Martin, Karl Joseph 

Geburtsdatum/-ort: 28.03.1867;  Emmendingen
Sterbedatum/-ort: 12.07.1956;  Freiburg
Beruf/Funktion:
  • Realgymnasiumsdirektor, Heimatforscher
Kurzbiografie: 1873-1876 Volksschule Emmendingen
1876-1879 Höhere Bürgerschule Emmendingen
1879-1885 Berthold-Gymnasium Freiburg mit Abitur
1885-1887 Studium der Geschichte, der romanischen und germanischen Philologie Freiburg
1887-1888 Studium Paris
1888-1889 Fortsetzung und Abschluß des Studiums Freiburg
1888 Promotion phil. Freiburg
1889-1893 Lehramtspraktikant Mannheim und Rastatt
1893-1897 Prof. an der Realschule (später Oberrealschule mit Realgymnasium) Baden-Baden
1896-1897 Studienaufenthalt Italien
1897-1901 Prof. am Gymnasium Bruchsal
1901-1907 Vorstand der Realschule Sinsheim
1907-1908 Realschuldirektor Freiburg
1908-1913 Direktor der Oberrealschule mit realgymnasialer Abteilung; ab 1909 mit Realprogymnasium
1913-1924 Direktor des Realgymnasiums mit Oberrealschule
1924-1932 Direktor des Realgymnasiums
1928-1932 Leiter des Pädagogischen Seminars (= Studienseminar) Freiburg
1910 (9. 9.) Ritterkreuz I. Klasse des Ordens vom Zähringer Löwen
1916 (9. 9.) Kriegsverdienstkreuz
1917 (28. 12.) Ernennung zum Geheimen Hofrat
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Verheiratet: 9. 9. 1897 Elisabetha, geb. Buscher (gest. 29. 3. 1952 Freiburg)
Eltern: Vater: Florentin Martin, Drechsler
Mutter: Maria Anna Martin, geb. Schleer
Geschwister: 5 (2 Brüder, 3 Schwestern)
Kinder: 1 Sohn
GND-ID: GND/1012286002

Biografie: Clemens Siebler (Autor)
Aus: Badische Biographien NF 3 (1990), 179-180

