Voss, Hermann Emil 

Andere Namensformen:
  • bis 1923: Hermann Emil von Voss
Geburtsdatum/-ort: 27.03.1888; St. Petersburg
Sterbedatum/-ort: 08.08.1979;  Mannheim
Beruf/Funktion:
  • Biologe, Endokrinologe
Kurzbiografie:

1901–1906 St. Annen-Schule in St. Petersburg; Reifezeugnis mit Auszeichnung

1906–1910 Biologie-Studium an den Universitäten Freiburg, WS 1906/07– WS 1907/08 und SS 1909–SS 1910, Leipzig im SS 1908 und Straßburg im WS 1908/09

1910 XI 11 Promotion zum Dr. phil. an der Universität Freiburg: „Die Entwicklung der Raupenzeichnung bei einigen Sphingiden“; Diplom am 11.6.1911

1911–1914 Assistent am Zoologischen Institut der Universität Straßburg

1913 VII Habilitation für das Fach Zoologie: „Die Eireifung bei Mesostomum Ehrenbergi“

1915–1918 Militärdienst in der russischen Armee

1919–1922 Flucht- und Wanderjahre: Odessa, Stockholm, Düsseldorf und Berlin

1923–1928 Assistent am Physiolog. Institut der Universität Dorpat (heute Tartu), Estland bis 1925, dann dort Assistent am Pharmakologischen Institut

1928–1933 Assistent am Hauptlaboratorium der Städtischen Krankenanstalten Mannheim

1933–1979 Wissenschaftlicher Mitarbeiter der medizinischen Abteilung der Firma Boehringer Mannheim GmbH bis 1941, dann als Leiter der Biologischen Forschungsabteilung; 1951 Prokurist bis 1954, dann Freier Mitarbeiter auf dem Gebiet der Hormone; wissenschaftliche und publizistische Arbeiten zur Endokrinologie

Weitere Angaben zur Person: Religion: evangelisch
Verheiratet:

1933 (Mannheim) Hedwig Sophie Louise Charlotte Elisabeth, geb. zur-Mühlen (1905–1993)


Eltern:

Vater und Mutter nicht ermittelt


Geschwister:

5


Kinder:

Rosa (geb. 1934)

GND-ID: GND/1225150159

Biografie: Alexander Kipnis (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 7 (2019), 551-556

Das lange Leben des bedeutenden Biologen und Endokrinologen Voss ist nur noch mit großen Lücken zu rekonstruieren, denn wichtige Quellen gingen entweder verloren oder sind nicht zugänglich. Die Firma Boehringer-Mannheim besteht nicht mehr, mit der Voss fast ein halbes Jahrhundert verbunden war, ihr Archiv ging unter.

Voss wurde als sechstes Kind in eine adlige deutsche Familie im russischen St. Petersburg geboren, wo er auch die renommierte deutsche Annenschule besuchte und sie mit einem ausgezeichneten Reifezeugnis im Frühjahr 1906 beendete. Anschließend ging er nach Deutschland, um Naturwissenschaften zu studieren. Sechs von acht Semestern verbrachte Voss in Freiburg. Seine Doktorarbeit führte er dort bei August Weismann (1834–1914) durch, einem bedeutenden Evolutionsbiologen. Sie stellt eine sorgfältige Studie über die Entwicklung der Raupen mehrerer Schmetterlingsarten der Gattung Sphingiden dar, vom Ausschlüpfen bis hin zur Verpuppung. Dafür züchtete Voss seine Raupen in Glaskästen. Die Arbeit bestätigte in vielen Details der Ontogenese der Raupenzeichnung das allgemeine Gesetz, dass sie eine verkürzte Wiederholung der Phylogenese sei.

