Freiherr (ab 1916 Graf) von Soden (ab 1887 Soden-Fraunhofen), Maximilian Maria Julius Konstantin August 

Geburtsdatum/-ort: 07.08.1844;  Ludwigsburg
Sterbedatum/-ort: 22.12.1922; München
Beruf/Funktion:
  • bayerischer Staatsminister
Kurzbiografie: Jurastudium in Tübingen, Berlin und München, Mitglied des Tübinger Korps Suevia
25.5.1868 Immatrikulation bei der Freiherrenklasse des Königreichs Bayern
1868 Rechtspraktikant am Münchner Stadtgericht, anschließend am Bezirksamt Vilshofen, danach Studium an der Forstakademie Tharandt, Fideikommißherr auf Alt- und Neufraunhofen
1874–1884 MdR für den Wahlkreis Oberbayern 5 (Wasserburg)
1875–1892 Mitglied der bayerischen Kammer der Abgeordneten, bis 1881 für den Wahlbezirk Wasserburg, ab 1881 für den Wahlkreis Freising
8.4.1887 Namen- und Wappenvereinigung mit dem ausgestorbenen niederbayerischen Haus der Freiherren von Fraunhofen
1893–1918 Präsident des Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern und des Bayerischen Landwirtschaftsrats, Vizepräsident des Deutschen Landwirtschaftsrats
1893–1912 Verbandsdirektor des (neu gegründeten) Bayerischen Landesverbands landwirtschaftlicher Darlehenskassenvereine
1895–1918 lebenslänglicher Reichsrat der Krone Bayern, Kgl. Bayerischer Kämmerer
seit 1896 Aufsichtsrat der (neu gegründeten) Bayerischen Landwirtschaftsbank
12.2.1912 Bayerischer Staatsminister des Innern
7.12.1916 Rücktritt vom Ministeramt, Erhebung in den Grafenstand (Immatrikulation am 31.1.1917)
11.12.1916 nach Rücktritt vom Ministeramt Versetzung in den Ruhestand
Weitere Angaben zur Person: Religion: rk.
Auszeichnungen: Auszeichnungen: Ehrenpräsident des Bayerischen Landesverbands landwirtschaftlicher Darlehenskassenvereine (1912), Dr.-ing. e. h. der TH München, Ehrenritter des souveränen Malteser-Ordens
Verheiratet: 1869 (Haidenburg) Franziska, geb. Freiin von Aretin (1849–1937)
Eltern: Vater: August Frhr. von Soden, württ. Staatsrat und Regierungspräsident
Mutter: Helene, geb. Gfn. von Drechsel auf Deufstetten
Kinder: 3 Söhne, 1 Tochter
GND-ID: GND/117442690

Biografie: Franz Maier (Autor)
Aus: Württembergische Biographien 2 (2011), 276-278

Die Familie von Soden entstammte ursprünglich einem erstmals im 14. Jahrhundert auftretenden Ratsgeschlecht der Stadt Hannover, 1791 erfolgte ihre Aufnahme in die fränkische Reichsritterschaft. Sodens Vater August, Regierungspräsident des Neckarkreises, erhielt 1831 die Anerkennung seines Freiherrenstands durch den König von Württemberg. Sein Sohn Maximilian ließ sich nach seinem Jurastudium dauerhaft im Königreich Bayern nieder, wo er zunächst ab 1868 als Rechtspraktikant am Stadtgericht München und am Bezirksamt Vilshofen tätig war, sich 1869 verheiratete und von seinem kinderlosen Großonkel Freiherr von Fraunhofen, dem letzten Vertreter eines alten niederbayerischen Adelsgeschlechts, das Gut Neufraunhofen erbte. Er verließ nun den Justizdienst und absolvierte ein Studium an der sächsischen Forstakademie Tharandt, um sich künftig der Bewirtschaftung seines Guts widmen zu können. Ab 1887 führte er in Fortsetzung der Tradition dieses alten Niederadelsgeschlechts, das als einziges in Altbayern bis zum Ende des alten Reiches seine Reichsunmittelbarkeit bewahrt hatte, den Namen „Soden-Fraunhofen“.