Martins herausragende Qualifikation im höheren Schuldienst wird bereits dadurch sichtbar, daß er schon 34jährig zum Vorstand der Realschule in Sinsheim ernannt wurde. Sechs Jahre später (1907) erfolgte seine Berufung als Direktor an die in der Freiburger Nordstadt gegründete höhere Lehranstalt (heutiges Kepler-Gymnasium). Noch vor der Aufnahme des Unterrichtsbetriebs hatte sich der Bürgerausschuß dafür ausgesprochen, die ursprünglich als Oberrealschule projektierte Anstalt mit dem damals modernen Schultyp des Realgymnasiums (Schwerpunkte Latein, Mathematik und Naturwissenschaften) zu verbinden. Der stufenweise Auf- und Ausbau der neuen Schule, die von 1913 an Vollanstalt war, ließ in den entscheidenden Phasen die willensstarke und sichere Hand des Schulleiters Martin erkennen. Mit unbeirrbarer Zielstrebigkeit nahm er die ihm übertragene Aufgabe wahr und machte die Schule zu einem der damals führenden modernen Gymnasien in Baden. War auch während eines Vierteljahrhunderts das Ansehen jener Schule maßgeblich von der Persönlichkeit Martins geprägt, so trat der Direktor in seiner bescheidenen und menschlich anziehenden Art dennoch immer hinter der Institution zurück. Nie ließ er sich vom persönlichen Ehrgeiz treiben, wenn es darum ging, der Idee einer fortschrittlichen und zeitgemäßen höheren Schulbildung zum Durchbruch zu verhelfen. Nach langen Jahren des Aufbaus war er abermals um der Sache willen bereit, die Oberrealschule organisatorisch auszugliedern und künftig selbst nur das Realgymnasium weiterzuführen (1924).
Martins pädagogische Geschicklichkeit erwies sich auf vielfältige Weise. Nicht nur als Lehrer und Direktor wirkte er in seiner Schule. Den Bedürfnissen und berechtigten Wünschen einer veränderten Zeit Rechnung tragend, förderte er nachdrücklich den Bau eines Schullandheimes (1925), um seinen Schülern neben der geistig-intellektuellen Entfaltung auch die notwendige körperlich-physische Entspannung angedeihen zu lassen. In diesem Sinn muß auch der von ihm geförderte Werkunterricht gesehen werden.
Martin lag viel daran, die höhere Schule in beständigem und engem Kontakt zur Wissenschaft zu halten. Die Neuphilologische Gesellschaft, deren Vorsitzender er viele Jahre war, ermöglichte den gewünschten Brückenschlag zur Hochschule. Auch als Schulbuchautor tat sich Martin hervor, nicht nur mit dem in zahlreichen Auflagen erschienenen „Grundriß der deutschen Sprache“, den er zusammen mit Ludwig Sütterlin herausgab, sondern auch mit einer italienischen Grammatik. Seine große Liebe zur Geschichte, Kultur und Sprache Italiens hatte er bereits mit seiner Dissertation und einem früheren Studienaufenthalt bekundet. Martins große Sachkompetenz in allen pädagogischen und fachdidaktischen Fragen wurde vor allem im Kultusministerium geschätzt. Daher war er seit 1928 zusätzlich mit der Leitung des in Freiburg neugegründeten Studienseminars betraut.
Mit seinem Eintritt in den Ruhestand (1932) fand Martin die nötige Muße, sich heimatgeschichtlichen Forschungen zu widmen. Es war keineswegs zufällig, daß er als Pädagoge über den Weg der praktischen Anschauung zu dieser neuen Betätigung gelangte. Die von ihm an seinem Ferienort Gressoney gemachten Sprachbeobachtungen veranlaßten ihn, sich mit der wissenschaftlichen Erforschung der in der Folge des Dreißigjährigen Krieges in Südwestdeutschland eingewanderten Familien aus Savoyen zu beschäftigen. Seine Forschungsergebnisse haben zwischen 1935 und 1955 in mehreren Aufsätzen ihren Niederschlag gefunden.
Werke: Gesamtverzeichnis des deutschsprachigen Schrifttums (GV); 1911-1965, Bd. 85, 80 und Bd. 129 („Sütterlin“) 352, München 1979/80; Theoderich der Große bis zur Eroberung Italiens. Freib. Phil. Diss. 1888, Freiburg 1888; Die italienische Gemeinde Gressoney am Monte Rosa und ihre Beziehungen zum Breisgau, in: Schau-ins-Land, hg. vom Breisgau-Verein, 62, 1935, 32-55; Einwanderung aus der italienischen, aber deutschsprechenden Gemeinde Gressoney am Monte Rosa, in: BH 24, 1937, 48; Die Einwanderung aus Savoyen nach Südbaden. Ein Beitrag zur Erforschung der blutmäßigen Zusammensetzung unserer Bevölkerung, in: Schau-ins-Land, 65/66., 1938/39, 3-118; Die savoyische Einwanderung in das alemannische Süddeutschland, in: D. A. für Landes- und Volksforschung, 6, 1942, 647-658; Die Unternehmerfamilie Litschgi in Krozingen, in: Schau-ins-Land, 71, 1953, 95-123; Die Einwanderung aus Savoyen in das Allgäu und in einige angrenzende Gebiete, in: Alte Allgäuer Geschlechter, hg. von A. Weitnauer, Nr. XXXII; Allgäuer Heimatbücher, 48. Bändchen, Kempten 1955.
Nachweis: Bildnachweise: Fotos StAF, Bildnissammlung.

Literatur: N.N., Schulmann und Heimatforscher. Zum Tode von Dr. K. Martin, in: BZ, 11, 1956, Nr. 161, 18; H. Maierheuser, In memoriam: Geh. Rat. Dr. K. Martin, in: BH, 36, 1956, 223/24; E. Bender, Zum Gedächtnis an Direktor Dr. K.Martin, in: 50-Jahr-Feier 1907-1957 Kepler-Gymnasium Freiburg, Freiburg 1957, 35.
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