Wolff, Gertrude (Trude) Victoria 

Andere Namensformen:
  • Claudia Martell und Elinor Colling
Geburtsdatum/-ort: 10.12.1903;  Heilbronn
Sterbedatum/-ort: 16.09.1992; Los Angeles
Beruf/Funktion:
  • Schriftstellerin, Verfolgte des NS-Regimes
Kurzbiografie:

1922 Abitur am Knaben-Realgymnasium, heute: Robert-Mayer-Gymnasium, Heilbronn

1922–1923 Chemie-Studium in Heidelberg, SS 1922, und München, WS 1922/1923 und SS 1923; zugleich Besuch literaturwissenschaftlicher Lehrveranstaltungen

1923 Rückkehr nach Heilbronn, Schriftstellerin und Journalistin

1933–1940 Exil in Ascona, Schweiz, bis 1939, dann in Nizza

1940–1941 Flucht in die USA; dort in der Columbia University, NY, Besuch von Kursen in amerikanischer Literatur und Shortstory Writing

1943–1949 Drehbuchautorin in Hollywood

1949 nach Urheberrechtsstreit mit der Film-Industrie über das Drehbuch von „Case history“ wieder Romanschriftstellerin und Journalistin

Weitere Angaben zur Person: Religion: israelitisch
Auszeichnungen: Ehrungen: Certificate of Merit of Distinguished Historical Biography, London (1972); Preis der Hollywood Foreign Press Association (1972).
Verheiratet:

I. 1924 (Heilbronn) Alfred Wolf (1898–1981), Textilfabrikant, gesch. 1947

II. 1949 (Los Angeles) Erich Wolff (1895–1981), Kardiologe


Eltern:

Vater: Jakob Victor (1869–1918), Mitinhaber einer Fabrik für Unterleder

Mutter: Irma, geb. Loewenthal (1879–1965)


Geschwister:

Maja (geb. 1905)


Kinder:

2 aus I.; Ursula (geb. 1926) und Frank (geb. 1928)

GND-ID: GND/11744328X

Biografie: Michael Kitzing (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 7 (2019), 576-581

Wolff wurde in einen großbürgerlichen Heilbronner Haushalt geboren. Der Vater, Mitinhaber einer Lederfabrik, gehörte mit knapp 250 Angestellten zu den größten Arbeitgebern der Stadt und stiftete als sozial engagierter Mann für Bedürftige im I. Weltkrieg. Ihre sorgenfreie Jugend überhöhend setzte Wolff später, wie Anke Heimberg feststellte, eine ganze Reihe von Erzählungen in Umlauf. Beispielsweise will sie in jungen Jahren schon für die „Neckar-Zeitung“ unter Chefredakteur Theodor Heuss gearbeitet haben. Tatsächlich ließen sich Artikel der damals 9 bis 14–jährigen(!) aber nicht finden. Glaubwürdiger mag die Behauptung sein, sie habe Mathematik-Nachhilfeunterricht von Albert Einstein erhalten, auch wenn kein Erfolg sich einstellte. Einstein war mit ihrer Mutter verwandt und weilte 1915/16 mehrfach in Heilbronn. Auch die Behauptung, sie sei das erste Mädchen gewesen, das am Realgymnasium das Abitur bestanden habe, lässt sich so nicht verifizieren. Sie hatte aber eine Sondergenehmigung, um in dieses Knabengymnasium mathematisch-naturwissenschaftlicher Ausrichtung aufgenommen zu werden.

Nach dem Abitur studierte Wolff in Heidelberg und München den Vorstellungen ihres inzwischen verstorbenen Vaters folgend Chemie. Von den literaturwissenschaftlichen Veranstaltungen, die sie unterdessen auch besuchte, wusste die Familie nichts. 1923 brach sie dieses Studium ab und heiratete im darauffolgenden Jahr mit dem Textilfabrikanten Alfred Wolf einen Jugendfreund, der eine „gute Partie“ war, auch wenn sie diese Ehe später als von den Eltern arrangierte Vernunftehe abwertete und in ihrem literarischen Schaffen wiederholt kritisierte. Aus dieser Ehe gingen zwei Kinder hervor, die Wolff aber dank Hauspersonal nicht weiter belasteten, so dass sie sich ganz der Schriftstellerei widmen konnte.

