Beck, Emil 

Geburtsdatum/-ort: 20.07.1935;  Tauberbischofsheim
Sterbedatum/-ort: 12.03.2006;  Tauberbischofsheim
Beruf/Funktion:
  • Deutscher Fechttrainer
Kurzbiografie:

19421950 Grundschule Tauberbischofsheim

19501967 Friseurlehre, später Meisterprüfung und Berufsausübung bis 1967

1951 Fechter, vorher Fußballer und Leichtathlet

1954 Gründer und Vereinstrainer der Fechtabteilung des TSV Tauberbischofsheim

1967 Florett-Fachwart beim Dt. Fechterbund

1967 hauptberuflich Baden-Württembergischer Landestrainer im Fechten

1970 Trainer-Diplom der Akademie für Fechtkunst Deutschlands in Dannewerk

1970 Bundestrainer im Degenfechten

1978 Bundestrainer auch im Florettfechten

1986 Cheftrainer für alle Waffen beim Dt. Fechterbund

2008 Emil-Beck-Gedächtnispreis des FC Tauberbischofsheim

2015 Finalhalle des Fechtzentrums in Emil-Beck-Halle umbenannt

Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Auszeichnungen: Ehrungen: Goldene Ehrennadel mit Kranz des FC Tauberbischofsheim (1973); B-W–Verdienstmedaille (1978); Trainer des Jahres 1983 und 1984; Bundesverdienstkreuz am Bande und 1. Klasse (1985); Goldenes Band des Verbandes Dt. Sportpresse (1986); Goldene Ehrennadel des Dt. Fechterbundes DeFB (1988); Ehrenbürger der Stadt Tauberbischofsheim und Ehrenplakette der Fédération Internationale d` Escrime (1989).
Verheiratet:

1960 (Tauberbischofsheim) Karin, geb. Löring (geb. 1941 in Frankfurt-Sachsenhausen).


Eltern:

Vater: Lorenz (1895–1971) aus Freudenberg am Main, Friseurmeister

Mutter: Barbara (Betty, 1893–1962), geb. Gehring, aus Tauberbischofsheim


Geschwister:

13


Kinder:

2; Frank (geb. 1961) und René (geb. 1966)

GND-ID: GND/131472623

Biografie: Klaus Schlütter (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 7 (2019), 25-30

Als Ursprungsland des modernen Fechtens gilt Italien. Der Römer Camillo Agrippa erfand im 16. Jahrhundert die vier Klingenlagen Prima, Seconda, Terza und Quarta sowie den Ausfallschritt. Ende des 17. Jahrhunderts eroberte Frankreich im Fechten die Führungsrolle in Europa. Nach einem Comeback der Italiener und danach einem 100-jährigen Patt der beiden nun verwandten Fechtschulen traten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die deutschen Fechter ins Rampenlicht. Unter der Regie eines kleinen, untersetzten Mannes, wegen seiner Statur und Machtfülle der „Napoleon vom Taubertal“ genannt: das war Beck, einer der erfolgreichsten Fechttrainer der Welt.

Das 13. Kind einer Friseurfamilie erlernte nach seiner Schulzeit das väterliche Handwerk, wurde der jüngste Friseurmeister des Kreises Tauberbischofsheim und unterrichtete als Fachlehrer den Nachwuchs an der Berufsschule. In seiner Freizeit spielte Beck beim TSV Tauberbischofsheim Fußball und betrieb Leichtathletik. 1951 ereignete sich die entscheidende Wende: Im Kino sah der 16-jährige in der Wochenschau Szenen von der deutschen Fechtmeisterschaft. Er war so fasziniert, dass er sich auf dem Heimweg spontan entschloss, in diese Sportart zu wechseln. Doch eine Fechtabteilung gab es in seinem Heimatstädtchen noch nicht. Die nächste lag im 20 km entfernten Bad Mergentheim. Jeden 2. Tag fuhr der Friseurlehrling mit dem Fahrrad dorthin und lernte bei Edmund Schuster das Fechten. Unter dessen Anleitung schaffte der ehrgeizige Beck schnell die Freifechterprüfung und stieg in die erste Leistungsklasse auf.

