Lautenschlager, Friedrich 

Geburtsdatum/-ort: 02.10.1890;  Niefern
Sterbedatum/-ort: 11.01.1955;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Bibliothekar
Kurzbiografie: 1910 Abitur: Pforzheim
1910-1914 Studium der Fächer Geschichte, Deutsch, Französisch, Latein in Heidelberg, Berlin, Freiburg, Heidelberg
1915 Promotion zum Dr. phil., Dissertation: „Die Agrarunruhen in den badischen Standes- und Grundherrschaften im Jahr 1848“. Heidelberg 1915. Als außerordentlicher Hilfsarbeiter der Badischen Historischen Kommission mit der Bearbeitung der Bibliographie der badischen Geschichte beauftragt. Volontärassistent an der Universitätsbibliothek Heidelberg
1924 planmäßiger wissenschaftlicher Bibliothekar ebd.
1929 Mitglied der Badischen Historischen Kommission
1929-1930 Veröffentlichung von Band 1.1 und 1.2 (Allgemeines. Allgemeine politische Geschichte) der Bibliographie der badischen Geschichte
1933-1938 Veröffentlichung von Band 2.1 und 2.2 (Die Hilfs- und Sonderwissenschaften)
1936 Direktor der Badischen Landesbibliothek
1945 Amtsenthebung durch die amerikanische Militärregierung
1948 Wiedereinsetzung, zunächst als kommissarischer Leiter
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1921 Margarete, geb. Hönicke
Eltern: Vater: Adolf Lautenschlager, Schreiner und Gastwirt
Mutter: Christine, geb. Kling
Geschwister: 2
Kinder: 3, 1 Sohn
GND-ID: GND/116769386

Biografie: Ulrich Weber (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 1 (1982), 199

Der Name des Historikers Lautenschlager, eines Schülers von Oncken, Hampe, Marcks und Cartellieri, verbindet sich mit verdienstvollen Untersuchungen zu Persönlichkeiten und Ereignissen von 1848/49, vor allem aber mit der Bibliographie der badischen Geschichte, die er seit 1915 bearbeitet und im Manuskript bis 1954 fortgesetzt hat. Zu seinen Lebzeiten freilich konnten nicht mehr als zwei Abteilungen des großangelegten Werks in Buchform erscheinen. Es ist jedoch unterdessen auf Lautenschlagers Fundamenten zu Ende geführt worden und wird als unentbehrliches Hilfsmittel oberrheinischer Forschung sein Andenken lebendig erhalten.
Das Leben des stillen, bedächtigen, beinahe scheuen Gelehrtenbibliothekars war ein tapferes Dennoch. Er mußte nicht nur mit angeborener Körperbehinderung fertig werden, sondern sah auch sein Wirken durch widrige, wenn nicht katastrophale Zeitumstände gefährdet, ja zunichte gemacht. Armut und Unruhe der Jahre zwischen 1918 und 1939 hemmten die Herausgabe seiner Bibliographie. Im zweiten Weltkrieg, der ihm den Verlust des einzigen Sohns auferlegte, büßte die von Lautenschlager geleitete Bibliothek am 2. September 1942 durch Brandbomben 98 % ihres Druckschriftenbesitzes ein. Dem Bibliographen zerstörte im Frühjahr 1945 französischer Mutwille das mühselig erstellte Register seines Titelverzeichnisses; über den Bibliotheksdirektor verhängte der blinde Formalismus der nachrückenden Amerikaner die Amtsenthebung. Verbittert, aber nicht entmutigt, führte Lautenschlager trotz alledem das Geschäft der Schrifttumserfassung weiter und betrieb zugleich beharrlich den Wiederaufbau des Bücherbestandes der Badischen Landesbibliothek sowie die architektonische Verbesserung ihrer Behelfsunterkunft in einem Magazintrakt des Generallandesarchivs, wo sie im Januar 1950 wieder zu regelrechter Benutzung freigegeben werden konnte. Im nämlichen Jahr gelang es auch, die überaus wertvolle Büchersammlung des im Exil verstorbenen badischen Dichters Alfred Mombert (Karlsruhe 1872 - Winterthur 1942) zu erwerben, dessen literarischen Nachlaß zu pflegen seither zu einer Tradition der Badischen Landesbibliothek geworden ist.
Bei Lautenschlagers Tod hatte die Bibliothek ihre Kriegsverluste quantitativ zu etwa der Hälfte ausgeglichen, und ihr zuvor vielfach angefochtenes Eigendasein war endgültig gesichert.
Nachweis: Bildnachweise: In: BH 35, (1955), 52.

Literatur: Brummer, Karl: F. Lautenschlager, in: Histor. Jb. d. Görres-Gesellschaft, Bd. 78 (1959), 524-526; Weber, Ulrich: Nachruf F. Lautenschlager 1890-1955, in: ZGO 107 (1959), 511 bis 518 (mit Bibliographie seiner Schriften).
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