Skulptur "Simson im Festsaal der Philister" 

• um 1480 [Herstellung]

• Nicolaus Gerhaert von Leiden [Bildhauer]

• Oberrheinisches Tiefland [Herstellungsort]

Eine zerbrechende Säule wird von einem Mann gestützt, der, halb auf den Fußspitzen stehend, die Hände an der gerade umkippenden obersten Säulentrommel, sich gegen diese zu stemmen oder sie einzureißen scheint. Der Mann trägt eine gegürtete knielange Schaube mit Pelzkragen sowie Stiefel. Die Skulptur muss zu einem Architekturverband, vielleicht zu einem Kanzelfuß gehört haben. Leere Augenhöhlen und kräftiges Haar weisen mit Sicherheit auf Simson.

Der Kopf ist ruckartig nach vorne gekehrt, mit scharfen Gesichtszügen, in denen sich die innere Spannung abzuzeichnen scheint. In dem leeren Blick drückt sich das Leid des geblendeten Simson aus, das als das eigentliche Thema des Bildwerks angesehen werden kann. Simson war durch den Verrat Dalilas der Haare und somit seiner Stärke beraubt, von den Philistern gefangen und geblendet worden. Als ihm im Gefängnis die Haare wieder wuchsen und er somit zu seiner Stärke zurückfand, brachte er während eines Festessens die Säulen im Palast der Philister zum Einsturz.

Der sichere plastische Aufbau, der großzügige Gewandstil, die stoffliche Wiedergabe von Haar, Haut, Pelz, Gewand weisen darauf hin, dass der Bildhauer aus der Schule von Niclaus Gerhaert von Leyden kommt.

Literatur: Badisches Landesmuseum. Die mittelalterlichen Bildwerke in Holz, Stein, Ton und Bronze mit ausgewählten Beispielen der Bauskulptur ; bearb. von Eva Zimmermann ; Karlsruhe 1985, S. 187, Nr. 114