Dihlmann, Carl 

Geburtsdatum/-ort: 05.07.1857;  Stuttgart
Sterbedatum/-ort: 25.04.1920; Berlin
Beruf/Funktion:
  • Ingenieur, Mitglied des Vorstands der Siemens&Halske AG sowie der Siemens-Schuckertwerke GmbH, Berlin
Kurzbiografie: 1875 Abitur am Realgymnasium Stuttgart
1875-1876 Praktikant bei der Maschinenfabrik Esslingen
1876-1877 Einjährig-Freiwilliger im Eisenbahnregiment Berlin, Reserveoffizier
1877-1881 Studium des Bauingenieurwesens an der Technischen Hochschule Stuttgart
1881 Staatsexamen, Abschluss als Regierungsbauführer
1881-1884 Studienreisen nach Nord-und Mittelamerika
1884 Tätigkeit bei der Schwäbischen Alb-Wasserversorgung
1884 Eintritt bei Siemens&Halske als Planungschef und projektierender Ingenieur für Elektrizitätswerke
1885 Handlungsbevollmächtigter für das Charlottenburger Werk von Siemens&Halske
1897-1901 stellvertretendes Mitglied des Vorstands der Siemens&Halske AG
1901 Ordentliches Mitglied des Vorstands der Siemens&Halske AG
1903 Ordentliches Mitglied des Vorstands der Siemens-Schuckertwerke GmbH
1913-1920 Leiter der Zentral-Werksverwaltung der Siemens-Schuckertwerke GmbH
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Ernennung zum Königlichen Baurat (1909); Dihlmannstraße in Berlin-Spandau (Siemensstadt) (1922)
Mitgliedschaften: Verband deutscher Elektrotechniker; Verband Berliner Metallindustrieller; Normenausschuss der deutschen elektrotechnischen Industrie; Ausschuss für wirtschaftliche Fertigung; Deutscher Ausschuss für technisches Schulwesen; Forschungsgesellschaft für betriebswissenschaftliche Arbeitsverfahren; Berliner Handelskammer; Beirat bei der Kriegsbeschädigtenfürsorge; Mitglied des Aufsichtsrats der Stettiner Elektricitätswerke AG
Verheiratet: 1891 Pauline, geb. Hedinger (1863-1945)
Eltern: Vater: Karl Friedrich Dihlmann (gest. 1870), Kaufmann in Stuttgart
Mutter: Emilie Marie Pauline, geb. Krämer (1832-1906)
GND-ID: GND/137434758

Biografie: Frank Wittendorfer (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 1 (2006), 45-46

