Bopp, Linus 

Geburtsdatum/-ort: 01.01.1887;  Limbach/Baden
Sterbedatum/-ort: 14.03.1971;  Freiburg, i. Br.
Beruf/Funktion:
  • Pastoraltheologe
Kurzbiografie: 1905 Abitur, Tauberbischofsheim
1905-1908 Studium der Theologie in Freiburg i. Br.
1909 Priesterweihe
1909-1911 Vikar in Tauberbischofsheim
1911-1924 Praefekt und Religionslehrer in Freiburg
1916 Promotion
1921 Habilitation an der Theologischen Fakultät in Freiburg
1924-1953 ordentlicher Prof. für Pastoraltheologie in Freiburg
1924-1934 Leiter der Zweigstelle Freiburg des Deutschen Instituts für Wissenschaftliche Pädagogik, Münster i. W.
1947 Päpstlicher Hausprälat
1951 nichtresidierender Domkapitular der Erzdiözese Freiburg i. Br.
Weitere Angaben zur Person: Eltern: Vater: Valentin Bopp, Bildhauer
Mutter: Clara, geb. Zimmermann
Geschwister: 4
GND-ID: GND/11866171X

Biografie: Günter Biemer (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 1 (1982), 77-78

Die bescheidene, feinsinnige, arbeitsintensive Lebensart kennzeichnet schon den jungen Religionslehrer und -professor in Freiburg, der nach seiner Promotion 1916 über „Die Prophetie im apologetischen Beweisgang nach dem heiligen Augustinus“ neben dem Religionsunterricht einen Lehrauftrag über Psychologie und Geschichte der Pädagogik am Kindergärtnerinnen-Seminar des Deutschen Caritasverbandes übernahm und außerdem seine Habilitationsschrift über „Weltanschauung und Pädagogik“ vorbereitete. Die Übernahme des Lehrstuhls für Pastoraltheologie in Freiburg im Jahre 1924 brachte ihm ein weitgespanntes Arbeitsfeld in Seelsorgewissenschaft, Liturgik, Homiletik, Katechetik und Pädagogik. Vor allem der pädagogischen Praxis und Theorie zugewandt, erschloß er die zeitgenössischen Erkenntnisse der Psychoanalyse, Individual- und Religionspsychologie in zahlreichen Schriften für die katholische Pädagogik (insbesondere, Das Jugendalter und sein Sinn 1926), machte aber zugleich „Die erzieherischen Eigenwerte der katholischen Kirche“ (1928) geltend und stellte die Bedeutung der „Heilpädagogik“ (1930) als spezifisch pastoralpädagogisches Anliegen heraus. Erfahrung und Praxisnähe prägen seinen Entwurf vom erziehenden, liturgisch und pastoral orientierten Religionsunterricht (Katechetik 1935). – Bopp war ein immens belesener Mann, wie seine homiletischen und liturgischen Arbeiten zeigen. Sie waren von der Bibelbewegung und liturgischen Bewegung inspiriert und hatten ihre Schwerpunkte in der Heiligen Schrift, dem patristischen Erbe, der großen französischen Predigerklassik zwischen J. B. Bossuet und F. Fenelon und nicht zuletzt bei M. Deutinger (Die Bibel im Dienst der Seelsorge, 1935; Liturgie und Lebensstil, 1936; Erlösung nach M. Deutingers Betrachtungen über das Reich Gottes, 1947; Liturgie und Kerygma, 4 Bde., 1952-1960). – Der Stellung der Laien, insbesondere der Frau, in der Kirche galten eine Reihe von pastoralpraktischen Beiträgen, die ihre wissenschaftstheoretische Begründung in der grundlegenden Studie „Zwischen Pastoraltheologie und Seelsorgewissenschaft“ (1937) haben.
Nach dem Verlust seines Hauses, seiner Bibliothek und aller Aufzeichnungen durch das Bombardement Freiburgs im November 1944 begann Bopp ungebrochen auf's Neue sich Grundlagen für seine Forschung und Lehre zu schaffen. 1947 übernahm er die Leitung des wiedereröffneten Caritaswissenschaftlichen Instituts. Noch nach seiner Emeritierung fand er sich 1955 zur Vertretung seines Lehrstuhls bereit, als sein Schüler und Nachfolger Professor Hemlein gestorben war.
Der Lehrer Bopp mit seiner sanften Stimme, seiner romantischen Sprache, seiner stillen gütigen Art war ein kenntnisreicher Berater für 33 Doktoranden und 2 Habilitanten. Seine Kollegen nennen ihn in der Festgabe zum 70. Geburtstag „amicissimus semper“ (in: Tua Tibi, Freiburg 1957). 52 Bücher und über 500 Aufsätze und Artikel, seine weitreichende Vortragstätigkeit und besonders seine menschenfreundliche Art machten Bopp bekannt, geschätzt und beliebt.
Werke: K. Deuringer, Tua Tibi. Bibliographie Linus Bopp, Freiburg I 1957, II 1963, III 1967; Die christozentrische Grundstruktur der Spiritualität des heiligen Franz von Sales und ihr Ausbau durch die École francaise, in: Oberrheinisches Pastoralblatt 68, 1967, 225-241; Des heiligen Franz von Sales Sendung in seine Zeit im Hinblick auf unsere religiöse Lage und Aufgabe. Zur 400. Wiederkehr seines Geburtstages, in: Anzeiger für die katholische Geistlichkeit Deutschlands 76, 1967, 381-388; „Zu schön um wahr zu sein“, Besinnliches zum Unglauben mancher Zeitgenossen, in: Anzeiger für die katholische Geistlichkeit Deutschlands 77, 1968, 230-232; Der vorbildliche Kampf des heiligen Chrysostomus gegen öffentliche Unzucht, ebd. 82, 1973, 170-172; Clara Siebert (1873-1963), Freiburg 1971.
Nachweis: Bildnachweise: Archiv der Freiburger Universitätsbibliothek

Literatur: J. Spieler, Art. Bopp: Lexikon der Pädagogik der Gegenwart I, Freiburg 1930, 410 f.; ders., Art. Bopp, Katechetisches Wörterbuch, Freiburg-Basel-Wien 1961, 88 f.; (C.) M(aier), Linus Bopp 1887-1971: Anzeiger für die katholische Geistlichkeit, 82, 1973, 190; H. Riedlinger: Freiburger Universitätsblätter 32, Juli 1971, 11-12; Wolfgang Nastainczyk: Linus Bopp 80 Jahre, Katechetische Blätter 92, 1967, 117; T. K(urrus), L. Bopp: FDA 97, 1977, 406-412.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)