Mach, Felix Adolf Albert 

Geburtsdatum/-ort: 21.11.1868; Tilsit (Ostpreußen)
Sterbedatum/-ort: 04.11.1940;  Karlsruhe-Durlach
Beruf/Funktion:
  • Agrikulturchemiker
Kurzbiografie: 1877–1887 Realgymnasium Tilsit bis Abschluss
1887 X.–1892 Studium d. Chemie u. Naturwissenschaften an den Univ. Königsberg, bis SS 1889, u. Berlin
1892 VIII. 5 Promotion in Berlin: „Über Einwirkung d. Molybdensäure auf Kalium- u. Natriumarseniate“
1892 X.–1893 IX. Militärdienst im 5. Ostpreuß. Infanterie-Regiment von Boyen Nr. 41
1893 X.–1900 III. Assistent an d. Landwirtschaftlichen Versuchsstation für die Provinz Posen in Jersitz bis Nov. 1895, dann bis Sept. 1896 u. wieder ab Aug. 1899 an d. Kgl. Sächs. Landwirtschaftl. Versuchsstation Möckern bei Leipzig
1896 X.–1899 VI. Leiter des techn. Betriebs d. Spiritus- u. Presshefenfabrik Schönpriesen bei Aussig an d. Elbe
1900 IV.–1907 XII. Abteilungsvorsteher an d. Landwirtschaftl. Versuchsstation Marburg, am 6. 12. 1907 Hauptprüfung für Nahrungsmittelchemiker
1908 I.–1934 II. Vorstand, ab 1924 Direktor d. Landwirtschaftl. Versuchsstation Augustenberg bei Karlsruhe
1911 IX. Vorstandsmitglied des Verbands d. landwirtschaftl. Versuchsstationen im Deutschen Reiche
1913 Professor d. bad. Regierung
1950 „Felix-Mach-Straße“ in Karlsruhe-Durlach
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1898 (Tilsit) Elise, geb. Gerlach (1875–1963)
Eltern: Vater: Adolf (1824 –1882), Kaufmann
Mutter: Johanna, geb. Morgen (1835–1898)
Geschwister: unbekannt
Kinder: 4; Hans, früh gestorben, Lotte Emma Johanna, Dr. phil., Mittelschuloberlehrerin, Erich Otto Louis Kurt, Dr. Ing., u. Ulrich Felix Josef, Dr. Ing., Chemiker
GND-ID: GND/140020276

Biografie: Alexander Kipnis (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 6 (2011), S. 259-262

Mach wurde in Tilsit in eine ostpreußische Kaufmannsfamilie geboren, verbrachte dort seine Jugend und schloss das Realgymnasium ab. Gleich danach studierte er Naturwissenschaften mit dem Schwerpunkt Chemie an den Universitäten Königsberg und Berlin. Dort führte er eine Untersuchung in der analytischen Chemie durch, die zu seiner Dissertation wurde. Sein Doktorvater war der Privatdozent für technische und analytische Chemie Carl Friedheim (1858–1909). Das Interesse für analytische Chemie bewahrte sich Mach zeitlebens und erarbeitete zahlreiche Verfahren zur Verbesserung der chemischen Kontrolle und der Untersuchungen auf verschiedenen Gebieten der Landwirtschaft, u. a. im Weinbau, in der Bewertung der Dünge-, Futter- und Pflanzenschutzmittel sowie in Bodenuntersuchungen.
Nach seiner Promotion sollte Mach zunächst seine Militärpflicht erfüllen; auch Reserveübungen in den Sommermonaten 1894 und 1895 standen an. Sein beruflicher Werdegang begann als Assistent an der Landwirtschaftlichen Versuchsstation der Provinz Posen. Nach zwei Jahren wechselte er in gleicher Position nach Möckern bei Leipzig, wo sein Lehrer Oskar Kellner (1851–1911) tätig war, damals ein prominenten Agrikulturchemiker in Deutschland. Bis auf die knapp drei Jahre als Betriebsleiter der Spiritus- und Presshefefabrik Schönpriesen bei Aussig an der Elbe blieb Mach im Bereich der Agrikulturchemie tätig.
