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Spätbarocke Pracht

Mappa Geometrica oder Grundriß und Geometrischer Entwurff der Hochfürstl: Merßburg: Ritterschafftlichen Dorffschaft Staringen, Quelle: Landesarchiv BW, GLAK H Stahringen 1 https://bit.ly/3iKeiXJ

Erst auf den zweiten Blick entpuppt sich der Ritter mit Helm, Hermelin und Schild als Gemarkungskarte. Wiedergegeben ist der Ort Stahringen, der heute zu Radolfzell gehört, umgeben von Wäldern, Wiesen, Äckern und Straßen. Um die Jahre 1744/49 war Stahringen in den Besitz des Franz Konrad von Rodt gelangt. Der Reichsfreiherr von Rodt (1706-1775) wurde 1737 zum Priester geweiht und 1750 Fürstbischof von Konstanz. Die Karte entstand um bzw. nach 1762. Rodt hatte zahlreiche weitere Ämter, Titel und Besitzungen inne. Auf der Karte ist er in einer separaten Abbildung dargestellt. Die ihn umgebenden Figuren verweisen zusammen mit der Aufzählung in der Titelkartusche auf seine Funktionen. So war Rodt Domherr zu Augsburg, Träger des Großkreuzes vom Johanniterorden zu Malta sowie des Großkreuzes des Malteserordens. 1758 wurde er zum Kardinalpriester der Titularkirche Santa Maria del Popolo in Rom ernannt, die im Hintergrund des Bildes zu erkennen ist. Er war außerdem Abt des Kastells Barbato bei Cremona und im ungarischen Szekszárd. Die im Vergleich zur Bedeutung des Orts Stahringen unverhältnismäßig erscheinende Aufmachung der Karte ist unter anderem damit zu erklären, dass Konstanz in Konkurrenz zu den großen Abteien von St. Gallen, Einsiedeln und dem Fürststift Kempten stand. Außerdem sah sich das Bistum Konstanz durch die kirchliche Reformpolitik von Kaiser Joseph II. gefährdet. Die Sonne, die mit freundlichem Gesicht die Darstellung der versammelten, von einem Engel präsentierten Ämter bescheint, könnte sowohl ein Hinweis auf die weitreichenden Beziehungen des Fürstbischofs sein als auch ein Symbol für seine aufklärerische Gesinnung, die er nach außen sichtbar machen wollte. Dies brachte er auch auf architektonischem Gebiet zum Ausdruck. So veranlasste Franz Konrad von Rodt während seiner Amtszeit den Abschluss der Arbeiten zur Umgestaltung des Meersburger Neuen Schlosses und die Ausstattung zahlreicher Kirchen mit neuen Fresken. Das Wappen des Fürstbischofs, oben rechts auf der Karte, ist mit Bischofsmitra und Fürstenhut wiedergegeben. 

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