Sie veröffentlichte Reportagen in der „Neckar-Zeitung“, im Stuttgarter „Neuen Tagblatt“, der „Frankfurter Zeitung“ und in „Die Dame“. Ihren Erstling, „Eine Frau wie du und ich“, die Romanbiographie der französischen Schriftstellerin George Sand (1804–1876), schrieb Wolff 1932. Nach ihrer Überzeugung war Sand „die erste emanzipierte Frau Frankreichs“ (Rudolf Hirschmann, Victoria Wolff, 1976, S. 674 mit Anm. 2). Die Idee für diesen sorgfältig recherchierten Roman kam ihr beim Besuch einer Vorstellung des Dramas „Flucht nach Venedig“ von Georg Kaiser (1878–1945), in dem George Sand im Mittelpunkt stand, jedoch nach Überzeugung Wolffs auf ihr Verhältnis mit Alfred de Musset (1810–1857) reduziert worden sei, was sie missbilligte.

Nach der Veröffentlichung des Buches erhielt Wolff einen Auftrag des Kölner Verlegers Joseph Dumont, so dass sie mit ihrem Mann und einem befreundeten Heilbronner Rechtsanwalt eine Reportage-Reise in die Sowjetunion machen konnte, um über den Lebensalltag der Frau dort zu berichten. Nach der NS-„Machtergreifung“ durfte das nicht mehr veröffentlicht werden. Noch 1932 erschien in der „Kölnischen Zeitung“ der Fortsetzungsroman „Mädchen im Dreieck“, der unter dem Titel „Mädchen was nun“ auch in Buchform veröffentlicht wurde. Darin verarbeitete Wolff Erfahrungen aus ihrer Studentenzeit: „Die Literaturstudentin Barbara Warenkamp ist im München der 1920er Jahre auf der Suche: nach sich selbst, nach dem richtigen Beruf und nach dem Mann fürs Leben – in dieser Reihenfolge wohl gemerkt“ (Anke Heimberg, Victoria Wolff, 2000, S. 219). Kritiken dieses zweiten Romans waren hervorragend. Die „Hannoversche Zeitung“ kommentierte ihn als „Menschwerdung eines überaus gebildeten modernen Mädchens“ (ebd., S. 220). Er sei von einer klugen, geistvollen Frau verfasst. Auch international wurde man auf dieses Werk aufmerksam, das ins Französische und Schwedische übersetzt wurde.

Barbara Warenkamp war von Anfang an eine emanzipierte, selbstsichere junge Fraund Sybille Lucka, die Heldin von Wolffs drittem Werk „Eine Frau hat Mut“, gewann erst allmählich das Format einer eigenständigen Persönlichkeit. Die anfangs nur verwöhnte Offizierstochter, dann Gattin eines Syndikus in der Industrie, war durch die Arbeitslosigkeit ihres Mannes dazu genötigt, arbeiten zu gehen. Es gelang ihr, sich als Hilfskraft bis zur Abteilungsleiterin in einem großen Warenhaus hochzuarbeiten. Der der neuen Sachlichkeit zugerechnete Roman beschreibt die Ängste der Menschen vor dem sozialen Absturz während der Weltwirtschaftskrise. Die Literaturkritik verglich diesen Roman mit Hans Falladas (1893–1947) „Kleiner Mann was nun“. Während der Protagonist Falladas jedoch scheitert, gewinnt hier die Heldin durch die Krise an Statur, auch wenn das Durchhalten zu Lasten der Ehe geht. Der Ehemann scheitert an der neuen Rollenverteilung, schämt sich, seine Frau um Geld bitten zu müssen. Es kommt zur Scheidung. Zur Vorbereitung dieses Romans hatte Wolff „undercover“ in einem Kölner Warenhaus gearbeitet und ihre Eindrücke dieser Zeit in der „Neckar-Zeitung“ und der „Kölnischen Zeitung“ beschrieben.

