlich wichtig zeigte sich auch die Bekanntschaft mit dem Heidelberger Ophtalmologen Wolfgang Jaeger (1917–1995), der sich mit genetisch bedingten Augenkrankheiten befasste. Nach dem Kongress half Jaeger Vogel wesentlich „beim Gewinnen des Krankengutes“ für die Erweiterung der Untersuchungen über Retinoblastome (1957, Neue Untersuchungen, S. 205). Es war Jaegers Vorschlag, Vogel schließlich nach Heidelberg zu berufen. Vogel schrieb einen Nachruf auf Jaeger und widmete ihm einen kleinen Gedenkband.

Seine EEG-Resultate an Zwillingen legte Vogel als Habilitationsschrift der Westberliner Medizinischen Fakultät vor. Er wurde Privatdozent, blieb aber am Max-Planck-Institut. Nach seiner Habilitation erhielt er die Möglichkeit, einige Monate in den USA bei James Neel an der University of Michigan in Ann Arbor zu verbringen. Dieser Aufenthalt brachte ihm Erkenntnisse über die Organisation und Einrichtung des großen Instituts und weitere wissenschaftliche Kontakte und Austauschmöglichkeiten.

Bald nach seiner Rückkehr aus den USA schlug Heinz Götze (1912–2001), eine der leitenden Persönlichkeiten des wissenschaftlichen Springer- Verlags in Berlin, Vogel vor, ein Lehrbuch über Humangenetik zu verfassen. Drei Jahre lang bearbeitete Vogel das Thema und legte das Hans Nachtsheim gewidmete „Lehrbuch der allgemeinen Humangenetik“ 1961 vor. Es erhielt viel Anerkennung, auch im Ausland; u. a. wurde darin der weltweit übernommene Begriff „Pharmakogenetik“ eingeführt (ebd, S. 426).

Enge Kontakte zum Springer-Verlag pflegte Vogel mehrere Jahrzehnte lang. So wurde es möglich, zusammen mit A. Motulsky 1964 die neue internationale Zeitschrift „Humangenetik“ herauszugeben, die 1976 als „Human Genetics“ die zuvor bei Springer verlegte „Zeitschrift für menschliche Vererbungs- und Konstitutionslehre“ ersetzte. Vogel war ihr Mitherausgeber bis Mitte der 1990er Jahre.

Fortschritte in der Humangenetik, besonders in den USA, führten dazu, dass der Deutsche Wissenschaftsrat 1960 humangenetische Lehrstühle und Institute in allen medizinischen Fakultäten einzurichten empfahl. So geschah es 1961 an der Universität Heidelberg und Vogel wurde berufen: „In seinen menschlichen Eigenschaften wird Herr Vogel allseitig durchaus positiv, als lauterer Charakter und zuverlässigen Wesens betrachtet“ (UA Heidelberg, PA 1066). Vogel kam im WS 1962/63 nach Heidelberg und wirkte dort mehr als drei Jahrzehnte. Einen Ruf an die FU Berlin lehnte er 1965 ab.

Vogel besaß außerordentliche Energie, blitzschnelles Auffassungsvermögen und ein hervorragendes Gedächtnis, wodurch er sehr vielseitige Tätigkeiten entfalten konnte. Er stellte im SS 1963 mit dem Thema „Biologische Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Menschen“ im Rahmen des Studiums Generale die Humangenetik der gesamten Universität vor. Für Medizinstudenten las er „Einführung in die Erbbiologie des Menschen“ und „Klinische Genetik“. Seine Hauptaufgabe aber war der Aufbau des neuen Instituts. „Die Genetik des Menschen ist nicht mehr nur angewandte Genetik. Mehr und mehr erweist sich der Mensch als geeignetes Objekt auch für die Bearbeitung von Grundlagenproblemen“ (1959, Moderne Anschauungen, S. 1833). Das war seine Leitlinie für das neue Institut.