Daneben begann er nun, sich innerhalb der katholisch-konservativen Bayerischen Patriotenpartei (1887 umbenannt in „Bayerische Zentrumspartei“) politisch zu betätigen. 1874 wurde er für den Wahlkreis Wasserburg in den Reichstag gewählt, dem er bis 1884 angehörte (als Mitglied in mehreren Kommissionen und Ausschüssen sowie bis 1881 als Schriftführer). Ab 1875 war er zugleich Mitglied der zweiten Kammer des bayerischen Landtags, der Kammer der Abgeordneten, zunächst für den Wahlbezirk Wasserburg, ab 1881 für den Wahlkreis Freising. Auch hier bekleidete er das Amt des Schriftführers im Präsidium, dazu war er Mitglied in zahlreichen Ausschüssen und ab 1881 in der Bibliothekskommission. In seiner politischen Arbeit konzentrierte er sich – seinem Beruf als Großgrundbesitzer entsprechend – zunehmend auf agrarische Fragen. Nach seinem Ausscheiden aus dem Landtag verlagerte er seine Tätigkeit vollständig auf dieses Feld und übernahm 1893 den Vorsitz des Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern, des Bayerischen Landwirtschaftsrats und des Bayerischen Landesverbands landwirtschaftlicher Darlehenskassenvereine. Einen weiteren Aufstieg in der Politik markierte 1895 seine Ernennung zum lebenslänglichen Mitglied der Kammer der Reichsräte, der ersten Kammer des bayerischen Landtags.
Nach der Wahl zur Abgeordnetenkammer im Jahr 1912, bei der die Zentrumspartei (wie schon bei jeder vorangegangenen Wahl seit 1869) wieder die Mehrheit der Stimmen errungen hatte, beauftragte Prinzregent Luitpold erstmals einen Zentrumspolitiker mit der Regierungsbildung, nachdem die bayerische Politik bis dahin jahrzehntelang von einem Gegensatz zwischen liberalen Ministerien und katholisch-konservativer Parlamentsmehrheit geprägt gewesen war. Zum neuen bayerischen Ministerpräsidenten wurde Georg Freiherr von Hertling ernannt, bisher Vorsitzender der Zentrumsfraktion im Reichstag. Als neuen Innenminister schlug Hertling seinen Partei- und Duzfreund Soden-Fraunhofen vor, der sein neues Amt am 12. Februar 1912 übernahm.
Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 kam es angesichts der zunehmenden Ernährungskrise infolge der englischen Seeblockade ab Juni 1915 im bayerischen Ministerrat zu Differenzen wegen des Vorgehens gegen Preistreibereien. Während Soden-Fraunhofen in der Öffentlichkeit als Großagrarier und Interessenvertreter der Landwirtschaft galt, forderte der Kriegsminister Otto Kreß von Kressenstein eine staatliche Regelung des gesamten Lebensmittelverkehrs, um Unruhen unter der städtischen Bevölkerung zu vermeiden, worin er sich mit den Interessen der SPD traf. Soden-Fraunhofen lehnte dies ab und geriet deshalb in der Folgezeit immer wieder unter Beschuss von Seiten der SPD-nahen Presse und sozialdemokratischer Abgeordneter, die ihm Versagen in der Lebensmittelversorgung und Parteilichkeit in Ernährungsfragen zugunsten der Landwirte vorwarfen. Nach ersten Hungerdemonstrationen in München beschlossen König und Ministerrat am 21. Juni 1916 die Bildung eines „Beirats für das Ernährungswesen“ beim Innenministerium, in den auch ein SPD-Abgeordneter aufgenommen wurde.
