Supper, Auguste Luise 

Andere Namensformen:
  • geb. Schmitz
Geburtsdatum/-ort: 22.01.1867;  Pforzheim
Sterbedatum/-ort: 14.04.1951;  Ludwigsburg
Beruf/Funktion:
  • Schriftstellerin
Kurzbiografie: Schulbesuch: Calw (Volks-, Mittel- und private Fortbildungsschule). Wohnsitz (nach Eheschluß): Ulm (seit 1888), Stuttgart (seit 1890), Calw (seit 1896), Stuttgart (seit 1905), Korntal (seit 1911), Hohengehren (seit 1921/22), Ludwigsburg (seit 1923)
1918 Große Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft am Bande des Kronordens (Königreich Württemberg)
1924 Marie-von-Ebner-Eschenbach-Preis (Wien)
1935-1938 Mitglied der Reichsschrifttumskammer, daselbst Ehrensenatorin (1935); ferner Mitglied d. NSV (1936-1945)
1938-1945 Mitglied der Deutschen Christen
1942 Schwäbischer Dichterpreis (durch Ministerpräsident und Kultusminister Prof. Mergenthaler „im Einvernehmen mit Gauleiter Murr und Reichspropagandaminister Dr. Goebbels“)
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Verheiratet: 1888 (Calw) Dr. iur. Otto Heinrich Supper (1861-1911), Eisenbahnbetriebsinspektor und Finanzrat
Eltern: Vater: Albrecht Supper (1833-1917), Bahnhofswirt
Mutter: Marie, geb. Butz (1841 oder 1842-1922)
Geschwister: 2 Schwestern: Marie (geb. 1865), Ottilie (geb. 1868)
2 Zwillingsbrüder („wurden zu früh und tot geboren“)
Kinder: 3:
Elisabeth (geb. 1890, früh verstorben)
Auguste (geb. zwischen 1891 und 1895)
Otto (geb. 1896)
GND-ID: GND/117375616

