Württemberg, Clara Augusta, Herzogin 

Geburtsdatum/-ort: 25.06.1632; Hitzacker/Niedersachsen
Sterbedatum/-ort: 06.10.1700;  Weißenhof bei Weinsberg; begr. in der Stadtkirche Neuenstadt am Kocher
Beruf/Funktion:
  • Herzogin
Weitere Angaben zur Person: Verheiratet: 7.06.1653, Friedrich von Württemberg
Eltern: Vater: Herzog August dem Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg
Mutter: Dorothea, geb. Fürstin von Anhalt-Zerbst.
Kinder: 12, Friedrich August (17.3.1654-6.8.1716), Sophia Dorothea (26.9.1658-23.7.1681), Ferdinand Wilhelm (12.9.1659-7.6.1701), Anton Ulrich (16.10.1661-19.7.1680), Carl Rudolph (29.5.1667-17.11.1742), Ulrich (1655), Eberhard (1656), Barbara Augusta (1663/1664), Eleonore Charlotte (1664/1666), Christoph (1666), Anna Eleonore (1669/1670)
GND-ID: GND/120040115

Biografie: Christoph Eberlein (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 223-224.

Ihr Vater war eine der herausragendsten Fürstengestalten des 17. Jahrhunderts. Im Rahmen seiner Universitätsausbildung war er ab 1594 auch für drei Jahre in Tübingen, wo der mit ihm studierende Herzog Johann Friedrich sein Jugendfreund wurde. Als nachgeborenem Sohn einer welfischen Nebenlinie, fiel ihm 1635 die Nachfolge im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg mit Sitz in Wolfenbüttel zu. Er ordnete Verwaltung und Steuerwesen seines Herzogtums neu. Hauptwerk auf geistig-kulturellem Gebiet war die Gründung der Herzog August Bibliothek, die die wohl bedeutendste Büchersammlung der frühen Neuzeit war und noch heute in Wolfenbüttel besteht.
Ihre Kindheit und Jugend verlebte Clara Augusta in Hitzacker, Braunschweig und Wolfenbüttel. Ihre Erzieher waren Georg Justus Schottelius, einer der bedeutendsten Sprachgelehrten des 17. Jahrhunderts, und Sigmund von Birken, Poet und Hauptvertreter der „Schäferdichtung“. Am 7. Juni 1653 heiratete Clara Augusta in Wolfenbüttel Herzog Friedrich – möglicherweise unter Vermittlung Johann Valentin Andreaes, guter Freund und regelmäßiger Briefpartner ihres Vaters August. Sie wurde Mutter von acht Söhnen und vier Töchtern, von denen jedoch nur sechs die Kinderjahre überlebten. Bei der Erziehung der Kinder legte Clara Augusta Wert auf hohe Bildung, und versuchte außerdem, ihre Kinder für Kunst und Literatur zu begeistern. Mit ihren Söhnen stand sie in brieflichem Kontakt, auch noch, als diese später im Kriegsdienst waren.
Seit den 1650er Jahren richtete sie gemeinsam mit ihrem Mann nach dem Vorbild in Wolfenbüttel die neuenstädtische Bibliothek ein. Ihre Witwenschaft war trotz der ihr verschriebenen Einkünfte des Amts Weinsberg wegen der Einfälle der Franzosen im Pfälzischen Erbfolgekrieg durch wirtschaftliche Notlagen gekennzeichnet. Deswegen mußte sie, im Widerspruch zum Testament ihres Mannes, aber im Einvernehmen mit ihren Söhnen, 1688 die Bibliothek von Neuenstadt nach Stuttgart verkaufen.
Der Weißenhof bei Weinsberg, den sie baulich umgestalten ließ und mit Gärten und Weinbergen verschönerte, war nach dem Tod Herzog Friedrichs Sommerresidenz und ihr hauptsächlicher Wohnsitz.
Sie wurde als sehr fromme und gegenüber Armen wohltätige Frau bezeichnet. Schon länger an Magersucht und Vitaminmangel leidend, ist sie vermutlich an Magenkrebs gestorben. Ihrem Testament entsprechend wurde sie in der Stadtkirche von Neuenstadt neben ihrem Mann beigesetzt.
Quellen: HStA Stuttgart, Bestand G 91.
Johann Albrecht Machtolph/Wilhelm Christoph Stein, Eine christliche Leich- und Trostpredigt […], Stuttgart o.J.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997

Literatur: Werner Fleischhauer, Die hochfürstliche Residenz zu Neuenstadt an der Linde, in: Schwäbische Heimat 3 (1952), S. 123–128.
Ders., Die Kunstsammlungen der Herzöge von Württemberg-Neuenstadt, in: Württembergisch Franken 58 (1974) (= FS für Gerd Wunder), S. 209–229.
Gerhard Raff, Hie gut Wirtemberg allewege Bd. 2, Degerloch 1993, S. 445–456.
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