Die Differenzen innerhalb des Ministerrates eskalierten schließlich in der bayerischen „Ministerkrise“ von 1916. Nach Veröffentlichung eines Leitartikels in der sozialdemokratischen Zeitung „Münchener Post“, in dem der bayerischen Regierung Unfähigkeit und Versagen in der Wirtschafts- und Ernährungspolitik vorgeworfen wurde, unterstützte Soden-Fraunhofen am 22. November 1916 in einer Sitzung des Ernährungsbeirates den dort erhobenen Vorwurf gegen den Kriegsminister, dieser begünstige in seiner Zensurpolitik einseitig die sozialdemokratische Presse. Nachdem dies Kreß zu Ohren gekommen war, erklärte er in einer Note vom 25. November an Ministerpräsident Hertling eine Zusammenarbeit mit dem Innenminister unter diesen Umständen für unmöglich und forderte in einer weiteren Note an Hertling vom 27. November eine förmliche Entschuldigung Soden-Fraunhofens im Ernährungsbeirat. Soden-Fraunhofen lehnte dies ab und äußerte am 1. Dezember Rücktrittsabsichten gegenüber seinen Ministerkollegen. Nachdem Kreß sich daraufhin am 2. Dezember verhandlungsbereit zeigte und sich gegen einen Rücktritt Soden-Fraunhofens aussprach, machte dieser seinen Rücktrittsentschluss wieder rückgängig. Als jedoch der Ministerrat am Tag darauf in einer Sitzung ohne die beiden Kontrahenten die Einsetzung eines eigenen, vom Innenminister weitgehend unabhängigen Kommissars für Ernährungsfragen beschloss, trat dieser endgültig zurück. König Ludwig III. erklärte sich am 4. Dezember nur dann bereit, das Rücktrittsgesuch Soden-Fraunhofens anzunehmen, wenn auch Kreß aus seinem Amt ausscheide. Bei der Entlassung der beiden Minister am 7. Dezember 1916 machte der König seine persönliche Haltung in dieser Frage dadurch deutlich, dass er Soden-Fraunhofen in den erblichen Grafenstand erhob, während sein Widersacher Kreß mit dem Kommando über das 6. Chevaulegersregiment abgespeist und politisch kaltgestellt wurde. Soden-Fraunhofen hingegen wirkte noch bis 1918 als Reichsrat an wichtiger, wenn auch nicht mehr entscheidender Position in der bayerischen Politik. Nach 1918 soll Ludwig III. geäußert haben, dass die Revolution nicht gekommen wäre, wenn Soden-Fraunhofen Innenminister geblieben wäre, was noch einmal die Wertschätzung des Königs für Soden-Fraunhofen deutlich macht. Auf Seiten seiner politischen Gegner wurde dies naturgemäß anders gesehen: Adolf Müller, Sprecher der SPD im Finanzausschuss der Abgeordnetenkammer, äußerte dort ein Jahr nach der Ministerkrise, am 1. Dezember 1917, dass der Rücktritt Soden-Fraunhofens auf die städtische Bevölkerung sehr beruhigend gewirkt habe, weil er ihr Misstrauen gegen die agrarischen Maßnahmen der Regierung weitgehend beseitigt habe.
Quellen: BayHStA MF 67117, MInn 64866, Staatsrat 8157.
Nachweis: Bildnachweise: Hüttl, 42.

Literatur: Walter Schärl, Die Zusammensetzung der Bayerischen Beamtenschaft von 1806 bis 1918, 1955; Willy Albrecht, Landtag und Regierung in Bayern am Vorabend der Revolution von 1918, 1968; Werner Blessing, Soden-Fraunhofen, Maximilian Graf von, in: Karl Bosl (Hg.), Bosls Bayerische Biographie, 1983, 731; Genealogisches Handbuch des Adels, Bd. 101, hg. vom Deutschen Adelsarchiv e.V., Limburg a. d. Lahn 1991, 332; Ludwig Hüttl, 1893–1993 Genossenschaftsverband Bayern (Raiffeisen/Schulze-Delitzsch) e.V., München. Eine Chronik der landwirtschaftlichen und gewerblichen Genossenschaftsverbände in Bayern seit dem 19. Jh., 1993; Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß, Soden-Fraunhofen, in: NDB 24, 2010, 521–523.
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