Berberich, Wilhelm August 

Geburtsdatum/-ort: 01.01.1861;  Uissigheim bei Tauberbischofsheim
Sterbedatum/-ort: 09.10.1929;  Karlsruhe
Beruf/Funktion:
  • Lehrer und Schriftsteller
Kurzbiografie: 1866-1873 Volksschule in Uissigheim
1874-1877 Vorseminar in Tauberbischofsheim
1877-1878 Lehrerseminar II (simultan) in Karlsruhe
1879 Unterlehrer in Gernsbach
1883 Dienstprüfung für erweiterte Volksschulen
1905-1913 Vorsitzender des Landesvereins Baden im Katholischen Lehrerverband, danach Ehrenvorsitzender bis zu seinem Tod
1906-1908 Herausgeber der „Badischen Lehrerzeitung“, Organ des katholischen Lehrerverbandes des Deutschen Reiches, Landesverein Baden
1910 Berufung in die Lesebuchkommission
1926 Ehrenbürger seiner Heimatgemeinde
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 1884 Maria Anna, geb. Gleisle, Tochter eines Ziegeleibesitzers in Gernsbach
Eltern: Vater: Franz Josef, Landwirt
Mutter: Amalie, geb. Berberich
Kinder: 7
GND-ID: GND/118157817

Biografie: Renate Liessem-Breinlinger (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 5 (2005), 10-11

