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Die Brüder Eichendorff in Heidelberg

Ansicht aus Rohrbach, Skizzenbuch des Julius Himmelheber, entstanden um 1820 bis ca. 1848, Quelle Landesarchiv BW, GLAK J-B Baden (Land) 23, 5
Ansicht aus Rohrbach, Skizzenbuch des Julius Himmelheber, entstanden um 1820 bis ca. 1848, Quelle Landesarchiv BW, GLAK J-B Baden (Land) 23, 5

In einem kühlen Grunde / Da geht ein Mühlenrad / Mein Liebste ist verschwunden / Die dort gewohnet hat … Das populäre Gedicht, eines der bekanntesten Werke der Romantik, verfasste Joseph von Eichendorff während seiner Heidelberger Zeit. Die beiden Brüder Joseph und Wilhelm waren im Frühjahr 1807 angereist, um der militärischen Bedrohung durch Napoleon an ihrem bisherigen Studienort Halle zu entgehen. Die Brüder begeisterten sich für die Stadt und ihre Umgebung. Mit allgemeinbildenden Studien und Wanderungen versuchten sie, die tristen juristischen Lehrinhalte auszugleichen. Joseph pflegte intensiven Kontakt zu dem Schriftsteller Otto Heinrich Graf von Loeben, mit dem ihn Sensibilität und eine schwärmerische Seelenverwandtschaft verband. Mit Achim von Arnim und Clemens Brentano scheint es keine engere Bekanntschaft gegeben zu haben. Im Herbst 1807 lernte Joseph in Rohrbach, heute Stadtteil von Heidelberg, Katharina Barbara Förster kennen, Tochter des ortsansässigen Küfermeisters und Kirchenvorstehers. Das Käthchen von Rohrbach wurde zur großen, doch bald endenden Jugendliebe des Studenten. Sie hat mir Treu versprochen / Gab mir ein’n Ring dabei / Sie hat die Treu’ gebrochen / Mein Ringlein sprang entzwei.

Nach Eintragungen in Josephs Tagebuch zu urteilen, scheint die Beziehung von Anfang an überschattet gewesen zu sein. Nicht ganz unbeteiligt waren wohl auch die Familien auf beiden Seiten angesichts der unstandesgemäßen Romanze. Für den tief verletzten Dichter wurde das Erleben und Erleiden unstillbarer Sehnsucht zu einer Quelle der Inspiration. In das Gedicht vom zerbrochenen Ringlein floss auch das Zeitgeschehen ein, dessen Tragik sich vor dem Hintergrund der durch Napoleon hervorgerufenen Umwälzungen mit vielen Kriegen und unzähligen Opfern äußerte. Ich möcht’ als Reiter fliegen / Wohl in die blut’ge Schlacht / Um stille Feuer liegen / Im Feld bei dunkler Nacht. Nach verschiedenen Studienreisen verließen die Brüder Eichendorff im Mai 1808 die Stadt Heidelberg.

Das Deutsche Eichendorff-Museum in Wangen im Allgäu verdankt seine Entstehung den Sammlern Willibald Köhler und Karl Fleischer, die nach ihrer Vertreibung aus Schlesien Erinnerungsstücke an die Schriftsteller ihrer Heimat - neben Joseph von Eichendorff auch Gustav Freytag – zusammentrugen und in einem Museum zugänglich machten. Auch einige Stücke der Ausstellung im Rohrbacher Schlösschen sind dem Andenken Eichendorffs gewidmet.

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