Die Anfänge waren bescheiden, Vogel hatte noch keine Mitarbeiter und die Institutsräume waren auf verschiedene Gebäude verteilt. 1964 fand Vogel die ersten Assistenten. Die Entwicklung des Instituts lief bald intensiv und in verschiedenen Richtungen: eine tierexperimentelle Arbeitsgruppe wurde organisiert, ein zytogenetisches Laboratorium eingerichtet, mit der Erforschung chemischer Mutagenese begonnen. Vogel hatte auch die Beratung von Kliniken in humangenetischen Fragen zu organisieren. Diese Aufgabe war für ihn nicht leicht, da er kaum klinische Erfahrung hatte. Anfang 1964 gelang es ihm aber, den Kinderkliniker Walter Fuhrmann (1924–1995) zu gewinnen, mit dem er die grundlegende „Genetische Familienberatung“ verfasste. Das Buch erlebte seit 1968 drei deutsche Ausgaben und wurde in sieben Sprachen übersetzt. Mit dem Umzug ins Neuenheimer Feld im Frühjahr 1974 war der Raummangel beseitigt; das Institut damals zählte 10 wissenschaftliche Mitarbeiter, darunter auch einen Mathematiker, 1980 waren es 17.

Als Chef hielt sich Vogel immer an das Vorbild seines Lehrers Nachtsheim. Auch er ließ seinen Mitarbeitern viel Selbständigkeit und war immer bereit, Probleme zu diskutieren. Dass neun davon selbst Professoren wurden, verdeutlicht den Erfolg. Vogels Institut gehörte bald zu den bedeutendsten in Deutschland. Es war auch das einzige, das über eine automatische Apparatur zur EEG-Bearbeitung verfügte. Heidelberg wurde zur Basis des Sonderforschungsbereichs “Klinische Genetik” für ganz Deutschland.

Das Institut nahm viele auswärtige Gäste auf. Wissenschaftler aus aller Welt arbeiteten dort, aus den USA, Japan, Südamerika, China und Indien. Das trug genauso zur weltweiten Anerkennung des Heidelberger Instituts bei wie die kosmopolitische Haltung Vogels und seine weltweiten Kontakte. Vogel trat z. B. in Stockholm, Budapest, Brünn, London, Kopenhagen und Tokio bei Tagungen, Symposien und Kongressen auf. Zwei Monate lang, März und April 1968, arbeitete er in Thailand und im August und September 1969 in Indien, wo er auch als Gastprofessor wirkte. Ein Höhepunkt seiner internationalen Aktivitäten war 1986 die Ausrichtung des 7. Internationalen Kongresses für Humangenetik in West-Berlin mit A. Motulsky als Präsident, der ersten großen Versammlung auf dem Gebiet der Genetik in Deutschland seit 1927, die nur dank Vogels internationaler Kontakte möglich war. Ein Erfolg Vogels war es auch, dass viele Humangenetiker aus dem „Ostblock“ teilnahmen; denn er strebte bewusst danach, die Trennung der Wissenschaft zu überwinden. Nach dem Fall der Berliner Mauer war er es, der sich maßgeblich um die Entwicklung der Humangenetik in den neuen Bundesländern mühte.

Nach dem Erreichen der Altersgrenze 1993 vertrat Vogel noch zwei Semester lang seinen Lehrstuhl. Am 1. Juli 1994 hielt er seine Abschiedsvorlesung. Dargestellt an der genetischen Analyse des menschlichen EEG behandelt sie den Fortschritt humangenetischer Methoden im Laufe von 40 Jahren. Nach seiner Emeritierung war Vogel noch mehrere Jahre literarisch aktiv. Als seine Frau verstorben war zog er in das Heidelberger Augustinum, wo er mit 81 Jahren verstarb.

Ein vollständiges Werkverzeichnis Vogels fehlt; von ihm stammen aber mindestens 330 Publikationen. Die unten gezeigte Auswahl lässt erkennen, von welch verschiedenen Seiten er sich seinem Fach näherte. Er lieferte Beiträge zu fast allen Teilbereichen der Humangenetik. „Friedrich Vogel war ein großer Anreger, der ausgetretene Wissenschaftspfade mied und immer wieder Neuland erschloss“ (Bartram, Propping, 2006, S. 395). Drei Themenkreise aber dominieren sein Werk: Die spontane und induzierte Mutagenese beim Menschen, insbesondere die durch chemische Einflüsse verursachten Mutationen, die Erkennung von genetischen Faktoren bei der Immunreaktion auf Krankheitserreger und Veränderung der genetischen Zusammensetzung infolge neuer Krankheitserreger sowie die psychiatrische und Verhaltensgenetik. Unter einzelnen Fragestellungen kommt den Arbeiten über die Genetik des menschlichen EEG grundlegende Bedeutung zu. Dieses Gebiet hat Vogel in seinem letzten, 2000 erschienen Buch noch zusammengefasst. Vogel bemühte sich auch um Übersichtsaufsätze, worin er oft seine eigenen Ergebnisse im breiteren Kontext darstellte. Unter seinen zahlreichen Büchern ragt das Werk „Human Genetics – Problems and Approaches“ heraus, das er mit A. Motulsky herausbrachte. Dafür hatte Vogel sein Sabbatjahr 1976/77 bei Motulsky in den USA zugebracht. Das internationale Standardwerk erlebte seit 1979 vier Auflagen, zuletzt 2010. „Es gibt wohl kaum ein Fachbuch, das sich so vielfällig nutzen lässt, als Lehrbuch, Nachschlagewerk, Arbeitsanleitung, Forschungsstimulans und sogar als spannende Freizeitlektüre“ (Flatz, 1990, S. 61).

