Bruckmann, Peter 

Geburtsdatum/-ort: 13.01.1865;  Heilbronn
Sterbedatum/-ort: 02.03.1937;  Heilbronn
Beruf/Funktion:
  • Fabrikant, Politiker, Kulturförderer
Kurzbiografie: 1887 Eintritt in die Firma P. Bruckmann&Söhne
1895–1933 Mitglied des Bürgerausschusses (ab 1895) bzw. des Gemeinderats (ab 1900) von Heilbronn
1895–1933 Vorsitzender des Kunstvereins Heilbronn
1899–nach 1922 Artistischer Vorstand des Württ. Kunstgewerbevereins Stuttgart
1899–1933 Vorsitzender der Sektion Heilbronn des Deutschen Alpenvereins
1907 Mitbegründer des Deutschen Werkbundes
1909–1919, 1926–1932 Vorsitzender des Deutschen Werkbundes, 1932: Ehrenvorsitzender
1915–1933 Abgeordneter des Württ. Landtages (FVP/DDP)
1919–1933 Vorsitzender des Südwestdeutschen Kanalvereins für Rhein, Donau und Neckar e. V., 1934 Ehrenvorsitzender
1921–1933 Landesvorsitzender der DDP in Württemberg und Hohenzollern
1928–1933 Vorsitzender des Verbands Württ. Industrieller
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Ehrungen: Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft am Bande des Kronordens (1897); Hofrat (1905); Geheimer Hofrat (1916); Dr. Ing. e. h. der Technischen Hochschule Aachen (1920); Dr. Ing. e. h. der TH Stuttgart (1924); Ehrenbürger der Stadt Heilbronn (1926); Benennung einer Brücke in Heilbronn (1952); Benennung einer Heilbronner Berufsschule (2003/05)
Verheiratet: 1889 (Heilbronn) Johanna, geb. Link (1870–1947)
Eltern: Vater: Ernst Dietrich Bruckmann (1829–1870), Silberwarenfabrikant in Heilbronn
Mutter: Catherine Pauline, geb. Braun (1833–1902)
Geschwister: 4: Heinrich Ernst (1868–1954); Anna (1863–1864); Adelaide Helene (1866–1941); Pauline Marie (1869–1948) und 1 Halbschwester Henriette Mathilde (* 1852)
Kinder: 4: Peter (1890–1920); Dietrich (1896–1967); Willfried (1907–1983); Johanna (1892–1966)
GND-ID: GND/133911977

Biografie: Christhard Schrenk (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 30-32