Nach drei intensiven Lehrjahren wandte sich Beck wieder ganz seiner Heimatstadt zu: Auf seine Initiative gründeten am 12. Oktober 1954 im Gasthaus „Schwanen“ 21 Mitglieder eine Fechtabteilung im TSV 1863. Begonnen wurde mit selbst geschneiderten Fechtanzügen aus Sackleinen und ein paar gebrauchten Waffen. Die ersten Trainingsabende fanden in der Aula des alten Gymnasiums statt, später in der Turnhalle und in der neu errichteten Festhalle der Stadt. Doch bald wurden die Fechter in die Umkleideräume oder in den schmalen Heizungskeller bei Temperaturen von 40 bis zuweilen 50 Grad verdrängt. Wenn die Halle in den Ferien geschlossen war, wurde auf die Wiese im Freibad oder in Rohbauten trainiert.

Becks charismatische Art und sein einnehmendes Wesen lockte immer mehr Jungen und Mädchen an. Auch das Interesse in der Bevölkerung stieg. Beim ersten offiziellen Vereinsturnier im März 1955 war der Saal im Gasthaus „Zur Bretze“ brechend voll. Der Idealist Beck arbeitete unermüdlich. Eigene Handicaps konnten ihn nicht stoppen. Einmal hatte er nach einer Stichverletzung den Fuß in Gips. Im Sitzen setzte er Finten und seine Schützlinge mussten versuchen, das Gipsbein zu treffen. Bei solchem Engagement blieben Erfolge nicht aus. Im Oktober 1956 wurde Becks Schüler Günter Zwergerbad Juniorenmeister mit dem Degen. Von da an verging kein Jahr, in dem in Tauberbischofsheim nicht eine oder mehrere Meisterschaften gefeiert wurden. 1958 war der TSV schon der erfolgreichste Verein des Nord- und Südbadischen Fechterbundes. Die erste Krönung nach sechs Jahren Aufbauarbeit war 1961 in Berlin der Gewinn der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft der Junioren durch Paul Neckermann, Peter Storz, Armin Ködel, Otto Lanig und Jürgen Hehn. Das gleiche Team wurde mit dem Florett Vizemeister. Beim triumphalen Empfang nach der Rückkehr würdigte der Bürgermeister den Trainer Beck als „bescheidenen Mann aus dem Volk, der sich als Autodidakt ohne fremde Weisung oder Auftrag der Fechtabteilung so verschrieben hat, dass er die ganze Jugend mitreißt.“ (Möll, 1986, S. 25)

Die anhaltenden Erfolge der Fechter führten zu kaum lösbaren Finanzproblemen im Traditionsverein. Die Zuschüsse für die teuren Waffen, Masken, Schutzkleidung und immer weitere Fahrten überforderten den Haushalt, der auch den materiellen Ansprüchen der anderen Abteilungen Fußball, Handball, Basketball, Turnen und Tennis gerecht werden musste. Darum trat die Fechtabteilung am 30. Juni 1967 aus dem TSV aus und gründete am 14. Oktober in der Gaststätte „Block“ den „Fecht- Club Tauberbischofsheim“ mit Beck als Vorstandsmitglied Sport. Obwohl er als Friseur mehr verdiente, gab er seinen Beruf auf und widmete sich nur noch seinem Hobby. Der mutige Schritt zahlte sich aus. Sein Aufstieg als Trainer und Manager zerstreute rasch alle Bedenken der Familie vor einer ungewissen Zukunft. Von 1959 bis 1968 erkämpften seine Fechter 117 badische Meistertitel und die Spitzenstellung in Deutschland.