Nach der Promotion hörte Voss ein Semester Vorlesungen über Mathematik, danach erhielt er eine Assistentenstelle an der Universität Straßburg beim Zoologen Alexander Goette (1840–1922), der bedeutende Beiträge zur Entwicklungsbiologie lieferte. Hier führte Voss eine Forschung über die Entwicklungsphasen des Glas-Strudelwurms Mesostoma ehrenbergi durch, eines einfachen Organismus mit durchsichtigem Körper. Das Thema hatte ihm für die weitere Bearbeitung Goettes Assistent Ernst Bresslau (1877–1935) gestellt. Diese als Habilitationsschrift vorgelegte Arbeit gehörte zur Genetik, die damals noch am Beginn einer stürmischen Entwicklung stand. Voss konnte neue experimentelle Einzelheiten dazu beitragen und 1914 einen ausführlichen Aufsatz darüber publizieren. Teilweise zusammen mit Bresslau setzte Voss nach der Habilitation seine zytologischen Untersuchungen über wirbellose Tiere fort.

Es bleibt offen, ob Voss die angekündigten Vorlesungen über „Deszendenztheorie“ und „Biologie der Geschlechtsvererbung“ gehalten hat; denn als Privatdozent wechselte er bald an die Universität seiner Heimatstadt. Über diese kurze Lebensperiode ist nur gesichert, dass er 1915 bis 1918 in der russischen Armee Militärdienst leistete. Auch während der Kriegszeit und die russische Revolution über ist lediglich bekannt, dass Voss aus Odessa, wo er auf eine Professorenstelle hoffte, fliehen musste und über Stockholm nach Deutschland zurückkehrte. Seine Veröffentlichungen lassen erkennen, dass er 1920 in Düsseldorf war und sich bemühte, seine Straßburger Ergebnisse zu publizieren. Ob er unter den damaligen Verhältnissen dort eine sichere Stelle hatte, ist fraglich. Dann ging er Mitte 1921 nach Berlin. Offensichtlich fand er wiederum keine Stelle, wo er seine geliebte experimentelle Arbeit hätte wahrnehmen können; denn seine Artikel aus der Berliner Zeit sind historisch-theoretische Essays über den Darwinismus.

1923 landete Voss endlich im estischen Dorpat. Dort wurde der habilitierte Zoologe Assistent am Physiologischen Institut beim bedeutenden Physiologen Alexander Lipschütz (1883–1980), der damals das Funktionieren von Organen der inneren Sekretion erforschte. Er führte Voss zur experimentellen Endokrinologie. Beide zusammen machten eine Reihe Untersuchungen über Transplantationen von Geschlechtsdrüsen und über experimentellen Hermaphroditismus, wobei Voss hauptsächlich die histologische Seite bearbeitete. Diese Forschungen fanden ihren Niederschlag in insgesamt 23 Artikeln in deutschen, französischen und estnischen Zeitschriften. Interessanterweise unterzeichnete Voss seine früheren Publikationen in Deutschland noch als „von Voss“; auf den Adelstitel musste er 1923 verzichten, als er estnischer Staatsangehöriger wurde.

Anfang 1926 verließ Lipschütz Dorpat. Voss wechselte in den Arbeitskreis von S. Loewe (1884-1963) im Pharmakologischen Institut. Beide kannten einander aus Loewes „Dorpater Referierabend“, einer informellen Versammlung der Naturwissenschaftler. Die Arbeit des Pharmakologischen Instituts war auf die Erforschung von Sexualhormonen konzentriert. Angeregt durch die Entdeckung eines biologischen Tests in den USA für das weibliche Sexualhormon hatte auf diesem Gebiet eine rasche Entwicklung begonnen. Um quantitative Daten erhalten zu können, hatte Loewe diesen Test verändert. Nun stellte er Voss die Aufgabe, einen biologischen Test für ein bisher nicht bewiesenes männliches Sexualhormon zu entwickeln. So begann die außerordentlich fruchtbare Zusammenarbeit beider und ihre lebenslange Freundschaft.

Nach einigen Diskussionen und Vorarbeiten wurde die Maus als Versuchstier gewählt und als Kontrollmethode die mikroskopische Untersuchung der Gewebe der Vesiculardrüsen von kastrierten Männchen. Tatsächlich zeigten sich diese Gewebe empfindlich für die Zufuhr von Extrakten aus Stierhoden, also von Stoffen, in denen männliches Sexualhormon, das Androgen, vermutet wurde. Unter dessen Wirkung war Wachstum in durch Kastration verkümmerten Vesiculardrüsen zu beobachten. Dabei bewährte sich Voss „als der sorgfältige ins Detail gehende Untersucher, der zudem mit seinen langjährigen histologischen Erfahrungen den gemeinsamen Erfolg erst möglich machte“ (Simmer, 1980, S. 85). So entstand der berühmte Loewe-Voss-Regenerationstest, der 1927 den Nachweis und dann die Erforschung der männlichen Sexualhormone ermöglichte.