Hauptergebnis des Wirkens von Vogel aber ist die Wiederbelebung der Humangenetik in Deutschland in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 1953, als er anfing, gab es in Deutschland weniger als ein Dutzend Mediziner, die als Humangenetiker betrachtet werden konnten. 2003, 50 Jahre später, grüßten über 1000 Teilnehmer der Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Humangenetik Vogel und Motulsky als erste Träger der Ehrenmedaillen dieser Gesellschaft, die anlässlich dieser Versammlung verliehen wurden.

In die Geschichte der Wissenschaft ging Vogel als führender Humangenetiker der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein. Er stellt eine Schlüsselfigur bei der Neuentwicklung des Fachs in der Bundesrepublik Deutschland dar.

Quellen:

UA der FU Berlin, Med. Fak./Humanmedizin/Promotion/Akte Friedrich Vogel, Sign. 182; Med. Fak./Personal/Friedrich Vogel, Personalakte Vogel, Professurakte/Med. Fak./Sign. 5703/1–25, Friedrich Vogel; UA Heidelberg PA 9285, PA 1066, Personalakten Vogel, Rep 27/1902, Akad. Quästur Vogel, B II (Q99), Med. Fak., Lehrstuhl für Anthropologie und Humangenetik; Auskünfte des StadtA Heidelberg vom 23.9., UA der FU Berlin vom 28. und 29.9. und des A der Max-Planck-Ges. vom 7.10.2016.

