Weilheim an der Teck - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 0769 [Kopialüberlieferung 12. Jahrhundert]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Die Gemarkung zählt zu den früh besiedelten Gebieten. Eine befestigte Höhensiedlung der Jungsteinzeit auf der Limburg sowie Funde ähnlicher Datierung in der Nähe des Pfundhardthofs belegen dies. In die Hügelgräberbronzezeit ist eine kleine Befestigung auf dem Butzenberg beim Pfundhardthof zu datieren, ein 1991 geborgenes Urnengrab (circa 1000 vor Christus) im bebauten Stadtgebiet dürfte zu einem Gräberfeld gehört haben. Auf der Limburg ist auch keltische Besiedlung nachweisbar. Der Name der Stadt geht am ehesten auf die Reste jener römischen Gebäude zurück, die sich in der Flur Maierhöfe und bei der Kalixtenbergstraße, im Nordwesten der heute besiedelten Fläche, befunden haben. Sie wurden wohl im Frühmittelalter als »villa«, römischer Gutshof, bezeichnet, ihre tatsächliche Funktion ist hier jedoch nicht geklärt. Der Namenszusatz »an der Teck« wurde vor Ort seit dem 19. Jahrhundert gebräuchlich. Erstmals 1491 ist die Bezeichnung »under der egg« nachweisbar, die sich vielleicht auf den Berg Fuchseck bezieht. Die römischen Reste sind als Keimzelle der heutigen Besiedlung zu sehen, denn beim Kalixtenberg, ungefähr im Bereich zwischen den römischen Siedlungsresten und der Innenstadt, lag ein alemannisches Gräberfeld des 6./7. Jahrhunderts. Dieser später Unterhofen bezeichnete Teil der Stadt dürfte der älteste Bereich sein, dem sich entlang der Lindach und beim Schmiedbach Oberhofen anschloss und schließlich, vielleicht erst Ende des 11. Jahrhunderts, der später ummauerte Teil oberhalb der Lindach zwischen Kohlesbach und Schmiedbach folgte. Diese ummauerte Stadt wurde bei einem Brand 1461 teils zerstört. Aus demselben Jahr stammt das älteste bekannte Gebäude Amtgasse 5. Im 16. Jahrhundert verdoppelte sich die Einwohnerzahl nahezu, was auch zu höherer Baudichte führte. Der Rückgang während des 30-jährigen Krieges zeigte sich an vielen verlassenen Hofstellen und mehr als 130 zerfallenen Gebäuden. Im 18. Jahrhundert blieb das Siedlungswachstum relativ gering, in Ober- und Unterhofen entstanden vor allem in Richtung Neidlingen und beim Kelterplatz (heute Limburgschule) und Scholderplatz neue Gebäude. 808 erhielt Kloster Lorsch Güter in dem abgegangenen Ort »Sceninbol«, der am ehesten auf den Bühlwiesen in der Nähe der alten Straße nach Bissingen zu suchen ist. Dort liegt auch die Flur Eckelshofen, deren Name auf eine abgegangene Siedlung hindeutet. Häringen und Pfundhardt (»Pfullenhart«), beide 1330 erstmals genannt, waren stets eng mit der Stadt verbunden. Ihre Einwohner waren den Stadtbürgern weitgehend gleichgestellt. Häringen, einst aus oberem und unterem Hof bestehend, dürfte im Hochmittelalter als Burgweiler oder Wirtschaftshof der Burg Merkenberg (Erkenberg) entstanden sein. Der Ortsname geht wohl auf den Personennamen Hario zurück. Während der untere Hof Sankt Peter gehörte, waren der obere und Pfundhardt Zubehör der Stadtherrschaft. 1682 kaufte die Rentkammer den Weiler und richtete eine Melkerei ein, verkaufte aber das Gut 1745 an die Stadt, die es wiederum 1757 und 1776 an Privatleute veräußerte. Danach entwickelte sich der heutige Weiler. Der Hof Pfundhardt, dessen Name aus dem Personnamen Pfullo und der Waldbezeichnung Hart als Grundwort zusammengesetzt ist, war noch 1560 ungeteiltes Erblehen der Stadtherrschaft. Er verödete während des 30-jährigen Krieges und wurde erst nach 1650 wieder besiedelt. Die Herzogenau (von der Waldbezeichnung -hau) geht auf herrschaftliches Eigengut zurück, auf dem im 17. Jahrhundert ein Hirtenhaus mit Stall zur herzoglichen Viehwirtschaft errichtet wurde. Der Besitz wurde 1745 an die Stadt verkauft, seit 1784 ist er Privateigentum. Vom mittelalterlichen Mauerring der zweitorigen Stadt sind noch Teile erhalten. Das wohl Anfang des 14. Jahrhunderts erbaute Stadtschloss der Grafen von Aichelberg wurde 1895 abgerissen. Stattliches Rathaus von 1777, Amtshaus von 1609 und 1783, Kapuzinerhaus von 1565, erneuert 1939. Im Stadtkern und in den Vorstädten Ober- und Unterhofen Fachwerkhäuser des 16./18. Jahrhunderts. Außer den Siedlungen »Hinter dem Berg« (1939) und »Hinter der Stadt« (1945) entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg neue Wohngebiete im Süden (»Schützenwiese«), Südosten (»Kotzen«, »Wermeltswiesen«, »Riekerin«), Nordwesten (»Lange Morgen«) und Westen (»Egelsberg«). Industrie ließ sich 1955/68 im Nordwesten (beim Bahnhof Holzmaden), 1955 ff. im Osten (»Tobelwasen«) sowie 1969 im Nordosten (»Schlucht«) nieder.