Das, was er lehrte, wurde anfangs verhöhnt. Aber die Traditionalisten dieser Sportart rümpften schon bald nicht mehr die Nase. Beck revolutionierte die Technik, wie es vor ihm Karl Adam (1912–1976), der Schöpfer des Gold-Achters bei den Ruderern und Gustav Kilian (1907–2000) im Bahnradsport getan hatten. Er vereinfachte die Fechtkunst, reduzierte die Faustlagen von acht auf vier: Quart – Abdecken des Trefferbereichs Bauch, Sixt – äußerer Trefferbereich, Quint – oberer Schulterbereich der Waffenarm entgegengesetzte Seite, Oktave – Flanke unterm Fechtarm. Dadurch konnten die Aktionen leichter automatisiert werden. Er verbesserte die individuelle Technik jedes Schülers mit phantasievollen Ergänzungen. So perfektionierte er bei Florett-Olympiasieger Matthias Behr die Prim-Parade, einen Spezialstoß, mit dem der Rechtshänder über die linke Seite mit abwärts gerichteter Klinge seine Gegner düpierte. Ganz wichtig waren ihm auch spezielle Gymnastik für bessere Beweglichkeit, das Schnellkrafttraining, um mehr Dynamik in die Aktionen zu bringen, die Beinarbeit und, weil sich Turniere oft über mehrere Tage erstrecken, ein optimales Konditionstraining. Sein Training lief unter Wettkampfbedingungen. Er wollte bewusst Stress erzeugen, um Stress abzubauen und verstand es, seine Athleten bis an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit zu fordern.

Alle vertrauten Beck fast blind. So sagte Elmar Borrmann, Degen-Weltmeister 1983: „Wenn Emil ´setzen´ sagte, dann hast du dich gesetzt, auch wenn hinter dir kein Stuhl stand.“ (Klaus Schlütter, in: BILD-Sport vom 3.10.1986). Sein Arbeitstag war selten kürzer als 16 Stunden. Zehn Jahre gönnte er sich keinen Urlaub. Für seinen Traum, seine Athleten an die Weltspitze zu führen, war ihm nichts zu viel. Jürgen Hehn beispielsweise trainierte er während seines Medizinstudiums um Mitternacht und als Assistenzarzt sogar vor Sonnenaufgang. Hehns Lohn für diese Mühen waren 1970 der erste Sieg bei einem Degen-Weltcupturnier, später zwei Olympiamedaillen. Im selben Jahr wurde Tauberbischofsheim offizielles Landesleistungszentrum für Fechten und der Deutsche Fechterbund ernannte Beck, der an der Akademie der Fechtkunst Deutschlands 1970 den Titel eines Diplomfechtmeisters erworben hatte, erst zum Bundestrainer Degen, später auch zum Bundestrainer Florett. Das war ihm Ansporn und Verpflichtung, den Aufstieg seiner Fechter weltweit fortzuführen.

Dazu war der dynamische Franke verstärkt als Manager gefordert. Beck hatte längst erkannt, dass gute Trainingsbedingungen allein keine sportlichen Erfolge garantieren können. Der „Trainervater“ sorgte für alles, kümmerte sich ums Familienleben, die richtige Ernährung, die Schule, den Beruf, das soziale Umfeld. Das war ihm Anlass, zusätzliche Funktionen und Ämter zu übernehmen, eine Reihe von Initiativen einzuleiten und neue Formen der Förderung zu überdenken. Er war sich nicht zu schade, bei Konzernen, Behörden und Mäzenen dafür zu werben. Für seine Zöglinge hielt er bei der werbenden Wirtschaft überall die Hand auf. Er pflegte Bekanntschaften mit Politikern und Wirtschaftsbossen, war mit Erwin Teufel über Gerhard Mayer-Vorfelder bis Lothar Späth und Helmut Kohl, dessen Bild über seinem Schreibtisch im Fechtzentrum hing, per Du. Daimler-Direktor Helmut Schmidt war fast zwei Jahrzehnte lang Präsident des Fecht-Clubs TBB. Beck beschaffte einen ganzen Pool von Sponsoren, materieller Mangel bestand so gut wie nie. So verfügten die Fechter, Trainer und Mitarbeiter im Zentrum über eine Autoflotte von beachtlichem Ausmaß, alle mit Stern auf der Haube.