Die NS-„Machtergreifung“ wurde zur Wende in Wolffs Leben. Bereits beim Boykott gegen jüdische Ärzte und Geschäfte vom 1. April 1933 begab sich Wolff mit ihren Kindern ins Exil nach Ascona, wo sie in den 1920er Jahren Urlaub verbracht hatte. Ihr Mann blieb zunächst in Heilbronn und kümmerte sich um seinen Betrieb. 1936 wurde er zum Verkauf genötigt, worauf er für eine Wiener Textilfirma, zunächst dort, nach dem „Anschluss“ Österreichs aber in Frankreich tätig war. Seine Familie besuchte er an den Wochenenden.

Die Jahre in Ascona beschreibt Wolff als glücklichen Lebensabschnitt. Während sie in Heilbronn nur wenig Austausch mit Künstlerkollegen hatte, fand sie sich hier in einem Kreis verfolgter Literaten und Künstlern wieder, zu dem Leonhard Frank (1882–1961), Erich Maria Remarque (1898–1970) und die Schauspielerin Tilla Durieux (1880–1971) gehörten. In Ascona entstand der in der „Bibliothek zeitgenössischer Werke“ in Zürich, einem Ableger des Zsolnay-Verlages Wien veröffentlichte Sommerroman „Die Welt ist blau“, eine leichte Lektüre zwar, dennoch ein Aufruf „zu einem offenen, verständnis- und respektvollen, toleranten, freundschaftlichen, humanitären und friedvollen Umgang miteinander“ (Anke Heimberg, 2008, S. 214). Nachdem Wolff in Deutschland nicht mehr publizieren konnte, war die Zürcher „Bibliothek zeitgenössischer Werke“ ihr willkommenes Forum. Finanziell war es für Wolff jedoch wichtiger, dass sie ihre Romane im Vorabdruck in schweizerischen Tageszeitungen veröffentlichen konnte. „Die Welt ist blau“ erschien in der „Neuen Zürcher Zeitung“.

1933 war Wolff die Aufnahme in den Reichsverband deutscher Schriftsteller und dann in die Reichsschrifttumskammer verweigert worden. NS-Hass aber zog sie dann durch ihren im namhaften Exilverlag Querido in Amsterdam erschienenen einzigen politischen Roman „Gast in der Heimat“ auf sich, der vom Aufkommen des Nationalsozialismus in der schwäbischen Provinz handelt. Deutliche Bezüge zu Heilbronn und in der Hauptperson auch zu Wolff sind zu erkennen. Dieser Roman wurde 1936 im „Nachtrag I zur Liste des schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ genannt. 1940 wurde Wolffs Gesamtwerk verboten.

Während des Schweizer Exils entstand noch der Arztroman „Drei Tage“, den Wolff zu einem Drama umarbeitete, das im Theater an der Josephsstadt in Wien geprobt, jedoch nach dem „Anschluss“ Österreichs nicht gespielt werden konnte, 1944 wurde er ohne Kenntnis Wolffs unter dem Titel „Der gebieterische Ruf“ verfilmt.

Wolff konnte in Ascona nur dank der Veröffentlichungen in Tageszeitungen überleben. Häufig geschah dies anonym oder unter Pseudonymen wie Claudia Martell und Ellinor Colling. Dies verstieß jedoch gegen ihre Auflagen, um in der Schweiz bleiben zu dürfen. Als es bekannt wurde, fürchtete der Schweizer Schrifttellerverband um Einnahmen für einheimische Schriftsteller und denunzierte Wolff bei der Fremdenpolizei. Wolff musste 1939 die Schweiz verlassen. Im Juni 1939 zog sie nach Nizza, wo der Roman „Das weiße Abendkleid“ entstand. Vorstudien dazu waren 1938 in der „Basler Nationalzeitung“ erschienen, eine englische Fassung folgte 1941. Dieses Werk eröffnete Wolff den Weg nach Hollywood.

Der Beginn des II. Weltkrieges schuf chaotische Verhältnisse in Wolffs Familie. Ihr Ehemann, als feindlicher Ausländer interniert, meldete sich freiwillig für eine Arbeitskompanie der französischen Armee. Beim Einmarsch italienischer Truppen in Südfrankreich wollte Wolff ins Landesinnere fliehen, wurde bei einer Kontrolle jedoch als Spionin verdächtigt und mehrere Wochen interniert. Erlebnisse dieser Gefangenschaft erzählt der Roman „Guilty without trial“. Als sie nach dem Waffenstillstand wieder freikam, musste sie ihre Auslieferung an das NS-Regime befürchten. Antisemitismus war auch in Frankreich aufgekommen. Ihr Ehemann musste untertauchen, nachdem er, wie er sich selbst ausdrückte, überhastet demobilisiert worden sei, in französischer Lesart aber fahnenflüchtig war. Dies hatte die neuerliche Trennung der Familie zur Folge.

