Lauts, Johann (Jan) Carl Luder 

Geburtsdatum/-ort: 09.03.1908; Bremen
Sterbedatum/-ort: ..;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Kunsthistoriker, Direktor der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Kurzbiografie:

1914–1917 Privatschule in Bremen

1917–1926 Neues Gymnasium Bremen bis Abitur

1926–1931 Studium der Kunstgeschichte, Archäologie und Italien. Literaturgeschichte an der TH Hannover und den Universitäten München, Berlin, Wien und Hamburg

1931 Promotion an der Universität Hamburg

1931–1934 unbezahlter Volontär bei den Staatlichen Museen Berlin

1934–1939 diverse Werkverträge als freiwilliger wissenschaftlicher Mitarbeiter Zeughaus Berlin

1936–1939 ehrenamtlicher Mitarbeiter des Auslandsamts der Dozentenschaft Berlin und dessen Stützpunkt Karlsruhe

1939–1973 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, 1940 Konservator, 1956 Direktor

1941–1945 Kriegsdienst v. a. beim Chef der Heeresmuseen mit Einsatz in Straßburg, 1944 Unteroffizier

1945–1946 Kriegsgefangenschaft

1963 Honorarprofessor der TH Karlsruhe

1966 Honorarprofessor der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart

1970 Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Kunsthistorischen Instituts Florenz

1973 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

1973 Ruhestand, befristeter Wissenschaftlicher Angestellter der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe

Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Verheiratet:

unverheiratet


Eltern:

Vater: Johann Theodor (1855–1944), Kaufmann, Mitglied der Bremer Bürgerschaft

Mutter: Louisa Suzanna, geb. Brouwer (1871–1943)


Geschwister:

3, Marie Wilhelmine, Conrad Friedrich und Heinrich


Kinder:

keine

GND-ID: GND/121583104

Biografie: Martin Stingl (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 7 (2019), 330-332

Aufgewachsen in einer weltoffenen und gebildeten hanseatischen Kaufmannsfamilie in Bremen, wo er auch sein Abitur ablegte, und nach einem Studium, das einen weiten Horizont erkennen lässt, startete Lauts seine berufliche Karriere unter für ihn schwierigen politischen Bedingungen in Berlin. Die den freien Geist einengende Kulturpolitik des NS-Regimes beobachtete er kritisch. Seine Mitarbeit an verschiedenen militärgeschichtlichen Ausstellungen im Zeughaus Berlin und seine waffengeschichtlichen Publikationen dienten dem Gelderwerb mangels Alternativen und brachten ihm zwar Lob ein, entsprachen aber nicht seinen Neigungen. Der NSDAP trat er nicht bei, auch wenn sein Vater ihm zu Kompromissen aus Opportunitätsgründen geraten hatte. Als ehrenamtlicher Mitarbeiter im Auslandsamt der Dozentenschaft Berlin hatte er Gelegenheit, Museums- und Kunstführungen für die in Berlin weilenden ausländischen graduierten Akademiker durchzuführen und so aus der Welt der Kriegsgeschichte ein wenig auszubrechen.

Als Kurt Martin (1899–1975), seit 1934 Leiter der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe und des dortigen Armeemuseums, ihm nach intensiven Bemühungen im Januar 1939 eine Stelle in Karlsruhe verschaffen konnte, zunächst befristet als Mitarbeiter an einer Hans-Thoma-Ausstellung, alsbald danach fest, schien das für Lauts wie ein Befreiungsschlag zu sein, von dem er sich die Möglichkeit zu kunsthistorischer Arbeit abseits der ideologisch überfrachteten Militärgeschichte erhoffte. Gleichwohl wollte er ursprünglich nur wenige Jahre in der Karlsruher Provinz bleiben. Nach Kriegsteilnahme und Gefangenschaft wurde daraus ein Leben.