1976 erhielt Tauberbischofsheim den Status eines Bundesleistungszentrums. Auf Initiative Becks wurde der Fechtclub 1986 Teil eines neu gegründeten Olympiastützpunkts. Um neben der sportlichen auch die pädagogische Betreuung der jungen Athleten zu fördern, wurde 1988 das Vollinternat Berghof geschaffen. Beck zog später mit Familie dort ein und hatte fortan seine Schützlinge noch besser unter Kontrolle. Zu diesem Zeitpunkt waren Florett- und Degenfechter aus dem Taubertal schon tonangebend in der Fechtwelt. 1973 sorgte die deutsche Mannschaft mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft für die erste Sensation, von den Medien als „Wunder von Göteborg“ überschrieben. 1975 holte Alexander Pusch den ersten WM-Einzeltitel mit dem Degen, ein Jahr später in Montreal nach Dreier-Stichkämpfen vor Jürgen Hehn und dem Ungarn Gyözö Kulcsardie olympische Goldmedaille. Mit Gold dekoriert kehrte auch das Florettteam mit dem späteren IOC-Präsidenten Thomas Bach, Matthias Behr, Harald Hein, Klaus Reichert und Erk Sens-Gorius nach Hause. Bei der Rückkehr in die Heimat bereiteten 35 000 Menschen den Olympiasiegern einen grandiosen Empfang.

Doch nicht nur die Männer zeichneten dafür verantwortlich, dass aus dem Fecht-Club Tauberbischofsheim der erfolgreichste Fechtverein Europas wurde. Bei der WM 1985 in Barcelona ereignete sich das „deutsche Fräuleinwunder“. Sabine Bischoff, Anja Fichtel, Zita Funkenhauser und Susanne Lang „vergoldeten“ ihre Florettklingen mit dem Mannschaftstitel. Anlass für den Deutschen Fechterbund, „Übervater“ Beck zum Cheftrainer aller Waffen zu ernennen. Der Triumph der jungen Damen wurde bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul sogar noch gesteigert. Im Einzelwettbewerb gelang ein einmaliger Dreifach- Erfolg: Gold für Anja Fichtel, Silber für Sabine Bau, Bronze für Zita Funkenhauser. Becks euphorischer Kommentar: „Das stellt alles bisher Dagewesene in den Schatten. Es ist wie eine Reise in den Himmel.“ (Der Spiegel vom 11.9.1999). Als dann auch die Mannschaft, ergänzt durch Christiane Weber und Annette Klug, ganz oben auf dem Treppchen stand, hatte er Tränen in den Augen.

Dass man nun das Auto-Kennzeichen TBB endgültig als ein Symbol für Leistung mit Fechten verband, war Becks Verdienst. Seine phänomenale Erfolgsstatistik innerhalb von drei Jahrzehnten: 18 olympische Medaillen, 74 bei Welt- und 28 bei Europameisterschaften, 120 Weltcupsiege und der Gewinn von 399 deutschen Meistertiteln. Die Stadt Tauberbischofsheim bedankte sich bei ihrem berühmten Sohn mit der Verleihung der Ehrenbürgerschaft.

