Geld im Fluss

Die Neckarbauprojekte Herzog Friedrichs I. von Württemberg

Einer von Heinrich Schickhardts Plänen des Neckarlaufs zwischen Bad Cannstatt und Heilbronn mit einem Vorschlag zur Umgehung der Heilbronner Neckarsperre, um 1598. Quelle: Landesarchiv BW, HStAS N 220 T 23.. Zum Vergrößern bitte klicken.
Einer von Heinrich Schickhardts Plänen des Neckarlaufs zwischen Bad Cannstatt und Heilbronn mit einem Vorschlag zur Umgehung der Heilbronner Neckarsperre, um 1598. Quelle: Landesarchiv BW, HStAS N 220 T 23. Zum Vergrößern bitte klicken.

Infrastrukturprojekte kosten Geld, viel Geld sogar. Das gilt für die Vormoderne genauso wie für die heutige Zeit. Eines der aufwendigsten und kostspieligsten Infrastrukturprojekte der Frühen Neuzeit war die beabsichtigte Schiffbarmachung des Neckars. Vor seiner Kanalisierung im 19. und 20. Jahrhundert war der Neckar mit größeren Schiffen lediglich zwischen Heilbronn und seiner Mündung in den Rhein befahrbar. In seinem Mittellauf schränkten naturräumliche Gegebenheiten wie menschengemachte Hindernisse den Verkehr stark ein. Besonders die zahlreichen Staustufen zum Betrieb von Wassermühlen und zum Fischfang standen der Schifffahrt im Wege.

An der Wende zum 17. Jahrhundert machten sich Herzog Friedrich I. von Württemberg (reg. 1593–1608) und sein Baumeister Heinrich Schickhardt (1558–1635) – der schwäbische Leonardo – daran, den Neckar zwischen Bad Cannstatt und Heilbronn befahrbar zu machen (Abb. 1). Friedrich war nicht der erste Herzog, der diesen Versuch unternahm. Doch gingen seine Pläne am weitesten. Durch die Schiffbarmachung sollte den vom Rhein kommenden Handelsschiffen die freie Fahrt ins Kernland des Herzogtums ermöglicht werden. Gleichzeitig war dem Herzog daran gelegen, württembergische Güter leichter ausführen zu können. Und nicht zuletzt spielten auch die Einnahmen aus den lukrativen Zöllen eine wichtige Rolle bei den Überlegungen.

Herzog Friedrich lud mehrere renommierte Wasserbauexperten, hauptsächlich aus den technisch hochentwickelten Regionen Oberitaliens und der Niederlande, nach Württemberg ein. Die ausländischen Baumeister erstellten mehrere Gutachten, die für die Schiffbarmachung des Neckars unterschiedliche Vorgehensweisen ins Spiel brachten. Dabei reichten die geplanten Baumaßnahmen vom Aufbrechen der Wehre über die Vertiefung des Flussbetts oder den Bau von Schleusen bis zur Kanalisierung des Flusses. Dementsprechend schwankten auch die veranschlagten Kosten. Die von den niederländischen Ingenieuren angedachte Kanalisierung sollte über 200.000 Gulden kosten. Damit hätte das Großprojekt rund die Hälfte der jährlichen Staatseinnahmen von etwa 450.000 Gulden verschlungen. Diese unvorstellbare Summe konnte und wollte man in Stuttgart nicht stemmen. Der Ausgang des ehrgeizigen Vorhabens war absehbar: Aufgrund des großen Aufwands und der hohen Kosten wurde das Infrastrukturprojekt Neckar fallengelassen.

Bis zum Ende des Alten Reichs sollte die Schiffbarmachung des Neckars noch mehrmals auf den Planungstisch zurückgeholt werden, doch stets mit dem gleichen Resultat: Die Kosten für die aufwendigen Baumaßnahmen waren zu hoch. Erst ab dem 19. Jahrhundert wurde der Neckar schließlich schiffbar gemacht – dann jedoch unter gänzlich anderen politischen, technischen wie wirtschaftlichen Voraussetzungen.

Stefan G. Holz

Quelle: Archivnachrichten 64 (2022), Seite 22-23.

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