von Planck, Heinrich 

Andere Namensformen:
  • (württ. Personaladel)
Geburtsdatum/-ort: 27.05.1851;  Esslingen
Sterbedatum/-ort: 25.04.1932;  Ulm
Beruf/Funktion:
  • Prälat
Kurzbiografie: 1859–1865 Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart
1865–1869 Ev. Seminar Blaubeuren
1869–1874 Studium der Theologie an der Univ. Tübingen (Ev. Stift)
1874 März–Okt. Stadtvikar in Neubulach
1874 Okt.–1877 Sept. Stadtvikar in Ulm
1877 Okt–1878 April Studienreise
1878 Mai–1880 März Repetent am Ev. Stift in Tübingen, II. Dienstprüfung 1879
1880–1911 Helfer (Diakon), Oberhelfer (Archidiakon) 1884, Stadtpfarrer 1891, Erster Stadtpfarrer und Dekan in Esslingen 1901
1894–1897 Mitglied der V. Landessynode
1907 Landesherrliches Mitglied der VII. Landessynode
1912–1927 Prälat (Generalsuperintendent) in Ulm
1912–1918 Mitglied der Württ. Kammer der Standesherren (Erste Kammer des Landtags)
1918–1924 Mitglied der Ev. Kirchenregierung
1919 Mitglied der Landeskirchenversammlung (Verfassunggebende Versammlung)
1924–1931 Mitglied des I. Landeskirchentags (Landessynode)
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Auszeichnungen: Goldene Medaille für eine Preisaufgabe der Univ. Tübingen (1874); Ritterkreuz I. Kl. des Württ. Friedrichsordens (1910); Ehrenkreuz des Ordens der Württ. Krone (1914); Silberne Karl und Olga Medaille; Wilhelmskreuz (1916); Dr. theol. h. c. Univ. Tübingen (1917)
Verheiratet: 20.7.1880 Emma, geb. Klett (1858–1931), Tochter des Dekans Fritz Klett in Blaufelden
Eltern: Vater: Heinrich Planck (1819–1859), Oberhelfer (Archidiakon) in Esslingen
Mutter: Adelheid, geb. Jäger (1824–1905)
Geschwister: Georg Hermann (1855–1923), Ephorus im Ev. Seminar Blaubeuren
Kinder: 6: Heinrich (1881–1891); Theodor (1884–1899); Elisabeth (1889–1971), Johanniterschwester; Friedrich (1891–1960), Philologe; Berta (1894–1928), Gymnastiklehrerin; Emma (1896–1933)
GND-ID: GND/1021942626

Biografie: Hans Eugen Specker (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 209-212

Aus einer württembergischen Theologen- und Gelehrtenfamilie stammend – sein Großvater väterlicherseits Heinrich Planck (1788–1839) war Rektor an der Lateinschule in Nürtingen, dann Pfarrer in Bempflingen, der Großvater von Mutters Seite der Stuttgarter Obermedizinalrat Prof. Dr. Georg Friedrich von Jäger (1785–1866), die Großmutter Charlotte (1794–1847) eine Schwester von Gustav Schwab, der früh verstorbene Vater wirkte als Oberhelfer (Archidiakon) in Esslingen – war die Berufswahl weithin vorgegeben. Planck wuchs im Hause des Großvaters, in das die Mutter nach dem frühen Tod des Vaters (1859) übergesiedelt war, in Stuttgart auf. Dort besuchte er das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium und nach dem traditionellen Landexamen (1865) das Evangelische Seminar in Blaubeuren. Zum Studium der Theologie bezog er das Stift in Tübingen und trat in die farbentragende Stiftsverbindung Normannia ein, der er zeitlebens verbunden blieb. Noch vor Ablegung der I. Dienstprüfung 1874 erhielt er für die Bearbeitung des als Preisaufgabe ausgeschriebenen, als Frage formulierten Themas „ob es eine spezifisch lutherische Ethik gebe“ eine goldene Medaille.
