Haas, Otto 

Geburtsdatum/-ort: 14.08.1864;  Ludwigsburg
Sterbedatum/-ort: 31.12.1930;  Stuttgart
Beruf/Funktion:
  • Generalleutnant
Kurzbiografie: 1882–1901 Württ. Grenadierregiment Nr. 123, Württ. Infanterieregimenter Nr. 126 und Nr. 125, Kriegsakademie (1891 – 1894); 1882 Portepeefähnrich, 1882 Leutnant, 1892 Oberleutnant, 1896 Hauptmann
1901–1905 Unteroffiziersschule Marienwerder: Kompanieführer
1905–1908 Generalkommando XIII. Armeekorps: Adjutant; 1905 Major
1908–1913 Württ. Grenadierregiment Nr. 119: Bataillonskommandeur; 1912 Oberstleutnant
1913–1914 Württ. Füsilierregiment Nr. 122: Stab
1914–1916 Württ. Infanterieregiment Nr. 124: Kommandeur; 1914 Oberst
1916–1918 54. und 51. Infanteriebrigade, 44. Reservedivision: Kommandeur; 1917 Generalmajor
1918–1919 26. Infanteriedivision: Stab
1919–1920 Reichswehrbrigade 13: Führer; Landeskommandant von Württemberg
1920 Reichswehrbrigade 5: Befehlshaber; Generalleutnant
1921 Wehrkreis VI: Infanterieführer; 2.8.1921: Abschied vom Heer
1926–1928 Vorsitzender der Deutschen Volkspartei, Ortsgruppe Stuttgart
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Auszeichnungen (Auswahl): Orden der Württ. Krone (Ehrenkreuz, 1914); Eisernes Kreuz (1. Klasse, 1914); Württ. Militärverdienstorden (Ritter, 1914); Preußischer Königlicher Kronenorden (2. Klasse mit Schwertern, 1916); Preußischer Roter Adlerorden (2. Klasse, 1918), Ehrenmitglied der DVP, Ortsgruppe Stuttgart (1930)
Verheiratet: 1. 26.9.1891 (Karlsruhe) Clementine, geb. Groß († 25.7.1919)
2. Hedy, geb. Keller
Eltern: Vater: Karl Haas (1832–1894), Oberst (char.)
Mutter: Agnes, geb. Binder
Kinder: 3 (aus 2. Ehe)
GND-ID: GND/116348143

Biografie: Wolfgang Mährle (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 95-96

