Württemberg, Olga Nikolajewna, Königin 

Andere Namensformen:
  • geb. von Russland
Geburtsdatum/-ort: 11.09.1822; Peterhof (Russland)
Sterbedatum/-ort: 30.10.1892;  Friedrichshafen; begr. in der Schlosskirche Stuttgart
Weitere Angaben zur Person: Religion: orthodox
Verheiratet: 1846 Prinz Karl Friedrich Alexander von Württemberg (später König von Württemberg)
Eltern: Vater: Zar Nikolaus I. von Russland
Mutter: Alexandra Feodorowna, geb. Charlotte, Prinzessin von Preußen
GND-ID: GND/106881191

Biografie: Friedrich Freiherr Hiller von Gaertringen (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 323-325.

Großfürstin Olga wuchs am St. Petersburger Hof ihres 1825 zur Regierung gekommenen Vaters gemeinsam mit ihren zwei Schwestern und ihren vier Brüdern, darunter der spätere Zar Alexander II., auf. Dort erhielt sie Unterricht von Hauslehrern, ein Schwerpunkt lag auf den Fremdsprachen. Großes Interesse zeigte sie für Malerei und Musik.
Während eines Kuraufenthalts in Palermo 1846 verlobte sie sich mit dem württembergischen Thronfolger Karl, einem Großneffen ihrer Großmutter Zarin Maria Feodorowna.
Nach der Hochzeit in St. Petersburg, die zuerst nach griechisch-orthodoxem, anschließend im Ritus der württembergischen evanglischen Landeskirche gefeiert wurde, zog das Paar am 23. September 1846 unter begeisterter Anteilnahme der Bevölkerung in Stuttgart ein. Olga blieb bei ihrem orthodoxen Glauben und feierte den Gottesdienst in einer Kapelle im Neuen Schloß sowie in der für die Angehörigen der russischen Gesandtschaft gebauten Kapelle.
König Wilhelm I. schätzte seine Schwiegertochter sehr und hatte sich von der Erneuerung der dynastischen Verbindung des Hauses Württemberg zu den Romanows einiges versprochen. Doch hat die Verbindung letztlich auf die politischen Entscheidungen der Zeit, vor allem im Hinblick auf die Vorherrschaft in Deutschland, wenig bewirkt. Auch das Treffen Kaiser Napoleons III. von Frankreich mit dem russischen Zaren Alexander II. 1857 in Stuttgart war in seiner Wirkung für Württemberg nicht mehr als ein glanzvolles Ereignis. Olga erhoffte sich von den politischen Entwicklungen im Reich auf Grund ihrer Verwandtschaft mit den Hohenzollern eine stärkere Rolle Württembergs an der Seite Preußens, was oft zu Spannungen mit ihren Verwandten in Berlin führte. Erst mit der Eingliederung der süddeutschen Staaten ins Deutsche Reich besserte sich das Verhältnis zu ihren preußischen Verwandten.
Die ersten Ehejahre nutzte das Paar intensiv zu Reisen durch ganz Europa. Außerdem baute es sich nach eigenen Plänen einen Wohnsitz, die Villa Berg, in der näheren Umgebung Stuttgarts, um den Repräsentationspflichten in der Landeshauptstadt zu entgehen. Doch die Kinderlosigkeit des Paares wurde im Lauf der Zeit zu einem ernsten Problem für die Ehe, obwohl sich Olga wiederholt in Behandlung begab. Im Jahr 1870 adoptierte das Königspaar Olgas Nichte Wera Konstantinowna, was ein ungewöhnlicher Akt für ein Herrscherpaar war, denn das württembergische Staats- und Hausrecht wurde durch die Adoption nicht berührt, lediglich das persönliche umfangreiche finanzielle Erbe Olgas wurde Wera Konstantinowna zugesprochen.
Bereits seit ihrer Ankunft in Württemberg widmete sich Olga der sozialen Arbeit: sie bestätigte bestehende soziale Einrichtungen, weitete die Krankenpflege und die Betreuung Behinderter aus und sorgte sich vor allem nach dem preußisch-österreichischen Krieg 1866, an dem Württemberg an der Seite Österreichs teilnahm, um die Kriegsverwundeten, für deren Versorgung sie eine eigene Organisation schuf. Als König Karl 1870 eine Auszeichnung für soziales Engagement in Kriegs- und Friedenszeiten stiftete, gab er ihr den Namen Olga-Orden. In den Jahren nach 1871 lag Olgas Schwerpunkt ganz im Rahmen des sozialen Wandels in der Erziehung und Bildung der weiblichen Jugend sowie in der Ausbildung eigener Frauenberufe.
Die dem württembergischen König nach der Reichseinigung von 1871 verbleibenden Rechte empfand sie gleich ihrem Mann als unzureichend, doch resignierte sie nicht und suchte sich neue Aufgaben. Während sich König Karl immer stärker zurückzog, und auch Olga gegenüber häufig ehrverletztend war, bewahrte sie ihre Würde und beeindruckte den Hof durch ihre „wahrhaft fürstliche Haltung“.
Ihr letztes Lebensjahr als Witwe war durch eine schwere Krankheit gezeichnet.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997

Literatur: Das Tagebuch der Baronin Eveline von Massenbach, Hofdame der Königin Olga von Württemberg, hrsg. von Robert Uhland, Stuttgart 1987.
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