null

Zichorienanbau in Baden-Württemberg

Zichorie
Kräuterpflanze: Zichorie (aus Konrads von Megenberg "Buch der Natur") Kräuterbuch [Quelle: Universitätsbibliothek Heidelberg]
Die Wegwarte, auch die Zichorie genannt, gehört zur Familie der Korbblütler und wächst in Mitteleuropa häufig an Wegrändern. Den meisten ist die Wegwarte aufgrund ihrer Verwendung als Kaffee-Ersatz bekannt. Dafür werden die Wurzeln der Pflanze geröstet und zu feinem Pulver vermahlen. Der Zichorienanbau begann mit der Kontinentalsperre Napoleons I., wenn auch in Preußen bereits zuvor zahlreiche Zichorienfabriken bestanden hatten. Die Unterbrechung des Imports aus Übersee machte den Anbau der Zichorie notwendig. In Württemberg wurde im Jahr 1828 die erste Zichorienfabrik durch den Unternehmer Johann Heinrich Franck gegründet. In den folgenden Jahrzehnten nahm die Zichorie immer mehr Anbauflächen ein: Während die Zichorienfläche in Württemberg im Jahr 1852 nur 73 Hektar betrug, waren es im Jahr 1863 dagegen bereits 518 Hektar. Seinen Höhepunkt erreichte der Zichorienanbau in Württemberg im Jahr 1883 mit über 4.000 Hektar. Im Jahr 1911 gab es in Deutschland über 100, in Europa etwa 450 Zichorie-Kaffee-Fabriken. Heutzutage beträgt die Anbaufläche nur noch wenige hundert Hektar, da Kaffee-Ersatzmittel angesichts des weit verbreiteten Bohnenkaffees kaum noch Absatz finden oder von Malz- und Dinkelkaffee zunehmend verdrängt wurden. Damit teilt die Zichorie ein Schicksal mit zahlreichen anderen Sonderkulturen –wie dem Hanf- und dem Flachsanbau oder den Korbweiden –, die trotz einstiger Bedeutung für den Südwesten heute fast ganz verschwunden sind. Einen ausführlichen Überblick über die Entwicklung landwirtschaftlicher Sonderkulturen in Baden-Württemberg finden Sie im Beiwort zur Karte 11,5 aus dem Historischen Atlas Baden-Württemberg. (JH)
00

Weitere Blogeinträge

Suche

LEO-BW-Blog

Logo LEO-BW-Blog

Herzlich willkommen auf dem LEO-BW-Blog! Sie finden hier aktuelle Beiträge zu landeskundlichen Themen sowie Infos und Neuigkeiten rund um das Portalangebot. Wir freuen uns auf Ihre Kommentare zu den einzelnen Posts.

Über den folgenden Link können Sie neue Blog-Beiträge als RSS-Feed abonnieren: 

https://www.leo-bw.de/web/guest/blog/rss