Daimler, Paul 

Geburtsdatum/-ort: 13.09.1869;  Karlsruhe
Sterbedatum/-ort: 15.12.1945; Berlin
Beruf/Funktion:
  • Fabrikdirektor und Konstrukteur bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft
Kurzbiografie: 1885 Fahrt mit dem „Reitwagen“ von Cannstatt nach Untertürkheim
1889 Reifeprüfung an der Kgl. Realanstalt Stuttgart; Studium an der TH Stuttgart
1902 Techn. Leiter der Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft
1905 Rückkehr in Stammwerk nach Untertürkheim
1907 Chefkonstrukteur in Untertürkheim
1915 Ernennung zum Baurat
1921 Präsentation des Kompressor-Motors auf der Automobilausstellung in Berlin
1922 Chefkonstrukteur bei den Horchwerken in Zwickau-Berlin
1928 beratender Ingenieur bei verschiedenen Unternehmen
1931 Entwicklung der Hydrostößel
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: (Stuttgart) Helene, geb. Jakob (1880–1962)
Eltern: Vater: Gottlieb Daimler, Fabrikant (1834–1900)
Mutter: Emma, geb. Kurz (1843–1889)
Geschwister: 4: Adolf (1871–1913); Emma (1873–1954); Martha (1878–1955); Wilhelm (1881–1896)
Kinder: Paul Gottlieb (1909–1989);
Gerhard (1915–1991);
Helene (1917–2003)
GND-ID: GND/129159840

Biografie: Harry Niemann (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 3 (2017), 32-33

Paul wird als erstes Kind von Gottlieb Daimler und seiner Frau Emma in Karlsruhe geboren. Seine Reifeprüfung legt er 1889 in der Königlichen Realanstalt in Stuttgart ab. Es folgt das Studium an der Technischen Hochschule in Stuttgart.
Als Sohn Gottlieb Daimlers hatte Paul Daimler schon sehr früh Kontakt zu den Konstruktionen seines Vaters, die dieser zusammen mit Wilhelm Maybach entwickelte. Mit dem „Reitwagen“, einem hölzernen Zweirad mit Stützrädern, legte er am 10. November 1885 die erstaunliche Entfernung von drei Kilometern zwischen Cannstatt und Untertürkheim zurück. Für den sogenannten „Paul Daimler Wagen“ entwickelte er einen Motor, dessen Graugussblock mit Zylindern- und Zylinderköpfen versehen war, die aus einem Stück gegossen wurden. Realisiert wurde dieser Wagen dann 1902. Im gleichen Jahr übernahm Paul Daimler als persönlich haftender Gesellschafter die technische Leitung der Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft. Dort konstruierte er einen der ersten vierradgetriebenen Lastkraftwagen und ein Panzerfahrzeug. Als die Gesellschaft 1905 zu einer vom Stammwerk unabhängigen GmbH wurde, kehrte Daimler zurück nach Untertürkheim. Dort löste er 1907 Wilhelm Maybach als Chefkonstrukteur ab. In seiner Funktion als Leiter des Konstruktionsbüros und technischer Direktor, setzte er dessen konstruktiven Weg hinsichtlich der Hochleistungsmotoren-Entwicklung konsequent fort. Die damit ausgerüsteten Mercedes-Rennwagen waren damit beim Großen Preis von Frankreich 1908 und 1914 erfolgreich.
Während des Ersten Weltkriegs beschäftigte sich Daimler, der 1915 zum Baurat ernannt worden war, verstärkt mit der Konstruktion von Flugmotoren, deren Besonderheit Stahlzylinder mit aufgeschweißtem Kühlwassermantel waren. Um die Leistungsfähigkeit der Motoren auch in Höhen über 2000 Meter zu erhalten, verwendete Paul Daimler Flügelverdichter und wird somit zum Erfinder des Kompressormotors. Eine brauchbare Lösung lag allerdings erst im Jahre 1918 vor, also erst kurz vor dem Ende des Ersten Weltkrieges. Der Versailler Vertrag von 1919 indes machte dem Flugmotorenbau im Deutschen Reich de facto ein Ende. So lag es nahe, die bei der Kompressor-Entwicklung gewonnenen Erkenntnisse nun für den Personenwagenbau zu nutzen. Erfolgreich zum Einsatz kam der Kompressormotor bei den ersten beiden nach dem Krieg neu konstruierten Motoren, die in den Mercedes-Modellen 6/20 und 10/35 eingebaut waren. Präsentiert wurden die Modelle bei der 1921 in Berlin stattfindenden Automobilausstellung.
Als Daimler sich mit dem Bau eines Achtzylindermotors im Vorstand nicht durchsetzen konnte, schied er aus der DMG aus und übernahm am 1. Juli 1922 den Posten des Chefkonstrukteurs bei den Horchwerken A.-G. Zwickau-Berlin. Der Horch Typ 303 mit dem Daimlerschen Achtzylindermotor erschien 1926. Mit 7000 Einheiten war er einer der erfolgreichsten Typen im Luxussegment und der erste deutsche Wagen mit Achtzylindermotor. Ab 1928 war Daimler noch als beratender Ingenieur bei unterschiedlichen Unternehmen tätig. So entwickelte er 1931 die Hydrostößel. Diese sind Stößel im Ventiltrieb von Otto- und Dieselmotoren, die einen automatischen Ausgleich des Ventilspiels hydraulisch bewirken und bis heute in vielen Motoren Verwendung finden.
Daimler starb am 15. Dezember 1945 in Berlin, seinem letzten Wohnort.
Werke: Der Kompressor. Ein Beitrag zu seiner Entstehung, in: Motorschau 1 (1939); Etwas über „Daimler-Mercedes“, in: Automobilrevue 5 (1906); 50 Jahre Arbeit im Motorwesen. Baurat Daimler plaudert, in: Neue Kraftfahrer-Zeitung, 5.3.1936.

Literatur: D. V. Kern, Paul Daimler Sein Einfluss auf die Entwicklung des Fahrzeug- und Flugmotorenbaues, in: Deutsche Motor-Zeitschrift, 20.9.1939; Paul Siebertz, Mercedes-Konstruktionen in fünf Jahrzehnten, 1951; Harry Niemann, Gottlieb Daimler. Fabriken, Banken und Motoren, 2000.
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