Bunte, Karl Gustav 

Geburtsdatum/-ort: 15.06.1878; München
Sterbedatum/-ort: 03.11.1944;  Baden-Baden
Beruf/Funktion:
  • Chemiker
Kurzbiografie: 1887-1897 Gymnasium in Karlsruhe
1897-1898 Einjähriger freiwilliger Militärdienst beim Feld-Artillerie-Regiment in Karlsruhe
1898-1905 Studium an der Universität Leipzig bis 1899, an der Technischen Hochschule Karlsruhe 1899-1902, an der Universität Berlin bei Prof. Fischer 1902-1905, Promotion (magna cum laude) zum Dr. phil., Dissertation: „I. Zur Geschichte der Konstitution der Harnsäure. II. Synthese aromatischsubstituierter Harnsäure und Harnsäurederivate“
1904 Jul. Eintritt bei der Deutschen Kontinental-Gesellschaft, Dessau
1908 Eintritt bei der Lehr- und Versuchsanstalt des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern (DVGW), Karlsruhe
1909 Leiter der genannten Anstalt; Generalsekretär des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern und Mitherausgeber des „Journals des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern“
1914-1918 Militärdienst an der Ostfront, 1917-1918 Führer eines Schallmesstrupps, danach Lehrer an der Messchule Wahn
1917 30. Nov. Habilitation an der Technischen Hochschule Karlsruhe „Feuertechnische Leistungs- und Abnahme-Versuche von Gaserzeugungsöfen“
1919 Jun. Antrittsvorlesung „Die restlose Vergasung der Brennstoffe“
1920 28. Jul. Etatmäßiger außerordentlicher Professor für Gastechnik und Brennstoffverwertung; Antrittsvorlesung am 4. 5. 1921: „Vermehrung des inneren Wertes der Kohle“
1933 16. Nov. persönlicher ordentlicher Professor
1939 25. Feb. Grundsteinlegung des neuen Gasinstituts in Karlsruhe
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1906 (Karlsruhe) Anna Julia Auguste, geb. Braun (1884-1955)
Eltern: Vater: Hans Bunte
Mutter: Wilhelmine (Minna), geb. Stölzel (1855-1937)
Geschwister: 2:
Elisabeth (geb. 1883)
Luise (geb. 1890), verheiratete Weiß, verwitwete Schmidt
Kinder: 2:
Elisabeth (geb. 1909), verheiratete Litterscheidt
Irene (Reni, geb. 1917), verheiratete Mühlmann, verwitwete Schledt
GND-ID: GND/13743023X

Biografie: Alexander Kipnis (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 5 (2005), 37-39

Buntes berufliches Leben war von seinem Vater vorgeprägt. Es war fast selbstverständlich, dass auch er Chemiker werden sollte. Zwei Semester studierte er Chemie in Leipzig bei Wislicenus. Danach kehrte er nach Karlsruhe für sechs Semester zur chemisch-technischen Ausbildung u. a. bei C. Engler und seinem Vater zurück. Seine Diplomarbeit über die Enteisenung des Wassers wurde seine erste wissenschaftliche Publikation. Schließlich kam Bunte nach Berlin, wo er vier Semester studierte und bei E. Fischer mit der Doktorarbeit über Harnsäurederivate promovierte.
Bereits vor seiner Promotion begann Bunte seine berufliche Tätigkeit bei einer großen Gasgesellschaft. Zuerst beteiligte er sich beim Neubau eines Gaswerks und bekam Einblick in die Arbeitsweise der Kokereien und den Betrieb der Gasfernversorgung mit Kokereigas. Im Sommer 1906 ist Bunte schon selbständiger Bauleiter für ein neues Gaswerk in Frankfurt/Oder. Wie er später sagte, war es das „Gesellenstück“ für die spätere berufliche Praxis. Danach führte Bunte die Inspektionen der Gaswerke durch, gab sich aber damit nicht zufrieden und folgte dem Wunsch seines Vaters, der im Juni 1907 gegründeten Lehr- und Versuchsgasanstalt des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern bei der Technischen Hochschule Karlsruhe beizutreten. Zunächst ohne formales Amt nahm er das Werk seines Vaters auf, das auch sein Lebenswerk wurde. Bald übernahm Bunte die Leitung der Anstalt, die Stelle des Generalsekretärs des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern und die Schriftleitung von dessen „Journal für Gasbeleuchtung“ (am Anfang unter H. Bunte, 1920-1925 selbständig). Die Hauptrichtung seiner damaligen Tätigkeit bildeten Kontakte zu Gaswerken, deren Untersuchung und Betriebsberatung.
