Haube eines Janitscharen 

Datierung :
  • vor 1691 [Herstellung]
  • Osmanisch [Herstellung]
Ortsbezüge (Werk):
  • Osmanisches Reich [Herstellungsort]
Objekttyp: Kopfbedeckung
Weitere Angaben zum Werk: Filz [Material], Baumwollgewebe [Material], Leinen [Material], Wollflanell [Material], Silberblech [Material], Holz [Material], vergoldet [Technik], gewalkt [Technik], geklebt [Technik], gefüttert [Technik], geheftet [Technik], graviert [Technik], ziseliert [Technik], gepunzt [Technik], Umfang: 57.0 cm, Länge: 30.7 cm, Breite: 7.8 cm, Höhe: 24.0 cm (Gesamt), Breite: 29.5 cm (Gesamt), Länge: 74.5 cm (Rückseite), Breite: 35.5 cm (Rückseite)
Kurzbeschreibung:

Die Haube eines Janitscharen, eine sogenannte »keçe«, besteht aus Filz mit einem ungebleichten Leinwandüberzug. Der äußere Randbesatz ist aus Wollflanell und Atlasband gefertigt. Im Inneren verbirgt sich eine Art »Helm« aus leimgetränkten Papierschnitzeln und ein blaues Leinenfutter. Die Haube ist nach oben hörnerartig ausgezogen und mit feinem Sägmehl gefüllt. Der Überzug mit dem charakteristischen, tief über den Rücken herabfallenden Nackenschutz aus weißem Filz (= »keçe«) gibt der Haube ihren Namen.

Der kostbare Stirnschmuck aus vergoldetem Silber ist mit Granulaten bedeckt und zeigt in der unteren Hälfte das »mühr- ı Süleyman«-Motiv (das Salomonssiegel, ein Schutz- und Glückssymbol) in Form eines sechsstrahligen Sterns. In der oberen Hälfte lässt sich in spiegelsymmetrischer Schrift und aus aufgesetzten Stegen gebildet, der Name »Allah« in einer Kartusche oberhalb eines achteckeckigen Sterns erkennen. Zierliche Rosen- und Tulpennelken. z. T. aus Vasen entspringend, füllen den punzierten Grund. Bei Paraden wurde in diese Silberhülse üppiger Reiher- oder Federschmuck oder gar ein Truppenzeichen gesteckt.

Die Janitscharenhaube ist zweifellos identisch mit der im »Nachlaßinventar des Markgrafen Hermann« von 1691 aufgeführten »Ein türck. janitscharen haub«. Der in diesem Inventar genannte »silberner busch, wie die Janitscharen tragen« hat sich nicht erhalten.

Die Haube ist eine von insgesamt nur drei erhaltenen Kopfbedeckungen der Elitetruppen der Osmanen. Die im 14. Jahrhundert gegründete infanteristische Truppe war dem Sultan direkt unterstellt und stellte auch seine Leibwache. Erst im Laufe des 18. Jahrhunderts wurde die charakteristische Kopfbedeckung durch den Turban abgelöst, bevor die Truppe im Jahr 1826 vollständig aufgelöst wurde.

Literatur: Badisches Landesmuseum: Die Karlsruher Türkenbeute. Die »Türckische Kammer« des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden-Baden. Die »Türckischen Curiositaeten« der Markgrafen von Baden-Durlach, bearb. von Ernst Petrasch, Reinhard Sänger, Eva Zimmermann und Hans Georg Majer, München 1991, S. 82 ff., Kat. 18; Schoole Mostafawy, Die Loyalsten waren einst Anhänger der ‚falschen‘ Religion. In: Kaiser und Sultan. Nachbarn in Europas Mitte 1600 - 1700 (= Ausstellungskatalog zur Großen Landesausstellung 2019/2020), hrsg. vom Badischen Landesmuseum, München 2019, S. 70, Kat. 34.

Quelle/Sammlung: Kunst- & Kulturgeschichte - Türkenbeute
Identifikatoren/​Sonstige Nummern: D 204 [Inv.Nr.]
Weiter im Partnersystem: https://katalog.landesmuseum.de/object/1599FC084C0F06FD17F72F9EFAF35727

Autor/Urheber:
  • Thomas Goldschmidt [Fotograf]

Personenbezüge:
Schlagwörter: Janitscharen, Karlsruhe. Badisches Landesmuseum Karlsruhe. Türkenbeute, Salomonssiegel, Federhülse, Ausstattung und Kleidung, mühr-i suleiman, Inschrift, Allah, Tulpe, Stern, Osmanisches Reich, Kopfbedeckung, Haube
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