Achtzehnjährig erhielt Berberich seine erste Anstellung als Volksschullehrer. Ein kinderloser Onkel, Wirt des Gasthofs „Zum Strauß“ in Uissigheim, hatte ihm die Ausbildung ermöglicht. Auch ein akademisches Studium hätte den begabten Bauernsohn nicht überfordert. Lebenslang arbeitete er daran, sich intellektuell weiter zu entwickeln, ohne christliche Werte preiszugeben. Im dritten Dienstjahr erkundigte er sich bei seiner Behörde nach einem kostengünstigen Weg, die Lehrbefähigung für höhere Schulen zu erwerben. Als Hospitant wollte er sich nach Freiburg versetzen lassen. Statt dessen wurde ihm Karlsruhe als Dienstort angewiesen, wo er 42 Jahre lang bis zum Ruhestand blieb. Seine Vorgesetzten zählten ihn zu den „besseren Lehrern“, pädagogisch und methodisch auf der Höhe der Zeit. Auch mit Kenntnissen der französischen Sprache konnte er aufwarten. Als er sich 1904 um den Posten eines Kreisschulrats bewarb, hatte er jedoch keinen Erfolg. Es half auch nicht, dass er sich als Autor schöngeistiger Heimatliteratur einen Namen gemacht hatte. Sein Epos „Der Ritter von Hohenrode“ war dem Großherzog von Staatsminister Nokk überreicht worden. Ob Berberichs Konfession eine Rolle gespielt hat, steht dahin. Sicher ist, dass er sich bald nach dieser Enttäuschung im Sinne des politischen Katholizismus engagiert hat, nicht aggressiv, aber mit Entschiedenheit aus religiöser Überzeugung.
1905 ließ er sich zum ersten Vorsitzenden des neu konstituierten badischen Zweigvereins des katholischen Lehrerverbands wählen. Mit dieser Gründung am Rande des Straßburger Katholikentags begann eine heftige Kontroverse mit dem liberalen Badischen Lehrerverein, dem die badischen Lehrer fast durchweg angehörten, da er ihre beamten- und besoldungsrechtlichen Interessen höchst wirkungsvoll wahrnahm. Auch Berberich und seine Gesinnungsgenossen wollten ihre Mitgliedschaft im Badischen Lehrerverein aufrecht erhalten, wurden 1906 aber ausgeschlossen. Dieses Vorgehen warf komplizierte Fragen auf im Zusammenhang mit Selbsthilfeeinrichtungen der Lehrerschaft, der Nutzung von Bibliotheken und dem Zutritt zu sogenannten „Freien Konferenzen“, die sich nur schwer von Veranstaltungen des Badischen Lehrervereins abgrenzen ließen. Berberich schrieb ausführlich darüber in der Katholischen Lehrerzeitung, die er von 1906 bis 1908 herausgab. Die behördliche Genehmigung dieser Nebentätigkeit hatte er 1905 eingeholt. Die Leitung des Landesvereins Baden im Katholischen Lehrerverband behielt er bis 1913 bei. 1912 bewarb er sich erneut um Verwendung in der Schulaufsicht, als zweiter Beamter am Kreisschulamt Heidelberg. Trotz erwiesener fachlicher Qualifikation wurde er wieder nicht berücksichtigt. Mit Elan wandte er sich damals einer neuen Tätigkeit zu: Er rief die Zeitschrift „Deutsche Heimat und Schule“ ins Leben, die sich mangels ausreichender Abonnentenzahlen aber nur kurze Zeit halten konnte.
1919 publizierte Berberich noch einmal ein Unterrichtswerk zur deutschen Rechtschreibung. In den Nachkriegsjahren, die den Vater von sieben Kindern vor wirtschaftliche Probleme stellten, traten gesundheitliche Beschwerden auf, die 1924 zu seiner vorzeitigen Pensionierung führten.
Berberich hat sich als Schulmann und Schriftsteller Ansehen erworben. Seine bibliophil gestalteten Bändchen stehen sicher noch in manchem Bücherschrank, und auch in literaturgeschichtlichen Werken sind seine Spuren bis heute zu fassen. Mit dem Blick auf seine Erzählungen in Versform ist dort von Scheffel-Nachfolge die Rede. Daneben stehen erziehungstheoretische und religiöse Schriften. Aus Berberichs Texten spricht die Liebe zur fränkischen und badischen Heimat und der Wunsch, der katholischen Kultur und Tradition ein Denkmal zu setzen, was ihn mit dem westfälischen Dichter Friedrich Wilhelm Weber verband, einem bekannten Mitstreiter der Zentrumspartei in Preußen.
Quellen: GLA Karlsruhe 235/13264; Auskünfte von Gernot Wamser, Tauberfränkische Heimatfreunde.
Werke: Tannenberg, Sang vom Spessart, 1899; Der Ritter von Hohenrode, Dichtung aus dem Schwarzwald, 1901; Mutterseelenallein, Wegweiser für christl. Mütter, 1906; Licht u. Brot, 1912; Die junge Mutter, 1913; Unter der Sonne, 1925; Im Hochwald, Gesamtausg. d. poet. Werke, 1926/27; Die heilige Beschauung, 1930; Bad. Lehrerzeitung, amtl. Veröffentlichungsbl. des Kath. Lehrerverbandes des Dt. Reiches, Landesverein Baden, 1906-1908; Dt. Rechtschreibschule, 3 Bde, 1919.
Nachweis: Bildnachweise: in: Der Kath. Erzieher (vgl. L ).

Literatur: Josef Tymister, Die Entstehung d. Berufsvereine d. kath. Lehrerschaft in Deutschland, 1965; Heinrich Küppers, Der kath. Lehrerverband in d. Übergangszeit von d. Weimarer Republik zur Hitlerdiktatur, 1975; Oswald Pink, Berberich – ein bad. Lehrerführer, in: Der kath. Erzieher, 14/1, 1961, 303 (zum 100. Geburtstag); W. Kosch, Dt. Literatur-Lexikon Bd. 1; W. E. Oeftering, Gesch. d. Literatur in Baden II u. III, 1939; Dichterstimmen d. Gegenwart, 1910, 47 ff.; E. Baader, Über Berberich in: Der Wartturm Nr. 8, 1928/29, 39 f.; Helmut Lauf, Uissigheim im Spiegel seiner 1200jährigen Geschichte, 1966, 396.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)