Ein »broker« im Dienst des Kaisers

Geldbeschaffung für den Kaiser durch den Reichspfennigmeister Zacharias Geizkofler

Soldzahlungen des Reichspfennigmeisteramtes, 1601–1602. Quelle: Landesarchiv BW, StAL B 90 Bü 449.. Zum Vergrößern bitte klicken.
Soldzahlungen des Reichspfennigmeisteramtes, 1601–1602. Quelle: Landesarchiv BW, StAL B 90 Bü 449. Zum Vergrößern bitte klicken.

Gelt aufzubringen ist mir je länger je beschwerlicher, dieweil alle handtierung wegen des kriegs und der sterbensläuf steckt. In einem Schreiben vom 9. Februar 1599 äußerte sich Zacharias Geizkofler (1560–1617) zur Bürde seines Amtes, das ihm 1589 vom Kaiser übertragen worden war. Als Reichspfennigmeister war er für die Finanzierung der kaiserlichen Reichsaufgaben zuständig, die während seiner Amtszeit durch den langen Türkenkrieg (1593–1606) geprägt waren. Laut Instruktion und Bestallung sollte er die vom Reichstag bewilligten und von den einzelnen Reichsständen zu erlegenden Türkenhilfen einnehmen, zum Nutzen von Kaiser und Reich verwalten und darüber Buch führen. Die dabei entstandenen umfangreichen Serien von Rechnungen, Kassen-, Schuld-, und Wechselbüchern sowie Finanz- und Korrespondenzakten, die im geizkoflerischen Familienarchiv im Staatsarchiv Ludwigsburg überliefert sind, spiegeln ein lebhaftes Bild von den oft mühevollen Aktivitäten des Reichspfennigmeisters wider. Mit der Einnahme der Reichshilfen, die in sogenannten Legstädten wie Augsburg, Nürnberg oder Regensburg eingezahlt wurden, war es nicht getan. Geizkofler musste vielmehr die Stände auf den Reichs- und Kreistagen erst zur Leistung der Kontributionen bewegen und die bewilligten Gelder danach regelrecht eintreiben. Dazu reiste er zu zahlungsunwilligen Ständen und Fürstenhöfen und warb darüber hinaus noch weitere freiwillige Hilfen etwa der Reichsritterschaft ein. Quittieren und verbuchen in einem ordentlichen Register musste er auch, von wem und in was werth eine jede münz von den legstätten erlegt sei. Da die Zahlungen nicht immer in der gewünschten Reichswährung eingingen, sondern in gemeinen landgängigen sorten, wurden in den Kassenbüchern nicht nur die Einnahmen vermerkt, sondern auch der Wert der eingegangenen Münzsorten auf Geldzetteln notiert und in großformatigen Tabellen umgerechnet. Diese stellen heute eine wahre Fundgrube für die Geldgeschichte der Frühen Neuzeit dar.

Erforschen lassen sich anhand der geizkoflerischen Überlieferung die Kosten der Türkenabwehr überhaupt. Geizkofler, der seit 1597 zudem noch das Amt des Oberproviantmeisters versah, war, wie die Amtsrechnungen belegen, auch direkt an Soldauszahlungen beteiligt und für die Beschaffung von Waffen und Munition zuständig.

Da die Reichs- und Extraordinarii-Hilfen nie so viel Geld einbrachten wie für die Kriegsführung gegen das Osmanische Reich benötigt wurde, musste der Reichspfennigmeister immer wieder Kredite auf zukünftige Amtsgefälle bei Verwandten, Bankhäusern oder den Augsburger Eliten aufnehmen. Wie die Amtsrechnung von 1594 ausweist, gewährten die Fugger Kaiser Rudolf II. 300.000 Gulden für Kriegsausgaben. Bei diesen sogenannten Antizipationen agierte Geizkofler nicht nur als Darlehensvermittler für den Kaiser, sondern bürgte auch mit seinem eigenen Vermögen, was ihn zunehmend belastete: darüber hab ich nichts anderes zu gewarten als die verlierung meines bißher gehabten credits und mein und der meinigen äußerstes verderben. Rudolf II., der Geizkofler auch für private Geschäfte wie die Bezahlung eines Juweliers für ein goldenes Kleinod heranzog, versprach ihm Schadloshaltung, sodass das Finanzgenie seiner Zeit das beschwerliche Amt noch bis 1603 ausübte.

Maria Magdalena Rückert

Quelle: Archivnachrichten 64 (2022), Seite 20-21.

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