St. Martin (Kirchstraße 17, Staufen im Breisgau) 

Kurzbeschreibung: Kirche
Ortsbezüge:
Baujahr/Gründung: [15.Jh.]
Beschreibung: Kath. Pfarrkirche St. Martin. Der Bau erhebt sich auf der in Ausschnitten ergrabenen römischen Siedlung aus dem 2. Jh. n. Chr., von der Fundamentreste, Pflaster sowie Leistenziegel der Dachbedeckung nachgewiesen sind. Die Anfänge der Kirche reichen bis in das frühe Mittelalter zurück. 1139 erste urkundliche Erwähnung als Filiale der Mittelpunktspfarrei Kirchhofen. 1275 wird ein Plebanus für Staufen genannt, 1336 sind erstmals die Patrozinien St. Martin und St. Johannes bezeugt.

Archäologische und baugeschichtliche Untersuchungen ergaben, daß es sich bei der ersten nachgewiesenen Anlage der Staufener Kirche um eine einfache Saalkirche handelte. Sie stand quer zum heutigen Kirchenschiff. Der Chor lag nicht wie zu erwarten im Osten, sondern war südöstlich orientiert. An der Wende vom 13. zum 14. Jh. wurde in der Verlängerung des Saales, ungefähr 5 m abgesetzt, der mächtige, mit seitlichen Eingangsarkaden versehene Turm als Frontturm errichtet und anschließend mit dem Langhaus verbunden. Im späten 15. Jh. riß man Teile der alten Kirche ab, um dem heutigen Bau Platz zu machen. Die spätgotische dreischiffige, flachgedeckte Basilika wurde im rechten Winkel zum Vorgängerbau errichtet, ihr stark erhöhter, rippengewölbter Chor nach Nordosten ausgerichtet, der Turm wurde dadurch zum nordwestlichen Flankenturm.
Im Chor sind Bestattungen nachgewiesen, es handelt sich vermutlich um die Grablege der Herren von Staufen, die sich bis 1485 in der Klosterkirche St. Trudpert im Münstertal befunden hat. 1690 gerieten die Kirche und Teile des umliegenden Quartiers in Brand, die Kirchenausstattung dabei weitgehend zerstört. Dennoch haben einige bedeutende Kunstwerke überdauert: der sog. Staufener Altar aus der Zeit um 1420/30 (heute in Teilen im Augustinermuseum Freiburg, Staatliche Kunsthalle Karlsruhe), zwei Holzfiguren der Mitte des 15. Jh., ein trauernder Johannes und eine klagende Maria, beide Hans Multscher zugeschrieben. Erhalten geblieben sind auch zwei Werke, die dem Bildhauer Sixt von Staufen zugewiesen werden: ein Kruzifix aus Föhrenholz und eine Anna Selbdritt jeweils aus dem 1. Viertel des 16. Jhs. Ein weiteres Holzkruzifix um 1530 wird dem Meister HL zugeschrieben. Zeitgleich eine Pietá, oberrheinisch. Um die Kirche lag der Friedhof. An der Südseite seiner ehem. Ummauerung befand sich eine mittelalterliche Beinhauskapelle mit darunterliegender Gruft. Mit der Beinhauskapelle verbunden war eine 1745 geschaffene Ölberggruppe des Bildhauers Johann Christian Wentzinger. Sie gelangte nach Abbruch der Kapelle 1882 über den Kunsthandel in das Frankfurter Liebieghaus-Museum, bzw. in die Sammlung Schladerer. Gegen Ende des 19. Jh. entstand die neugotische Ausstattung der Kirche, die, zwischenzeitlich entfernt, 1989/90 teilweise wiederhergestellt bzw. rekonstruiert wurde. Kirchengerät und Meßgewänder des 16. bis 19. Jh. Im Turmerdgeschoß kleine Skulpturen- und Bildersammlung.
Objekttyp: Kirche
Personenbezüge:
  • Hans Multscher [Künstler]
  • Sixt von Staufen [Künstler]
  • Meister HL [Künstler]

Adresse Kirchstraße 17, Staufen im Breisgau
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