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Die Esslinger Handschuhbetriebe

 Damenhandschuh-Kollektion der Handschuhfabrik Gebr. Keller, Quelle: Stadtmuseum Esslingen

Damenhandschuh-Kollektion der Esslinger Handschuhfabrik Gebr. Keller [Quelle: Stadtmuseum im Gelben Haus Esslingen / Daniela Wolf, Esslingen (CC BY-NC-SA)]

Seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Esslingen am Neckar zu einem blühenden Zentrum der Textil- und Bekleidungsindustrie. In diesem Zusammenhang ist insbesondere die Esslinger Handschuhfabrikation zu erwähnen, die 1809 mit der Gründung der Handschuhfabrik von Caspar Bodmer, der in Neuwied am Rhein das Handschuhmachen erlernt hatte, begann.

Dass gerade Handschuhe ein Erfolgsprodukt aus Esslingen wurden, hat auch mit der Lage des Städtchens zu tun: Am Neckar gab es zwangsläufig viele Gerbereien samt lederverarbeitenden Werkstätten. Was bislang kaum entwickelt war, dem halfen bald jüdische Betriebe nach. Denn Esslingen war seit 1806 die erste, nun im Gebiet des Königreiches Württemberg liegende Stadt, in der nach Jahrhunderten wieder eine jüdische Gemeinde entstehen konnte. König Friedrich hatte zur Belebung der wirtschaftlichen Entwicklung Esslingens mehrere jüdische Familien aufgenommen. In den folgenden Jahrzehnten leisteten jüdische Gewerbetreibende und Fabrikanten große Beiträge beim Aufbau Esslingens zu einer wichtigen Industriestadt Württembergs. Sie verlegten sich vor allem auf die Herstellung und Verarbeitung hochfeinen Glacé-Leders. Exemplarisch kann die Handschuhfabrik Firma Jeitteles genannt werden. 1859 nahm die Fabrik Jeitteles die Produktion auf und 1880 beschäftigte sie bereits 120 Mitarbeiter, darunter viele Frauen. Seit 1885 war die Firma Jeitteles Königlich Württembergischer Hoflieferant. 1930 verfügte die Fabrik über 500 Arbeitnehmer. Während des Nationalsozialismus gelang es den meisten Familienmitgliedern zu emigrieren, die Firma wurde 1940 verkauft.

Auch Moritz Feigenbaum gründete 1889 die "Württembergische Handschuhfabrik", die bis 1936 existierte und aufgrund der nationalsozialistischen Verfolgung aufgegeben wurde. Die Familie emigrierte 1937 in die USA, wo Moritz Feigenbaum 1939 verstarb.

Neben diesen großen Herstellern lederner Handschuhe gab es noch eine Vielzahl kleinerer Firmen. 1930 produzierten in der Stadt 12 Handschuhhersteller, von denen sechs bereits vor 1900 gegründet waren.

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