Stuttgart-Mitte - Altgemeinde~Teilort 

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Typauswahl: Ortsteil – Historisches Ortslexikon
Typ: Teilort
Ersterwähnung: 1160 [um 1160]

Ortslage und Siedlung
(bis 1970):
Stadtteil 1950, Stadtbezirk 1956. Im Zentrum der im Talkessel des Nesenbachs gelegenen Innenstadt. Bis zum 19. Jahrhundert war Stuttgart nur wenig gewachsen: Ungefähr von der Mitte des 14. Jahrhunderts an kamen zu der Altstadt zwischen Planie, Eberhard- und Königstraße im Südosten die Esslinger Vorstadt und etwa hundert Jahre später im Nordwesten die Obere Vorstadt hinzu. Erst als die Mauern gefallen waren, vergrößerte sich die bis ins 18. Jahrhundert hinein nicht mehr als 50 Hektar umfassende Stadtfläche durch die Bebauung der Bereiche Untere Königstraße, Kronenstraße, Friedrichstraße und Neckarstraße sowie ab 1810 auch der Südvorstadt zwischen Marien-, Paulinen- und äußerer Hauptstätter Straße. Bereits 1906/09 fand eine »Altstadtsanierung« im Gebiet Stein-, Nadler- und Eberhardstraße statt. Nach dem zweiten Weltkrieg sind in der Stuttgarter Altstadt nur wenige Wohngebäude übrig geblieben. Infolge der Industrialisierung und des damit verbundenen Strukturwandels hatte es dort schon seit 1900 eine laufende Abnahme der Wohnbevölkerung gegeben. Die »Kernstadtbewohner« wurden von Geschäftsnutzungen verdrängt und wanderten in äußere Stadtbezirke ab. Im Rahmen des Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg setzte die umstrittene Stitzenburgbebauung durch Hochhäuser in den Jahren 1953/57 einen städtebaulich stark wirksamen Akzent.
Historische Namensformen:
  • Stukarten 1160 [um 1160]
Geschichte: Um 1160 Stukarten, Gestüt, nach sagenhafter Überlieferung bereits durch Herzog Liudolf (um 950) angelegt. Zeugnis der Besiedlung des Nesenbachtals ab der Merowingerzeit geben einzelne Wüstungsnamen sowie drei Reihengräberfundstellen beim Hauptbahnhof, am Anfang der Gaisburgstraße und bei der Einmündung der Sonnenberg- in die Hohenheimer Straße. Nur erstere ist eindeutig der abgegangenen Siedlung Tunzhofen zuzuweisen. Stuttgart war vermutlich ein Herrenhof mit kleinem Weiler, der dann die anderen nahegelegenen Siedlungen der frühen Ausbauzeit im Nesenbachtal an Bedeutung überflügelte und schließlich aufsog. Um 1160 ein Adliger, vermutlich Edelfreier, Hugo von Stuttgart, der ins Gefolge der Grafen von Calw gehörte. In der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts wohl Besitz der Markgrafen, kam Stuttgart über Mathilde von Baden an ihren Gemahl Graf Ulrich den Stifter von Württemberg. Der erste Ansatz zu städtischer Entwicklung geht schon in die vorwürttembergische Zeit zurück, als Stadt wird Stuttgart urkundlich erstmals 1286 erwähnt. Der Stadtkern ist ungefähr ein Oval im Talgrund in engem Anschluss an die Burg. Ab dem frühen 14. Jahrhundert bildete sich im Südosten eine Vorstadt, ab 1411 Eßlinger Vorstadt genannt. Sie wurde 1448 ummauert und durch zwei Tore bewehrt. Die Obere Vorstadt im Norden, ab dem 15. Jahrhundert besiedelt, hieß Liebfrauenvorstadt, ab 1583 Turnieracker und wurde im 16. Jahrhundert zur Reichen Vorstadt. Sie war durch zwei Stauseen gesichert und erhielt 1459 feste Tore, aber erst 1567 einen vollständigen Mauerbering. Nun siedelten sich auf ihrem Schachbrettgrundriss die Geschlechter und die Beamten an, was den Namenswechsel erklärt. Das Gericht, ein Kollegium von 12 Männern, zuerst 1286 erwähnt, wurde zeitweise auch »Rat« genannt. Im 14./15. Jahrhundert entstand als besondere Vertretung der Gemeinde der Rat, ebenfalls mit 12 Mitgliedern, der zunächst hauptsächlich das Finanzwesen beeinflusste. Das städtische Rathaus am Marktplatz, wohl 1456/58 erbaut, 1580/83 und 1824 umgebaut, wurde 1901 abgebrochen und 1899/1905 neu erstellt. 