Doch bald legten sich auf die Höhepunkte seines Schaffens erste Schatten. Dass er auf die WM 1999 in Korea verzichtete und erstmals bei einem Großereignis nicht an der Fechtbahn stand, war ein untrüglicher Hinweis auf interne Querelen. Einerseits war Beck ein Gemütsmensch, der seine Seele mit entwaffnender Offenheit nach außen kehrte. Seine harte Hand konnte auch streicheln. Er war den Genüssen des Lebens aufgeschlossen, schätzte guten Frankenwein und sein Kugelbauch zeugte von gesundem Appetit. Andererseits galt er als Poltergeist, der keinem Konflikt aus dem Wege ging. „Atmosphärische Störungen entlasten vom Druck der Trainingsschinderei“ (Möll, 1987, S. 112), lautete sein Credo. Sein Führungsstil war autoritär, gelegentlich mit rechthaberischen Neigungen. Er allein hatte das Sagen und seine Schüler hatten zu tun, was er für richtig hielt. Wer nicht uneingeschränkt für ihn war, den betrachtete er als Feind. Er hatte sie zu Siegern gemacht und glaubte, damit das Recht auf ihre Persönlichkeit zu besitzen, was sich seine Jünger auf Dauer nicht gefallen ließen.

Es begann die Zeit der Brüche: Anja Fichtel wollte er in ihre Eheplanung hineinreden – sie verließ Tauberbischofsheim und zog mit ihrem Mann nach Wien. Als die Erfolge ausblieben, stempelte er zwei seiner einstigen Lieblingsschüler zu Sündenböcken. Der eine war Matthias Behr, Leiter des von Beck eingeführten Sportinternats, der andere Alexander Pusch, Bundestrainer für Degen. Pusch war der begabteste Fechter unter seinen Schützlingen, aber auch einer, der persönliche Freiheiten für sich beanspruchte. Er spielte nebenher Golf, was Beck ein Dorn im Auge war. Er bezichtigte Pusch der Faulheit. Brieflich teilte er dem Olympiasieger und Weltmeister am 6. Juli 1999 mit, dass er demnächst seinen Job los sein würde. Wie für Pusch war Beck auch für Matthias Behr von klein auf Vaterersatz gewesen. 1996 erfuhr das Verhältnis zu Beck eine entscheidende Wendung. Behrs Frau brachte per Kaiserschnitt Zwillinge zur Welt. Sie war pflegebedürftig und Behr beschloss, statt als Betreuer zu den Olympischen Spielen nach Atlanta zu fliegen, bei seiner Frau zu bleiben. Damit fand er Eingang in Becks „Handicap-Akte“, in der er die aus seiner Sicht negativen Eigenschaften seiner Mitarbeiter vermerkte. Atlanta wurde mit nur einer Bronzemedaille zum Desaster für die sieggewohnten deutschen Fechter. Behrs Gehalt wurde gekürzt, er zur unerwünschten Person bei Führungskonferenzen erklärt. Becks schriftliche Begründung: „Du hast deine Trainerkollegen und mich ganz persönlich im Stich gelassen.“ Dahinter steckte die Befürchtung, dass dem Fechtzentrum wegen des beginnenden Misserfolgs, der sich bald verstärken sollte, die Fördergelder gestrichen würden.

Am 29. Juni 1999 bestritt Beck sein letztes Gefecht. Er rief 29 Trainer und Mitarbeiter zu einer Sitzung zusammen und erklärte, die Schuld am Niedergang trügen Behr und Pusch, die er zum Rücktritt aufforderte. Doch die Anwesenden stellten sich gegen Beck und drängten ihn zum Rücktritt. Manfred von Richthofen, Präsident des Deutschen Sportbundes, und Erika Dienstl, die Präsidentin des Deutschen Fechterbundes, untermauerten die Forderung in einem persönlichen Schreiben an Beck Unter diesem Druck streckte Beck die Waffen und gab seine Posten als DFeB-Cheftrainer und Leiter des Fechtzentrums auf. Zutiefst getroffen zog er sich zurück und betrat nie wieder das Fechtzentrum, wo sie ihn laut eigener Aussage „wie einen Aussätzigen“ (Morawetz in: FAZ vom 13.3.2006) behandelt hätten.

