Benz, Karl 

Geburtsdatum/-ort: 12.05.1900;  Löffingen (Baar)
Sterbedatum/-ort: 21.07.1983;  Freiburg
Beruf/Funktion:
  • Stiftungsdirektor, BCSV/CDU-Politiker
Kurzbiografie: 1906-1919 Volksschule in Löffingen, Mitarbeit im elterlichen Handwerksbetrieb
1919-1921 Schlosserlehre in Freiburg, Volontär in Löffingen
1921-1924 Ingenieurschule und Technikum Altenburg (Sachsen-Altenburg), Ingenieurschule Mannheim
1924-1925 Praktische Ausbildung in Freiburg
1925-1936 Sekretär der Bezirksverbände Freiburg, Wiesental, Säckingen, Waldshut im Diözesanverband der Katholischen Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine
1928-1933 Stadtverordneter, Stadtrat der Zentrumspartei in Freiburg
1929-1939 Dozent für Sozialversicherung und Sozialrecht an den Sozialen Schulen des DCV in Freiburg
1931-1933 Aufsichtsrat bei der „Familienheim“ Baugenossenschaft Freiburg, ebenso 1945-1980
1936-1939 Bezirksleiter der Volkshilfe GmbH für Versicherungsvermittlung, Freiburg
1939-1945 Kriegsteilnahme
1945-1946 Vorstand des Städtischen Wohnungsamtes Freiburg, Mitglied der Christlichen Arbeitsgemeinschaft (C.A.G.) Freiburg, Mitbegründer der BCSV
1946-1952 Leiter des Städtischen Fürsorge- und Wohlfahrtsamtes Freiburg
1946-1963 Erster Vorsitzender des Kreisverbandes der BCSV/CDU Freiburg
1951-1975 Ehrenamtliche Tätigkeit beim DRK, 1951-1982 Kreisvorsitzender, 1957-1961 Vizepräsident, 1961-1975 Präsident des Landesverbandes Südbaden, 1957-1975 Mitglied des Präsidialrates in Bonn
1952-1968 Direktor der Allgemeinen Stiftungsverwaltung Freiburg
1965 Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der BRD
1978 Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
1982 Verdienstmedaille „Großherzogin Luise von Baden“
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Verheiratet: 1932 Freiburg, Antonia Theresia, geb. Glöckler (1901-1981)
Eltern: Carl (1867-1918), Wagnermeister
Antonia, geb. Laiz (1863-1946)
Geschwister: 5
Kinder: Dr. Brigitte, verh. Kleinknecht (geb. 1934)
Dr. Winfried (geb. 1936), Generalsekretär des Wissenschaftsrates, Sitz Köln
Dr. Gabriele, verh. Böhm (geb. 1941)
GND-ID: GND/1012715140

Biografie: Bernhard Mörmann (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 3 (2002), 19-21