Historische Namensformen:
  • Wilheim von villa 0769 [Kopialüberlieferung 12. Jahrhundert]
Geschichte: Zehn Schenkungen an Kloster Lorsch zwischen 769 und 814 geben erste Hinweise auf die herrschaftlichen Verhältnisse. Von verschiedenen Herren wurden Güter und Hörige übergeben, der Ort zählte zum Neckargau. Neben Lorsch verfügte auch Rudolf, der Stifter des Klosters Wiesensteig, über Besitz in Weilheim, den er 861 Wiesensteig übergab. Die Güter Lorschs gelangten 904 über einen Tausch an Rutpert (aus dem Geschlecht der Udalrichinger). Es ist denkbar, dass der Ort einige Zeit in der Hand der Neckargau-Grafen war, bis 1078 Berthold I., Ahnherr der Zähringer, als Burgherr auf der einige Jahrzehnte zuvor errichteten Limburg überliefert ist. Einen beachtlichen Teil seiner Weilheimer Güter bekam das von ihm hier gegründete Kloster, diese Rechte gingen bald darauf auf das Kloster Sankt Peter im Schwarzwald über. Spätestens mit Bertholds I. Tod 1078 wurden wohl die übrigen Herrschaftsrechte aufgeteilt, und zwar zwischen seinem Sohn Berthold II. und seinem Enkel Hermann II. Berthold II. verlegte seinen Herrschaftsmittelpunkt seit 1079 in den Breisgau, allerdings ohne die Rechte am alten Stammsitz ganz preiszugeben. Hermann II. dagegen nannte sich 1100 »Markgraf von Limburg« und dürfte hier die Herrschaft ausgeübt haben, bis er sich seit 1112 bevorzugt nach seiner Burg Baden benannte und seine Interessen auf andere Räume richtete. Es bleibt unklar, wie die Besitzaufteilung der beiden Linien in Weilheim gestaltet war, vielleicht wechselte die Herrschaft zwischen 1098 und 1112 mehrfach. Bis gegen Ende des 12. Jahrhunderts scheint der Ort jedenfalls weitgehend unter der Kontrolle der zähringischen Linie gewesen zu sein. So finden sich im Gefolge Bertholds II. und seiner Söhne seit 1109 adlige Vasallen (»nobiles«), die sich nach Weilheim nannten. Sie schenkten dem Kloster Sankt Peter Güter in der näheren Umgebung. Auf das 12. Jahrhundert bezieht sich die Nennung eines adligen zähringischen Burgvogts auf der Limburg, dem Dienstmannen zur Seite standen. Nach Ende des 12. Jahrhunderts, spätestens 1283, ging die Herrschaft Weilheim auf ungeklärtem Weg an die Grafen von Aichelberg über. Weil diese sich erstmals 1228 nach der nahe gelegenen, nur wenige Jahre zuvor erbauten Burg Aichelberg nannten und spätestens seit 1247 über eine weitere Burg auf dem Merkenberg (Erkenberg) bei Neidlingen verfügten, ist zu vermuten, dass sie spätestens Anfang des 13. Jahrhunderts in den Besitz der bis dahin zähringischen Rechte gekommen waren. Die Limburg stand ihnen als Burg nicht zur Verfügung, denn offenbar noch vor 1200 hatten die Zähringer diesen Berg an Sankt Peter übergeben. Vor diesem Hintergrund wird es unwahrscheinlich, dass das um 1187 begründete Geschlecht der Herzöge von Teck jemals über Weilheim verfügte. Zur Herrschaft Weilheim zählten mindestens Häringen, Hepsisau, Holzmaden, Jesingen, Neidlingen und Pfundhardt. Die Aichelberger übten zudem die Vogtei über die Güter Sankt Peters aus. Wie auch in ihrer Herrschaft Wendlingen ließen die Grafen ihren Besitz von einem Amtmann verwalten (1283). Die Familie teilte sich Anfang des 14. Jahrhunderts in eine Wendlinger und eine Weilheimer Linie. 