Bopp, Karl Friedrich 

Geburtsdatum/-ort: 23.03.1877;  Rastatt
Sterbedatum/-ort: 05.12.1934;  Heidelberg
Beruf/Funktion:
  • Mathematikhistoriker
Kurzbiografie: 1895–1902 Studium in Straßburg u. Heidelberg
1902 Dr. phil. nat. Heidelberg: „Antoine Arnauld, d. große Arnauld, als Mathematiker“
1906 Habilitation in Heidelberg: „Die Kegelschnitte des Gregorius a St. Vincentio in vergleichender Bearbeitung“
1915 VI. 26 ao. Professor in Heidelberg
1915–1918 Kriegsdienst
1919–1934 ao. Professor in Heidelberg
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1903 (Rastatt) Berta Luise, geb. Ortmayer (1879–1931)
Eltern: Vater: Gustav (1828–1889), Arzt
Mutter: Anna Maria, geb. Lindemann (1845–1907)
Geschwister: Bertha Mathilde, verh. Usemann (1870–1956)
Kinder: keine
GND-ID: GND/117620610

Biografie: Gabriele Dörflinger (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 6 (2011), S. 41-42

Nach dem Schulbesuch in seiner Heimatstadt Rastatt studierte der Arztsohn Bopp ab Herbst 1895 zunächst Physik, Chemie, Zoologie und dann Mathematik und Philosophie in Straßburg und Heidelberg. 1902 promovierte er bei Leo Koenigsberger (➝ V 151) und Moritz Cantor (➝ V 44) in Heidelberg. Danach betrieb er Eigenstudien. Vier Jahre später, 1906, habilitierte er sich in Heidelberg und wurde dort 1915 ao. Professor. Mitte 1933 erkrankte Bopp schwer, hielt aber in seiner Wohnung weiter Vorlesungen und Prüfungen ab, bis er Ende 1934 seinem Leiden erlag.
Bereits seit 1904 war er während des 3. Internationalen Mathematikerkongresses in Heidelberg Schriftführer der Mathematikgeschichtlichen Sektion. Seine Dozententätigkeit wurde von 1915 bis 1918 durch Kriegsdienst unterbrochen. Danach las er vor allem über Mathematikgeschichte, war aber auch an den Mathematik-Vorlesungen für Anfänger und an Kursen über Versicherungswesen beteiligt.
Bopps wissenschaftliches Werk enthält ausschließlich mathematikhistorische Titel. Sein Arbeitsschwerpunkt war dabei der Briefwechsel von Johann Heinrich Lambert (1728–1777). Lambert war ein Autodidakt und Universalgelehrter, der mit berühmten Wissenschaftlern wie Daniel Bernoulli und Leonhard Euler korrespondierte. Lambert bewies 1761 die Irrationalität der Kreiszahl Pi.
Wenn auch die mathematikgeschichtlichen Vorlesungen Bopps nur die in dieser Teildisziplin übliche geringe Resonanz fanden, so betreute Bopp doch eine ganz erstaunliche Anzahl von Doktoranden: in der Zeit von 1925 bis zu seinem Tod waren es 14 Studenten und eine Studentin.
Bopp verehrte sein Leben lang seinen Lehrer Moritz Cantor. Das kommt auch in den Nachrufen zum Ausdruck, die er bei Cantors Tod schrieb. Außerdem war Bopp 1929 einer der Hauptorganisatoren der Feier zum 100. Geburtstag Cantors in Heidelberg. Dabei hielt er auch die Festrede.
Quellen: UA Heidelberg A-219/PA; UB Heidelberg Nachlass Bopp, Briefe; GLA 235/1820.
Werke: Antoine Arnauld, d. große Arnauld, als Mathematiker, in: Abhh. zur Geschichte d. math. Wiss. 14, 1902, 187–336; Die Kegelschnitte des Gregorius a St. Vincentio in vergleichender Bearbeitung, ebd. 20, 1907, 85–314; Ein Sendschreiben Regiomontanus an den Kardinal Bessarion, in: Archiv für die Geschichte d. Naturwiss. u. d. Technik 1, 1909, 395–401; Die Klosterbibliothek von Bobbio in Oberitalien, ebd. 2, 1910, 473-480; Eine Schrift von Ensheim „Recherches sur les calculs différentiel et intégral“, in: Sitzungsberr. d. Heidelberger Akad. d. Wiss., 1913, 49; J. H. Lamberts Stellung zum Raumproblem u. zur Parallelentheorie in d. Beurteilung d. Zeitgenossen, in: Sitzungsberr. d. Bayer. Akad. d. Wiss. zu München, math.-physikal. Klasse, 1914, 361–368; Über einen elementaren Zusammenhang des Fagnanoschen u. des Landenschen Theorems, in: Jahresber. d. Dt. Mathematiker-Vereinigung 24, 1915, 279–289; (Hg.) Johann Heinrich Lambert, Abhandlung vom Criterium veritatis, 1915, 63; Johann Heinrich Lamberts Monatsbuch mit den zugehörigen Kommentaren, 1916, 84; (Hg.) Johann Heinrich Lambert, Über die Methode, die Metaphysik, Theologie u. Moral richtiger zu beweisen, 1918, 36; Der Modularkreis d. Ellipse, in: Jahresber. d. Dt. Mathematiker-Vereinigung 28, 1919, 20–25; Moritz Cantor, in: Sitzungsberr. d. Heidelberger Akad. d. Wiss., math.-naturwiss. Klasse A, 1920, 16; Ein wichtiger Satz über die Ellipse des Fagnano u. seine Ergänzung, in: Isis [Chicago, Ill.], 5, 1923, 400–402; Entwicklungslinien in d. Geometrie, ebd. 5, 1923, 406–408; Leo Koenigsberger als Historiker d. mathematischen Wissenschaften, in: Jahresber. d. Dt. Mathematiker-Vereinigung 33, 1924, 104-112; Leonhard Eulers u. Johann Heinrich Lamberts Briefwechsel, in: Abhh. d. Preuß. Akad. d. Wiss., physik.-naturwiss. Klasse, 1924, 45; Cantor, Moritz, in: Dt. biographisches Jahrb. 2, 1928, 509–513; J. H. Lamberts u. A. G. Kaestners Briefe, aus den Gothaer Manuskripten herausgegeben, in: Sitzungsberr. d. Heidelberger Akad. d. Wiss., math.-naturwiss. Klasse, 1928, 34; Drei Untersuchungen zur Geschichte d. Mathematik, 1929, 66; Gedenkrede gehalten zur hundertsten Wiederkehr des Geburtstages von Moritz Cantor, in: Tätigkeitsbericht d. math. Fachschaft an d. Univ. Heidelberg, 1930, 5–11; Zur Geschichte des mathematischen Instituts d. Univ. Heidelberg, ebd. 1931, 18 f.

Literatur: Poggendorffs Biogr.-literar. Handwörterb. V, 1925, 142 f., VI, 1936, 278, VIIa, 1956, 233; Dagmar Drüll, Heidelberger Gelehrtenlexikon 1803–1932, 1986, 25 f.; Wilhelm Lorey, Karl Bopp †, in: Jahresber. d. Dt. Mathematiker-Vereinigung 45, 1935, 116–119; Gino Loria, Due lutti: K. Bopp, K.R. Wallner, in: Archeion 17, 1935, 423–425.
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