1928 nahm Loewe den Ruf nach Mannheim als Leiter des Hauptlaboratoriums der städt. Krankenanstalten an. Seine engsten Mitarbeiter, wie Voss und dessen Braut, folgten ihm nach Deutschland, so dass die Arbeit nahtlos fortgesetzt werden konnte. Bald entwickelte sich das Hauptlaboratorium zum international angesehenen „Hormonforschungsinstitut“. Voss leitete die Biologische Abteilung. Die Jahre der Zusammenarbeit mit Loewe in Mannheim waren äußerst reich an neuen Ergebnissen; teilweise publizierten beide zusammen. Insgesamt arbeitete Voss an etwa 40 Artikeln. Er nahm nicht nur Teil an der Erforschung der männlichen Sexualhormone, wobei hierzu 1930 ein Schnelltest entwickelt wurde, er war auch an der Untersuchungen weiblicher Hormone und der Nebennierenhormone beteiligt. In der Rückschau bekannte Voss: „In meinem abwechslungsreichen, mehr als 60 Jahre umfassenden Forscherleben gehören die 8 Jahre im Loewe-Team zu den glücklichsten“. (1972, S. 51).

Mit der NS-„Machtübernahme“ fand diese glückliche Zeit ein jähes Ende. Das als „Judendomäne“ gescholtene Hormonforschungsinstitut wurde bereits im März 1933 durch die neue Stadtverwaltung geschlossen. Loewe musste emigrieren. Der damals als Hormonforscher bereits international anerkannte Voss fand eine Möglichkeit, bei Boehringer in Mannheim-Waldhof weiter zu arbeiten. Voss hatte schon früher wichtige Tests für diese Firma durchgeführt. Allein ein ernstes Hindernis war, dass Voss estnischer Staatsangehöriger blieb, der nicht angestellt werden durfte. So wurde Voss zunächst freier Mitarbeiter mit derselben Entlohnung, die er im Krankenhaus erhalten hatte. Voss samt Familie ließ sich im Waldhof nieder und konnte bald zu seinen Hormonforschungen zurückkehren, auch wenn die Möglichkeiten zunächst bescheidener waren. Aus dem vernichteten Hormoninstitut konnte Voss folgendes hinüberretten: „Ein Mikroskop, 5 Pinzetten, 3 Scheren und je 50 kastrierte männliche und weibliche Mäuse“ (Hardebeck, 1968, S. 16). Daraus wurde die Keimzelle der zukünftigen Biologischen Abteilung, die 1941 offiziell unter Voss’ Leitung etabliert wurde.

Voss’ Chef war zunächst Dr. med. Franz Johannessohn (1888–1948), der die medizinische Forschung bei Boehringer eingeführt hatte. Auch die Hormonarbeiten gehörten dazu. Sie bildeten seit Anfang der 1930er Jahre einen Schwerpunkt im wissenschaftlichen Programm des Unternehmens und wurden im Kontakt mit dem Göttinger Biochemiker Adolf Butenandt (1903–1995) durchgeführt. Die biologischen Hormonarbeiten von Voss und die chemischen Arbeiten von Butenandt ergänzten einander. Bald kam es zur Entwicklung der ersten Hormonpräparate, anfangs ausschließlich aus weiblichen und männlichen Sexualhormonen. Da damals viele pharmazeutische Firmen auf diesem Gebiet arbeiteten, entstand 1935 der sog. „Hormonklub“: Die erfolgreichsten Firmen – Schering und Boehringer in Deutschland, Ciba in der Schweiz und Rousselle in Frankreich – bildeten eine Forschungsgemeinschaft. Der Beitritt von Boehringer in den Hormonklub beruhte vor allem auf Voss’ Arbeiten, die teilweise zusammen mit Johannessohn, sowie mit dem physiologischen Chemiker Wilhelm Dirscherl (1899–1982) durchgeführt wurden.