1319 erlangte Graf Ulrich für Weilheim Stadtrechte. Der Siedlungsteil um die Peterskirche wurde ummauert und mit zwei Stadttoren versehen. Vermutlich unterstützte das Kloster Sankt Peter diese Maßnahmen wesentlich. Unmittelbar auf der Stadtmauer, in ihrer Nordostecke, entstand ein Schloss als Residenz, das seit Ende des 15. Jahrhunderts dem Amtmann als Sitz diente, 1709 an Privat verkauft und 1895 größtenteils abgebrochen wurde. Die Aichelberger hatten während des Reichskriegs gegen Württemberg Kaiser Heinrich VII. unterstützt und standen nach der Doppelwahl von 1314 auf der Seite des Habsburgers Friedrich. Spätestens nach der Niederlage Friedrichs 1322 zählten sie zu den Verlierern, Württemberg dagegen zu den Gewinnern. Mit Blick auf diese Konstellation lässt sich das merkwürdige Geschäft besser verstehen, das Ulrich von Aichelberg als Herr von Weilheim schon wenige Jahre nach der Stadtgründung einging. Er verkaufte den größten Teil seiner Herrschaft – Neidlingen anscheinend ausgenommen – an seinen Verwandten Graf Konrad von Kirchberg, dessen Sohn Brun den Besitz 1330 wiederum an den Aichelberger verpfändete. Vielleicht ist darin ein letzter, schließlich gescheiterter Versuch zu sehen, die Herrschaft dem Zugriff Württembergs zu entziehen. 1334 verkaufte Brun von Kirchberg die Burg Aichelberg und Weilheim mit den zugehörigen Dörfern an Württemberg, das die Stadt bald darauf an die Herren von Lichtenstein verpfändete, die bis zum Ende des 14. Jahrhunderts auch Neidlingen und den Reußenstein in ihre Hand brachten. Nachdem die Familie um 1430 im Mannesstamm ausgestorben war, verkauften die Erben die Pfandschaft 1432 an Hans von Wernau, der sie seinem Vetter Eitel weitergab. Die Herren von Wernau residierten im Schloss, das sie 1469 um den einzig noch erhaltenen Südflügel (Löwenscheuer) erweiterten. Die bis dahin von ihren adeligen Herren eigenständig verwaltete Pfandherrschaft wurde 1478 von Württemberg ausgelöst und von da an ins Amt Kirchheim eingegliedert. Neben den Pfandherren lebten in der Stadt weitere Adelige, die zum Teil vielleicht Nachkommen der zähringischen Gefolgschaft des 12. Jahrhunderts waren. So ist 1392–1438 die Familie der »Frigen« oder »Fryen« nachgewiesen, die in Unterhofen ihren Sitz hatte. Über Wohnsitze in der Stadt verfügten auch die Herren von Lichteneck und von Randeck. Hoheitliche Rechte wie Gericht, Steuer, Ungeld und die 1540 in eine jährliche Zahlung umgewandelten Fronen standen stets den Inhabern der Pfandherrschaft zu, ausgenommen waren die Untertanen Sankt Peters, die dem Klostervogt gerichtbar waren. Der nicht unbedeutende Wegzoll scheint bereits vom Stadtgründer der Kommune übertragen worden zu sein. Die Untertanen der Stadtherren haben offenbar persönliche Freiheit genossen. An grundherrlichen Rechten blieb ein Großteil in der Hand der Stadtherren, um 1500 handelte es sich unter anderem um vier Höfe, 17 Feldlehen und sehr viele kleinere Güter und Hauszinse, darunter auch die Badstube sowie drei Mühlen (1560). Zudem verfügte die Herrschaft über Eigengüter wie die Viehweiden Unter Au und Herzogenau sowie drei Fischweiher. Sankt Peter, das in Weilheim eine Unterpflege einrichtete, verfügte Anfang des 15. Jahrhunderts neben der 1453 an die Stadt verkauften Limburg (dem Michelsberg) über drei Höfe, die obere Mühle sowie den Kaltenwanghof und einen Hof in Häringen, außerdem über einige kleinere Güter. Dazu kamen großer Zehnt, Heu- und Bergzehnt, Eigengüter wie das Pfarrhaus, die Kelter und der Wald Egenfirst. Einiges davon wurde im 15. Jahrhundert verkauft. Kloster Adelberg unterhielt hier bis 1788 eine Pflege. Weitere Grundherren waren der Ortsadel, Kloster