Otto Haas stammte sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits aus württembergischen Offiziersfamilien. In preußischen Kadettenanstalten erzogen, trat er am 24. April 1882 als Portepeefähnrich in das Grenadierregiment König Karl Nr. 123 ein. In den folgenden mehr als drei Jahrzehnten zwischen 1882 und 1914 diente Haas in verschiedenen Funktionen vor allem in Regimentern und Kommandobehörden des XIII. (königlich-württembergischen) Armeekorps. Er absolvierte die sog. Adjutantenkarriere: Nach erfolgreichem Besuch der Kriegsakademie in Berlin in den Jahren 1891 bis 1894 wirkte Haas unter anderem von 1896 bis 1898 als Adjutant der 53. Infanteriebrigade, in den Jahren 1905 bis 1908 als Adjutant des Generalkommandos des XIII. Armeekorps. Der Dienst im württembergischen Heer wurde unterbrochen in den Jahren 1901 bis 1905; Haas war in dieser Zeit als Kompanieführer an der Unteroffiziersschule Marienwerder tätig. Noch vor Kriegsbeginn 1914 erlangte Haas den Dienstgrad eines Obersten.
Im Ersten Weltkrieg wirkte Haas zunächst von August 1914 bis Februar 1915 sowie von April 1915 bis April 1916 als Kommandeur des Infanterieregiments Nr. 124. Diese Formation war in den ersten beiden Kriegsjahren zunächst in den Argonnen, dann in Flandern eingesetzt. Im April 1916 übernahm Haas das Kommando über die 54. Infanteriebrigade. Von Juli 1916 bis März 1918 befehligte er die 51. Infanteriebrigade; Haas war dabei zunächst an der Sommeschlacht, im Kriegsjahr 1917 vor allem an den Kämpfen bei Arras und in Flandern sowie an der Offensive der Mittelmächte gegen Italien (12. Isonzoschlacht) beteiligt. In der deutschen Frühjahrsoffensive 1918 führte der inzwischen zum Generalmajor beförderte Haas die 44. Reservedivision. Haas war als energischer Kommandeur bekannt, der zahlreiche militärische Erfolge vorweisen konnte. Seinen Untergebenen trat er bisweilen mit großer Härte gegenüber. Im Jahr 1916 wurde er in einem militärgerichtlichen Verfahren wegen Misshandlung und Beleidigung eines ihm unterstellten Soldaten zu einer geringfügigen Strafe verurteilt.
Eine bedeutende innenpolitische Rolle erlangte Haas nach Kriegsende 1918. Er wurde im Februar 1919 vom württembergischen Generalkommando zum Befehlshaber von neu aufzustellenden Grenzschutzeinheiten ernannt. Die von Haas ursprünglich für den Schutz der deutschen Ostgrenze in Münsingen gebildete „Württembergische Freiwilligenabteilung Haas“ kam im April 1919 bei der Niederschlagung der Münchener Räterepublik zum Einsatz. In der 1919 formierten Vorläufigen Reichswehr, im Übergangsheer sowie in der seit Januar 1921 bestehenden Reichswehr übernahm Haas herausgehobene Funktionen. Von August 1919 bis Mai 1920 wirkte er als Führer der Reichswehrbrigade 13 in Stuttgart und bekleidete in dieser Zeit auch das neu geschaffene Amt des Landeskommandanten von Württemberg. Haas initiierte unter anderem kriegsgeschichtliche Arbeiten über die Einsätze der württembergischen Truppen im Ersten Weltkrieg. Im Frühjahr 1920 war Haas an der Niederschlagung der linksgerichteten Aufstände im Ruhrgebiet beteiligt. Als Anhänger der vom ersten Chef der Heeresleitung Walther Reinhardt vertretenen Militärpolitik geriet er nach dessen Rücktritt im März 1920 sowie der anschließenden Berufung Hans von Seeckts zum Nachfolger Reinhardts zunehmend ins Abseits. Im Mai 1920 nach Frankfurt/Oder und am 1. Januar 1921 nach Hannover versetzt, nahm er nicht zuletzt aus diesem Grund im August 1921 seinen Abschied von der Reichswehr.
Nach dem Ende seiner militärischen Dienstzeit engagierte sich Haas politisch in der Deutschen Volkspartei (DVP). Er erblickte in Gustav Stresemann eine befähigte Führerfigur. Haas befürwortete 1925 die Wahl Hindenburgs zum Reichspräsidenten und bezog gegen die entschädigungslose Enteignung der ehemals regierenden Fürstenhäuser Stellung. Antisemitische Positionen lehnte Haas ab. Im Jahr 1926 übernahm der General den Vorsitz der Ortsgruppe Stuttgart der Deutschen Volkspartei, musste das Amt jedoch bereits nach zwei Jahren aus gesundheitlichen Gründen wieder abgeben. Haas fungierte ein Jahr lang als Stellvertretender Landesvorsitzender der Deutschen Volkspartei in Württemberg. Im Mai 1930 wurde er zum Ehrenmitglied der Ortsgruppe Stuttgart seiner Partei ernannt.
Quellen: HStAS, M 355–358 (Württ. Freiwilligenformationen); HStAS, M 365 (Württ. Landeskommandant); HStAS, M 366 (Reichswehrbrigade 13); HStAS, M 430/2 Bü 727 (PA); HStAS, M 660/099 (Militärischer NL); HStAS, M 743/2, Bü 191 (Zeitungsausschnitte).
Werke: mschr. Denkschriften zu politischen Themen in M 660/099.
Nachweis: Bildnachweise: HStAS, M 703 R191N8, R 191aN12 und R 1022N6.

Literatur: Gerhart Binder, Otto Haas – ein „preußischer Schwabe“, in: Schwäbische Heimat 39 (1988), 227–239; Peter Keller, Württ. Freiwilligen- und Reichswehreinheiten 1918–1921. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Freikorps, Magisterarbeit Univ. Augsburg 2008.
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