Bereits im Zusammenhang mit der Sudetenkrise hatte sich Wolff um die Auswanderung in die Vereinigten Staaten bemüht. Diese Bemühungen intensivierte sie mit Hilfe des Emergency Rescue Committee und erhielt im Oktober 1940 für sich und ihre Kinder die Einreisebewilligung in die USA. Mit großer Mühe gelang ihr schließlich im Dezember des gleichen Jahres der Transit durch Spanien und Portugal. Lediglich durch Zufall traf sie auf dem Bahnhof in Lissabon ihren Ehegatten, der sich dorthin durchgeschlagen hatte. Wiederum getrennt gelangten beide dann in die USA.

Die Emigration Wolffs in die USA war nur möglich geworden durch das Engagement ihrer Schwester Maja und deren Gatten, die 1939 nach Los Angelos übersiedelt waren und einen Geschenkartikelladen führten. Weitere Verwandte, darunter Albert Einstein, und Freunde wie Thomas (1875–1955) und Erika (1905–1969) Mann hatten sich für Wolff bei den amerikanischen Behörden eingesetzt. Schließlich leistete Edmund Billings noch eine Bürgschaft, den Wolff 1938 kennengelernt hatte. Damals hatte sie bereits einige Wochen in den Vereinigten Staaten zugebracht und eine Schweizer Tanzgruppe als Szenenschreiberin auf deren USA-Tournee begleitet. Edmund Billings lag übrigens der männlichen Hauptfigur in Wolff s Roman „Keine Zeit für Tränen“ zugrunde, in dem sie ihre Flucht in die Vereinigten Staaten literarisch verarbeitete.

In den USA lebte Wolff von ihrer Familie wieder getrennt. Ihr Ehemann arbeitete zunächst in Massachusetts, ihre Kinder kamen anfangs bei ihrer Schwester Maja in Los Angelos unter, während sie sich in New York aufhielt und an der Columbia University Lehrveranstaltungen in „Shortstory Writing“ besuchte, um ihren Schreibstil dem Geschmack der amerikanischen Leserschaft anzupassen. Dies gelang aber nicht so recht. Sie scheiterte weitgehend beim Versuch, Kurzgeschichten in amerikanischen Zeitungen zu platzieren. Jedoch konnte Wolff schon bald als Drehbuchautorin in Hollywood Erfolge feiern: So gelang es ihr, 1941 ihren Roman „The White Eveningdress“ an die 20th Century Fox zu verkaufen. Im Mittelpunkt dieser Story steht ein weißes Abendkleid, das die Potentiale der jeweiligen Trägerin im besonderen Maße zum Vorschein bringt. In stark überarbeiteter Form wurde die Geschichte unter dem Titel „Tales of Manhattan“ in Hollywoods Starbesetzung mit Rita Hayworth (1918–1987) und Charles Laughton (1899–1962) verfilmt.

Zwischen 1943 und 1949 schrieb Wolff zusammen mit dem Skriptschreiber Marc Conelly (1890–1980) und dem Filmdirektor Charles David eine Reihe weiterer Drehbücher: „Salut to a Lady“, „Truth in Demand“, „The Careful Dreamer“, „He Married his Widow“ und „Case history“. Alle waren erfolgreich, ihr Wochenverdienst lag bald bei 800 US $; andere europäische Exilliteraten mussten mit gerade einmal 100 $ pro Woche ihr Leben bestreiten. Die Zusammenarbeit mit Hollywood endete 1949, als es zwischen Wolff und den Filmstudios zu urheberrechtlichen Streitigkeiten um das Drehbuch „Case history“ kam. Daraus entwickelte sich ein langwieriger Prozess mit grundsätzlichem Charakter, der von Wolff zwar in allen Instanzen gewonnen wurde, die Hollywood-Studios jedoch vermieden fortan die Zusammenarbeit mit der streitbaren Autorin.

