Strohmeyer, Willibald 

Geburtsdatum/-ort: 06.07.1877;  Mundelfingen
Sterbedatum/-ort: 24.04.1945;  Obermünstertal
Beruf/Funktion:
  • katholischer Geistlicher, Opfer des NS-Regimes
Kurzbiografie: 1898 Abitur Rastatt
1898-1902 Theologiestudium Freiburg
1902 Priesterweihe
1902-1903 Vikar in Säckingen und Freiburg St. Johann
1909 Pfarrverweser und
1910-1945 Pfarrer in St. Trudpert
1927-1934 Superior des Provinzhauses der Josefsschwestern in St. Trudpert
1933 Kammerer und Dekan des Kapitels Neuenburg
1934 Geistlicher Rat ad honorem
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Eltern: Vater: Jakob Strohmeyer, Landwirt (1849-1924)
Mutter: Maria, geb. Merz (1850-1931)
Geschwister: 4
GND-ID: GND/127877088

Biografie: Hans-Josef Wollasch (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 289-290

Nach der Überzeugung seines Heimatpfarrers stammte Strohmeyer aus einer der religiösesten und frömmsten Familien am Ort. Schon dem Neupriester wird pünktliche und korrekte Einstellung, eine ruhige, überlegte und selbständige Natur attestiert. Das Prädikat „tadellos“ für einen unbestechlichen Seelsorger durchzieht die Jahresberichte des Dekans, wie auch seine Vorliebe und Begabung für historisch-publizistische Tätigkeit stets erwähnt werden.
Als Pfarrer von St. Trudpert im Münstertal vollbrachte Strohmeyer eine weitsichtige, in der Talgemeinde nicht ohne Widerstand umzusetzende Leistung auf caritativ-sozialem Gebiet, als er 1920 mit Hilfe von Caritaspräsident Lorenz Werthmann den aus ihrem elsässischen Kloster St. Markus bei Geberschweier ausgewiesenen Josefsschwestern in den Gebäuden der alten Benediktinerabtei St. Trudpert Heimat für ein neues Provinzhaus vermittelte. Er blieb der Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom heiligen Josef gerade in der schwierigen Anfangsentwicklung ein engagierter Förderer, von 1927 bis 1934 als ihr Superior, und hat vor allem ihr Pionierwerk der Errichtung des Lorettokrankenhauses in Freiburg in eigener Trägerschaft aktiv begleitet. Seit 1937 mit einer Herzerkrankung kämpfend, war er ein vorbildlicher Seelsorger seiner großen und räumlich weit zerstreuten Pfarrei. Zur Erforschung ihrer geschichtlichen Vergangenheit hat er in umfänglichen, qualitativen Veröffentlichungen beigetragen.
Die Gegenwart des einem apokalyptischen Ende zugaloppierenden Dritten Reiches brachte dem Leben von Strohmeyer ein jähes, grausames Ende. Ein sogenanntes „SS-Jagdkommando Süd“ terrorisierte in den letzten Kriegswochen das Tal mit seiner überwiegend katholischen Einwohnerschaft. Unter dem Kommando des SS-Untersturmführers Heinrich Perner wollte es seiner entschiedenen Abneigung gegen alles „Schwarze“ mit einer aufsehenerregenden Tat Geltung verschaffen. Der bekannte und angesehene Ortspfarrer Strohmeyer, der sich nie auf eine Kraftprobe mit den braunen Machthabern eingelassen hatte, mußte das Opfer sein. Am 22. April 1945 verschleppten ihn SS-Männer aus dem Pfarrhaus in die Münsterhalden, ermordeten ihn durch Genickschuß und verscharrten den ausgeplünderten Leichnam. Erst am 6. Mai wurde der Tote nach mehreren Suchaktionen, zu denen auch französische Soldaten eingesetzt wurden, aufgefunden und drei Tage später in St. Trudpert beerdigt.
Der für den Mord Verantwortliche wurde zum Tode verurteilt, 1949 jedoch nicht zuletzt aufgrund eines Gnadengesuchs von Erzbischof Wendelin Rauch zu lebenslanger Zuchthausstrafe begnadigt. Dem ermordeten Pfarrer und Dekan, an dessen Gemeinde Erzbischof Conrad Gröber einen eigenen Hirtenbrief gerichtet hatte, wurde 1946 auf dem Heubronner Eck, dem Ort des Verbrechens, eine Willibald-Kapelle als Gedenkstätte erbaut. Sie erinnert an den stillen, klugen und gebildeten, hingebungsvollen Priester Strohmeyer, den sein Kursgenosse, Caritaspräsident Benedict Kreutz, „zu den markantesten Persönlichkeiten, die der Neupriesterkurs vom Jahre 1902 von den Höhen von St. Peter im Schwarzwald herab in das offene Feld der Seelsorge hinein schickte“, rechnete, und an sein Lebensopfer als Christ.
Quellen: Personalakten im EAF.
Werke: Gesch. d. Dorfes u. d. Pfarrei Mundelfingen, in: FDA 36 (1908), 166-224; 37 (1909), 65-116; St. Trudpert-Büchlein. Geschichtl. Überblick über d. Leben d. Heiligen, d. Klosters u. d. Pfarrei St. Trudpert, Freiburg 1920 2. Aufl.; Kongregation d. Schwestern vom hl. Josef – Provinzmutterhaus – Kloster St. Trudpert, Münstertal (Baden), Düsseldorf 1931; Veröffentlichungen über d. Kloster St. Trudpert im FDA 53 (1925), 67-98; 54 (1926), 106-152; 60 (1932), 168-238; 61 (1933), 53-117; 63 (1935), 65-120; 64 (1936), 209-277; 67 (1940), 175-208.
Nachweis: Bildnachweise: EAF.

Literatur: Augustin Kast, Die bad. Märtyrerpriester, Karlsruhe 1947, 47-50. H. Ginter, W. Strohmeyer in: FDA 70 (1950), 253 f.; Ingeborg Hecht, Du, der mit Blut s. Amt bezeugt, in: Münstertal/Schwarzwald, Münstertal 1974, 175-178.
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