Oberesslingen - Altgemeinde~Teilort 

Regionalauswahl:
Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Liegt auf Gemarkung: Esslingen am Neckar
Ersterwähnung: 1208

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Bedeutender als die vorgeschichtlichen Funde war die Entdeckung einer römischen Villa beim Friedhof, die aus dem 2. oder 3. Jahrhundert nach Christus stammt. Ebenfalls für Siedlungstätigkeit spricht das 1900 ergrabene Stück einer römischen Straße. Oberesslingen entstand, südöstlich von Esslingen auf zum Neckar abfallendem Gelände, beiderseits des Tals des Hainbachs aus mehreren Siedlungskernen: Man kennt mindestens vier alemannische Friedhöfe, die dem 5.-7. Jahrhundert angehören. Das Gräberfeld beim Deutschen Krug mit Funden aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts weist aufgrund der Qualität der Grabfunde (so das sogenannte »Esslinger Reiterle«, eine bronzene Zierscheibe) auf einen adeligen Kontext. Die Ortsnamen von Esslingen und Oberesslingen gründen auf einem Personennamen. Verschiedentlich ist die Ansicht vertreten worden, dass Oberesslingen die ältere Siedlung sei. Diese These hat insbesondere durch die römischen und frühmittelalterlichen Funde unter der Esslinger Stadtkirche erheblich an Wahrscheinlichkeit eingebüßt. Die stabile Oberesslinger Gemarkung verlief vom Rennweg gegen Esslingen bis zum Hainbach, dann als Gemarkungsgrenze gegen Hegensberg und Zell. Eine Grenze bildete auch der Neckar. Zelgen werden bereits 1318 genannt. Aufgrund seiner natürlichen (Neckar; Fernstraße) und geopolitischen (Grenzort zur Reichsstadt) Lage war Oberesslingen mehrfach sowohl von kriegerischen Ereignissen als auch von Naturkatastrophen betroffen. Die Esslinger zerstörten Teile des Ortes 1449/50 im Rahmen des Großen Städtekriegs und erneut im September 1519. Brandschatzungen, Plünderungen und Bevölkerungsverlust brachten auch der 30-jährige Krieg und der Pfälzische Erbfolgekrieg. 1530 grassierte eine Hungersnot, Hochwasser beziehungsweise Überschwemmungen suchten den Ort 1569 und 1744 heim. Die Siedlung Heusteig im Südosten wird 1314 erwähnt. Nach ihr nannte sich ein Zweig der Esslinger Patrizierfamilie Ungelter und verfügte dort über einen Turm und eine Mühle am Zimmerbach (1344). Die 1365 an das Katharinenhospital in Esslingen verkaufte Mühle war schon vor 1451 abgegangen. Der Name der späteren Wüstung »Horswerz« auf den Gemarkungen von Oberesslingen und Hegensberg ist nicht eindeutig zu erklären. 1236 besitzt das Kloster Weiler dort Güter, 1287 einen Hof. Letztmalig wird ein dortiger Hof 1438 genannt.
Historische Namensformen:
  • superior Ezelingen 1208
  • Obernezzilingen 1259
Geschichte: Der Ort wird erstmals 1208 erwähnt, als Königin Irene-Maria für das Seelenheil ihres ermordeten Ehemannes Philipp von Schwaben einen Hof »in superiori Ezelingen« dem Kloster Adelberg übertrug. Frühe Nachrichten zu den herrschaftlichen Verhältnisse sind rar. Die Bombaste von Hohenheim hielten 1344 die halbe Vogtei als württembergisches Lehen, seit 1361 die Herren von Gültlingen, über die sie 1405 an Graf Eberhard III. fiel, wodurch Württemberg alle Herrschaftsrechte innehatte. Genauso maßgeblich war zuvor der Interessensausgleich mit Esslingen 1389, als die Reichsstadt auf alle Ansprüche an Menschen und Gütern in Vogtei und Gericht verzichtete. Trotzdem hat die unmittelbare Nähe der Reichsstadt die Geschichte Oberesslingens bestimmt und vielfach belastet. Der Zehnt wird 1361 von Württemberg an die Herren von Rechberg verliehen, die 1464 einen Anteil an das Esslinger Katharinenhospital verkaufen. 1610 waren großer und Weinzehnt in Oberesslingen und Hegensberg noch aufgeteilt: ein Drittel stand dem Hospital, zwei Drittel den Rechbergern zu. 1734–51 hielt Heinrich Reinhardt von Rödern den Zehnten, der dann wieder an die von Rechberg zurückfiel (1812). Kleinen und Heuzehnten erhielt die Pfarrei. Frühe Grundbesitzer sind neben staufischen Dienstleuten vor allem Esslinger Bürger sowie dort ansässige beziehungsweise vermögende Institutionen wie das Domkapitel Speyer und das Kloster Salem: 1472 verfügen allein vierzehn geistliche Institutionen der Reichsstadt (Klöster, Kapellen, Altarpfründen, Hospital) über Güter. Wirtschaftlich prägend waren zunächst die großen Höfe mit Grundbesitz, deren Zuordnung in der Frühzeit allerdings mitunter schwierig ist (Hof des Klarissenklosters 1364). Der spätere Sirnauer Hof wird 1259 von der Witwe des Esslinger Bürgers Truhlieb an das Kloster geschenkt. Daneben lag der Hof des früh (1236) im Ort begüterten Klosters Weiler. Dessen 1519 zerstörter Hof (auch: »Kornhof« beziehungsweise »Drittelshof«) verfügte über fast 99 Morgen Acker und befand sich, unweit des Siechenhauses, an der heutigen Kreuzstraße und war zuletzt Diakonissenheim. Der nach 1208 erst 1349 wieder erwähnte Adelberger Hof (auch: »Freitagshof«) lag an der Ecke Kreuz- und Hindenburgstraße und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg abgebrochen. Von dem als Zehnthof fungierenden Rechberger Hof (Ecke Halden- und Georg-Deuschle-Straße) sind noch Gebäude mit der Jahreszahl 1546 vorhanden. Das Esslinger Katharinenhospital entwickelte sich zum größten Grundbesitzer und besaß im 18. Jahrhundert mehr als ein Viertel der gesamten Gemarkung von 802 Morgen. Sein Zehnthof, der Ottilienhof, wird 1491 genannt. Die umfangreichen Güter des Klosters Roggenburg erwarb 1754 Herzog Karl von Württemberg. Geschworene als Mitglieder eines Dorfgerichts werden bereits 1303 erwähnt, 1344 wird die Bauernschaft genannt. Der früheste nachweisbare in der Reihe der Schultheißen ist 1369 Konrad Wideman. 1431 repräsentieren in einem Streit Schultheiß, neun Richter und fünf Vertreter der »gemainde« den Ort. Das Rathaus wird erstmals 1579 genannt. Administrativ gehörte Oberesslingen zum Oberamt Stuttgart und war Zollort. Der Ort gehörte bis 1806 zum Oberamt Stuttgart, dann zum Oberamt Esslingen und wurde 1913 eingemeindet.
Wirtschaft und Bevölkerung: Die Bevölkerungsentwicklung lässt sich erst ab dem 17. Jahrhundert verfolgen: 1602 verfügte Oberesslingen mit Hegensberg und Oberhof über circa 350 Einwohner. Im 30-jährigen Krieg starb in einem Jahr (1634/35) mehr als die Hälfte der Bevölkerung, sodass 1661 nur noch 206 Personen (nur Oberesslingen) im Ort lebten. Bis 1803 stieg die Einwohnerzahl dann auf 589 Personen an. Die wirtschaftliche Situation der Bewohner des landwirtschaftlich geprägten Ortes (Ackerbau, Viehzucht, Wein- und zunehmend Obstbau) wird mehrfach als schlecht bezeichnet, insbesondere aufgrund kriegerischer Verwüstungen, so 1450, 1530, 1683 und noch 1790. Schwierig war auch, dass mit dem Trierer Vertrag von 1472/73 die Besitzungen Esslingens, seiner Bürger und Institutionen steuerlich befreit waren. Noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren von den Einwohnern jährlich erhebliche Summen an die Esslinger Stiftungsverwaltung abzuführen. An wirtschaftlichen Unternehmungen finden sich im Spätmittelalter eine Ziegelhütte (1429) und eine Steingrube (1451). Im Ort gab es eine württembergische (1788 verkauft) und eine rechbergische Kelter. Bereits im frühen 17. Jahrhundert wurde auch die Lohnweberei ausgeübt.