1944 zerstört, ab 1945 wiederaufgebaut, 1953/56 Marktplatzflügel neu erbaut. Ein Markt (forum mercatorum) wurde 1290 erwähnt. Im 15. Jahrhundert war die Stadt in 5 Quartiere (lineae) eingeteilt. Stuttgart wurde 1286 durch Rudolf von Habsburg, der es als Reichsgut zurückforderte, sieben Wochen lang belagert. Ein anschließender Vergleich mit dem Grafen von Württemberg sah die Schleifung der Befestigung und Auslieferung der Stadt an den König vor. Vielleicht ist sie deshalb noch 1420 als Reichslehen für Württemberg bezeugt. Im Reichskrieg gegen Württemberg ergab sich Stuttgart 1312 unter die Herrschaft der Reichsstadt Esslingen, schon 1315 fiel es an Württemberg zurück. 1320 bestimmte sie Graf Eberhard zum dauernden Sitz seines Hofes. Bei der Teilung Württembergs war zunächst gemeinsamer Besitz vorgesehen, doch kam Stuttgart 1442 zum Neuffener Teil. 1519 — 1534 wie ganz Württemberg erst in der Hand des Schwäbischen Bundes, dann Österreichs. Nach der Schlacht von Nördlingen wurde Stuttgart 1634 — 1638 von österreichischen Truppen besetzt und sein Wohlstand zerstört. Die Bevölkerungsverluste glichen nach dem Krieg allmählich Zuwanderer aus Norddeutschland und Exulanten aus Österreich, dem Elsaß und Frankreich aus. Stuttgart war die Hauptstadt des Landes, mit Ausnahme der Zeit von 1724-1733 und 1764-1775, als Herzog Eberhard Ludwig beziehungsweise Karl Eugen die Hofhaltung, ersterer auch die Behörden, nach Ludwigsburg abgezogen hatten. Im 19. Jahrhundert zur Mitte des Verkehrsnetzes in Württemberg ausgebaut, konnte die Stadt ihre zentrale Bedeutung noch mehren. Sie wurde im zweiten Weltkrieg zu 45% durch insgesamt 53 Luftangriffe zerstört; die schwersten Bombardierungen am 25./26. 7., 12. 9. und 19.10.1944. Die Franzosen besetzten Stuttgart am 21.4.1945 und übergaben es am 8. 7. 1945 an die Amerikaner. Stuttgart wurde 1945 Hauptstadt des neuen Landes Württemberg-Baden und 1952 die von Baden-Württemberg. Neben den Weingärtnern und Handwerkern erhielten im 18. und in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts die Hofbediensteten und das Militär einen immer größeren Anteil an der Bevölkerung der Residenzstadt, bis die Industrialisierung und die Gewerbefreiheit das Bürgertum stärkte, das die Entwicklung der Stadt entscheidend förderte. Im Alten Schloss sind vielleicht im Türnitzbau von 1330/40 (Südostflügel) noch ältere Mauerreste erhalten. Zur Zeit Herzog Christophs ab 1557 führte der entscheidende Ausbau zur Dreiflügelanlage nach Plänen von Aberlin Tretsch sowie Blasius und Martin Berwart zu einem für die Renaissance typischen Arkadenhof und dem großen Rundturm gegenüber der Stiftskirche. 1559/62 Schlosskirche mit stuckierten gotischen Netzrippen als erste evangelische Kirche in Württemberg errichtet. Die Türnitz brannte 1931 aus, das ganze Schloss 1944 und wurde beide Male wiederhergestellt, zuletzt 1948/70. Das Neue Schloss, dem Alten gegenüber, ist im Kern Spätbarockbau von 1746 — 1797 nach Plänen von L. Retti und Ph. de la Guêpière. Die Flügel wurden 1805/07 durch N. Thouret ausgebaut. Bis 1919 Königsresidenz, 1958/64 nach Kriegszerstörung wiedererrichtet, beherbergt es heute neben den wichtigsten renovierten Repräsentationsräumen Finanz- und Kultusministerium. Ans Alte Schloss schlossen sich nach Norden die Bauten der Alten Kanzlei (1541/43, erweitert 1566), der Prinzenbau von 1605 und 1707/17 (Schickhardt beziehungsweise Nette) und der Fruchtkasten mit Renaissancegiebel von H. Schickhardt (1596) an. Im Westen des Neuen Schlossplatzes, der 1859/61 gestaltet wurde, steht der klassizistische Königsbau von J. M. Knapp und C. Leins (1856/61). An Stelle des alten Lustgartens von 1807 bis 1815 