Kirchheim, Stift Wiesensteig, Bürger aus Kirchheim und Weilheim sowie verschiedene Pfründen und Kaplaneien, deren Vermögen neben sonstigen Stiftungen nach der Reformation zum Teil an den städtischen Armenkasten überging. Die städtische Struktur wird seit dem 15. Jahrhundert sichtbar. Der von der Herrschaft zu ernennende Amtmann führte den Vorsitz im Gericht, das zwölf Richter zählte und von der Herrschaft eingesetzt wurde, sich aber später selbst ergänzte. Daneben wählten die Bürger seit dem 15. Jahrhundert einen ebenfalls zwölfköpfigen Rat. Mit der Einbindung der Stadt ins Amt Kirchheim wurde der städtische Amtmann der herzoglichen Verwaltung unterstellt, als weiterer landesherrlicher Beamter stand ihm nun der Stadtschreiber zur Seite. Kassenverwalter waren zwei Bürgermeister, die von den bürgerlichen Gremien gewählt wurden und so zu den eigentlichen Vertretern der Gemeinde avancierten, wie dies bei einer Versammlung während des Bauernkriegs 1525 deutlich wird. 1691 entstand ein Aufruhr, als sich Teile der Bürgerschaft anlässlich einer Kontribution der Obrigkeit widersetzten. Die Bürgerversammlung fand jährlich am zweiten Sonntag nach Ostern im Schlosshof statt, gelegentlich auch in der Peterskirche. Das mittelalterliche, 1600 erweiterte und 1777 neu gebaute Rathaus war der Herrschaft zinspflichtig. Schützengesellschaften sind 1570 genannt. Zum Amts- und Gerichtsbezirk der Stadt zählten Hepsisau, Holzmaden, Pfundhardt und Häringen, weiterhin Neidlingen vermutlich bis 1431 sowie nochmals einige Zeit im 17. Jahrhundert, die Orte Aichelberg, Eckwälden, Pliensbach und Zell bis zur Einrichtung des Zeller Gerichts im 15. Jahrhundert und ursprünglich vielleicht Jesingen. Die Steuerumlage wurde von der Stadt auch in den anderen Orten vorgenommen, Holzmaden erlangte hier 1597 Selbständigkeit. In württembergischer Zeit galt der Weilheimer Bezirk als Unteramt. Die Stadt wurde zwischen 1498 und 1608 zu mehreren Landtagen geladen und erkämpfte sich dieses Landstandsrecht im Konflikt mit Kirchheim 1797 erfolgreich zurück. Die Altstadt ist ein unregelmäßiges Viereck zwischen Lindach, Schmidbach und Häringer Bach. Von der Stadtbefestigung, aus einfachem Mauerring mit Wehrgang bestehend, ist ein großer Teil der Nordseite erhalten. An der Nordwestecke war der Kirchturm in die Befestigung einbezogen (Schießscharten!), den Nordost-Eckpfeiler bildete das Schloss (1895 abgerissen). Außerhalb die Vorstädte Ober- und Niederhofen. Seit dem Anfall an Württemberg gehörte Weilheim zum Amt bzw. Oberamt Kirchheim und wurde nach dessen Aufhebung 1938 dem Landkreis Nürtingen zugeteilt. Die Zähringer gründeten um 1070 bei der wahrscheinlich schon bestehenden Dorfkirche das Kloster St. Peter, das eine Stätte der kirchlichen Reform bilden sollte, und statteten es reich aus. Im Investiturstreit 1077/78 Von den Anhängern des Kaisers verbrannt, geriet es 1080 ganz in Abhängigkeit von Hirsau und wurde eine von dessen Propsteien. Herzog Berthold II. erwarb die Propstei im Tauschwege zurück und richtete eine Benediktinerabtei mit Hirsauer Mönchen ein. Bald darauf verlegte die in den Breisgau übergesiedelte zähringische Hauptlinie das Hauskloster in den Südschwarzwald. Den Besitz in der Umgebung verwaltete eine Propstei in Jesingen, später die Pflege Bissingen. Personen: Peter Einhart, 1469-1492 Abt des Klosters St. Peter im Schwarzwald. Christoph Friedrich Gerok (1786-1865), Prälat und Generalsuperintendent in Ludwigsburg.