Nach dem Bauingenieur-Studium sammelte Dihlmann erste Berufserfahrungen auf Studienreisen durch die USA und Mittelamerika. 1884 trat Dihlmann in die „Telegraphen Bau-Anstalt von Siemens&Halske“ ein, wo er „Zentralen“ projektierte, wie Elektrizitätswerke und Kraftwerke damals bezeichnet wurden. Das noch kleine Planungsbüro wurde rasch zu der bedeutenden „Abteilung Zentralen“ für den noch in der Entwicklung befindlichen Kraftwerksbau ausgebaut, deren Leitung er schließlich übernahm. Dihlmann zeichnete verantwortlich für die großen Kraftwerke, die zu Ende des 19. Jahrhunderts in zahlreichen deutschen und europäischen Städten entstanden. In den 1890er Jahren erforderte die zunehmende Elektrifizierung aller Bereiche des öffentlichen Lebens eine Neuorganisation des erheblich angewachsenen Starkstrombereichs bei Siemens&Halske, die Dihlmann vornahm. Das Problem der räumlichen Enge des „Charlottenburger Werks“ von Siemens, dessen Leiter Dihlmann war, löste Dihlmann durch die Verlegung in Neubauten an den Nonnendamm, der späteren Siemensstadt.
Vor dem Hintergrund eines Konzentrationsprozesses in der deutschen Elektroindustrie schloss die Siemens&Halske AG im Jahr 1903 ihre starkstromtechnischen Abteilungen mit dem Konkurrenten „Elektrizitäts-Aktiengesellschaft vormals Schuckert&Co., Nürnberg“ zur „Siemens-Schuckertwerke GmbH“ zusammen. Neben den Berliner Werken war Dihlmann nunmehr auch für die Organisation der von Schuckert in die neue Gesellschaft eingebrachten Nürnberger Werke zuständig. Gleichzeitig trat Dihlmann in den Vorstand der Siemens-Schuckertwerke ein, nachdem er bereits zwei Jahre zuvor ordentliches Mitglied des Vorstands von Siemens&Halske geworden war. Als Leiter der 1913 neu eingerichteten „Zentral-Werksverwaltung“ als organisatorischem Kernstück der Siemens-Schuckertwerke oblag Dihlmann auf kaufmännischem Gebiet die Überwachung und Kontrolle der buchhalterischen Tätigkeit sämtlicher Werke einschließlich der Aufstellung der Bilanz und Werksstatistiken, ferner die Vereinheitlichung kaufmännisch-verwalterischer Maßnahmen wie Selbstkostenberechnungen, der Zentraleinkauf sowie auf technischem Gebiet die Vermittlung von Betriebserfahrungen, von Rohstofferfahrungen, die Vereinheitlichung der Normen und Fragen der Werkstatteinrichtung und des Lehrlingswesens. Darüber hinaus war Dihlmann verantwortlich für die Wirtschaftlichkeit der Werke, koordinierte die technischen Entwicklungen der Fabriken, überwachte die Ein- und Durchführung von Rationalisierungsmaßnahmen und die Kalkulation. Auch gehörte die Regelung der Gemeinkosten und daher die Verzinsung des eingesetzten Kapitals zu Dihlmanns Aufgaben.
Dihlmanns Verdienste liegen vor allem im Bereich der Arbeitsvorbereitung und -organisation sowie auf dem Gebiet des Gebäudemanagements. In der Fabrikation trieb Dihlmann eine geplante vorbereitete Fertigung mit wissenschaftlicher Ausarbeitung von allgemein verbindlichen Methoden voran. Die frühere „Meisterwirtschaft“ ersetzte Dihlmann durch die Einführung von Betriebsingenieuren. Alle bis in den Ersten Weltkrieg in Siemensstadt errichteten Industriebauten sowie die infrastrukturellen, kommunalen und sozialen Anlagen und Einrichtungen des Hauses Siemens wurden unter Mitwirkung von Dihlmann ausgeführt.
Dihlmann betätigte sich auch als Landschaftsmaler.
Quellen: Siemens-Archiv München: SAA 13/Lt 125 PA C. Dihlmann; SAA 15/Lg 562: Berichte der Zentral-Werksverwaltung 1913/14 ff.; SAA 68/Li 83: Chronik der Zentral-Werksverwaltung. I. Teil: Vorläufer der ZW (1899-1914), Ära Dihlmann (1914-1920); SAA 68/Li 83: Errichtung und Organisation der Zentral-Werksverwaltung (2 Bde.); SAA 8497: Nachruf C. Dihlmann.
Werke: Die Elektrische Centralanlage der Stadt Breslau, in: ETZ 1 (1892), 1-5; Die Tragweite hochgespannter Ströme, in: ETZ 6 (1892), 78-82; Die Fabrikneubauten der Siemens&Halske AG am Nonnendamm, in: ETZ 24 (1900), 477-484; Werner Siemens. Seine Person und sein Werk 1816-1916. Festrede, gehalten im Verwaltungsgebäude der Siemens-Werke zur hundertsten Wiederkehr des Geburtstags von Werner Siemens (13. Dezember 1916), o. J. [1916].
Nachweis: Bildnachweise: Siemens-Archiv München: Fotosammlung, C II Dihlmann.

Literatur: Nachrufe in: ETZ 20 (1920), 403; Wirtschaftliche Mitt. aus dem Siemens-Konzern 16 vom 1. Juni 1920, 69-70.
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