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Vom nationalen Streitobjekt zum Ort der Versöhnung: das Turenne-Denkmal in Sasbach

Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne (1611-1675), Kupferstich, vor 1668. Bild: UB Tübingen
Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne (1611-1675), Kupferstich, vor 1668. Bild: UB Tübingen

Der französische Marschall Turenne, mit vollem Titel Henri de La Tour d’Auvergne, vicomte de Turenne, war einer der bedeutendsten Feldherren seiner Zeit. In Frankreich als Nationalheld verehrt, wurde er rechts des Rheins zum Schreckgespenst der kriegerischen Ereignisse des 17. Jh. Während des Dreißigjährigen Krieges hatte er 1646 Augsburg belagert und 1648 mit dem Sieg in der Schlacht von Zusmarshausen maßgeblich zu dessen Ende beigetragen. Im Holländischen Krieg wurde das Gebiet links und rechts des Rheins neben weiteren Kriegsschauplätzen erneut zum Ort blutiger Auseinandersetzungen. Am 16. Juni 1674 siegte Turenne in der Schlacht bei Sinsheim gegen die kaiserlichen Truppen. In der Folge kam es zur Verwüstung der Pfalz. Im Juli 1675 marschierte er mit seinen Soldaten in Baden ein, um eine Konfrontation bei Sasbach vorzubereiten. Er starb dort am 27. Juli 1675 durch feindlichen Beschuss.

Während sein Leichnam nach Frankreich überführt wurde und zunächst in Saint-Denis, dann im Invalidendom seine letzte Ruhe fand, entstand in Sasbach eine Gedenkstätte, die zugleich Ausdruck der wechselvollen deutsch-französischen Beziehungen wurde. Zunächst ließ der Straßburger Fürstbischof Kardinal de Rohan (1734-1803) ein Denkmal errichten. Daneben entstand ein Wächterhaus. Das Denkmal wurde mehrfach erneuert, war aber auch Ziel nationalistischer Attacken von deutscher Seite. Der letzten Demontage durch die Nationalsozialisten folgte der kurz nach dem Krieg unter Anwesenheit von de Gaulle eingeweihte Obelisk. Ende der 1990er Jahre entstand schließlich die Idee eines deutsch-französischen Gemeinschaftsprojekts. Der Ort sollte zum friedlichen Ort der Erinnerung und Begegnung werden. Zusammen mit dem Wächterhaus, ehemals Petit musée Turenne entstand unter Einbeziehung der Allee der Versöhnung, früher von der französischen Garnison in Achern genutzt, der nationenübergreifende Museumspark. Es soll zum Nachdenken über die gemeinsame Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft angeregt werden - in Zeiten zunehmenden Rechtsextremismus und Populismus nötiger denn je. Weitere Infos, auch zu aktuellen Öffnungszeiten, finden Sie beim Haus der Geschichte.

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