Lauts lernte an seiner Karlsruher Dienststelle die Überschaubarkeit und Forschungsfreundlichkeit schätzen. Als enger Mitarbeiter von Kurt Martin wirkte er an dessen Arbeit umfassend und in allen ihren zeitbedingten Facetten mit. Dazu gehörte auch die Unterstützung Martins in dessen Rolle als Gutachter bei der „Verwertung“ und als Erwerber „arisierter“ Kunstgegenstände sowie im weitesten Sinne bei der Umsetzung der NS-Kulturpolitik im deutsch besetzten Elsass ab 1940. Einen politikfreien Kunstbetrieb gab es auch in der Karlsruher Provinz nicht. Als Soldat kam Lauts in Straßburg erneut mit dem Museumswesen des Heeres in Berührung und blieb so vor einem Fronteinsatz bewahrt. Nach Kriegsende bildeten die Mitarbeit an der Sicherstellung und Rückführung ausgelagerter Kunstwerke, der Neubeginn des Ausstellungsbetriebs und der Wiederaufbau der Kunsthalle Lauts’ Arbeitsschwerpunkte.

1956 folgte er seinem Förderer Kurt Martin als Direktor der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe nach, mit dem er weiterhin eng verbunden blieb. Während seiner Amtszeit gelangen Lauts viele, teilweise in der Öffentlichkeit sehr beachtete Erwerbungen, die den Bestand der Kunsthalle anreicherten. Zu nennen sind hier zwei Grünewald-Tafeln vom Frankfurter Heller-Altar und zahlreiche Werke französischer Malerei. Lauts tat sich durch eine lange Reihe wissenschaftlicher Publikationen, Ausstellungskataloge und gedruckter Bestandsinventare der Kunsthalle hervor. Sein letztes großes Werk legte er nach seiner Pensionierung vor, eine Biographie über Markgräfin Karoline Luise von Baden (1723–1783), einer leidenschaftlichen Kunstsammlerin, die die Sammlungsgeschichte der Karlsruher Kunsthalle langfristig mitgeprägt hat.

Neben dem Sammeln von Kunst und der kunstgeschichtlichen Forschung war ihm deren breitere Vermittlung ein Anliegen, nicht nur durch das klassische Medium Ausstellungen, von denen die 1959 über Hans Baldung Grien (1484/85–1545) besonders hervorzuheben ist, sondern auch durch seine museumspädagogische Arbeit, durch Vortragsreihen, Malkurse, Führungen und andere Angebote.

Lauts’ Ruf und seine Wertschätzung für die Karlsruher Kunsthalle zeigten sich auch darin, dass er Angebote zum Stellenwechsel von der Gemäldegalerie Staatliche Museen in Berlin, vom Kunstmuseum Basel und von der Alten Pinakothek München erhielt, die er durchweg ablehnte.

Quellen:

GLA Karlsruhe, Nachlass Jan Lauts, 465 c Nr. 1580 und Nr. 1293, politische Beurteilungen NSDAP, 465 h Nr. 8900, Spruchkammerakte, 441–2 Nr. 218, Personalakte, 441–3, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe Verwaltungsakten, bes. Nr. 1021, Erwerbungen [in der NS-Zeit].

Werke: Verzeichnisse der gedruckten Werke und der ungedruckten Vorträge im Nachlass. – (Auswahl:) Antonello da Messina, Diss. phil. Hamburg 1931, 1933 u. ö.; Deutsche Wehrfibel, 1936; Wehr und Waffen, 1939 u.ö.; Isabella d’Este, 1951; Übersetzung von André Malraux, Die Psychologie der Kunst, diverse Auflagen 1951–1961, und Stimmen der Stille, 1957 und 1960; Meisterwerke der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, 1957; (mit Kurt Martin und Arnold Tschira) Kunst des Abendlandes Teile 3 und 4, 1959–1971; Hans Baldung Grien, 1959; Carpaccio, 1962; Katalog Alte Meister, 1966; Katalog Neuere Meister, 1971; Karoline Luise von Baden, 1980 und 1990; Federico de Montefeltro, 2001, aus dem Nachlass.
Nachweis: Bildnachweise: Foto (1970er Jahre), A der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.
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