Im Frühjahr 1900 trat Mach seine erste Beamtenstelle als Abteilungsvorsteher bei der Landwirtschaftlichen Versuchsstation Marburg an. Seine „Abteilung I“ befasste sich mit wissenschaftlicher Arbeit auf den Gebieten Bodenkunde, Pflanzenernährung und Düngelehre sowie mit der Kontrolle von Dünge- und Futtermitteln, Samenprüfung und Bodenuntersuchungen. In die folgenden sieben Jahre fielen Machs erste wissenschaftliche Publikationen nach der Promotion; insbesondere erfand er eine neue Tarierwaage, um bei den Massenanalysen serienweise die Einwaage gleicher Substanzmengen zu erleichtern.
Mitte 1907 wurde die Stelle des Vorstands der bad. landwirtschaftlichen Versuchsstation vakant, die 1901 neu organisiert worden war und 1907 in das Anwesen in Augustenberg bei Karlsruhe einzog. Mach bewarb sich und wurde berufen, wodurch sich ihm ein weites Arbeitsfeld eröffnete, in dem er die folgenden 26 Jahre unermüdlich wirkte. Als „schlichte, gewinnende Persönlichkeit“, so sein Mitarbeiter und Nachfolger R. Herrmann, verstand es Mach, seine Leute zu fördern und „Team-Arbeit“ zu organisieren. Von Anfang an hielt Mach die Versuchsanstalt in steter Fühlung mit der Praxis der Landwirtschaft: „Bleibende Erfolge sind ohne allen Zweifel nur bei einem dauernden Zusammenarbeiten von Praxis und Wissenschaft zu erwarten“ („Landwirtschaft…“, 1908, S. 454). Machs Tätigkeit fußte also gleichermaßen auf Forschung und praktischer Bewährung. Einen wichtigen Teil der Tätigkeit Machs stellten Vorträge über Fragen der Landwirtschaft dar, die für die Bauern gehalten wurden. Mach sprach über Kunstdünger und seine Anwendung, die Abschnitte der Weinherstellung, über die Eigenschaften der Trauben bis zur chemischen Zusammensetzung des Weines. Jährlich hielt er mehrere Vorträge, außerdem einen viertägigen Lehrkurs.
Seit der Wende zum 20. Jh. war der Einsatz künstlicher Düngemittel – „sehr dankbare Objekte für Leute, welche gern viel Geld, sei es auch auf unrechtliche Weise, verdienen wollen“ (Bemerkenswerte …, 1908, S. 888), so Mach kritisch – in der Landwirtschaft erheblich angestiegen. Deswegen betrachtete er es als unbedingte Pflicht, die bad. Landwirte stets vor angeblichen „Wundermitteln“ zu warnen, die im Handel unter verschiedenen Namen auftauchten, tatsächlich aber oft billige Fälschungen darstellten. Untersuchungen seiner Anstalt förderten mehrfach solche Fälle ans Licht. Mach führte dazu eigens im „Bad. Landwirtschaftlichen Wochenblatt“ eine eigene Rubrik ein: „Bemerkenswerte Erscheinungen auf dem Bad. Dünge- und Futtermittelmarkt“. 1908 bis 1914 nahm Mach im Auftrag der Regierung auch an der Arbeit der „Kommission für die amtliche Weinstatistik“ teil und fasste jährlich die Daten über Wein- und Mostproben in Baden zusammen, die in den „Arbeiten aus dem Kaiserlichen Gesundheitsamte“ publiziert wurden. Für die erfolgreiche Leitung der Versuchsanstalt wurde Mach im Frühjahr 1913 durch die bad. Regierung mit dem Titel „Professor“ ausgezeichnet.
Bei Kriegsausbruch meldete sich Mach freiwillig zum Militär. Während mehrerer Monate des Jahres 1915 fungierte er als Ausbilder von Rekruten in Karlsruhe, wurde dann aber in seine Position an der Versuchsstation zurückbeordert. Bisher hatte sich die Versuchsanstalt stetig aufwärts entwickelt, nun jedoch wurde die Untersuchungs- und Forschungstätigkeit von Jahr zu Jahr mehr eingeschränkt, was Machs Arbeit erschwerte. Unverändert aber widmete er der Kontrolle von landwirtschaftlichen Mitteln viel Aufmerksamkeit und empörte sich besonders über „Kriegswucher in Futtermitteln“. Die mageren Jahre dauerten auch nach dem Kriege fort, und noch größer wurden die Schwierigkeiten durch die Inflation. Ungenügende Versorgung mit Gas, Chemikalien und Apparaten kennzeichneten diese Zeit, bis 1924 Besserung eintrat.