Ersterwähnung als Stadt: 1319
Wirtschaft und Bevölkerung: 1525 gab es rund 221 Wohnhäuser, 20 Jahre später lebten hier rund 1120 Menschen. Nach einem starken Wachstum hatte die Stadt um 1600 rund 2000 Einwohner, eine Zahl, die nach den Kriegen und mehrfachen Plünderungen des 17. Jahrhunderts (1654: 1164 Einwohner) erst um 1700 wieder erreicht wurde und bis 1808 auf rund 3000 anstieg. Als kleine Ackerbürgerstadt blieb der Ort bis um 1900 agrarisch geprägt. Um 1570 lebten rund 85 Prozent der Einwohner überwiegend von Landwirtschaft, daneben gab es wenige Handwerker im Haupterwerb. Neben üblichen ländlichen Berufen waren darunter auch je ein Bader, Salpetersieder und Gerber. Die Schäferei hatte wie vielerorts im Albvorland große Bedeutung, ebenso die Verarbeitung von Wolle und Flachs. Der Versuch, 1767–69 eine Tuchmanufaktur zu errichten, scheiterte. Eine nach 1560 eingerichtete herzogliche Melkerei in Unterhofen entwickelte sich zu einem großen Betrieb. Im 16. und 17. Jahrhundert gab es einige wohlhabende Händler und Fuhrleute, darunter auch einen Eisenfaktor. Gastwirtschaften sind seit dem 16. Jahrhundert nachweisbar. Der Handel mit Wein, meist nach Ulm und Augsburg, um von dort Salz mitzubringen, spielte bis Anfang des 17. Jahrhunderts eine Rolle. Weinbau wurde ursprünglich vor allem an der Limburg betrieben. Die 1956 abgebrochene Kelter gehörte bis 1806 dem Kloster Sankt Peter, der Staat verkaufte sie 1836 an die Weinzehntgesellschaft. Steuerlisten zeigen große soziale Unterschiede in der Stadt. Neben einer starken Mittelschicht und wenigen Reichen lebten um 1570 rund 60 Prozent der Einwohner am Rande des Existenzminimums. Der Armenkasten war für den Unterhalt eines seit 1592 nachweisbaren Armenhauses zuständig, ein Siechenhaus ist 1492 genannt. Das Marktrecht reicht ins 14. Jahrhundert zurück, ging jedoch bis um 1500, wohl nach der Eingliederung ins Amt Kirchheim, verloren. Erst 1599 erhielt die Stadt erneut das Recht, Jahr- und Wochenmärkte abzuhalten. Der Salzhandel wurde schon 1559 wieder gegen Kirchheim erstritten. Die bis 1909 betriebene Ziegelei (1487 genannt) wurde von der Stadt verliehen. 1674 kaufte die Stadt auch die seit 1590 nachweisbare Sägmühle. Daneben gab es drei dem Stadtherrn zinspflichtige Mühlen sowie die 1429 genannte obere Mühle des Klosters Sankt Peter und eine Schleifmühle.

Name: Schloss Weilheim.