Die Ausbildungsjahre als Vikar führten Planck zunächst für wenige Monate nach Neubulach im Schwarzwald und im Oktober 1874 nach Ulm. Im Unterschied zur Schwarzwaldgemeinde fiel ihm hier die schwindende Kirchlichkeit auf, die er auch auf den Einfluss der Deutschkatholiken und ihres Repräsentanten, des Redakteurs der „Ulmer Schnellpost“ Friedrich Albert (1818–1890), zurückführte. Neben dem Religionsunterricht in Ulm wurde Planck die Betreuung der 1876 neu gegründeten evangelischen Gemeinde Söflingen, westlich Ulms, übertragen. Die für Theologen übliche wissenschaftliche Reise führte ihn vom Oktober 1877 bis April 1878 über Nürnberg, Prag und Dresden zu einem längeren Aufenthalt nach Berlin, wo er sich vor allem mit der für sein späteres Leben bedeutsam werdenden sozialen Frage und der kirchlichen Jugenderziehung beschäftigte, dann weiter über Hamburg nach London und Edinburg und auf der Rückreise nach Paris. Als Repetent an das Tübinger Stift berufen (Mai 1878–März 1880), legte er 1879 die II. Dienstprüfung ab und erhielt damit das Recht, vor den Studenten im Stift eine Vorlesung über „Die Geschichte der Predigt“ zu halten, in der er als Vorbereitung auf die „wesentlichste Seite“ des pastoralen Berufs eine Einführung in das „Studium der Klassiker der Predigt“ vortrug.
Der Predigtdienst blieb Planck auch nach seiner Berufung zum Helfer in Esslingen 1880 ein wichtiges Anliegen. An seine Tübinger Preisaufgabe und seine Vorlesung anknüpfend, gab er 1888 „für die häusliche Erbauung“ eine Auswahl von „Siebenzig Predigten“ Martin Luthers heraus, denen er 1907 eine Sammlung eigener Predigten und 1911 im „Kleinen Homiletischen Testament“ seine Erfahrungen im Amt des Pfarrers und Predigers hinzufügte. Regelmäßig übernahm er auch die Bibelstunden im Evangelischen Jünglingsverein (später CVJM), als dessen Vorstand von 1882 bis 1902 er ein vielseitiges Wochenprogramm gestaltete.
In der Jugendarbeit und Seelsorge begegneten Planck die sozialen Probleme in der aufstrebenden Industriestadt Esslingen. Die dafür geschaffenen Hilfswerke wurden 1898 unter seiner Leitung in der Stadtmission gebündelt. Bereits 1896 hatte er auf der in Stuttgart durchgeführten VII. Tagung des 1890 in Berlin gegründeten Evangelisch-Sozialen-Kongresses eines der Grundsatzreferate über „Die soziale Tätigkeit des im Amt stehenden Geistlichen, ihr Recht und ihre Grenzen“ gehalten. Differenziert die aktuelle Situation analysierend, betonte er, auch als Antwort auf kirchenfeindliche Strömungen in der Sozialdemokratie, das Recht und die Pflicht der Geistlichen zu „sozialer und … auch sozialpolitischer Tätigkeit“, bei der jedoch die Maxime gelten müsse, „als Geistlicher über den Parteien zu stehen, den politischen wie den wirtschaftlichen“, und sich stets bewusst zu sein, „als Geistlicher und nicht als Nationalökonom sozial tätig“ zu sein. Die Einbindung Plancks in das gesellschaftliche Leben der Stadt dokumentiert seine Wahl in den „Esslinger Zwölferkranz“ 1880, einen im Dezember 1879 gegründeten, Geselligkeit mit wissenschaftlichen Interessen verbindenden Verein patriotisch und nationalliberal gesinnter Herren des gehobenen Bürgertums. Als gewählter Abgeordneter gehörte er der V. Landessynode 1894 bis 1897 an und wurde 1907 als einer von drei Geistlichen, deren Ernennung dem König zustand, in die VII. Landessynode entsandt. In Esslingen avancierte er zum Oberhelfer (Archidiakon 1884), Stadtpfarrer (1891) und schließlich zum Ersten Stadtpfarrer an der St. Dionysius-Kirche und zum Dekan (1901). Dass sich für die zuletzt genannte Ernennung eine von 2000 Gemeindemitgliedern unterzeichnete Unterschriftenliste eingesetzt hatte, zeugt von der breiten Akzeptanz seines Wirkens in allen Bevölkerungsschichten. Verhandlungsgeschick und künstlerisches Augenmaß bewies er bei der kontrovers diskutierten grundlegenden Erneuerung der Pfarrkirche, die nach langer Renovierungsphase 1904 wieder eröffnet werden konnte.