Bruckmann wurde 1865 geboren. Sein Vater Ernst Dietrich Bruckmann und sein Onkel Peter führten zu diesem Zeitpunkt zusammen die 1805 vom Großvater Peter Bruckmann gegründete Silberwarenfabrik in Heilbronn. Als Bruckmann fünf Jahre alt war, starb sein Vater. Seine Mutter heiratete in zweiter Ehe den Heilbronner Reichstagsabgeordneten Georg Härle, welcher den Jungen nachhaltig prägte und ihm eine weltoffene, demokratische und soziale Grundeinstellung vermittelte. Nach der Schulausbildung im Heilbronner Karlsgymnasium und einem Freiwilligenjahr bei den Dragonern besuchte Bruckmann von 1883 bis 1886 die Kunstgewerbe- und Technische Hochschule in München. Mit 22 Jahren trat er in die Firma der Familie ein, die zu diesem Zeitpunkt bereits das führende Silberwarenunternehmen im Deutschen Reich war. Ihr Name stand für hochwertige, maschinell gefertigte Silberbestecke ebenso wie für künstlerisch gestaltete Tafelgeräte und sonstige Einzelprodukte aus Silber. Doch die sich beschleunigende Industrialisierung brachte auch für den Marktführer große Herausforderungen mit sich.
Bruckmann entwickelte die bislang im Unternehmen vorherrschenden Stilmittel des Barock, Rokoko und Klassizismus weiter in Richtung Jugendstil und anderer moderner Design-Strömungen. Zusammen mit seinem Bruder Ernst gelang es ihm, die maschinellen Herstellungsprozesse zu modernisieren und gleichzeitig die kreative Ausrichtung voranzutreiben. Auf diese Weise festigten die Brüder die Führungsposition der Firma. Diese konnte auf verschiedenen Weltausstellungen Auszeichnungen erringen. Im Jahr 1892 beschäftigte Bruckmann&Söhne 380 Mitarbeiter und war der größte Industriebetrieb in der bedeutenden Industriestadt Heilbronn. Bis 1905 konnte die Beschäftigtenzahl sogar auf 730 verdoppelt werden. Dabei stand der Name Bruckmann auch für ein soziales Engagement der Firmeninhaber gegenüber den Mitarbeitern. 1923 trat Sohn Peter in die Firma ein.
Als Bruckmann 30 Jahre alt war, begann sein öffentliches Wirken. Zunächst engagierte er sich auf der örtlichen Ebene – in Heilbronn. 1895 wurde er in den Bürgerausschuss und fünf Jahre später in den Gemeinderat gewählt. Im gleichen Jahr übernahm er auch den Vorsitz des Kunstvereins Heilbronn. Vier Jahre später wählte ihn außerdem die Sektion Heilbronn des Deutschen Alpenvereins zu ihrem Vorsitzenden. In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg wurde er zum Motor für den Jugendstil-Bau eines Heilbronner Stadttheaters, das sein Freund Professor Theodor Fischer als Architekt plante und das 1913 eingeweiht werden konnte.
In der Zeit um den Ersten Weltkrieg weitete Bruckmann seinen Aktionsradius aus. Er wurde 1915 zum Abgeordneten des Württembergischen Landtages gewählt, und er übernahm 1921 den Landesvorsitz der DDP. Bereits ab 1899 wirkte er als künstlerischer Vorsitzender des württembergischen Kunstgewerbevereins Stuttgart, 1919 übernahm er den Vorsitz des Südwestdeutschen Kanalvereins. Dabei verfolgte er die Idee einer Großschifffahrtsstraße als Verbindung zwischen Neckar, Donau und Bodensee. Ein Kernstück davon war der Neckarkanal bei Heilbronn, dessen Bau 1920 begonnen wurde. Die Fertigstellung dieses Teilstücks im Jahr 1935 bedeutete eine wesentliche Verbesserung der wirtschaftsgeografischen Lage von Heilbronn und ganz Nordwürttemberg.
Das Engagement von Bruckmann war aber zu diesem Zeitpunkt bereits schon lange über Heilbronn und Württemberg hinausgegangen. Denn er war beseelt von der Überzeugung, dass die Qualität der gewerblichen Produktion nicht nur in seinem Betrieb, sondern überall und generell angehoben werden müsse. Um dem Ziel der deutschen Qualitätsarbeit als Einklang von Ästhetik und Ökonomie bzw. von Kunsthandwerk und Industrie näher zu kommen, hatte er zusammen mit Männern wie Henry van de Velde, Theodor Fischer, Fritz Schumacher und Richard Riemerschmidt im Jahre 1907 den Deutschen Werkbund gegründet. Bruckmann wirkte insgesamt 17 Jahre lang als dessen Vorsitzender. Dadurch wurde er von der regional wichtigen Persönlichkeit zur „deutschen Gestalt“, wie es Bundespräsident Professor Dr. Theodor Heuss formuliert hat, dem Bruckmann zum väterlichen Freund und Anreger geworden war.
Im Jahr 1933 wendete sich das Blatt auch für Bruckmann. Die Nationalsozialisten beraubten den inzwischen 68-Jährigen aller Ämter, die er zu diesem Zeitpunkt innehatte: Vorsitzender des Heilbronner Kunstvereins, der Heilbronner Sektion des Deutschen Alpenvereins, des Kanalvereins, des Verbands Württembergischer Industrieller, Mitglied des Heilbronner Gemeinderats und des Württembergischen Landtags sowie Vorsitzender der DDP. Der Mann von eher kleiner Gestalt, dessen Kopf durch einen charakteristischen kleinen Bart und einen Zwicker geprägt war, starb 1937. Er wurde auf dem Heilbronner Hauptfriedhof beigesetzt.
Quellen: StadtA Heilbronn, D 003 und ZS 10047.
Werke: Die Gründung des Deutschen Werkbundes 6. Okt. 1907, in: Die Form 7 (1931), Nr. 10; Deutscher Werkbund und Industrie. Vortrag gehalten auf der sechsten Generalversammlung des Verbands Württ. Industrieller zu Heilbronn a. N. am 18. Jan. 1914, 1914, (Sonderdrucke aus Württ. Industrie, Jg. 1914, H. 2); Die politische Lage – Wiederaufbau und Verkehrspolitik Südwestdeutschlands, 1920 (Flugschriften der deutschen demokratischen Partei Württembergs 1); Drei Reden aus der verfassunggebenden württembergischen Landesversammlung. Mit dem Texte des Verfassungsentwurfs (zus. mit Wilhelm von Blume und Johannes von Hieber), 1919 (Flugschriften der deutschen demokratischen Partei Württembergs 1); Vom Neckar an die Bzura. Dez.–Jan. 1914/15, 1915.
Nachweis: Bildnachweise: Fotosammlung des StadtA Heilbronn; Büste: von Jakob Wilhelm Fehrle (Standort: IHK Heilbronn).

Literatur: Paul Meyle, Zum 100. Geburtstag von Peter Bruckmann, in: Beiträge zur Landeskunde Nr. 3 (Juli 1965), 7-9; Peter U. Quattländer, Streben nach Qualität und künstlerischer Gestalt. Peter Bruckmann (1865–1937), in: Christhard Schrenk (Hg.): Heilbronner Köpfe III; Lebensbilder aus drei Jh., 2001, 23-38; Karlheinz Fuchs, Im Rhythmus des breiten Geschehens. Über Peter Bruckmann (II) als Vorsitzenden, in: Silber aus Heilbronn für die Welt. P. Bruckmann&Söhne (1805–1973) (Heilbronner Museumskatalog/Städtische Museen Heilbronn, 96, 2001, 43-52.
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