der Schlossgarten angelegt. Südlich des Schlosses die Akademie (Karlsschule) 1740/45, im Jahre 1944 zerstört, 1959 abgebrochen. Jenseits der Konrad-Adenauer-Straße (ehemals Neckarstraße) das klassizistische Wilhelmspalais von G. Salucci und K. L. W. Zanth (1834/40). Das Gebäude der Landstände, das Landschaftshaus von 1580/83 in der Kronprinzstraße, wurde nach der Zerstörung 1944 nicht mehr wieder errichtet. Amt Stuttgart seit Anfang des 14. Jahrhunderts nachzuweisen, Ende 15. Jahrhundert der Stadt gegenüber selbstständiger als andere Ämter, ab 1699 dauernd besonderer Vogt für das Amt, 1811 — 1923 eigene Stadtdirektion, dann Stadtbezirk Stuttgart. Seit 1936 Stadtkreis. Ein politisches Leben im modernen Sinn erwachte mit dem Kampf um das »alte gute Recht« 1815 — 1819. Stuttgart hatte maßgeblichen Anteil an der Opposition des liberalen Bürgertums und sandte 1848 führende Abgeordnete in die Paulskirche. In Stuttgart nahm das Rumpfparlament 1849 Zuflucht. Es wurde aber durch den liberalen Märzminister Römer nach wenigen Sitzungen aufgelöst. Moderne Parteien bildeten sich in der Diskussion um die deutsche Frage. Im Reichstag wurde die Stadt und das Amt 1871—1898 durch die Deutsche Partei (Nationalliberale) vertreten, seit den Wahlen 1898 bis 1912 durch die Sozialdemokratische Partei (SPD). Ein am 9. November 1918 im Wilhelmspalais vom König vereidigtes parlamentarisches Ministerium wurde, nachdem am Ende einer Großkundgebung Demonstranten in den Palast eingedrungen waren, am nächsten Tag durch eine Provisorische Regierung ersetzt. Am 30. November, zwei Tage nach dem Kaiser, verzichtete Wilhelm II. auf den Thron. Nach der Niederschlagung radikaler Unruhen im Januar 1919 konnten allmählich gesetzliche Zustände durch die Zusammenarbeit mehrerer Mittelparteien mit den Mehrheitssozialisten geschaffen werden. Während des Kapp-Putsches flüchtete 1920 die Reichsregierung wenige Tage nach Stuttgart und die Nationalversammlung wurde hierher einberufen. In der Nachkriegszeit bekamen in Stuttgart die meisten Stimmen: bei den Wahlen zur Nationalversammlung 1919 die SPD, zu den Reichstagen 1920 die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD), im Mai 1924 die Deutschnationale Volkspartei (DNVP), vom Dezember 1924 bis Juli 1932 die SPD, 1933 die NSDAP.
Ersterwähnung als Stadt: 1286

Name: Altes Schloss, Neues Schloss
Datum der Ersterwähnung: 1330

Ersterwähnung: 1175
Kirche und Schule: Stuttgart gehörte ursprünglich zum Sprengel der Pfarrkirche St. Martin in Altenburg (vgl. Bad Cannstatt). Ältester Zeuge einer Kirche in Stuttgart ist das Turmuntergeschoss des Südturmes der Stiftskirche, das um 1175 datiert wird. Um 1240 wurde das Schiff neu errichtet. 1320/21 verlegte Graf Eberhard das Beutelsbacher Stift (vgl. Rems-Murr-Kreis, Stadt Weinstadt) mit der Begräbnisstätte seiner Ahnen hierher und errichtete das Stift zum Heiligen Kreuz, dessen Patrozinium vielleicht von Beutelsbach übernommen ist. Bis 1347 entstand der Chor neu, anschließend bis 1495 das Langhaus unter Leitung von H. und A. Jörg. Der Südturm wurde erhöht. 1495 — 1531 kam der Westturm hinzu. Die Stiftskirche wurde 1944 bis auf Chor und Türme fast vollständig zerstört und 1950 — 1959 wiederaufgebaut. Im Innern die Tumba des Grafen Ulrich mit dem Daumen und der Agnes von Liegnitz um 1300, ferner elf Standbilder württembergischer Grafen von Sem Schlör (1576 — 1590). St. Leonhard in der Esslinger Vorstadt, vielleicht aus einer frühen Kapelle des Gestüts hervorgegangen, ist eine spätgotische Hallenkirche von 1408 mit 1463/68 erneuertem Langhaus von A. Jörg. Darin Grab Johannes Reuchlins. Nach der Zerstörung 1948/54 wieder aufgebaut. Anstelle der Liebfrauenkapelle in der Oberen Vorstadt entstand ebenfalls als Bau von A. Jörg 1471/93 die Dominikanerkirche. Seit der Reformation Spitalkirche, Turm von 1729/38. In den Jahren 1951/60 nur Turm und Chor wieder aufgebaut. 