Werke: (Auswahl) Über psychische Faktoren bei Ekzemen und verwandten Zuständen, soweit sie der Diagnostik des praktischen Hausarztes zugänglich sind, in: Zeitschrift für Haut- und Geschlechts- Krankheiten 14, 1953, 308–314; Können „psychische Faktoren“ bei Krankheiten zu echt kausaler Wirkung kommen?, ebd. 16, 1954, 78 f.; The mutation rate of the Rh-loci – a critical review, in; American Journal of Human Genetics 6, 1954, 279–283; Über Genetik und Mutationsrate des Retinoblastoms (Glioma retinae), in: Zeitschrift für menschliche Vererbungs- und Konstitutionslehre 32, 1954, 308–338; Vergleichende Betrachtungen über die Mutationsrate der geschlechtsgebunden-rezessiven Hämophilieformen in der Schweiz und in Dänemark, in: Blut, 1, 1955, 91–109; Neue Ergebnisse der Hämophilie-Forschung, ebd., 214–222; (mit G. G. Wendt) Hirnstrombild und Konstitution bei gesunden Jugendlichen, in: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten 195, 1956, 299–311; Über die Prüfung von Modellvorstellungen zur spontanen Mutabilität an menschlichem Material, in: Zeitschrift für menschliche Vererbungs- und Konstitutions-Lehre 33, 1956, 470–491; Elektroencephalographische Untersuchungen an gesunden Zwillingen, in: Acta genetica 7, 1957, 334–337; Die eugenische Beratung beim Retinoblastom (Glioma retinae), ebd., 565–572; Neue Untersuchungen zur Genetik des Retinoblastoms (Glioma retinae), in: Zeitschrift für menschliche Vererbungs- und Konstitutionslehre 34, 1957, 205–236; Eine Tafel für den Vergleich zweier kleiner Häufigkeitsziffern bei seltenen Ereignissen, in: Acta genetica 9, 1957, 314–319; Moderne Probleme der Humangenetik, in: Ergebnisse der Inneren Medizin und Kinderheilkunde N.F. 12, 1959, 52–125; Moderne Anschauungen über Aufbau und Wirkung der Gene, in: Deutsche medizinische Wochenschrift 84, 1959, 1825–1833; (mit W. Götze) Familienuntersuchungen zur Genetik des normalen Elekroenzephalogramms, in: Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde 178, 1959, 668–700; Der moderne Genbegriff in der Humangenetik, in: Naturwissenschaften 48, 1961, 289–298; Lehrbuch der allgemeinen Humangenetik, 1961: (mit W. Götze) Statistische Betrachtungen über die β-Wellen im EKG des Menschen, in: Deutsche Zeitschrift für Nervenheilkunde 184, 1962, 112–136; Untersuchungen zur Genetik der β-Wellen im EEG des Menschen, ebd., 137–173; Genetische Aspekte des Elektroenzephalogramms, in: Deutsche medizinische Wochenschrift 88, 1963, 1748–1759; A preliminary Estimate of the Number of Human Genes, in: Nature 201, 1964, 847; Über Sinn und Grenzen praktischer Eugenik, in: Ruperto Carola 35, 1964, 237–243; Neuere Untersuchungen zur Populationsgenetik der A B 0 –Blutgruppen, in: Bericht über die 8. Tagung der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, 1965, 143–161; Sind die Mutationsraten für die X-chromosomal recessiven Hämophilieformen in Keimzellen von Frauen niedriger als in Keimzellen von Männern?, in: Humangenetik 1, 1965, 253–263; (mit G. Röhrborn) Mutationsvorgänge bei der Entstehung von Hämoglobinvarianten, ebd., 635–650; Befunde beim Menschen zum Problem der genetischen Schädigung durch ionisierende Strahlen, in: Strahlenschutz in Forschung und Praxis 5, 1965, 41– 44; Zur genetischen Grundlage fronto-präzentraler β-Wellen-Gruppen im EEG des Menschen, in: Humangenetik 2, 1966, 227–237; Zur genetischen Grundlage occipitaler langsamer β-Wellen im EEG des Menschen, ebd., 238–245; (mit W. Fuhrmann) Genetische Familienberatung. Ein Leitfaden für Studenten und Ärzte, 1968, 21975, 31982; Ist mit einer Manipulierbarkeit auf dem Gebiet der Humangenetik zu rechnen? Können und dürfen wir Menschen züchten? in: Hippokrates 38, 1967, 640–650, auch in: Zeitschrift für Ev. Ethik 12, 1968, 157–174; (mit G. Röhrborn, E. Schleiermacher und T. M. Schröder) Mutationen durch chemische Wirkung bei Säuger und Mensch, in: Deutsche medizinische Wochenschrift 92, 1967, 2249–2254, 2315–2321, 2343–2350, 2382–2389; (mit J. Krüger, Y. K. Song und G. Flatz) AB0 Blood Groups, Leprosy, and Serum Proteins, in: Humangenetik 7, 1969, 149–162; (mit G. Röhrborn, E. Schleiermacher und T. Schröder) Strahlengenetik der Säuger insbesondere der Maus in ihrer Bedeutung für das Mutationsproblem beim Menschen, 1969; The Genetic Basis of the Normal Human Electroencephalogram (EEG), in: Humangenetik 10, 1970, 91–114; (mit G. Röhrborn), auch Hg., Chemical Mutagenesis in Mammals and Man, 1970; (mit G. Röhrborn und E. Schleiermacher) Chemisch induzierte Mutationen bei Säuger und Mensch, in: Naturwissenschaften 58, 1971, 131–141; Eugenic Aspects of Genetic Engineering, in: Advances in the Biosciences 8, 1972, 397–410; Editor and co-author, Spontaneous Mutation. International Titisee Workshop, April 1972 in: Humangenetik 16, 1972, H. 1–2, 1–180); Der Sonderforschungsbereich „Klinische Genetik”, in: Heidelberger Jahrbücher 16, 1972, 23–49; Der Fortschritt als Gefahr und Chance für die genetische Beschaffenheit des Menschen, in: Klinische Wochenschrift 51, 1973, 575–585; Genotype and Phenotype in Human Chromosome Aberrations and in the Minute Mutants of Drosophila melanogaster, in: Humangenetik 19, 1973, 41–56; (Hg.) Erbgefüge, Handbuch der Allgemeinen Pathologie Bd. 9, 1974; (mit G. Röhrborn und I. Hansmann) Die Testung von Fremdstoffen auf Mutagenität, in: Arzneimittelforschung 24, 1974, 1665–1677; Zukünftige Aufgaben der Populations- und Verhaltensgenetik in der modernen Gesellschaft, in: W. Bernhard