Nach den ersten Erfolgen der Hormontherapie zeigte sich, dass sie oft nur scheinbar waren und die Zusammenhänge viel komplizierter als zunächst angenommen. Es stellte sich heraus, dass nicht nur Mangel, sondern auch Überfluss eines Hormons pathologische Wirkungen hervorrufen kann, vor allem aber, dass das Zusammenspiel der verschiedenen Hormone und ihre gegenseitige Beeinflussung die entscheidende Rolle spielten. 1950 schrieb Voss dazu: „Je mehr sich aber die Kenntnisse der hormonalen Vorgänge vertieften, […] desto mehr wurde man sich der Verantwortung bewusst, die man bei der künstlichen Einführung dieser körpereigenen Stoffe in den Organismus übernahm. Die moderne Hormontherapie steht daher unter dem Zeichen der abwägenden Vorsicht“ (Alte und neue Indikationen der Hormontherapie, S. 5).

Einen zweiten Schwerpunkt des wissenschaftlichen Programms der Firma bildeten Forschungen über synthetische Mittel gegen Malaria, die zunächst ausschließlich von Chemikern durchgeführt wurden. Dank der Teilnahme der „Medizinischen Forschung“, auch von Voss’ Tierexperimenten, erreichten diese Arbeiten 1940 mit dem „Präparat 2616“ einen bedeutenden Erfolg, der in die klinische Prüfung kam. Voss selbst überwachte diese in Bulgarien von 1941 bis 1943. Die gewonnenen Erfahrungen waren für Voss sehr lehrreich; er fand das Vorhandensein von Pyrogenen, also Fiebererregern, in Injektionslösungen, wobei er unter Pyrogenen nicht nur pyrogene Keime, sondern auch ihre Stoffwechselprodukte subsumierte.

Das Kriegsende erlebte Voss im Wohnhaus beim Firmengelände, das damals nahezu leer stand. Während der kurzen Zeit zwischen dem Verschwinden der deutschen Behörden und der Ankunft der Amerikaner musste er sich gegen Plünderungen durch eigene Landsleute wehren. Als die Amerikaner im Spätsommer 1945 den Betrieb der Firma wieder erlaubten, beschäftigte sich Voss ausgiebig mit der Wiederbelebung von experimentellen Forschungen. Er kümmerte sich gleich um die Wiederherstellung wissenschaftlicher Kontakte. Bereits im Mai 1948 nahm er als Vortragender an der Tagung der Gesellschaft Deutscher Chemiker in Hessen teil. Bei „Boehringer“ stellte er die gefundenen synthetischen malariawirksamen Stoffe vor. Er gehörte auch zu den Gründern der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, deren Gründungsversammlung am 23. Februar 1953 in Hamburg stattfand. In Zusammenkünften von Kollegen fand er „befruchtende Diskussion“ und „persönlichen Austausch der Meinungen“ (1953, Erste Tagung …, S. 753). Als ein „experimentell und theoretisch eingestellter Naturwissenschaftler“, so Voss über sich selbst (1950, Zur Theorie der Laktation, S. 180), hielt er das Zusammenwirken von experimenteller und klinischer Forschungen für entscheidend. Deswegen publizierte er viel in medizinischen Zeitschriften und pflegte direkte Kontakte mit klinischen Ärzten. Im April 1950 sprach Voss in Karlsruhe vor der Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie über seine Forschungen zum Hormon Prolaktin und erklärte, welche klinischen Anwendungen möglich seien.

Voss kehrte auch zu dem klinischen Problem zurück, auf das er während des Kriegs gestoßen war: den Pyrogenen in Injektionslösungen, was besonders aktuell wurde „in den Nachkriegsjahren mit ihren erschwerten Herstellungs- und Kontrollbedingungen“ (1950, Notwendigkeit, S. 250). Als erster verlangte Voss die Aufnahme einer Prüfvorschrift für Pyrogene in Injektionslösungen in das Deutsche Arzneibuch. Er erarbeitete die entsprechende Prüfvorschrift mit Kaninchen als Versuchstieren und schlug diese 1950 vor. In Zusammenarbeit mit einer anderen Firma fand er 1954 eine Methode für die Entfernung pyrogener Substanzen aus Injektionslösungen durch Filtration.