1473 wurde die im Bau befindliche Kapelle Unserer Lieben Frau den Predigermönchen übergeben und der Bau eines Klosters daneben begonnen; 1475 wurde dieses dem Prior der Nürnberger Dominikaner unterstellt. Nach der Reformation wurde 1536 das Spital in das Kloster verlegt. Die letzten Mönche verließen 1540 die Stadt. Während des Interims 1548 — 1552 wieder katholischer Gottesdienst in der Spitalkirche, 1634 — 1638 die Stiftskirche für den katholischen Gottesdienst in Anspruch genommen. Die Stiftskirche war bis 1806 einzige Pfarrkirche der Stadt. Dann mit der neuen Parochial-Ordnung wurden die Hospital- und Leonhardskirche Pfarreien. Nach Kriegszerstörungen Stiftskirche 1958, Hospitalkirche 1959 und Leonhardskirche 1950 (2 Pfarreien) wiederhergestellt. Die Schlosskirche bis 1810 und 1865 — 1918 evangelische Hofpfarrei. Sie war ebenso wie die Garnisonspfarrei ohne Sprengel, das heißt personal organisiert; jetzt zur Pfarrei Stiftskirche gehörig. Evangelische Friedenskirche von 1892; im zweiten Weltkrieg bis auf den Turm zerstört, 1966 wiederaufgebaut; heute 2 Pfarreien. Ludwig-Hofacker-Kirche, 1932 erbaut; nach völliger Zerstörung Neubau 1950; Pfarrei und Vikariat. Katholische Kirche St. Eberhard, 1808/11 erbaut, erste katholische Kirche nach der Reformation in Stuttgart; 1944 zerstört, Wiederaufbau 1953/55. Zweite Pfarrkirche St. Konrad, 1967 erbaut; Pfarrei seit 1969. Städtische Lateinschule 1454 erwähnt, 1559 Pädagogium, ab 1686 Gymnasium illustre, 1881 in Eberhard-Ludwigs- und Karls-Gymnasium geteilt. 1872 Realgymnasium, heute Dillmann-Gymnasium, 1913 Reform-Realgymnasium, jetzt Zeppelin-Gymnasium. Höhere Mädchenschule, als Ecole des demoiselles 1772 in Ludwigsburg gegründet, 1773 auf die Solitude verlegt, 1775 — 1787 im Alten Schloss in Stuttgart. Königin-Katharina-Stift 1818 neu gegründet, 1873 Königin-Olga-Stift, beide ab 1903 städtisch. 1770 — 1794 die mit neuen Unterrichts- und Erziehungszielen geleitete »Hohe Karls¬schule« (so seit 1782), 1770 auf der Solitude als »Schule für Garten- und Stukkatorenknaben« gegründet, 1773 Militärakademie, 1775 nach Stuttgart verlegt, 1781 Hochschule. 1840 Polytechnische Schule aus der 1829 entstandenen Gewerbeschule, 1876 Polytechnikum, 1890 Technische Hochschule, 1967 Universität. 1904 Landwirtschaftliche Hochschule (vgl. Hohenheim). Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst aus 1857 gegründeter privater, bald staatlicher Musikschule entstanden, 1865 Konservatorium für Musik, 1896 Königliches Konservatorium, 1922 Württembergische Hochschule für Musik. Staatliche Akademie der bildenden Künste seit 1941, entstanden aus der Kunstschule, 1829 gegründet, 1867 Hochschule, 1901 Akademie, 1941 mit der Kunstgewerbeschule zusammengefasst, die letztere 1869 gegründete Tierärztliche Hochschule, 1821 gegründet, 1890 Hochschule, 1913 aufgehoben. Theateraufführungen am Hofe ab Ende 16. Jahrhundert. Seit 1750 ständige Hofoper im Neuen Lusthaus, unter Hofkapellmeister N. Jommelli 1753 — 1769 mit europäischem Ruf, ab 1777 allmählich allgemein zugängliches Hoftheater, Höhepunkte 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts und unter Intendant Baron Putlitz. 1918 staatlich, 1925 Württembergisches Landestheater, 1933 Württembergisches Staatstheater.
Patrozinium: Heilig Kreuz
Ersterwähnung: 1320 [1320/21]
Jüdische Gemeinde: Synagoge, einfacher Bau 1834 mit der Bildung der israelitischen Gemeinde, Neubau 1861, im Jahre 1938 niedergebrannt, 1951/52 wiederaufgebaut.

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