Kölli, Johannes Friedrich 

Geburtsdatum/-ort: 10.10.1900;  Hornberg/Baden
Sterbedatum/-ort: 01.08.1942;  Freiburg/Br.
Beruf/Funktion:
  • evangelischer Theologe, Deutscher Christ
Kurzbiografie: 1918 Kriegsreifeprüfung (Mai) Jun./Aug. Militärdienst
1919-1927 Theologiestudium
1928 Vikar, Mannheim-Sandhofen
1929 Diasporapfarrer, Buchen
1933 Pfarrer, Mannheim (22. Mai), Untere Pfarrei der Trinitatiskirche, s. Kiefer, Friedrich
1934 Freiburg, Ludwigskirche (8. Nov.)
1935 Schriftleiter des „Deutscher Christ“, Sonntagsblatt für Nationalsozialisten in Baden
Weitere Angaben zur Person: Verheiratet: unverheiratet
Eltern: Vater: Johannes Kölli (gest. 1901), Prediger im Landesverein der Inneren Mission
Mutter: Wilhelmine, geb. Kühner (1878-1944)
Geschwister: keine
GND-ID: GND/1012407179

Biografie: Hermann Rückleben (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 3 (1990), 153-154

„In der Bewegung der Deutschen Christen erfülle ich meine Pflicht als Pfarrer und Parteigenosse mit dem Ziel, die von meinem Führer Adolf Hitler gewünschte Einheit unserer Kirche zu schaffen“ (April 1935).
Dieses „Geständnis“ aus einem Rechtfertigungsschreiben an den Evangelischen Oberkirchenrat enthält das Leitmotiv allen Tuns und Handelns von Pfarrer Kölli. Auch wenn er retrospektiv wiederholt behauptete, bereits seit 1932 für die Bewegung gekämpft zu haben – etwa durch Veranstaltungen wie „Abend der deutschen Glaubensbewegung“ Ende März 1934 in Mannheim –, so geriet er doch erst Anfang 1935 ernsthaft mit dem Evangelischen Oberkirchenrat in Konflikt. Anlaß bot seine Vortragstätigkeit in mehreren Gemeinden zwischen Kaiserstuhl und Kinzigtal zu Themen wie „Volk ohne Gott – Volk mit Gott“. Die betreffenden Ortspfarrer – soweit sie nicht Deutsche Christen waren – aber auch Laien beschwerten sich über diese „Einbrüche“ in ihre Gemeinden. Kölli räumte gegenüber dem Evangelischen Oberkirchenrat ein, allein im Februar 1935 nicht weniger als neun derartige Referate gehalten zu haben, vorwiegend in Gasthäusern Sonntag nachmittags oder abends.
Ungleich folgenschwerer jedoch als diese Propagandatätigkeit, die er nie völlig aufgab, erwies sich seine Bestellung zum verantwortlichen Schriftleiter des „Deutschen Christ“, Sonntagsblatt für evangelische Nationalsozialisten in Baden, Mitte März 1935. Fortan verfügte er über ein Organ, mit dem er seine Vorstellungen – nahezu unkontrolliert – publikumswirksam verbreiten konnte.
Nach dem Anschluß der badischen Deutschen Christen an die „Thüringer nationalkirchliche Bewegung“ im Mai 1936 bekämpfte Kölli zunächst ein doppeltes Feindbild: „Frei von Juda und Rom soll diese Kirche am Volke ihren Dienst ausrichten“ (Oktober 1936). In der Folgezeit verlor er den Katholizismus vorübergehend etwas aus dem Visier und konzentrierte seine Angriffe verstärkt auf das Judentum. Anfang Juli 1937 beklagte er, daß der Arierparagraph noch immer nicht in der evangelischen Kirche eingeführt worden wäre. Allmählich offenbarte sein Antisemitismus nahezu paranoide Züge: „Juden – Tschechen – Karl Barth. Monatelang hat das Judentum das tschechische Volk aufgestachelt ... Im Chor der Juden und Judengenossen, die nach Krieg schreien, erscheint auch Karl Barth, ... 'teurer Lehrer' der Bekennenden Kirche.“ Dieses Pamphlet erschien am 30. Oktober 1938 – unmittelbar vor dem „Reichspogrom“, gemeinhin unzulässig als „Reichskristallnacht“ verharmlost. Ferner: „Deutsche Pfarrer oder römisch-jüdische Tempelhüter?“ (Januar 1939). Zwei Tage bevor aus Baden und Württemberg 5362 Juden nach Gurs deportiert wurden, behauptete Kölli unter dem Titel „Mordbrenner Jehovas“, daß „... ein großer Teil der Engländer seine religiösen Vorstellungen aus dem Alten Testament bezieht“ (20. Oktober 1940). Drei Wochen später folgte ein Artikel gleichen Tenors „Anglo-Judäa“. Die Begriffe jüdisch, Juda wurden von Kölli regelrecht zu Negativpartikeln degradiert.
Und der Evangelische Oberkirchenrat? Er fand kein Wort gegen dieses beschämende Treiben, sondern verwahrte sich lediglich notdürftig gegen alle direkten Angriffe von Kölli, der keine Gelegenheit zur Konfrontation ausließ. Ende 1941 nahmen seine semi-politischen Anschuldigungen, Unterstellungen und Diffamierungen Formen an, die den Landesbischof und schließlich auch den Rechtsreferenten nötigten, jeglichen Schriftverkehr zu beenden. Ersterer resümierte: „Sie würden natürlich gegen die Kirchenleitung nicht in dieser Unverfrorenheit vorgehen, wenn Sie sich nicht im Schutze höherer Gewalten geborgen wüßten ... Von Sachkenntnis, theologischer oder kirchlicher, sind Ihre Anschuldigungen nicht getrübt“ (19. Dezember 1941).
Letztendlich blieb es jedoch allen Beteiligten erspart, diesen Konflikt nach Kriegsende austragen zu müssen, denn Kölli starb nach achtmonatiger Krankheit – „schwere Neuralgie“ – am 1. August 1942 in Freiburg.
Nachweis: Bildnachweise: nicht feststellbar
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