Die Hormonforschung blieb Hauptgegenstand der Arbeiten Voss’, auch nach dem Krieg. Ein wichtiger Teil davon, der direkt mit dem Betrieb des Unternehmens verbunden war, bezog sich auf die Standardisierung der Methoden für Wertbestimmung von Hormonpräparaten. Allgemeinere und mehr theoretische Arbeiten waren auf die Erforschung von Hypophysen-Hormonen gerichtet, besondere des Prolaktin. 1960 fasste Voss alle Daten über Hypophysen-Hormone in einem wichtigen Übersichtswerk zusammen.

Mit 66 Jahren wurde Voss pensioniert. Anfangs blieb er noch beim Unternehmen und arbeitete auf derselben Stelle weiter. Um 1958 zog Voss in die ehemalige Villa von Fr. Engelhorn jr. (1855-1911), die durch Boehringer als Eigentümer in ein Büro- und Miethaus für Werksangehörige umgebaut worden war. Hier widmete sich Voss der wissenschaftlich-literarischen Arbeit über Hormone, wobei er der Firma nach wie vor zur Verfügung stand. Seine Aufmerksamkeit richtete er auf die Hormone des Hypophysen-Vorderlappens und der Androgene. Im Januar 1970 würdigte Voss beim Lesser-Loewe-Kolloquium zum Gedenken am Loewe und in Anwesenheit von dessen Witwe in seiner Ansprache „Loewe als Forscher“ und Organisator. Bald darauf beendete er sein großes Werk über Androgene, das er Loewes Andenken widmete. Hier „ist die Frucht eines wissenschaftlichen Werks zu sehen, deren Keime von Loewe und Voss in den zwanziger Jahren gelegt wurden“ (Kattermann, 1985, S. 98).

Mit Voss starb einer der bedeutendsten Hormonforscher in der Geschichte der Biologie und Medizin im Alter von 91 Jahren. „Er war von seinen Aufgaben begeistert, unbestechlich in seiner Arbeit, bescheiden im Erfolg, hilfreich und verstehend gütig zu seinen Mitmenschen“ (Simmer, 1980, S. 56).

Die Liste der Publikationen Voss’, die er um 1970 zusammengestellt hatte (StadtA Mannheim 27/2006, Nr. 7), zählt 170 Publikationen. Die Themen, die er während seiner langen wissenschaftlichen Laufbahn bearbeitet hatte, sind vielseitig. Den Schwerpunkt bildet aber die Hormonforschung, vor allem die der Sexualhormone, aber auch des Prolaktins und anderer Hypophysenhormone. Der Endokrinologie sind 150 von 170 in seiner Liste genannten Publikationen gewidmet. Hier muss die fundamentale literarische Arbeit über Androgene (1973–1974) besonders erwähnt werden; denn darin fand Voss’ Lebenswerk seine Krönung. In der Geschichte der Biologie und Medizin verbleibt Voss als „ein Mitbegründer der deutschen Endokrinologie“ (Anonym, 1958, S. 164), als einer der bedeutendsten Hormonforscher.

Quellen:

UA Freiburg B 15/433, S. 297 und O 29/18/4517, Promotion Voss, B 16/433, 50. Doktorjubiläum Voss, Auskunft vom 28.2.2017; StadtA Mannheim, Marchivum, Heiratsregister für 1933, Sterberegister für 1979, S1/3372, Biographische Sammlung Loewe, S1/4342, Biographische Sammlung Voss, 27/2006, Nr. 7, Materialien über Voss im Nachlass Klingmüller; Auskunft des Bürgerservice der Stadt Mannheim vom 3.3.2017.