Zur selben Zeit geriet Beck ins Visier der Justiz. Ein kleineres Betrugsverfahren wegen des Verdachts auf Fehlverwendung von Fördermitteln wurde gegen Zahlung einer Geldbuße von 12 000 DM eingestellt. 2001 nahm die Staatsanwaltschaft Mosbach Ermittlungen wegen des Verdachts auf Betrug und Untreue auf. Gegenstand der Untersuchungen waren unter anderem Geschäfte einer Firma, bei der Becks Sohn Frank Gesellschafter war, mit der physiotherapeutischen Abteilung des Fechtzentrums, in Höhe von mehr als 500 000 Mark. Ferner interessierten sich die Staatsanwälte für ein Darlehen der dem Olympiastützpunkt angeschlossenen Sportmarketing SMT an den neu gegründeten Golfclub Kaiserhöhe. Becks zweiter Sohn René war in Personalunion Geschäftsführer bei SMT und beim Golfclub. „Papa sagte, wir fechten den Prozess durch. Er wollte unbedingt seine Unschuld beweisen“, wie sein Sohn René 2017 dem Autor berichtete.

Doch die Verfahren konnten nicht zu Ende geführt werden. Die Anschuldigungen, der verblassende Ruhm und der sich abzeichnende sportliche Niedergang seines Lebenswerks brachen Beck das Herz. Er sagte: „Ich bin erschöpft. Das Ganze ist nur schwer zu verkraften“. (Sven Beckedahl, in: Die Welt vom 5.8.1999)

Am 12. März 2006 starb Beck im Alter von 70 Jahren nach einem Herzinfarkt in seiner Wohnung im Haus der Athleten. Seine Verdienste um den deutschen Fechtsport in seiner erfolgreichsten Ära aber leben weiter. Thomas Bach, einst sein Schützling, dann Chef des Weltsports, formulierte es so: „Seine Leistungen für unseren Sport kann man gar nicht hoch genug bewerten. Er hat das Fechten revolutioniert, aus seiner elitären Isolierung gelöst und allen sozialen Schichten zugänglich gemacht.“ (LingFang.de Biografie Emil Beck, abgerufen am 16.9.2017)

Nach Beck wurde der erstmals 2008 verliehene „Emil-Beck-Gedächtnispreis“ des FC TBB benannt, mit dem der Club Persönlichkeiten ehrt, die sich in besonderer Weise um den Fechtsport verdient gemacht haben. Anlässlich des 80. Geburtstags wurde die Finalhalle des Fechtzentrums 2015 in „Emil-Beck-Halle“ umbenannt und vor der Halle eine Stele zur Erinnerung an Beck aufgestellt.

Werke: Tauberbischofsheimer Fechtlektionen für Anfänger und Fortgeschrittene, 1987; Richtig Fechten, 1990; Fechten. Florett, Degen, Säbel, 1995; Fechttraining, 2004.
Nachweis: Bildnachweise: Foto (o. J.), im Besitz des Sohnes René Beck

Literatur:

(Auswahl) Klaus Dieter Güse/Andreas Schirmer, „Faszination Fechten“, 1986; Richard Möll, „Die Fecht-Legende von Tauberbischofsheim“, 1987, bes.107–114; Sven Beckedahl: „Emil Beck streckt die Waffen“, Die Welt, 5.8.1999; Matthias Geyer, „Emils Geisterbahn“, Der SPIEGEL 1.11.1999; „Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Emil Beck“,: SPIEGEL Online 2.4.2001; Christiane Moravetz „Ehemaliger Bundestrainer Beck gestorben“, Frankfurter Allgemeine, 2006; Volker Kreisl, „Seele statt Emil“, Süddeutsche Zeitung, 2010; Vereinsgeschichte Fecht-Club Tauberbischofsheim, „Vom Heizungskeller zum Olympiasieg“, abgerufen 2017.

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