und A. Kandler (Hgg.), Bevölkerungsbiologie, 1974, 701–707; Gezielte Eingriffe in das genetische System. Möglichkeiten und Grenzen der Anwendung auf den Menschen, in: Nova Acta Leopoldina N.F. 42, Nr. 218, 1975, 311–320; Probleme der genetischen Strahlengefährdung des Menschen, in: Das öffentliche Gesundheitswesen 39, 1977, 562–568; Das Problem der genetischen Manipulation, ebd. 569–576; Vom Nutzen der genetischen Beratung, in: Universitas 32, 1977, 365–371; Moderne Aspekte der Evolutionsgenetik, in: Zeitschrift für Morphologie und Anthropologie 69, 1978, 110–116; Zukunftsaufgaben der medizinische Genetik, in: Bulletin der Schweizerischen Akademie der medizinischen Wissenschaften 34, 1978, 411–423; „Our load of mutation“; reappraisal of an old problem, in: Proceedings of the Royal Society of London B, 205, 1979, 77–90; Genetics of Retinoblastoma, in: Human Genetics 52, 1979, 1–54; (mit A. Motulsky) Human Genetics. Problems and Approaches, 1979, 2. Aufl. 1986, 3. Aufl. 1997, 4. Aufl. 2010; Humangenetik – Wissenschaft zwischen Betrachten und Handeln, in: Heidelberger Jbb. 24, 1980, 95–105; Hans Nachtsheim, 1890–1979, in: Berr. und Mitteilungen der Max-Planck-Gesellschaft 1980, H. 3, 25–29; (mit P. Propping) Ist unser Schicksal mitgeboren? Moderne Vererbungsforschung und menschliche Psyche, 1981; Humangenetische Aspekte der Sucht, in: Deutsche medizinische Wochenschrift 106, 1981, 717–723; Genetisch bedingte Variabilität in der geistig-seelischen Entwicklung, in: Klinische Wochenschrift 59, 1981, 1009–1018; Vererbung und Psyche. Der Weg vom Vorurteil zur Wissenschaft, in: Reproduktion des Menschen: Schriften der Carl Friedrich von Siemens Stiftung 5, 1981, 79–100; Elektroenzephalographie, Psychologie und Vererbung, in: Umschau in Wissenschaft und Technik 81, 1981, 242–246; Kulturelle Entwicklung und biologische Evolution des Menschen, in: Wissenschaft und Fortschritt (DDR) 32, 1982, 133–136; Populationsgenetische Folgen der genetischen Familienberatung und der vorgeburtlichen Diagnostik, in: Biologisches Zentralblatt 101, 1982, 73–79; Die Geschichtlichkeit des Menschen und die genetische Grundlage seines Befindens und Verhaltens, in: Nova Acta Leopoldina NF 55, 1983, Nr. 253, 9–20; Wir sind nicht die Sklaven unserer Gene, in: Mannheimer Forum 84/85, 1985, 61–113; Neue Genetik – Chancen und Probleme für den Menschen, in: Ulmer Universitätsreden 10, 1985, 17–28; Institut für Anthropologie und Humangenetik, in: G. Schetter (Hg.) Das Klinikum der Universität Heidelberg und seine Institute, 1986, 50–55; Neue Forschungsansätze in der Verhaltensgenetik des Menschen, in: Wissenschaft und Fortschritt (DDR) 36, 1986, 144–147; Das Institut für Anthropologie und Humangenetik, in: 600 Jahre Ruprecht- Karls-Universität Heidelberg 1386–1986. Geschichte, Forschung und Lehre, 1986, 56 f.; Humangenetik und die Verantwortung des Arztes, in: Heidelberger Jahrbücher 31, 1987, 35–51; Probleme der genetischen Beratung in der Psychiatrie, in: Münchener medizinische Wochenschrift 130, 1988, Nr. 10, 165–169; Genetic Determination and Experience, in: E. Scheibe, Ed., The Role of Experience in Science, 1988, 82–104; Humangenetik in der Welt von heute. 12 Salzburger Vorlesungen, 1989; Neurologische Ansätze zur Erforschung psychischer Vorgänge, in: H. J. Ahrens, M. Amelang (Hgg.) Biologische Funktionen individueller Differenzierung, 1989, 100–133, auch in: E. Geißler, G. Tembrock (Hgg.), Natürliche Evolution von Lernstrategien, 1990, 67–98; Humangenetik und Konzepte der Krankheit, in: Sitzungsberr. der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse 1990, Abhandlung 6, 1–27; Probleme der Humangenetik aus medizinische Sicht, in: Fritz Nicklisch und Gotthard Schettler (Hgg.), Regelungsprobleme der Gen- und Biotechnologie sowie der Humangenetik, 1990, 137–157; Einleitung, in: Humangenetik in Heidelberg, Vorträge bei einem Symposium zum 65. Geburtstag von Friedrich Vogel, 1991, I-VIII; Für und wider die Einheitspsychose aus genetischer Sicht, in: Chr. Mundt und H. Saß (Hg.), Für und wider die Einheitspsychose, 1992, 110–119; Risk calculations for hereditary effects of ionizing radiation in humans, in: Human Genetics, 89, 1992, 127–146; Theorie – Methode – Erkenntnis. Der Fortschritt der humangenetischen Methoden im Laufe von 40 Jahren, dargestellt an der genetischen Analyse des menschlichen Elektroencephalogramms, in: Heidelberger Jahrbücher 39, 1995, 41–67; Das Genom des Menschen und seine Analyse. Festrede, in : Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaft für 1996, 57–70; Hg. und Mitverfasser, In memoriam Wolfgang Jaeger, 1998; Gedanken über die Zukunft der Humangenetik, in: Medizinische Genetik 10, 1998, 33–39; Die Entwicklung der Humangenetik in Deutschland nach dem II. Weltkrieg, ebd. 11, 1999, 409–418; Genetics and the Electroencephalogram, 2000; The development of human genetics in Germany; a personal view, in: Human genetics 117, 2005, 278–284.
Nachweis: Bildnachweise: Foto (um 1970), UA Heidelberg, Pos I, Nr. 03124. – weitere Fotos, ca. 1955, UA der FU Berlin, Personalakte Vogel, ca. 1970, UA Heidelberg, Pos I, Nr. 04212, ca. 2000, Pos I, Nr. 04010, Gruppenfoto um 2000, Pos. I, Nr. 08635; Foto 1974, in: Nova Acta Leopoldina NF 42, Nr. 218, 1975, 311; Foto, ca. 1985, in: Das Klinikum der Universität Heidelberg und seine Institute, 1986, 227; Humangenetik in Heidelberg, 1991, Titelbild; Human genetics 117, 2005, 278 (vgl. Literatur).