Während ihrer Tätigkeit als Drehbuchautorin ergaben sich Veränderungen im Privatleben Wolffs. Wegen der letztlich dauerhaften Trennung hatte sich ihre Ehe zerrüttet; die Scheidung geschah 1947. Zwei Jahre später heiratete Wolff den Kardiologen Erich Wolff, selbst Emigrant aus Berlin war er nun Prominentenarzt in Los Angeles. Dergestalt finanziell abgesichert konnte Wolff sich wieder dem Genre Roman zuwenden. Neben „Keine Zeit für Tränen“ entstanden „Liebe ist immer anders“, „Ein anderer Mann“, amerikanisch: „Brainstorm“, „Bräute für Amerika“, „Mutter und Tochter“, „Lügen haben lange Beine“ und „Liebe auf Kap Kennedy“, amerikanisch: „The girls from the cape“.

Nach eigener Einschätzung ihr bestes Werk und zugleich der finanziell größte Erfolg wurde „Stadt ohne Unschuld“. Dieser Roman basiert auf der von Wolff intensiv recherchierten und literarisch verarbeiteten Stadtgeschichte von Los Angeles von der Gründung der spanischen Kolonie 1781 bis zur Großstadt um 1900. Es war damals noch durchaus ungewöhnlich für eine europäische Schriftstellerin, eine Thematik ihres Gastlands aufzugreifen. Dieser Roman lässt auch Grundschemata von Wolffs Romanen klar erkennen. Sie basieren entweder auf historischem Hintergrund, eigenem Erleben oder beidem. Im Zentrum steht in der Regel eine starke Frauenpersönlichkeit, deren Lebens-, meist Liebesgeschichte erzählt wird.

Außer ihren Romanen hat Wolff viele Interviews und Portraits von Persönlichkeiten aus dem Showbusiness und bekannter Zeitgenossen veröffentlicht, die in den USA wie in Deutschland erschienen, in Österreich und der Schweiz, Ausdrücklich verstand sich Wolff dabei als „Kulturmittlerin“ (Heimberg, Emigration, 2005, S. 289) zwischen der alten und neuen Heimat. Unter den Portraits fallen Wolffs Arbeiten zum Heilbronner Oberbürgermeister Paul Meyle auf, für dessen Engagement um Kontakt und Aussöhnung mit den durch die Nationalsozialisten vertriebenen Heilbronner Juden Wolff überaus anerkennende Worte fand. Wolff hat auch wiederholt Einladungen nach Heilbronn angenommen; eine dauerhafte Rückkehr in ihre Heimatstadt war für sie dennoch undenkbar. Inzwischen fühlte sie sich ganz als Amerikanerin.

Nachdem das Werk Wolffs um die Jahrtausendwende fast vergessen war, hat die Literaturwissenschaftlerin Anke Heimberg eine ganze Reihe der Romane Wolffs neu aufgelegt und auch deren Bedeutung als Schriftstellerin in einer Vielzahl von Publikationen gewürdigt.

Quellen:

University of California Los Angeles, Library/Department of Special Collections/Manuscripts Division, Nachlass Victoria Wolff; StadtA Heilbronn B 021–62, Schriftwechsel mit Victoria Wolff, geb. Victor; B 033–475, Rückerstattungsverfahren für das Anwesen Moltkestr. 21 mit Parzelle 3352, B 033–482, Kauf u.nd Verwertung von Grundstücken jüdischer Besitzer, D 014–4, Briefwechsel mit V. W, ZS 10753, Victoria Wolff. Schriftstellerin, ZS 15251, Alfred Wolf, Kaufmann, Fabrikant.