Diese Arbeit wurde durch den Krieg unterbrochen, den Bunte an der Ostfront als Leutnant mitmachte, wobei er mit zwei Orden ausgezeichnet wurde. Im Februar 1915 wurde er in der Masurenschlacht verwundet. Die letzten Monate der Kriegszeit konnte Bunte für eine Zusammenfassung seiner früheren Arbeiten nutzen, und er stellte diese als Habilitationsschrift an der Technischen Hochschule Karlsruhe vor. „Vom Gesichtspunkt der chemischen Technologie bedeutet sie prinzipiell eine wertvolle Bereicherung in der vergleichenden Beurteilung und Kontrollierung neuer technischer Anlagen überhaupt“, schrieb C. Engler über diese Schrift. Buntes Vorgehensweise war charakteristisch für ihn: nicht die Prüfung der einzelnen Apparate, sondern die Funktion der Gesamtanlage, der Aufwand des Ganzen stand im Mittelpunkt.
Nach der Habilitation kehrte Bunte zu seiner Arbeit im Deutschen Verein von Gas- und Wasserfachmännern und in der Lehr- und Versuchsgasanstalt zurück. Die Anstalt wurde gemäß Vereinbarung zwischen Deutschem Verein von Gas- und Wasserfachmännern und Kultusministerium zum Gasinstitut der Technischen Hochschule Karlsruhe umgewandelt. Gleichzeitig wurde eine planmäßige außerordentliche Professur für das Gasfach an der Technischen Hochschule eingerichtet, die Bunte innehatte. Er bearbeitete eine ungeheure Menge verschiedener technischer, organisatorischer und wissenschaftlicher Fragen des Wiederaufbaus der deutschen Gasindustrie und -wissenschaft. Buntes Arbeiten aus der 2. Hälfte der 1920er Jahre, als er die Schriftleitung des Journals abgab, gehören zu seinen besten Leistungen; besonders interessant sind Forschungen auf dem Gebiet der angewandten physikalischen Chemie. Eine der wichtigsten ist die mit seinem zukünftigen Schwiegersohn W. Litterscheidt vollendete Forschungsarbeit „Die Entzündungsgeschwindigkeit von Gasgemischen“. Dazu gehört auch die bedeutende Neubearbeitung des Lehrbuchs seines Vaters „Zum Gaskursus“.
Buntes technisch-wissenschaftliche Tätigkeit fand Anerkennung insbesondere darin, dass er als Vertreter des deutschen Gasfaches an mehreren internationalen Kongressen und Ausstellungen teilnahm und Mitglied zahlreicher wichtiger Ausschüsse und anderer Organisationen wurde: Ausschuss für Einheiten und Formelgrößen, Deutscher Verband für Materialprüfung der Technik, Deutscher Industrie-Normenausschuss. Im September 1932, aus Anlass des 25jährigen Jubiläums des Gasinstituts, wurde Bunte von ehemaligen Schülern seines Vaters „als Forscher und Lehrer auf allen Gebieten der Brennstofftechnik mit unermüdlicher Arbeitskraft“ geehrt.
Damals mochte er hoffen, dass nach der Vollendung des Aufbaus die Zeit der Ernte, ruhiger und stetiger Entwicklung komme. Die Jahre des Dritten Reichs aber waren für Bunte und sein Institut ungünstig und düster. Schon 1933 musste er viele „nichtarische“ Mitarbeiter entlassen und fand erst Ende 1935 neue. Außerdem sollte infolge des NS-Prinzips der Zentralisation die Leitung des gesamten Gasfaches, einschließlich der Wissenschaft, nach Berlin verlegt und dort ein neues Gasinstitut errichtet werden. Dank der massiven Unterstützung der Technischen Hochschule und des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern wurde schließlich doch entschieden, das bestehende Karlsruher Gasinstitut zu erweitern. Um dessen Position zu verbessern, trat Bunte der NSDAP bei. Was all dies für ihn persönlich bedeutet haben mag, lässt sein weiteres Schicksal erahnen: im Frühjahr 1937 erlitt er einen schweren Herzinfarkt. Nach einem halben Jahr konnte er zwar wieder arbeiten, der Höhepunkt seines Wirkens aber war überschritten. Der Krieg begann, der Bau des neuen Institutsgebäudes wurde gestoppt. Gesundheitlich angeschlagen sah er sich gezwungen, seine Arbeit nach und nach abzugeben. Noch kurz vor seinem Tod musste er die Ausbombung des Gasinstituts im April 1944 und seiner Wohnung im September ertragen.
