Dialektforschung

von Felix Teuchert

Sprachvielfalt und Sprachwandel in Baden-Württemberg

In Baden-Württemberg werden viele Dialekte gesprochen, die sich in viele verschiedene Unterdialekte unterteilen lassen. Schwäbisch ist also nicht gleich schwäbisch. Die heutige Sprachlandschaft ist das Ergebnis langwieriger und komplizierter sprachgeschichtlicher Entwicklungen. Bis heute sind Dialekte feste Bestandteile regionaler Identitäten und drücken den sozialen Zusammenhalt regionaler und lokaler Gemeinschaften aus.

Die Entwicklung einer Sprache unterliegt ständigen Einflüssen und Veränderungsprozessen. Umso mehr gilt dies für die gesprochene Sprache, die weniger statisch und standardisiert, dafür fluider und flexibler ist als die Schriftsprache. Sprachliche Einflüsse können sich vor allem dort bemerkbar machen, wo Menschen aus verschiedenen Regionen miteinander in Kontakt treten und sich sprachlich verständigen. So können neue fremdsprachliche Begriffe oder neue grammatische Formen in den Sprachhaushalt einfließen. In Regionen, die durch Transport- und Kommunikationswege stark miteinander vernetzt waren und in Form von Handelsbeziehungen in einem regen gegenseitigen Austausch standen, passten sich auch die jeweiligen Dialekte aneinander an; die Sprachgrenze war fließend oder die Regionen verdichteten sich zu einem Sprachraum. Auch Migrationsprozesse, Wanderungsbewegungen oder Eroberungskriege prägten die Sprachentwicklung. Der regelmäßige Austausch von Menschen aus verschiedenen Dialektregionen zwang dazu, den Sprachgebrauch zu vereinheitlichen und gegenseitig anzupassen, um die Verständigung zu erleichtern. Insbesondere Großstädte sind Motoren des Sprachwandels. Hier verdichten sich Transport, Kommunikation und Verflechtung; Sprachgrenzen werden fließend. Zugleich bilden sich in den Großstädten eigene Varietäten aus.

Sprachen befanden und befinden sich daher in einer ständigen Entwicklung. Der Sprachwandel ist hierbei keineswegs ein Phänomen der Moderne, jedoch vollzieht er sich in unserer vernetzten Welt schneller als in vergangenen Zeiten. Im vorindustriellen Zeitalter stellten Gebirge oder Flüsse noch größere Hindernisse dar und prägten die regionale Ausdehnung von Dialekten. Wo physische, schwer zu überwindende Hindernisse die Begegnung und den Austausch von Menschen aus verschiedenen Regionen verhinderten, wo sich Verkehrswege und Netzwerke zwischen Regionen nicht oder nur schwer ausbilden konnten, da konnte es auch schwerer zur Vermischung von Dialekten und damit zu einer Auflösung von Sprachbarrieren kommen.

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