Ersterwähnung: 1275
Kirche und Schule: Die Oberesslinger Kirche wird erstmals 1275 erwähnt. Seit 1360 waren und blieben die Grafen von Rechberg Patronatsherren. Bedeutendste Pfarrer waren der vielfach erwähnte Meister Konrad (1280–98), der 1452 investierte Petrus Mayer, ein Freund des Esslinger Humanisten Niklas von Wyle, und der durch seine Schriften ungemein populäre Pietist Philipp Emanuel Brastberger, der zwischen 1745 und 1756 in Oberesslingen amtierte. Der erste evangelische Pfarrer erscheint 1534. Das Patrozinium war lange Zeit unbekannt. Ein Eintrag im Urbar des Katharinenhospitals von 1493 könnte für ein Martinspatrozinium sprechen, was auf ein hohes Alter hinweisen würde. Das Aussehen der Kirche vermittelt ausschließlich die Ortsansicht im Kieserschen Forstlagerbuch von 1686: Erkennbar ist ein hoher Turm mit barocker Zwiebelhaube. Dieser Bau, im nördlichen Teil des heutigen Friedhofs gelegen, wurde abgerissen, die neue Pfarrkirche in unmittelbarer Nähe 1828 erbaut. Schon 1282 gab es an der Mündung des Hainbachs in den Neckar ein Haus für weibliche Sondersieche mit eigener Kapelle. 1345 fungierte der Oberesslinger Dekan als Pfleger, anschließend übten Vertreter Esslingens diese Funktion aus. Die Übertragung des größten Teils des Grundbesitzes (1389) an das Katharinenhospital bereitete die Eingliederung vor. 1548/49 baulich erneuert, war das Haus aber schon 1682 lange nicht mehr von Sondersiechen bewohnt, sondern verpachtet. Im Lagerbuch des Klosters Weiler von 1456 wird ein »Bruderhaus« im Ort erwähnt. Zunächst mussten die Kinder aus Oberesslingen, Hegensberg und vom Oberhof nach Esslingen in die Schule gehen. Erst 1577 wird mit Unterstützung des Herzogs erstmals ein Lehrer besoldet, der aber 1581 den Ort wieder verließ. Im 17. Jahrhundert blieben die Schulverhältnisse schwierig. Das als Schulhaus 1589 erworbene Mesnerhaus bei der Kelter wurde 1773 zugunsten eines Neubaus abgerissen. Die Schülerzahl betrug 1790 bereits 146. Seit 1965 zwei evangelische Pfarreien. Evangelische Martinskirche von 1827/28, Versöhnungskirche von 1972. Teilkirchengemeinden Oberesslingen-Martinskirche (2 Pfarreien), Oberesslingen-Gartenstadt (einschließlich Sirnau) und Oberesslingen-West. Katholische Albertus-Magnus-Kirche wurde 1947/48 erbaut, Pfarrei seit 1941.
Suche
Durchschnitt (0 Stimmen)