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 4 (1996), 290-292

Noch im Kindesalter kam Supper von Pforzheim nach Calw, wo ihr Vater seit 1873 die Bahnhofswirtschaft betrieb. Erste literarische Versuche fallen in ihre Schulzeit; damals schrieb sie unter dem Pseudonym Auguste Wolff, dem Namen ihrer väterlichen Großmutter. Einige ihrer Erzählungen und Gedichte fanden Aufnahme in der Heilbronner Neckarzeitung und im Pforzheimer Anzeiger.
Nach ihrer Heirat lebte sie zunächst in Ulm, dann in Stuttgart, wo auch das erste Kind geboren wurde. Nach dem Tod der nur fünf Monate alten Tochter intensivierte sie, Trost und Ablenkung suchend, ihre schriftstellerische Betätigung. Als ihr erstes gedrucktes Buch erschien 1898 die Verserzählung „Der Mönch von Hirsau“.
In ihrem literarischen Schaffen knüpft Supper an das Vorbild der großen Erzähler des 19. Jahrhunderts an. Schon früh sind bei ihr die tragenden Motive und Themen erkennbar: ihre Romane und Erzählungen spielen häufig in der dörflich-ländlichen Welt des Schwarzwaldes. Bestens vertraut mit dem dortigen Landleben, orientieren sich ihre wirklichkeitsnahen Schilderungen vor allem an Hansjakob, so in „Dahinten bei uns“ (1905) und in „Lehrzeit“ (1909). Mit ihrem chronikalischen Bericht über Würzburg im Dreißigjährigen Krieg, „Unter dem Jesuitenhut“ (1899), der später unter dem Titel „Der schwarze Doktor“ (1921) erschien, fand sie auch zum historischen Roman. Als ihr reifstes Buch gilt gemeinhin „Der Herrensohn“ (1916). Die Geschichte kreist um den tiefversonnenen Fritzadam, der die Jugendgespielin trotz seiner stillen Liebe nicht vom Selbstmord zurückzuhalten vermochte. Zu einem populären Frauenbuch wurden „Die Mädchen vom Marienhof“ (1931); Thema der Erzählung ist die Erhaltung des väterlichen Besitzes durch die verarmten Töchter.
Wohl etwas zu pauschal ist Suppers schriftstellerisches Werk als „Schwarzwälder Heimatliteratur“ eingestuft worden. Ihr literarisches Schaffen ist keineswegs politisch neutral; noch mehr: ihre politische Haltung ist nachgerade konstitutiv für ihre schriftstellerische Arbeit.
Neben dem „Bücherschreiben“ war, den eigenen Worten Suppers zufolge, vor allem „das Religiöse“ bestimmender Faktor ihres Lebens. Bei der Suche nach einer Antwort auf die sie bedrängenden Fragen ging sie jedoch recht unkonventionelle Wege. An der Seite ihres vom Positivismus und Pantheismus geprägten Mannes schwankte sie zeitweilig zwischen der Hinwendung zu freireligiösen Zirkeln und der Anthroposophie Rudolf Steiners, um dann später von Korntal aus in engeren Kontakt zu der von Missionar Johannes Hesse (Vater von Hermann Hesse) geleiteten Brüdergemeinde zu treten. Hingegen ging sie auf deutliche Distanz zur Landeskirche. Gänzlich abhold war sie dem spezifisch Katholischen: der hier gelebten monastischen Askese begegnete sie nicht weniger verständnislos als der barocken gottesdienstlichen Prachtentfaltung.
Aus ihrer monarchistischen Gesinnung heraus litt sie schwer unter den Folgen des verlorenen Krieges. Unkritisch bemühte auch sie die Dolchstoßlegende, um sich den militärischen Zusammenbruch im Spätjahr 1918 zu erklären. Ihre Erinnerungen „Aus halbvergangenen Tagen“ (1937) zeugen von nationaler Überheblichkeit und aggressivem Antisemitismus. Es war nur folgerichtig, daß sie Hitlers Aufstieg zur Macht wärmstens begrüßte: er war für sie ein „gottgesandter Mann“, und mit seiner Bewegung hoffte sie auf ein „neues Menschentum“, ein „echtes Christentum“. Nur so erklärt sich ihr Beitritt zu den Deutschen Christen. Für ihre positive Einstellung zum Dritten Reich spricht auch, daß sie schon 1935 zur Ehrensenatorin der Reichsschrifttumskammer ernannt und ihr 1942 der Schwäbische Dichterpreis verliehen wurde.
Vor allem durch ihr autobiographisches Werk „Aus halbvergangenen Tagen“, in der ihre völkische Gesinnung in einer für jedermann zugänglichen Form dokumentiert ist, hat sich Supper erheblich kompromittiert. Im Dezember 1947 verfügte die Ludwigsburger Spruchkammer die Einstellung jeglicher schriftstellerischer Tätigkeit, und sie selbst wurde in die Gruppe der „Belasteten“ eingestuft. Daß das Verfahren mit einem unerwartet milden Urteil endete (Zahlung eines niedrigen Sühnebetrags, Einstufung als „Mitläufer“), war hauptsächlich ihrem hohen Alter, aber auch dem Umstand zu verdanken, daß ihre Autobiographie nur in geringer Auflage erschienen war und somit keine Massenpublikation im Dienste des Nationalsozialismus darstellte.
Es gehört zur besonderen Tragik dieser Schriftstellerin, daß sie sich auch nach 1945 ob des schrecklichen Geschehens unter der NS-Herrschaft gänzlich uneinsichtig zeigte. So reaktivierte in ihr die Gesamtkapitulation der deutschen Wehrmacht in Berlin nicht mehr und nicht weniger als das Trauma der militärischen Niederlage des Jahres 1918, und in dem gegen sie eröffneten Verfahren sah sie das Produkt von Niedrigkeit und Lügenhaftigkeit. Noch in einem Gedicht „Weihnachten 1948“ bringt sie ihre ganze Fassungslosigkeit im Angesicht des herrschenden Chaos zum Ausdruck, ohne die Frage nach der Schuld zu stellen.
In der Literatur zu Supper taucht mehrfach der Hinweis auf, der Autorin sei 1937 die Ehrendoktorwürde verliehen worden; jedoch fehlen nähere Angaben zur Hochschule und Fakultät. Die endgültige Erhellung dieses dubiosen Sachverhalts bleibt ein Desiderat späterer Supper-Forschungen. Und erstaunlich bleibt, daß die Stadt Ludwigsburg 1954 eine Straße nach ihr benannte.
Quellen: Nachlaß im DLA; ferner, StAL, Bestand EL 902/ 15 AZ 30/71/3555.
Werke: Gesamtverzeichnis d. deutschsprach. Schrifttums (GV): GV 1700-1911, Bd. 142, München 1985, 281; GV 1911-1965, Bd. 129, München 1980, 400-401; Vollständige Liste der Titel bei G. v. Wilpert u. A. Gühring, Erstausgaben dt. Dichtung, Stuttgart 1992 2. Aufl., 1476-78.
Einzeltitel (in Auswahl): Der Mönch von Hirsau, Stuttgart 1898; Dahinten bei uns. Erzählungen aus dem Schwarzwald, Heilbronn 1905; Im Flug durch Welschland. Eine fröhliche Ferienfahrt, Heilbronn 1908; Leut'. Schwarzwalderzählungen, Heilbronn 1908, Neudruck 1993; Herbstlaub. Gedichte, Heilbronn 1912; Die Mühle im kalten Grund, Heilbronn 1912; Vom jungen Krieg, Hagen 1915; Der Herrensohn, Stuttgart 1916; Das Glockenspiel. Gedichte, Stuttgart 1918; Das hölzerne Schifflein, Stuttgart 1924; Auf alten Wegen, Tübingen 1928; Die Mädchen vom Marienhof, Stuttgart 1931; Aus halbvergangenen Tagen. Erinnerungen, München 1937; Die von der Blumenwiese, Gütersloh 1943.
Nachweis: Bildnachweise: Dt. Frauendichtung d. Gegenwart, Berlin 1936, vor Supper 225; A. Supper, Aus halbverg. Tagen, S. 2 u. nach S. 136.

Literatur: Ausführl. Verz. d. Sekundärliteratur sowie d. Zschr. beitr. v. A. Supper in: E. Friedrichs, Die dt.-sprachigen Schriftstellerinnen d. 18. u. 19. Jhs., Stuttgart 1981, 305 sowie im Handapparat „E. Friedrichs“, DLA.
Einzeltitel (in Auswahl): N. N., A. Supper, Eine deutsche Meistererzählerin, in: Schwaben, 14. Jg., 1942, 175-180; H. L., A. Supper zum Gedenken, in: Schwäb. Heimat, N. F. 2, 1951, 108-109; G. Lang, A. Supper, in: Zeitwende, 23. Jg., 1951, 278-280; K. Greiner, Vom Werden der Dichterin A. Supper, in: Schwäb. Heimat, N. F. 14, 1963, 135-136; R. Hübsch, „Wo war noch etwas Erhebendes?“. A. Supper u. das Nationale – eine Darstellung anh. v. Dokumenten, in: Allmende 1990, 28/29, Supper 189-205; G. Kaller, A. Supper, in: Biogr.-bibliogr. Kirchenlexikon, Verlag Bautz, Herzberg, i. Ersch. begr.
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