Werke: Die Entwicklung der Raupenzeichnung bei einigen Sphingiden, in: Zoologische Jahrbücher, Abteilung für Systematik 30, 1911, 573–642; Die Bildung der Stäbchen bei Mesostomum ehrenbergi, in: Zoologischer Anzeiger 39, 1912, 497–499; Cytologische Studien an Mesostoma ehrenbergi, in: Archiv für Zellforschung 12, 1914, 159–194; (mit E. Bresslau) Das Nervensystem von Mesostoma ehrenbergi, in: Zoologischer Anzeiger 43, 1914, 260–263; Monocystis naidis n. sp., eine neue Cölomgregarine der Oligochäten, in: Archiv für Protistenkunde 42, 1921, 176–178; Oswald Spenglers „Untergang des Abendlandes“ und seine Stellungnahme zum Darwinismus, in: Naturwissenschaften 19, 1921, 756–760; Zur Kenntnis von Monocystis naidis, in: Archiv für Protistenkunde 44, 1922, 214–218; Über gegenwärtigen Stand der Frage nach der Entstehung der Arten, in: Klinische Wochenschrift 1, 1922, 81 f.; (mit A. Lipschütz) Dynamique de l’hypertrophie ovarienne. Expérience sur les Chattes, in: Comptes rendus de la Société de biologie, 90, 1924, 199–201; Conditions de la greffe ovarienne intratesticulaire (recherches histologiques), ebd. 93, 1925, 1069–1071; (mit A. Lipschütz) Experimenteller Hermaphroditismus und der Antagonismus der Geschlechtsdrüsen, 4 Mitteilungen, in: Archiv für die gesamte Physiologie, 207, 1925, 563–582, 583–595, 208, 1925, 272–299, 211, 1926, 266–278; Die Histologie des experimentellen Ovariotestis, in: Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie 261, 1926, 425–433; (mit S. Loewe) Über weibliche Sexualhormone. VIII. Eine placentare Inkredrüse Spenderin örtlich wirksamen Hormons? in: Klinische Wochenschrift 5, 1926, 1083–1085; (mit S. Loewe und E. Paas) Beobachtungen zur Frage der Thelykininwirkung an Vögeln, in: Archiv für die gesamte Physiologie 215, 1927, 453–456; Beiträge zur Physiologie der vaginalen Brunstvorgänge des Meerschweinchens, ebd. 216, 1927, 156–180; Über die Funktion endokriner Heterotransplantate als Kennzeichen ihrer „Einteilung“, in: Biologia generalis 3, 1927, 571–584; Das Fluidum der Geschlechtlichkeit, in: Umschau, 31, 1927, 1029–1031; (mit S. Loewe) Geschlechtsprägende Wirkungen des Hypophysenvorderlappens am Männchen, in: Archiv für die gesamte Physiologie 218, 1928, 604–609; (mit S. Loewe, F. Lange und F. Spohr) Über Wirkungsmerkmale des männlichen Sexualhormons bei Stoffen aus dem Pflanzenreich, in: Endokrinologie 1, 1928, 39–44; (mit S. Loewe und E. Paas) Experimentell-therapeutische Studien an Weibchen mit spontanen Zyklusinsuffizienz, ebd. 323–337; (mit S. Loewe, F. Lange und A. Wähner) Sexualhormonbefunde im männlichen Harn, in: Klinische Wochenschrift 7, 1928,1376 f.; (mit J. Luchsinger) Hormonbilanz nach peroralen Ovarialhormongaben, ebd. 8, 1929; (mit S. Loewe) Der Stand der Erfassung des männlichen Sexualhormons (Androkinins), ebd. 9, 1930, 481–487; (mit S. Loewe, F. Rotschild und W. Rautenbusch) Androkinin (männliches Sexualhormon) im männlichen Blut, ebd., 1457; (mit S. Loewe) Schnelltest auf männliches Sexualhormon, in: Deutsche medizinische Wochenschrift 56, 1930, 1256–1258; Der Postpartum-Östrus der Nagetiere, in: Biologia generalis 6, 1930, 433–455; Die Vesiculardrüsen („Samenblasen“) des Kastraten nach Hodentransplantation, in: Archiv für die gesamte Physiologie 226, 