Waldburg-Zeil und Trauchburg, Erich Reichserbtruchseß Fürst von Maria August Wunibald Joseph Reinhard 

Geburtsdatum/-ort: 21.08.1899;  Stuttgart
Sterbedatum/-ort: 24.05.1953;  Leutkirch
Beruf/Funktion:
  • Großgrundbesitzer, katholischer Publizist
Kurzbiografie: 1905-1916 Besuch des Max-Gymnasiums in München
1917 Kriegsteilnahme als Leutnant in einem Dragonerregiment
1918 Übernahme des Hauses Waldburg-Zeil
1919 nach bestandenem Abitur Studium der Staatswissenschaften, Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie in München und Tübingen
1930 Erwerb der Wochenzeitschrift „Der illustrierte Sonntag“ (ab 1932 umbenannt in „Der gerade Weg“)
1939-1944 Reserveoffizier (Hauptmann der Reserve) in verschiedenen Verwendungen
1944 Entlassung „in Uniform“ nach dem sogenannten Fürstenerlaß
1951 Mitbegründer der „Abendländischen Aktion“ und der „Abendländischen Akademie“
1951 Erwerb der Zeitschrift „Das Neue Abendland“
1952 Präsident des Internationalen Missionskongresses in Aachen
1953 tödlicher Unfall
Weitere Angaben zur Person: Religion: römisch-katholisch
Verheiratet: 1926 Monika, geb. Prinzessin zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (* 1905)
Eltern: Maria Friedrich Georg Maximilian Wunibald Pius Petrus Canisius Reichserbtruchseß Fürst von (1867-1918)
Marie Therese, geb. Altgräfin zu Salm-Reifferscheidt-Raitz (1869-1930)
Geschwister: Maria Ludowika Ludwina Walburga Remigia Antonia (geb. 1902)
Maria Konstantin Friedrich Georg Wunibald Wilhelm Josef Anton (geb. 1909)
Maria Gabriele Anna Georgine Walburga Antonia Josepha (geb. 1910)
Kinder: Maria Georg Konstantin Ignatius Antonius Felix Augustinus Wunibald Kilian Bonifacius (geb. 1928)
Maria Immakulata Josefine Walburga Theresia Lucia Coletta (geb. 1929)
Maria Theresia Walburga Elisabeth Antonia (geb. 1931)
Maria Aloysius (Alois) Willibald Eustachius Matthäus Franziskus vom Kreuz (geb. 1933)
Maria Karl Wunibald Josef Friedrich Franz (geb. 1936)
Maria Magdalena Sophie Walburga Elisabeth Notburga Monika (geb. 1938)
Maria Eberhard Willibald Konstantin Josef Franz Konrad (geb. 1940)
GND-ID: GND/107769867

Biografie: Jürgen Klöckler (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 3 (2002), 433-434