Werke: (Auswahl) Eine Frau wie du und ich, 1932; Hinterm Ladentisch im Warenhaus, in: Neckar-Zeitung vom 3.9.1932; Verkäuferin Nr. 1394, in: Kölnische Zeitung/Wochenausgabe für das Deutschtum im Auslande vom 11. und 18.11.1932; Mädchen wohin? Roman, 1933; Eine Frau hat Mut, 1933; Die Welt ist blau. Ein Sommer-Roman 1934, zuletzt als Reprint hgg. von Anke Heimberg, 2008; Gast in der Heimat, 1935; (unter dem Pseudonym Ellinor Colling) Glück ist eine Eigenschaft, 1937; Drei Tage. Roman, 1937; Geflügelte Sonne, in: National-Zeitung, Basel, vom 21.12.1940 bis 13.3.1941; The White Evening Dress, 1941; Spell of Egypt. A Novel, 1943; Every Man for Herself, 1943; Salute to a Lady, Drehbuch, 1943; Truth in Demand, Drehbuch, 1943; He Married his Widow, Drehbuch, 1944; The Careful Dreamer, Drehbuch, 1944; König im Tal der Könige, 1945; Keinen Schritt zurück, in: National-Zeitung, Basel, vom 27.12.1945 bis 16.1.1946; Das listige Herz, in: National-Zeitung, Basel, vom 24.5.1946 bis 13.6.1946; Die Notlüge, in: National-Zeitung, Basel, vom 16.2.1949 bis 18.2.1949; Case history, Drehbuch, 1949; Das weiße Abendkleid, 1951, Reprint, hgg. von Anke Heimberg, 2006; Dreimal Carol Hansen, in: National- Zeitung, Basel, vom 9.4.1952 bis 26.5.1952; Mein Haus in der Wüste, in: Aufbau XIX Nr. 24 vom 12.6.1953, 30; Hinter den Türen der anderen Häuser, in: Aufbau XIX Nr. 35 vom 28.8.1953, 20; Ein Dichter liest vor, in: Aufbau XIX Nr. 46 vom 13.11.1953, 21 f.; Ein gutes Geschäft. Eine wahre Geschichte, in: Aufbau XIX Nr. 52 vom 25.12.1953, 16; (unter dem Pseudonym Claudia Martell), Keine Zeit für Tränen, 1954; Guilty without trial, in: Kurt Singer (Hg.), The World Greatest Spy Stories, 1954, 217–236; Verborgene Schätze in Hollywoods Hügeln, in: Aufbau XX Nr. 28 vom 9.7.1954, 15; Bittersüßer Nachruf auf 1954. Ludwig Marcuse im Jewish Club, in: Aufbau XX Nr. 52 vom 24.12.1954, 26; Der junge Einstein gab mir in Heilbronn Mathematik, in: Heilbronner Stimme vom 9.7.1955; Liebe ist immer anders, 1955; Der Mann ohne Fehlschläge. Besuch bei Richard Neutra, in: Aufbau XXI Nr. 17 vom 29.4.1955, 21; Wenn man an Filmstars schreibt, in: Aufbau XXI Nr. 29 vom 22.7.1955, 26; Der mutigste Reporter von Los Angeles, in: Aufbau XXI Nr. 35 vom 2.9.1955, 32; Stadt ohne Unschuld, 1956; Der Mann, der (beinahe) zu viel weiß. Über Stephen Longstreet, in: Aufbau XXIII Nr. 11 vom 15.3.1957, 26 und31; Besuch bei Erich Pommer, in: Aufbau XXIII, Nr. 19 vom 10.5.1957, 26; Mein Vaterland sind die Freunde, in: Aufbau XXIII Nr. 42 vom 18.10.1957, 15; Ein romantischer Wissenschaftler. Begegnung mit Heinz Haber, in: Aufbau XXIV Nr. 22 vom 30.5.1958, 19 f.; Zu Verkaufen. Gemälde. Die Geschichte des Martin Lowitz, in: Aufbau XXIV Nr. 51 vom 19.12.1958, 28: Ein anderer Mann, 1962 (bereits 1958 auf Englisch unter dem Titel Brainstorm); Bräute für Amerika, 1962; Jacob Gimpel – am Piano und privat, in: Aufbau XXVIII Nr. 46 vom 16.11.1962, 30; Das Herz am rechten Fleck, in: Madame, München, 11. November 1962; Der gute Bürgermeister von Heilbronn, in: Die Weltwoche, Zürich, vom 6. 12.1963; Der Mann von Heilbronn, in: Aufbau XXX, Nr. 25 vom 19.6.1964; Lügen haben lange Beine, 1964; Mutter und Tochter, 1964; Die Zeit der Tränen geht vorbei, 1969 (gekürzte, jetzt unter dem eigenen Namen – nicht mehr dem Pseudonym Claudia Martell – veröffentlichte Fassung von Keine Zeit für Tränen); Liebe auf Kap Kennedy, 1970; Der Feuersturm, 1977; Hass – Liebe – Hollywood. Meine dreißig Jahre als Unterhund. Unveröff. Typoskript 1978 und 1933–1939 - I remember, Unveröff. Typoskript (beide im Nachlass Victoria Wolff, vgl. Quellen).
Nachweis: Bildnachweise: Foto (1920er Jahre) S. 573, Fotosammlung StadtA Heilbronn.