Ohne Zweifel genoss Bunte von Anfang an die starke Unterstützung seines berühmten und einflussreichen Vaters, angefangen bei Buntes Aufstieg im Deutschen Verein von Gas- und Wasserfachmännern bis zur Errichtung eines Lehrstuhls für ihn an der Technischen Hochschule. Andererseits überschattete der große Name des Vaters Buntes eigene Tätigkeit, und es dauerte bis Anfang der 1930er Jahre, bis sein Wirken, nicht zuletzt dokumentiert in mehr als 120 Publikationen, auch ihm die allgemeine Anerkennung als Forscher und Lehrer, vor allem aber als entwicklungsprägende Kraft der Gasindustrie seiner Zeit einbrachte.
Quellen: UA Berlin Matrikelbuch Nr. 2952, Kontrollbuch Phil. Fak. 404; UA Karlsruhe, K. Bunte, Personalia; GLA Karlsruhe 235/1857; 466/6177.
Werke: (mit A. Schmidt) Über die Vorgänge bei d. Enteisenung des Wassers, Journal f. Gasbeleuchtung u. Wasserversorgung 46, 1903, 481-488, 503-510; Retortenöfen u. deren Kontrolle, ebd. 51, 1908, 785-790; Zur Kenntnis d. Gaskohlen, ebd. 53, 1910, 777-781; Beleuchtungsmessungen auf Straßen, ebd. 54, 1911, 713-716; Der Einfluss d. Gasbeschaffenheit auf die Verwendung, ebd. 56, 1913, 173-177, 197-201; Die feuerungstechnische Entwicklung d. Gaserzeugungsöfen, ebd., 671-676; Die Kohlenlage Deutschlands u. Richtlinien für Gasbeschaffenheit, ebd. 62, 1919, 629-635; Die Wärmewirtschaft auf Gaswerken, ebd. 63, 1920, 477-484; Zum Gaskursus. Physikal. u. chem. Grundlagen d. Gasindustrie u. Brennstofftechnik mit Anleitung für gastechnische Untersuchungen, 1929; Neue Methoden d. Brennstoffuntersuchung, Gas- u. Wasserfach 72, 1929, 124-127; (mit W. Litterscheid) Die Entzündungsgeschwindigkeit von Gasgemische, ebd. 73, 1930, 837-842, 871-878, 890-896; Gas als Brennstoff, ebd. 74, 1931, 941-947 u. 75, 1932, 80; Verbrennungsvorgänge in Flammen, ebd., 213-218; Neuere Erkenntnisse über den Verkokungsvorgang, ebd. 76, 1933, 685-693; Nachwuchsausbildung im Gas- u. Wasserfach, ebd. 82, 1939, 199-204; Die brenntechnischen Eigenschaften d. Gase, ebd. 83, 1940, 425-432; Grundlagen des Mahlens u. Mischens d. Kohlen, ebd. 84, 1941, 661-665.
Nachweis: Bildnachweise: Gas- u. Wasserfach 82, 1939, 198 (vgl. Werke); Körting 1963 (vgl. Lit.).

Literatur: Poggendorfs biogr.-literar. Handwörterb. Bd. VI, T. 1, 1936, 370; Bd. VIIa, 1. T., 1956, 316 f. (mit Bibliographie); Zum Gaskurs. K. Bunte-Gedächtnisausgabe des Gasinstituts, 1946 (mit Bild); A. Thau, K. Bunte, Gas- u. Wasserfach 88, 1947, 4; Joh. Körting, Gesch. des Gasinstituts, 1957; ders., Gesch. d. dt. Gasindustrie, 1963 (mit Bild).
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