Seit September 1911 war Mach auch Vorstandsmitglied des „Verbands landwirtschaftlicher Versuchsstationen im Deutschen Reiche“, heute „Verband Deutscher Landwirtschaftlicher Untersuchungs- und Forschungsanstalten“, zuletzt als stellvertretender Vorsitzender. Er nahm von 1908 bis 1933 von der 25. bis zur 53. an allen Hauptversammlungen des Verbands teil, hielt mehrere Vorträge und leitete zwischen 1913 und 1929 den Verbandsausschuss zur Untersuchung von Pflanzenschutzmitteln. 1916 bis 1926 war er stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses zur Düngemitteluntersuchung. Seine wohl bedeutendste Funktion aber war wohl von 1926 bis 1933 das Wirken als Vorsitzender des Ausschusses für Futtermitteluntersuchung, dem Mach seit 1912 angehörte. In dieser Funktion förderte er das Zustandekommen des Futtermittelgesetzes, das im November 1927 in Kraft trat und den Zweck verfolgte, den Verbraucher und den „reellen Handel […] vor unlauterem Wettbewerb und unberechtigten Ansprüchen zu schützen“. („Das neue…, 1927, S. 669)
Auch in anderen Gremien war Mach tätig: als Mitglied des Reichsausschusses für Weinforschung, der Zulassungskommission für Düngemittel und des Sonderausschusses für Tabakbau. Mach gehörte außerdem der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft an, die ihm 1925 die „Max-Eyth-Medaille“ verlieh. Dank der Tätigkeit Machs in übergeordneten Gremien kam der Versuchsstation Augustenberg mehrfach eine koordinierende Rolle in Projekten zu, die für die ganze deutsche Landwirtschaft bedeutend waren und die in Zusammenarbeit aller Versuchsstationen durchgeführt wurden, so z. B. die große siebenjährige Arbeit zur Untersuchung von wirtschaftseigenen Futtermitteln.
Auch literarisch war Mach aktiv. Ca. 220 Publikationen stammten von ihm, hauptsächlich über Methoden und Ergebnisse verschiedener Untersuchungen von Dünge- und Futtermitteln, Weinen, Mosten, Pflanzenschutzmitteln, teilweise auch praktisch erklärenden Inhalts für Landwirte. Als besonderes Verdienst galt die Herausgabe des „Jahresberichtes über die Fortschritte aus dem Gesamtgebiet der Agrikulturchemie“, 1920 bis 1936 unter dem Titel „Jahresbericht für Agrikulturchemie“ ein wichtiges Nachschlagewerk für Fachleute, die Mach 1916 übernommen hatte und während zweier Jahrzehnte akribisch erledigte. Heutzutage stellt diese Zeitschrift, die mit Machs Pensionierung eingestellt wurde, eine wahre Fundgrube für Historiker der Agrikulturchemie und Landwirtschaft dar.
Machs jahrzehntelanger Einsatz in „kaum erreichbarer, […] unübertrefflicher Weise“ (Die landw. Versuchsstationen 123, 1935, 43 f.), wie sein Verbandskollege formulierte, wurde 1934 vom Verband mit der Ehrenmitgliedschaft für Mach honoriert. Nach der Pensionierung wohnte Mach in Durlach, wo 1950 eine Straße nach ihm benannt wurde.
Quellen: GLA Karlsruhe 466/11987 u. 233/31656, Akten Mach, u. 236/26652, 237/37051, 237/45726 u. 237/45723, Akten d. Versuchsstation Augustenberg; Materialien im VDLUFA, Speyer; Institut für Personengeschichte, Bensheim, Biographische Sammlung, Felix Mach; Informationen des ehem. Direktors d. LUFA Kassel, Enno Janssen, vom 29.10.2008.