Der aus einem Handwerksbetrieb stammende Schwarzwälder absolvierte das Maschineningenieurstudium in Mannheim mit Prädikat. Berufsbestimmend war für ihn aber nicht das erlernte Fachwissen. Offenbar bewegten die bei den Handwerksbetrieben in den schlechten wirtschaftlichen Jahren gemachten Erfahrungen den jungen Ingenieur, denn nach kurzem Praktikum in Freiburg, wo Benz in Abendkursen sich mit der christlichen Soziallehre befassen konnte, wandte er sich ab 1925 gänzlich sozialen Aufgaben zu. Als Sekretär der Katholischen Arbeitervereine widmete er sich intensiv dem Sozialrecht und verband damit ein politisches Engagement in der Zentrumspartei. Bis zur Auflösung durch den Nationalsozialismus war er Mitglied im Vorstand des Kreisverbandes Freiburg. Der seit 1929 erteilte Lehrauftrag an den Schulen des DCV rundete sein Berufsbild ab.
Die Katholischen Arbeitervereine, die die Umsetzung der katholische Soziallehre und Unterweisung gemäß den Grundsätzen der Enzyklika Quadragesimo anno zum Ziel hatten, erlitten durch den I. Weltkrieg und die folgenden Inflationsjahre im Raum Freiburg schwere Rückschläge. Benz intensivierte die Mitgliederwerbung und kümmerte sich durch Besuche vor Ort um die Orts- und Bezirksgruppen, deren Basis die einzelnen Pfarreien waren. Es spricht für die Persönlichkeit Benz‘, daß er sich nach 1934 – Bildung der Deutschen Arbeitsfront – in seinen Vorträgen intensiv mit den Gefahren der NSDAP befaßte. Im politischen Bereich fand er mit dem Gewerkschaftssekretär Anton Dichtel einen Mitstreiter, eine Freundschaft, welche sich nach 1945 insbesondere bewährte.
Als Stadtrat setzte sich Benz für die Interessen der Arbeiterschaft ein: Arbeitsverhältnisse, Wohnversorgung. Nach Gründung der Baugenossenschaft „Familienheim“ (1930) – hierzu gab es wesentliche kirchliche Initiativen durch Prälat Aschenbrenner im Rahmen des 68. Katholikentages in Freiburg – war der Katholik Benz eines der ersten Mitglieder. Er wurde danach Aufsichtsrat und engagierte sich im Arbeitsausschuß für die Errichtung der St. Josefsiedlung – später Mooswaldsiedlung –, die insofern Modellcharakter hatte, als Siedler mit wesentlichen Eigenleistungen und Reichsdarlehen Einfamilienhäuser erwarben.
Durch den Nationalsozialismus verlor Benz seinen Wirkungskreis. Mit Verfügung vom 21. April 1939 an den Diözesanausschuß der Katholischen Arbeitervereine e.V. in Freiburg hat die Deutsche Arbeitsfront diese Institution aufgelöst und ihr Vermögen eingezogen. Benz blieb seinem Auftrag treu, sich und seine Familie ernährte er bis zur Kriegsteilnahme durch die neue Aufgabe bei der Volkshilfe.
Nach seiner, infolge schwerer Verwundung schnellen Entlassung aus russischer Gefangenschaft gehörte Benz nach Kriegsende in Freiburg zu den „Männern der ersten Stunde“. Politisch unbelastet und anerkannt wurde ihm bereits 1945 das Wohnungsamt der durch den Bombenangriff 1944 schwer zerstörten Stadt anvertraut, ein Jahr später das Fürsorge-Wohlfahrtsamt. Diesen Ämtern fielen damals Schlüsselaufgaben zu, und Benz machte sich insbesondere durch seine Hilfsbereitschaft verdient.
Politisch schloß sich Benz der Christlichen Arbeitsgemeinschaft an, die sich seit Juni 1945 im Haus des Pathologen Prof. Büchner getroffen hatte. Am Programm der Christlichen Sozialen Volksunion – CVS – hatte Benz wesentlich mitgearbeitet und Ziele der katholischen Soziallehre eingebracht. Mit der Wahl zum 1. Vorsitzenden der CSV/CDU begann für Benz ein 17-jähriges Engagement als Kreisvorsitzender in Freiburg.
Nach dem sensationellen Wahlergebnis der SPD bei der Oberbürgermeisterwahl und den Kommunalwahlen Ende 1962 verzichtete Benz im Februar 1963 auf den Parteivorsitz.
Beruflich hat sich Benz vor allem einen Namen als Direktor der Allgemeinen Stiftungsverwaltung gemacht. Diese Institution der Stadt Freiburg, die heute 5 selbständige Stiftungen verwaltungsmäßig integriert, ist einer der größten Grundstückseigentümer in der Stadt, Träger der städtischen Altenpflege und mit der Adelhauserstiftung Verwalter wichtiger Kulturgüter. 1993 nahmen die Stiftungen aus ihrem Vermögen 63 Mio. DM ein und gaben genausoviel für soziale und kulturelle Zwecke aus. Unter Benz‘ 1952 begonnener 16-jähriger Leitung vollzog sich der Wiederaufbau dieser Institution: die Neuordnung der Verwaltung, Baumaßnahmen. 1957 war der Neubau des Heiliggeiststiftes vollendet, bald danach wurde der Bau des Johannisheims in Angriff genommen. In der Grundstücksvermögensverwaltung ging man neue Wege und vergab für den Wohnungs- und Geschäftsbau Erbbaurechte, die so das Bauen für viele Bürger ermöglichten. Die Erträge aus den Erbbauzinsen wurden später eine wichtige Ertragsgrundlage. Das berufliche Engagement von Benz vollzog sich nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit, sein Erfolg beruhte auf verläßlicher Arbeit und richtungweisender Steuerung. Bei seiner Verabschiedung rühmte ihn der Freiburger Oberbürgermeister Keidel als vorbildlichen Verwaltungsfachmann, Demokrat und hilfsbereiten Menschen. Das Ansehen der Stiftungsverwaltung ist durch seine Persönlichkeit geformt worden.
In Südbaden ist Benz mit dem Aufbau des „Roten Kreuzes“ bekannt geworden. Unter seinen ehrenamtlichen Einsätzen gewann der beim „Roten Kreuz“ immer mehr an Gewicht. Bereits zu Beginn seiner Tätigkeit im Kreisverband veranstaltete er zahlreiche Werbeveranstaltungen im Landkreis Freiburg, warb um aktive und fördernde Mitglieder. Mit seiner Initiative wurde 1954 das heutige Haus der Sozialarbeit in Freiburg gekauft, das Rettungszentrum Freiburg 1977 fertiggestellt und 1981 die Rettungswache in Breisach eingeweiht. Als Präsident von Südbaden brachte Benz seine Erfahrungen sowie die guten Beziehungen zu Regierungspräsidium, Parteien und Verbänden ein. Seine Anliegen waren: Mitgliederwerbung, Ausbau des Blutspendedienstes (Blutspendezentrum in Baden-Baden), Aufbau der Sozialarbeit, Einsatzübungen der Sanitätsbereitschaften. Die Anerkennung seiner Leistungen fanden in zahlreichen Ehrungen ihren Niederschlag.
Quellen: Mitteilungen: Sohn Dr. Winfried, Hochstadenstraße 7, 53909 Zülpich; Friedrich Här, Rotdornweg 5, 79100 Freiburg; Wolfgang Bock, Habsburgerstraße 109, 79104 Freiburg. EAF, Arbeitervereine, B 2-55; Archiv der „Familienheim“ Baugenossenschaft e. G.: Akte Organmitglieder; Archiv der BZ in Freiburg: Personal- und Textarchivteile: Karl Benz; Allgemeine Stiftungsverwaltung Freiburg, DRK Bde. 1 und 2
Nachweis: Bildnachweise: Archiv der BZ

Literatur: Hugo Ott, Festansprache zum 50-jährigen Bestehen der Baugenossenschaft „Familienheim“ e. G. Freiburg am 21.6.1980, 19 S.; Paul Ludwig Weinacht, Ursprung und Entfaltung christlicher Demokratie in Südbaden, 1982; Katholische Arbeiterzeitung, Verbandsorgan der Katholischen Arbeiter- und Arbeiterinnenvereine der Erzdiözese Freiburg, Jg. 8-11
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