Die mit der Verleihung des persönlichen Adels verbundene Berufung zum Prälaten (Generalsuperintendenten) in Ulm (1912) führte ihn als einen von damals vier Vertretern der Evangelischen Landeskirche in die Kammer der Standesherren des Württembergischen Landtags und dort in den Petitions- und Justizausschuss. Neben der Betreuung des seit der Neugliederung der Prälaturen (Generalate) 1913 von der Ostalb bis zum Bodensee reichenden, 16 Dekanate umfassenden und wegen der katholisch geprägten Gebiete Oberschwabens auch als „Diaspora“ bezeichneten Sprengels war er in Ulm jeden zweiten Sonntag als „Frühprediger“ im Münster präsent, stand dort aber auch zu besonderen Anlässen, wie der Verabschiedung der Ulmer Garnison vor dem Ausmarsch 1914, auf der Kanzel. Von Vaterlandsliebe geprägt, erhoffte er von dem zu Kriegsbeginn weite Kreise der Bevölkerung erfassenden Gemeinschaftsgefühl zugleich einen Impuls für die Überwindung der „religiösen, sozialen und politischen Zerrissenheit“ unseres Landes und warb auch an Ostern 1916 in einem Schreiben an die württembergischen Offiziere für die ständeübergreifende „innere Einheit unseres Volkes“. Konsequent setzte er sich in diesem Sinne auch für die 1917 von seinem Neffen Oskar Planck (1888–1970), damals Stadtvikar in Ulm, gegründete Volkshochschule ein, die erste städtische Einrichtung dieser Art in Württemberg, und übernahm dort regelmäßig Kurse zur „Lebenskunde“ und Bibelstunden. Seinem Selbstverständnis als Seelsorger entsprachen auch zahlreiche Lazarettbesuche während des Krieges und im Januar 1918 eine Fahrt an die Vogesenfront zu Feldgottesdiensten und Begegnungen mit Soldaten.
Mit dem Ende der Monarchie erlosch auch das landesherrliche Kirchenregiment. An seine Stelle trat schon im November 1918 als Dreiergremium eine Kirchenregierung, der Planck ebenso angehörte wie der am 1. Juni 1919 gewählten Landeskirchenversammlung zur Erarbeitung einer neuen Verfassung für die Evangelische Landeskirche in Württemberg. Bis zum Inkrafttreten dieser Verfassung am 1. April 1924 nach Verabschiedung des Gesetzes über die Kirchen blieb die Kirchenregierung im Amt. In dem danach konstituierten Landeskirchentag vertrat Planck als zugewähltes Mitglied die Freie Volkskirchliche Vereinigung (Gruppe II). Sein Wort hatte Gewicht, und immer wieder verstand er es, divergierende Meinungen auszugleichen, lehnte jedoch die ihm angetragene Wahl zum Kirchenpräsidenten ab. Ausdrücklich begrüßte er die durch die Neuordnung der Verhältnisse gewonnene Unabhängigkeit der Kirche vom Staat als „Fortschritt“ und Chance zur Eigenverantwortung. Betroffen reagierte er jedoch auf das von Papst Pius XI. 1922 verkündete Programm der „Katholischen Aktion“, das auch in Ulm zu Spannungen und Misstrauen gegenüber dem stark angewachsenen katholischen Bevölkerungsteil führte. Persönlich auf Frieden und Verständnis zwischen den Konfessionen bedacht, äußerte er in seiner Abschiedspredigt im Münster am Palmsonntag 1927 doch die Sorge, dass Rom zielgerichtet plane, „ganz Deutschland wieder dem Papst zu unterwerfen“, und rief dazu auf, sich umso stärker des evangelischen Glaubens bewusst zu werden.
Auch im Ruhestand, den er in Ulm verbrachte, blieb Planck bis 1931 Mitglied des Landeskirchentags, wirkte für die Basler Mission und im Verein Blaues Kreuz, war ein gefragter Vortragsredner, publizierte im „Ulmer Tagblatt“, hielt Kurse an der Volkshochschule, widmete sich vor allem aber auch der Seelsorge und der Gestaltung von Freizeiten. Bis zuletzt körperlich rüstig, vielfältige Aufgaben wahrnehmend, ist er am 25. April 1932 in seiner Wohnung gestorben.