Datum der Ersterwähnung: 1300 [Anfang 14. Jahrhundert]

Ersterwähnung: 1111 [um]
Kirche und Schule: Die ursprüngliche Pfarrkirche, deren Fundamentreste 1969 in der Nähe der Limburghalle auf dem Kalixtenberg entdeckt wurden, war Sankt Calixt geweiht. Sie dürfte, mit anderem, unbekanntem Patrozinium, ins Frühmittelalter zurückgehen und wurde 1539 abgebrochen. Als Berthold I. spätestens 1073 hier ein Kloster einrichtete, stattete er es anscheinend mit dieser Kirche aus. 1078 wurde das Kloster wohl zerstört und wenig später an Kloster Hirsau übertragen, das vermutlich die Gebäude erneuerte, dem Patron Sankt Calixt weihen ließ und ein Priorat einrichtete. Berthold II. griff frühestens 1085 den Plan seines Vaters wieder auf und wandelte das Priorat in eine Abtei um, nachdem er Hirsau entschädigt hatte. An der Stelle der heutigen Peterskirche wurde eine neue Klosterkirche errichtet, die 1089 den Heiligen Petrus und vermutlich Paulus geweiht wurde. Sie erhielt Teile des Zehnt- und Pfarrsprengels von Sankt. Calixt als Ausstattung. Das Ende dieser Abtei kam 1093 mit der Weihe des Klosters Sankt Peter auf dem Schwarzwald, dem Berthold II. den Weilheimer Komplex als Ausstattung übergab. Die Peterskirche wurde zur Pfarrkirche, zunächst wohl nur für die Klosteruntertanen, denn auch Sankt Calixt blieb weiterhin Pfarrei. Das Patronatsrecht für Sankt Peter blieb bis 1806 beim gleichnamigen Kloster, das für Sankt Calixt lag bei den Stadtherren, bis es 1412 über einen Tausch an Kloster Adelberg kam, dem die Pfarrei inkorporiert wurde. Die stets zum Dekanat Owen beziehungsweise Kirchheim zählenden Pfarrsprengel lassen sich erst im 16. Jahrhundert voneinander abgrenzen. Zur Peterskirche gehörten die ummauerte Stadt, Häringen, Pfundhardt und Teile von Aichelberg und Jesingen. Die Pfarrei Sankt Calixt umfasste Ober- und Unterhofen. Hepsisau und Ohmden waren zwischen den Pfarreien geteilt. Nach der Reformation wurde die Pfarrei Sankt Calixt bis 1539 aufgelöst. Die von 1489 an unter Peter von Koblenz neu erbaute und 1523 auch innen fertig gestellte Peterskirche wurde nun einzige Pfarrkirche. Neben ihrer hochwertigen Architektur birgt sie eine qualitätvolle Innenausstattung (Kanzel) und Malereien. Vor der Reformation sind eine Reihe von Kaplaneien nachgewiesen. 1333 stiftete der Stadtgründer eine Marienkaplanei, weitere Altäre waren Heiligkreuz, Sankt Nikolaus und Sankt Bernhard. Nach der Reformation verschwanden die 1488 von den Herren von Wernau gestiftete Marienkapelle (Baintstraße) sowie zwei Kapellen an der Neidlinger Straße (darunter eine Bernhardskapelle). Die wohl vom Kloster Sankt Peter auf der Limburg errichtete Michaelskapelle ist 1429 erstmals genannt, ihre Reste wurden um 1580 abgetragen. Neben dem 1426 erwähnten Pfarrhaus der Peterskirche, das an der Stelle des heutigen von 1733 stand, verfügte Sankt Calixt über ein Pfarrhaus, an dessen Stelle 1557 ein Gebäude für den Diakon errichtet wurde (heute Bürgerhaus). 1497–1523 war der Freiburger Chronist Johannes Sattler Pfarrer der Peterskirche. Die deutsche Schule ist 1547/48 genannt, 1556 wurde die Lateinschule eingerichtet. Stadtschreiber und Diakon teilten sich den Schuldienst auf. Das ehemalige Haus der Sankt Bernhards-Pfründe an der Kirchhofmauer diente der lateinischen, das der Heiligkreuz-Pfründe (Kirchgasse 9, auch Wohnsitz des Stadtschreibers) seit 1560 der deutschen Schule als Domizil. 1747 wurde ein Schulhaus bei der Schlossscheuer (Löwenscheuer) errichtet, das um 1800 mehrfach erweitert wurde. Zur gleichen Zeit ging die Lateinschule endgültig ein. Evangelische Pfarrkirche mit dreischiffiger netzrippengewölbter Halle mit eingezogenem, dreiseitig schließendem Chor. Außenwände durch Strebepfeiler und maßwerkverzierte Spitzbogenfenster gegliedert. Das Erdgeschoss des vor dem Westgiebel stehenden Turms mit barocker Haube ist als Vorhalle gestaltet mit offenem Nord- und Südportal (Jahreszahl 1495). Ausgedehnte Wandmalereien um 1500 und um 1600. Einfaches spätgotisches Chorgestühl (1499). Maßwerkverzierte Steinkanzel um 1500. 2 evangelische Pfarreien. Katholische St. Franziskus-Kirche, Pfarrei seit 1958. Eine Lateinschule bestand vom 16. Jahrhundert bis 1850, eine Mittelschule 1866-1882, eine gewerbliche Fortbildungsschule 1869-1933, eine landwirtschaftliche Berufsschule 1924-1941, eine private Realschule 1926-1934.
Patrozinium: St. Calixt
Ersterwähnung: 1275

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