Der oberschwäbische, neuwürttembergische Hochadel orientierte sich nach 1806 mehr in Richtung der katholisch geprägten Staaten Österreich und Bayern als an dem protestantisch dominierten, altwürttembergischen Stammland. Es verwundert daher wenig, daß Fürst Waldburg-Zeil seine Schulzeit nicht in Stuttgart, sondern an einem humanistischen Gymnasium in München verbrachte. Nach dem Tod seines Vaters übernahm der aus dem I. Weltkrieg zurückgekehrte junge Dragonerleutnant die Führung eines der mächtigsten Häuser Oberschwabens. Ökonomisch verstand es Fürst Waldburg-Zeil, die Abhängigkeit der Familie von dem über 8 000 ha umfassenden Grundbesitz durch verstärktes Engagement in Industrie-, Handels- und später Dienstleistungsunternehmen zu lockern. Den Familienbesitz unter modernen forst- und landwirtschaftlichen Gesichtspunkten führend, zeigte er überdies ein bemerkenswertes soziales Engagement.
Bereits 1930 entpuppte sich der im Freundeskreis um Therese Neumann von Konnersreuth beheimatete Fürst durch den gezielten Kauf der Zeitung „Der illustrierte Sonntag“ – 1932 in „Der gerade Weg“ umbenannt – als kompromißloser Kämpfer gegen den Nationalsozialismus. Die im Katholizismus und Konservatismus begründete Geisteshaltung hat der dem Zentrum Nahestehende 1933 um Haaresbreite mit dem Leben bezahlt. Der Gestapo gelang es, 1936 einen Spitzel in eine von ihm finanzierte Gruppe des monarchistischen Widerstands in Bayern einzuschleusen. Fürst Waldburg-Zeil blieb allerdings bei der sich anschließenden Verhaftungswelle vom August 1939 unbehelligt. In der unmittelbaren Nachkriegszeit sah sich Fürst Waldburg-Zeil mit Problemen im ökonomischen und im politischen Bereich konfrontiert. Das Projekt der seitens der französischen Besatzungsmacht forcierten Bodenreform, die das Grundeigentum der Familie Waldburg-Zeil bedrohte, wurde aber schlußendlich durch Ausklammerung des Waldbesitzes wesentlich abgeschwächt. Tatsächlich betätigte sich Waldburg-Zeil auch in der Neugliederungsdiskussion und trat für einen konföderierten schwäbisch-alemannischen Staat ein, ähnlich den Vorstellungen des ihm persönlich bekannten Konstanzer Stadtarchivars Otto Feger. Doch seine Pläne waren noch großräumiger: Zur Überwindung „der schrecklichen, der kaiserlosen Zeit“ – der 140 Jahre seit dem Ende des Alten Reiches nämlich – sollte sich nach seinen Vorstellungen eine süddeutsche, Österreich einschließende Konföderation bilden (alpine Union); die Verbindungen des Fürsten ins benachbarte Österreich waren notorisch.
Ausdruck seiner ausgeprägten Heimatliebe und seiner historischen Interessen waren neben dem sorgfältigen Ausbau der Bibliothek auf Schloß Zeil sein Mitwirken in der auf Initiative von Josef Rieck im Jahr 1946 in Aulendorf gegründeten „Gesellschaft Oberschwaben“. Zugleich war er ein äußerst aktives Mitglied des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken und Mitarbeiter im Freundeskreis der Akademie der Diözese Rottenburg. Politisch engagierte er sich in der CDU, aus der er allerdings 1951 enttäuscht austrat; er schloß sich im selben Jahr als Vorstandsmitglied der in München ins Leben gerufenen „Abendländischen Aktion“ an, wo er einen an den päpstlichen Enzykliken orientierten und auf einer göttlichen Ordnung basierenden Konservatismus vertrat. Als Sprachrohr diente ihm der Erwerb der in Augsburg bis dahin von Johann Wilhelm Naumann herausgegebenen Zeitschrift „Das Neue Abendland“. Auf einer Revierfahrt verunglückte Waldburg-Zeil, dessen Lebenswerk der Verbreitung und Erneuerung des katholischen Glaubens galt, an Pfingsten 1953 tödlich.
Quellen: Nachlaß auf Schloß Zeil
Werke: Soziallehren und Sozialerfahrung der Menschheit. Die Lehre der Päpste mit besonderer Berücksichtigung von „Quadragesimo anno“, 1946; Schloß Zeil – Bilderband aus Oberschwaben. Mit einem Vorwort von Fürst Erich von Waldburg-Zeil, 1953
Nachweis: Bildnachweise: Neues Abendland H. 7, Juli 1953 und R. Beck: Widerstand, 156

Literatur: Lexikon des deutschen Widerstandes. Hg. von Wolfgang Benz und Walter H. Pehle, 1994; Rudolf Beck, Widerstand aus dem Glauben, in: Allgäuer Geschichtsfreund Nr. 93 (1993), S. 135-157; Andreas Dornheim, Adel in der bürgerlich-industrialisierten Gesellschaft. Eine sozialwissenschaftlich-historische Fallstudie über die Familie Waldburg-Zeil, 1993; Walter von Hueck, Genealogisches Handbuch der Fürstlichen Häuser, Bd. XIV, 1991; Jürgen Klöckler, Abendland – Alpenland – Alemannien. Frankreich und die Neugliederungsdiskussion in Südwestdeutschland 1945-1947 (Studien zur Zeitgeschichte, 55) 1998, 108-115; Jürgen Klöckler, Gesellschaftsbilder und staatsorganisatorische Vorstellungen innerhalb des oberdeutschen Adels nach 1945: Das Beispiel Erich Fürst von Waldburg-Zeil, in: Das große weite Tal der Möglichkeiten: Geist, Politik, Kultur 1945-1949. Das Projekt Gesellschaft Oberschwaben. Hg. von Elmar L. Kuhn, Brigitta Ritter und Dieter R. Bauer, 2002. Nachrufe u. a. in Deutsche Tagespost (27.05.1953), Südkurier (27.05.1953), Bayern-Kurier (06.06.1953), Süddeutsche Zeitung (27.05.1953), Salzburger Nachrichten (29.05.1953), Rheinischer Merkur (29.05.1953), Volksbote (07.06.1953), Schwäbischer Bauer (06.06.1953), Neues Abendland H. 7, Juli 1953
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