Literatur:

Anonym, Zum 65. Geburtstag von Friedrich Vogel, in: Ruperto Carola 42, H. 82, 1990, 158 f.; Gebhard Flatz, Zum 65. Geburtstag von Friedrich Vogel, in: Medizinische Genetik 2, 1990, 60 f. (mit Bildnachweis); P. Propping, Friedrich Vogel †: Bedeutender Humangenetiker, in: Deutsches Ärzteblatt 103, 2006, A–2407 (mit Bildnachweis); C. R. Bartram, P. Propping, In memoriam Prof. Dr. med, Dr. h. c. Friedrich Vogel, in: Medizinische Genetik 18, 2006, 395f. (mit Bildnachweis); P. Propping, C. R. Bartram, Friedrich Vogel, 1925–2006, in Human Genetics 120, 2007, 751–753; K. Sperling, Obituary: Prof. Dr. Med Dr. h. c. Friedrich Vogel (1925–2006), ebd. 755–757; G. Rappold, My last visit with Friedrich Vogel, a personal remembrance, ebd., 749 f. (mit Bildnachweis); Ina Rosing, Friedrich Vogel (1925–2006), in: Jahrbuch der Heidelberger Akademie der Wissenschaften für 2006, 164–167 (mit Bildnachweis); der Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1933–1986, 2009, 637.

Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)