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Weinbau, die 1848er Revolution und die Reblaus

Das Blankenhorn-Palais in Müllheim, heute Markgräfler Museum, Quelle Markgräfler Museum Müllheim
Das Blankenhorn-Palais in Müllheim, heute Markgräfler Museum, Quelle Markgräfler Museum Müllheim

Zu den großen geschichtlichen Ereignissen des 19. Jh. in Europa zählen nicht nur politische Umwälzungen, sondern auch Katastrophen, die erhebliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft hatten. Nach dem Ausbruch des Vulkans Tambora 1815 brachte ab der Mitte des Jahrhunderts zunächst der Mehltau, dann die aus Amerika eingeschleppte Reblaus den europäischen Weinbau in Schwierigkeiten. Ein bedeutender Wirtschaftszweig, mit dem sich gutes Geld verdienen ließ, stand vor dem Niedergang. Abhilfe sollten resistente Sorten schaffen, die ebenfalls aus Amerika kamen. In Deutschland war Adolf Friedrich Blankenhorn einer der Pioniere auf diesem Gebiet.

Blankenhorn stammte aus einem Weingut im Markgräflerland und wurde 1843 in Müllheim geboren. Er studierte Naturwissenschaften an der TH Karlsruhe, der Uni Heidelberg und promovierte in Chemie bei Robert Bunsen. 1867 wurde er Mitarbeiter von Leonhard Rösler, der an der TH Karlsruhe für einige Jahre Untersuchungen zur Reblausbekämpfung durchführte. Als Rösler Karlsruhe verließ, gründete Blankenhorn ein eigenes önologisches Institut. Da sich Chemie als nicht sehr wirksam, schlecht handhabbar und teuer erwies, untersuchte er als einer der Ersten den Anbau reblausresistenter Sorten aus Amerika, unterstützt durch Friedrich Hecker, der sich nach der gescheiterten Revolution 1848/49 in den USA niedergelassen hatte und in Illinois Weinbau betrieb. Die beiden pfegten intensiven Briefkontakt und Hecker schickte Samen für die Amerikaner-Stöcke, die dem Reblausbefall trotzten.

Weiteres Ergebnis der im Önologischen Institut durchgeführten Tests war eine sorgfältige Katalogisierung und Beschreibung von Rebsorten. Über die Entwicklungen wurde in zwei vom Önologischen Institut herausgegebenen Zeitschriften berichtet: Annalen der Önologie und Der Weinbau. Bis heute sind gegen Schädlinge resistente Rebstöcke fester Bestandteil der Reblaus-Bekämpfung. Sie dienen als Träger, denen die verschiedenen Weinsorten aufgepfropft werden. Blankenhorn habilitierte sich 1870 im Fach Weinbau. Er führte auch einige Zeit den Vorsitz in den neu gegründeten Verbänden Deutscher Weinbauverein sowie der internationalen Ampelographischen Kommission für Rebsortenkunde. Adolf Friedrich Blankenhorn starb 1906 in Konstanz. Der Familiensitz, das Blankenhorn-Palais in Müllheim, beherberg heute das Markgräfler Museum.

Ausführliche Informationen zu Blankenhorn finden Sie im Stadtlexikon Karlsruhe

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