Vogelsammler in Ostafrika: Thorkild Andersen und Helmut Knipper

Albrecht Manegold, Naturkundemuseum Karlsruhe

Dr. Helmut Knipper (rechts) beim Auspacken im August 1963, in der Hand einen ausgestopften Kronenkranich, Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A10/73/6/5A

Dr. Helmut Knipper (rechts) beim Auspacken im August 1963, in der Hand einen ausgestopften Kronenkranich [Quelle: Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A10/73/6/5A]

Im zweiten Weltkrieg wurde ein Großteil der Wirbeltiersammlungen des Karlsruher Naturkundemuseums fast vollständig zerstört (Ritzi 1948/49), darunter die gesamte Sammlung an Vogel- und Säugetierbälgen mit wissenschaftlich wertvollem Material aus Zentralasien und Neuguinea. Nach dem Krieg setzte zwar sehr bald wieder eine rege Sammeltätigkeit ein, doch konzentrierte diese sich fast ausschließlich auf einheimische Säugetiere und Vögel und hatte vor allem das Ziel, ausreichend Material für den Wiederaufbau der ebenfalls vernichteten Schausammlungen zusammenzutragen.

Erst mit dem Wechsel von Helmut Knipper vom Überseemuseum Bremen an die Landessammlungen in Karlsruhe im Jahr 1959 änderte sich das Sammlungskonzept. In diese Zeit fällt der Ankauf von über 600 Vogelbälgen von Thorkild Andersen aus Tanganyika. Der gebürtige Däne lebte über 30 Jahre in Ostafrika und fand neben seiner Tätigkeit als Leiter verschiedener Sisalplantagen ausreichend Zeit, eine umfangreiche Vogelsammlung anzulegen, die heute auf die Museen in Kopenhagen, Leiden, München, Bonn, Stuttgart und wenigen anderen Institutionen verteilt ist (Britton 1978, 1980; Fjeldså 2015).

Im November 1961 brach Knipper selbst zu einer 18 Monate dauernden Ostafrikareise auf (Knipper 1963, 1964), auf die ihn u. a. Ali bin Saidi begleitete, der von Andersen dafür extra zum Vogelpräparator ausgebildet worden war. Diese Investition zahlte sich aus: Mit über 1.200 Bälgen im Gepäck kehrte Knipper im Mai 1963 nach Karlsruhe zurück, so dass das Naturkundemuseum innerhalb kürzester Zeit über eine repräsentative Sammlung ostafrikanischer Vögel verfügte. Darüber hinaus sammelte Knipper ca. 250 Säugetiere und einige Reptilien, darüber hinaus große Serien an ostafrikanischen Land- und Süßwasserschnecken sowie Heuschrecken, denen sein persönliches Forschungsinteresse galt. Die ursprünglichen Pläne, einen Teil der Expeditionsausbeute dazu zu verwenden, die Tierwelt Ostafrikas in mehreren Dioramen in der Schausammlung zu präsentieren, wurden allerdings nie verwirklicht. Zumindest sind derzeit in der Dauerausstellung „Afrikanische Lebensräume“ des Naturkundemuseums Karlsruhe Präparate einer männlichen Schwarzfersenantilope (Aepyceros melampus) und zweier Buschschliefer (Heterohyrax brucei) ausgestellt, die von Knipper gesammelt wurden, außerdem Präparate eines Afrikanischen Blatthühnchens (Actophilornis africanus) und einer Afrikanischer Zwergente (Nettapus auritus) aus der Sammlung Andersen. Weitere Schaupräparate wie die eines Hammerkopfs (Scopus umbretta) und eines Löffelhundes (Otocyon megalotis) werden im Wirbeltiermagazin aufbewahrt.

Literatur

  • Britton, P. L., The Andersen collection from Tanzania, in: Scopus 2 (1978), S. 77–85.
  • Britton, P. L., Notes on the Andersen collection and other specimens from Tanzania housed in some West German museums, in: Scopus 5 (1981), S. 14–21.
  • Fjeldså, Jon, Aves Tanzanian collection at the Natural History Museum of Denmark (SNM). Zoological Museum, Natural History Museum of Denmark (2015). Occurence Dataset https://doi.org/10.15468/xebb5f (aufgerufen am: 22.7.2022)
  • Knipper, Helmut, Zoologische Reise 1961/63 nach Ostafrika der Landessammlungen für Naturkunde in Karlsruhe. Ein Reisebericht. Teil 1, in: Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwest-Deutschland 22 (1963), S. 73–87.
  • Knipper, Helmut, Zoologische Reise 1961/63 nach Ostafrika der Landessammlungen für Naturkunde in Karlsruhe. Ein Reisebericht. Teil 2,, in: Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Südwest-Deutschland 23 (1964), S. 7–30.
  • Ritzi, Max, Die Badischen Landessammlungen für Naturkunde in Karlsruhe während und nach dem Kriege, in: Beiträge zur naturkundlichen Forschung in Süddeutschland 8 (1948/49), S. 16–18.
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