Literatur:

(Auswahl) Hans Franke, Geschichte und Schicksal der Juden in Heilbronn, 1963; Die Schriftstellerin Victoria Wolff, in: Heilbronner Stimme vom 19.9.1971; Rudolf Hirschmann, Victoria Wolff, in: John M. Spalek/Joseph Strelka (Hg.), Deutsche Exilliteratur seit 1933. Bd. I (= Kalifornien), Teil 1, 1976, 668–675; Wir waren unerwünscht. Victoria Wolff, Jakob Gimpel, Marta Feuchtwanger, Dokumentarfilm im Bayerischen Rundfunk, ausgestrahlt am 1.10.1979; Walter Strauss (Hg.), Lebenszeichen. Juden aus Württemberg nach 1933, 1982; Hans Ulrich Eberle, Heilbronner Autoren in Vergangenheit und Gegenwart, in: Heilbronn-Journal, Nr. 8, 1984 (ohne Seitenzahl); Jan-Christopher Horak, Fluchtpunkt Hollywood, 1984; Amelie Heinrichsdorf, Nur eine Frau? Kritische Untersuchungen zur literaturwissenschaftlichen Vernachlässigung der Exilschriftstellerinnen in Los Angeles: Ruth Berlau, Marta Feuchtwanger, Gina Kaus, Victoria Wolff, 1984; Uwe Jacobi, Sie gab sich nie in „kleinen Münzen“ aus. Das bewegte Leben der Victoria Wolff, in: Heilbronner Stimme vom 27., 28. und 29.6.1985; Gisela Brinker-Gabler/Karola Ludwig/Angela Wöffen, Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen, 1986, 333 f.; Alfred A. Häsler, Das Boot ist voll. Die Schweiz und die Flüchtlinge 1933 – 1945, 1989; Murray G. Hall, Der Paul Zsolnay Verlag, 1994; Renate Wall, Lexikon deutschsprachige Schriftstellerinnen im Exil, Bd. 2, 1995, 215–218; Heike Krause-Schmidt, Gast in der Heimat. Victoria Wolff, in: Heilbronner Köpfe 2, 1999, 201–216; Anke Heimberg, Victoria Wolff (1903–1992), in: Britta Jürgs (Hg.), Leider hab’ ich’s Fliegen ganz verlernt: Portraits von Künstlerinnen und Schriftstellerinnen der Neuen Sachlichkeit, 2000, 214–240 und 301 f.; dies., Emigration ist eine Entziehungskur, in: John M. Spalek und a. (Hgg.), Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. Bd. 3, Teil 5, 2005, 271–301; Dorothea Keuler, Von Heilbronn nach Hollywood. Die Exilschriftstellerin Victoria Wolff wird wiederentdeckt, in: Literaturblatt für Baden-Württemberg, 2007, 18–19; Anke Heimberg, Schaffen, Schaffen, Schreiben – Victoria Wolffs Jahre in Heilbronn und ihre Zeit im Exil, in: Heilbronnica 4, 2008, 405– 420; dies., Nachwort, in: Victoria Wolff, Die Welt ist blau, Reprint 2008, 176–221; Valerie Popp, „Hier war alles anders“. Amerikabilder der deutschsprachigen Exilliteratur nach 1939 in den USA, 2008; Helene-Lange-Realschule Heilbronn (Hg.), Victoria Wolff: mutig, selbstbewusst, emanzipiert, 2011; https://stadtarchiv.heilbronn.de/stadtgeschichte/geschichte-a-z/w/wolff-victoria.html (eingesehen am 6.10.2017).

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