Planck war unbestritten eine geistliche Autorität im kirchlichen und öffentlichen Leben seiner Zeit. Im Rückblick auf die sein Wirken beeinflussenden Theologen und theologischen Richtungen schrieb er über seine „theologische Entwicklung“, dass „mir zwar die großen Grundwahrheiten, von denen der Glaube eigentlich lebt, immer gewisser geworden sind, … ich aber im einzelnen immer freier geworden bin“. Diese Erfahrung prägte sein Amtsverständnis. Klar im Aufbau, gehaltvoll, lebensnah am Erfahrungshorizont der Kirchenbesucher orientiert und verständlich in der Diktion gestaltete er seine Predigten. Diese Ansprüche an Inhalt und Vortragsstil der Predigten legte er auch als Dekan und Prälat bei den Visitationen der Gemeinden seines Sprengels zugrunde. Sein Verständnis der Kirche als Volkskirche führte ihn zur Auseinandersetzung mit der sozialen Frage und im I. Landeskirchentag 1924 in die Gruppe der Freien Volkskirchlichen Vereinigung. Dabei lag ihm parteimäßiges Denken im Grunde fern. Noch anlässlich der Verabschiedung aus dem Landeskirchentag 1931 schrieb er, dass er sich stets dafür eingesetzt habe, „das kirchliche Parteileben von unserer württembergischen Kirche fernzuhalten“, akzeptierte aber, dass „zum Wohl unserer Kirche“ beide Gruppen, die biblisch pietistische und die volkskirchliche, „gleich notwendig sind“. Die umfangreiche, mit vielen Reisen verbundene Tätigkeit in der Kirchenleitung, im Amt, in Gremien und kirchlichen Verbänden und nicht zuletzt in der Seelsorge zeugt von beeindruckender Schaffenskraft. Daneben entstand eine Vielzahl von Veröffentlichungen, Gedichten und Reimsprüchen, Erfahrungen weitergebend oder mit leichter Hand aus aktuellem Anlass niedergeschrieben. Die Familie, die den Tod von drei Kindern zu verkraften hatte, bot ihm Rückhalt, und die Bedeutung der Familie als Konstante im kirchlichen wie im sozialen Leben hat er immer wieder betont Mit Ehrungen, Orden und der Verleihung der Ehrendoktorwürde durch die Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Tübingen (1917) wurden sein Wirken und eine Persönlichkeit gewürdigt, die in traditionellen Vorstellungen aufgewachsen sich den Anforderungen einer neuen Zeit gestellt hat.
Quellen: LKAS P/91 (PA Heinrich Planck); StadtA Ulm, G 2 (Personendokumentation Heinrich Planck); Korrespondenzen, Predigten, Vorträge und Nachrufe in: Friedrich Planck (vgl. Literatur).
Werke: D. Martin Luther. Siebenzig Predigten auf alle Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres, ausgewählt von Heinrich Planck, 1888; Predigten auf die Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres, gehalten in den Jahren 1880–1906, 1907; Kleines homiletisches Testament, 1911, 3. erw. Aufl. 1928; Aus dem Buch der Erfahrung, 1913, 3. Aufl. 1930; Das Münster als Predigtkirche, in: Ulmische Blätter für heimatliche Geschichte, Kunst und Denkmalpflege 3 (1927), 41 f.
Nachweis: Bildnachweise: Fotos in: Friedrich Planck (vgl. Literatur).

Literatur: Friedrich Planck, Heinrich Planck. Lebensbild eines schwäbischen Prälaten, 1933; Hermann Steidle, Zum 100. Geburtstag von Heinrich Planck, in: Normannenblätter, III, 3 (1951), 38–40; Eberhard Mayer, Die ev. Kirche in Ulm 1918–1945 (Forschungen zur Geschichte der Stadt Ulm 26), 1998, bes. 515–518; Raberg, Biogr. Handbuch, 669; Hermann Ehmer und Hansjörg Kammerer, Biographisches Handbuch der württ. Landessynode von 1868 bis zur Gegenwart, 2005, 286.
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