1931, 138–147; (mit S. Loewe) Maskulierung durch Androkinin, in: Klinische Wochenschrift 10, 1931, 1957; (mit S. Loewe) Zur Wertbestimmung männlichen Sexualhormons an den Vesikulardrüsen des Nagermännchens, in: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie 159, 1931, 532–544; (mit S. Loewe) Die Wirksamkeit intravenös zugeführten Ovarialhormons, ebd. 161, 1931, 108–114; (mit S. Loewe und F. Lange) Auswertung des Androkiningehalts von Testispräparaten des Handels, ebd. 162, 131, 633–648; (mit S. Loewe, L. Marx und F. Rotschild) Tierexperimentelle und klinische Erfahrungen über Nebennierenrindenhormone, in: Klinische Wochenschrift 11, 1932, 281–284; (mit S. Loewe) Nachweis des Vorkommens von Gelbkörperhormon im Frauenharn, in: Schweizerische Medizinische Wochenschrift 64, 1934, 1049 f.; (mit W. Dirscherl) Bildung eines Stoffes, der die physiologische Wirkung des männlichen Keimdrüsenhormons besitzt, in: Naturwissenschaften 22, 1934, 315; Über Kennzeichen der Regeneration an der Vesiculardrüsen der kastrierten Maus, in: Transactions of the dynamics of development (Moskau), 1935, H. 10, 249–252; (mit W. Dirscherl und J. Kraus) Neue Stoffe mit starker Wirkung auf die Vesikulardrüsen der kastrierten männlichen Maus, in: Zeitschrift für physiologische Chemie 42, 1936, 1–10; Die Latenzzeit des weiblichen hormonalen Effekts beim kristallisierten Follikelhormon, in: Klinische Wochenschrift 15, 1936, 633–636; Die örtliche Wirkung von Sexualhormonen, ebd. 16, 1937, 769–771; Experimentelle Hervorrufung des Gesanges bei Kanarienweibchen durch männliches Hormon, in: Endokrinologie 22, 1939, 399–402; (mit E. Rabald) Über Vorkommen und Eigenschaften des Lactationhormons, in: Zeitschrift für physiologische Chemie 261, 1939, 71–81; Die angebliche oestrogene Wirkung des Yohimbins, in: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie 192, 1939, 570–572; Sind chronische Schädigungen durch Dämpfe von Erdölderivaten bekannt?, in: Die medizinische Welt 14, 1940, 362; (mit A. Hagedorn, F. Johannessohn und E. Rabald) Über Glykoside der Oestronreihe, in: Zeitschrift für physiologische Chemie 264, 1940, 23–30; Paradoxe Oestronwirkungen ohne Oestrombehandlung, in: Klinische Wochenschrift 19, 1940, 712–714; (mit P. Rabe und G. Hagen) Über die chemotherapeutische Bedeutung der Vinyl- bzw. Äthylgruppe der Chinaalkaloide, in: Naturwissenschaften 29, 1941, 44 f.; Prolaktin. (Das Lactyationshormon des Hypophysenvorderlappens), in: Ergebnisse der Physiologie 44, 1941, 96–229; Prolaktin und Progesteron, in: Zentralblatt für Gynäkologie 65, 1941, 79–83; Über den Synergismus von Prolaktin und Progesteron, ebd. 66, 1942, 514–516; Über Kombinationen östrogener Wirkstoffe, in: Archiv für experimentelle Pathologie und Pharmakologie 202, 1943, 382–394; Über malariawirksame Azo-Chinolin-Derivate, in: Angewandte Chemie 60, 1948, 248; Zur Theorie der Laktation, in: Archiv für Gynäkologie 178, 1950, 180–185; Über die Notwendigkeit des Einbaues einer Prüfungsvorschrift auf pyrogene Stoffe in das neue dt. Arzneibuch, in: Die pharmazeutische Industrie 12, 1950, 250–252; Alte und neue Indikationen der Hormontherapie, in: Studienreihe Boehringer 3, 1950, 1–78; Prophylaktische Hormontherapie, in: Ärztliche Wochenschrift 5, 1950, 411–414; Zur