Werke: Eine neue Tarirwaage, in: Chemiker-Ztg. 25, 1901, 1139; Mohn u. Mohnkuchen, in: Die landw. Versuchsstationen 57, 1902, 419–459; Zur Bestimmung d. Phosphorsäure in Düngemitteln, ebd. 66, 1907, 1–62; Landwirtschaft u. Landwirtschaftl. Versuchsanstalt, in: Wochenbl. des Bad. Landwirtschaftl. Vereins, 1908, 454 f.; Bemerkenswerte Erscheinungen auf dem bad. Dünge- u. Futtermittelmarkt, ebd., 888–890; Zur Dünge- u. Futtermittelkontrolle in Baden, ebd. 1909, 898 f., 933–935; Die Geschichte d. Versuchsanstalt von 1859–1909, in: Bericht d. Großh. Bad. Landwirtschaftl. Versuchsanstalt Augustenberg über ihre Tätigkeit im Jahre 1909, 1910, 5–57; Zweiteilige Saugflasche zum getrennten Auffangen von Fällungs- u. Waschflüssigkeiten, in: Chemiker-Ztg. 37, 1913, 651; Beiträge zur Bewertung d. Futtermittel, in: Die landw. Versuchsstationen 78–79, 1913, 815–846; Weitere Beiträge zur Beurteilung d. Preiswürdigkeit d. Futtermittel, ebd. 85, 1914, 417–432; (mit P. Lederle) Kupfervitriole des Handels, nebst Beiträgen zur Bestimmung des Kupfers in ihnen, ebd. 84, 1914, 129–143; (mit dems.) Die Verwendung von Titantrichlorid in d. analyt. Praxis, ebd. 90, 1917, 121–224; Über die Löslichkeit d. Rohfaser in Kupferoxydammoniak u. die Verwertung dieser Löslichkeit für die Beurteilung d. Futtermittel, ebd. 91, 1918, 137–153 u. 95, 1920, 89–100; (mit F. Sindlinger) Versuche zur Bestimmung des Pyridins mit Kieselwolframsäure, insbesond. bei Gegenwart von Nicotin, in: Zs. für angewandte Chemie 37, 1924, 89–92; (mit R. Hermann) Bestimmung von Formaldehyd in Gegenwart von Aceton u. Acetaldehyd, sowie von Formaldehyd u. Aceton nebeneinander, in: Zs. für analyt. Chemie 63, 1923, 416–438; (mit W. Lepper) Über die Bestimmung des Thalliums in Mäusegiftpräparaten, ebd., 68, 1926, 36–45; (mit F. Sidlinger) Die Bestimmung des Nicotins nach Ulex, ebd. 67, 1926/1927, 369–386, 68, 1926, 174 f.; Das neue Futtermittelgesetz, in: Bad. Landw. Wochenbl. 95, 1927, 669 f., 685 f.; (mit W. Lepper) Apparat zum Vortrocknen von Analysenmaterial mit heißer Luft, in: Chemiker-Ztg. 51, 1927, 222; Bewertung von Einstreumitteln, in: Die landw. Versuchsstationen 107, 1928, 247–257; (mit R. Hermann) Untersuchungen von Einstreumitteln mit besond. Berücksichtigung von Waldstreuarten, ebd. 109, 1929, 267–316; (mit dems.) Nährstoff- u. Aschenanalysen von wirtschaftseigenen Futtermitteln, ebd. 119, 1934, 1–173; Julius Neßler, in: BB VI, 1935, 551–554; Der Stalldung: Sein Wesen u. Wirken, 1937.
Nachweis: Bildnachweise: FS, 1959, 16 (vgl. Literatur).

Literatur: Poggendorffs Biogr.-literar. Handwörterb. VI, Teil 3, 1938, 1605 f. u. VII a, Teil 3, 1959, 170; B. Wöbke, Mach, in: NDB 15, 1987, 609 f.; R. Hermann, Professor Dr. Felix Mach †, in: Wochenbl. d. Landwirtschaft Baden 108, 1940, 943 (auch anonym in: Der Forschungsdienst, Organ d. dt. Landwirtschaftswissenschaft 10, 1940, 618 f.; FS anlässl. des 100-jährigen Bestehens d. Staatl. Landw. Versuchs- u. Forschungsanstalt Augustenberg, 1959, 7–9, 24 –26.
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