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Die ganze Welt im Ländle

Kurpromenade von Wildbad um 1880, Aquarell von Jean Jacques Zuidema Broos, Quelle WLB Stuttgart
Kurpromenade von Wildbad um 1880, Aquarell von Jean Jacques Zuidema Broos, Quelle WLB Stuttgart

Heute ist Welttourismustag. Angesichts der Reisebeschränkungen sind regionale Sehenswürdigkeiten von Natur und Kultur in den Focus gerückt. Der Donau-Radweg oder die Burg Hohenzollern, um nur zwei Beispiele zu nennen, gehören zu den Dauerbrennern in Sachen Beliebtheit. Sowohl Pfahlbauten als auch Schlösser brauchen den internationalen Vergleich nicht zu scheuen. Besuchern aus dem Ausland dürften wohl eher die Automuseen bekannt sein, gefolgt von der Mutter aller Outlet-Citys in Metzingen.

Vieles ist nicht neu, auch wenn es durch Kriege und Krisen immer wieder zum Ausbleiben der Gäste kam. Zu den Klassikern touristischer Ziele gehören die Kur- und Badeorte im Land, die zunächst dem Adel und wohlhabenden Schichten vorbehalten blieben. So hielt sich schon Margarethe von Savoyen (1420-1479), Gemahlin Graf Ulrichs V. von Württemberg, gerne in Wildbad oder Liebenzell auf.

Der Tourismus für das Bürgertum des 19. Jh. erhielt Auftrieb durch den Eisenbahnbau, womit die Ziele schneller und bequemer erreicht werden konnten. Marketingaktivitäten entwickelten sich Hand in Hand mit den technischen Möglichkeiten der Medien. Verbände wurden gegründet, wie die Württembergisch-Hohenzollerische Vereinigung für Fremdenverkehr, die im Juni 1912 eine Landesausstellung für Reise- und Fremdenvekehr veranstaltete und dazu einen Katalog veröffentlichte. Die katastrophalen volkswirtschaftlichen Auswirkungen des Ersten Weltkriegs waren verbunden mit der Erkenntnis, dass zu deren Überwindung gezielte Maßnahmen nötig seien. Zu Weihnachten 1918 notierte Conrad Haußmann, Abgeordneter im Württembergischen Landtag und Mitbegründer der DDP, seine Ziele: Anziehungspunkte der Natur und Kultur besser bekanntzumachen und die nötige Infrastruktur bezüglich Verkehr und Unterbringung zu schaffen. Alle hofften auf den baldigen Aufschwung. Im Lauf des Jahres 1919 entstand eine Reihe von Filmen über südwestdeutsche Städte, die den Fremdenverkehr ankurbeln sollten. Produziert wurden sie von der Deutschen Lichtbild-Gesellschaft, die während des Krieges zu Propagandazwecken gegründet worden war. Hier arbeiteten Profis. Neben klassischen Porträts von Orten wie Herrenalb oder Wildbad entstanden auch Verkehrsfilme, die über die Erreichbarkeit der Städte und Gemeinden per Automobil informierten. Zu den Auftraggebern gehörten Stuttgart und Ludwigsburg, geplant waren Drehs in Rottweil, Heilbronn, Friedrichshafen oder Aalen. Im Juni 1919 fragte die Gesellschaft auch beim Sigmaringer Bürgermeister an. Dieser verhielt sich zögerlich, wie Unterlagen im Staatsarchiv zeigen. Ob der Film tatsächlich gedreht wurde, geht daraus nicht hervor. Im Lauf der 1920er Jahre kam es tatsächlich zu einer langsamen wirtschaftlichen Erholung und besseren Entlohnung der Arbeitskräfte. Dank einiger bezahlter Urlaubstage wurden kleine Reisen auch für Normalbürger erschwinglich.

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