Physiologie und Klinik des Wachstumshormons (STH) des Hypophysenvorderlappens, ebd. 6, 1951,913–918; Die Wertbestimmung von Hormonpräparaten mit Hilfe der Internationalen Standards, in: Studienreihe Boehringer 7, 1952, 1–26; Die Therapie hypophysär bedingter Störungen mit heteroplastischer Hypophysen-Implantation, in: Ärztliche Wochenschrift 7, 1952, 265–270; Das Wachstumshormon des Hypophysenvorderlappens, geschildert nach dem gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse, in: Arzneimittel-Forschung 2, 1952, 477–486; Erste Tagung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, in: medizinische Klinik 48, 1953, 753; Zur Physiologie und Pathologie der Produktion androgener Wirkstoffe im weiblichen Organismus, in: Zeitschrift für Geburtshilfe und Gynäkologie 140, 1954, 83–109; Bildung, Schicksal und Ausscheidung der Hypophysenvorderlappen-Hormone, in: Zeitschrift für Vitamin-, Hormon- und Fermentforschung 8, 1954, 296–350; Die experimentelle Beeinflussung des Mammawachstums durch Hormone, in: Journal für medizinische Kosmetik 3, 1954, 361–371; (mit H. Wilke) Die Entfernung pyrogener Substanzen aus Injektionslösungen durch Filtration, in: Arzneimittel- Forschung 4, 1954, 8–14; Das luteotrope Hormon (LTH) des Hypophysenvorderlappens (Prolaktin Lactogen, mammotropes Hormon), ebd. 467–477; Androgenpräparate mit Dauerwirkung, ebd. 5, 1955, 208–211; Herrn Professor Dr. med. W. S. Loewe, Salt Lake City, Utah, zum 75. Geburtstag am 19. August 1959, in: Arzneimittel-Forschung 9, 1959, 533–535; Die Hormone des Hypophysenvorderlappens, in: R. Ammon, W. Dirscherl (Hgg.) Fermente – Hormone – Vitamine, Bd. II Hormone, 31960, 525–663; Das die Melanophoren stimulierende Pigmenthormon (MSH) der Hypophyse (Intermedin, Hormon „R“), ebd. 664–678; Endokrine Tumorgenese, in: Medizin heute 9, 1960, 313–325; (mit H. Simmer) Androgene in menschlichen Ovarium, in: Klinische Wochenschrift 38, 1960, 819–822; Androgene Hormone bei wirbellosen Tieren, in: Arzneimittel-Forschung 11, 1961, 302–307; In memoriam Prof. Dr. W. S. Loewe, in: Deutsche medizinische Wochenschrift 89, 1964, 93 f.; W. S. Loewe, Ansprache, in: Mannheimer Hefte 1972, Nr. 2, 50 f.; (mit G. Oertel) Androgene, 1973 (=Handbuch der experimentellen Pharmakologie Bd. XXXV/1); Biologische Auswertung der Androgene, in: Hand. der experimentellen Pharmakologie Bd. XXXV/2, 1974, 81–186.
Nachweis: Bildnachweise: Foto (1932) S. 547, H. H. Simmler, 1980, 54. - vgl. auch Literatur.

Literatur:

K. Hardebeck, Dr. Hermann Emil Voss – 80 Jahre alt, in: Boehringer-Mannheim-Kreis 8, 1968, H. 1, 16 f.; H. H. Simmer, Nachruf auf Hermann Emil Voss, in: Endokrinologie-Informationen 20, 1980, 54–56 (mit Bildnachweis); R. Kattermann, Hermann Emil Voss (1888–1979). Ein Leben für die Endokrinologie, in: R. Kattermann (Hg.) Naturwissenschaft und Medizinische 75 Jahre Klinische Chemie, Pathobiochemie und Endokrinologie in Mannheim, 1910–1985, 1985, 107–123 (mit Bildnachweis, 108 und 121); E. P. Fischer, Wissenschaft für den Markt. Die Geschichte des forschenden Unternehmens Boehringer Mannheim, 1991, 130 f., 478; Gerhard Bettendorf (Hg.) Zur Geschichte der Endokrinologie und Reproduktionsmedizin, 1995, 597 f. (mit Bildnachweis).

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