Mehnert, Klaus 

Geburtsdatum/-ort: 10.01.1906; Moskau
Sterbedatum/-ort: 02.01.1984;  Freudenstadt
Beruf/Funktion:
  • Journalist, Publizist, Politikwissenschaftler
Kurzbiografie: 1906–1914 Kindheit in Moskau bis zum Beginn des I. Weltkriegs; Übersiedlung nach Deutschland, Heidehofschule in Stuttgart
1916–1925 Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart
1925–1928 Studium d. Rechtswiss. in Tübingen, dann d. Geschichte in München u. Berlin bis Promotion in Berlin bei Otto Hoetzsch: „Der Einfluss des russisch- japanischen Krieges auf die große Politik“; danach Studium an d. University of California, Berkeley, USA
1929 Sekretär d. Dt. Akademischen Austauschdienstes, DAAD
1931 Arbeit im Bergwerk „Minister Stein“ in Dortmund, Generalsekretär d. Dt. Gesellschaft zum Studium Osteuropas, Schriftleiter d. Zeitschrift Osteuropa
1934–1936 Korrespondent dt. Zeitungen in Moskau; dort erneut u. 1956 Korrespondent dt. Zeitungen u. Rundfunkanstalten
1937–1941 Professor für Politische Wissenschaft u. Neuere Geschichte an d. University of Hawaii
1941–1945 Chefredakteur d. Zeitschrift „The XXth Century“ in Shanghai, Professor an d. Dt. Medizinischen Akademie u. an d. St. Johns University in Shanghai, dann dort Internierung durch die Alliierten im Lager Kiangwan
1946 Rückkehr nach Deutschland, Internierung in den Lagern Hohenasperg u. Oßweil
1947 Referent im Hilfswerk d. Ev. Kirchen in Deutschland u. beim Dt. Büro für Friedensfragen in Stuttgart
1949–1954 Chefredakteur von „Christ und Welt“
1951–1975 Chefredakteur d. Zeitschrift Osteuropa
1954 Generalsekretär d. Dt. Gesellschaft für Osteuropakunde in Stuttgart
1955–1956 in d. Delegation von Bundeskanzler Adenauer Reise in die Sowjetunion
1961–1972 Professor für Politische Wissenschaft u. Direktor des gleichnamigen Instituts an d. Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule, RWTH, Aachen
Weitere Angaben zur Person: Religion: ev.
Auszeichnungen: Ehrungen: Kriegsverdienstkreuz II. Kl. (1945); Mitglied d. Akademie d. Wiss. u. Literatur in Mainz (1961); o. Mitglied des P.E.N. (1971); Großes Bundesverdienstkreuz (1967); Gastprofessuren an d. Harvard University (1963), d. University of California in Berkeley (1968), d. Columbia-University in New York (1972 u. 1975) u. d. Stanford University (1976).
Verheiratet: 1933 (Berlin-Friedrichshagen) Enid, geb. Keyes (1911–1955), Tochter d. Rechtsanwaltes Edwin E. Keyes in Berkeley (USA)
Eltern: Vater: Hermann (1880–1917, in Flandern gefallen), Sohn des Moskauer Kunstdruckereibesitzers Karl Friedrich, Mitinhaber d. Typo-Lithographie Gebrüder Mehnert in Moskau, Malers u. Mitglieds d. Künstlerkolonie in Worpswede
Mutter: Luise, geb. Heuss (1882–1946), Tochter d. Schokoladenfabrikanten u. Kaufmanns Julius Heuss, Inhaber d. Moskauer Schokoladenfabrik Einem
Geschwister: 2;
Frank (Künstlername Viktor Frank, 1909–1943, gefallen), Bildhauer, Freund d. Brüder Berthold, Alexander u. Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Mitglied des George-Kreises,
Lars (1911–1943, gefallen), Landwirt
Kinder: keine
GND-ID: GND/118579959

Biografie: Eberhard Merk (Autor)
Aus: Baden-Württembergische Biographien 6 (2016), 341-346

Mehnert entstammte väterlicherseits einer aus dem Raum Sachsen-Altenburg nach Russland ausgewanderten Familie. Die Familie seiner Mutter kam ursprünglich aus Württemberg. Ihr Vater betrieb in Moskau die größte Schokoladenfabrik Russlands.
Mehnert wuchs als Ältester von drei Brüdern in Moskau in einem großbürgerlichen Milieu auf. Die Staatsangehörigkeit der Eltern blieb deutsch; überhaupt war bei vielen deutschstämmigen Angehörigen des Moskauer Großbürgertums die Neigung zur vollständigen Assimilation nicht sehr ausgeprägt; man fühlte sich aber in der deutschen wie russischen Kultur gleichermaßen zu Hause. Mehnert beherrschte die russische Sprache perfekt und fiel – eigenen Aussagen zufolge – bei seinen späteren Aufenthalten in Russland deswegen nicht als Ausländer auf.
Der Beginn des I. Weltkrieges brachte für Familie Mehnert in Moskau eine Zäsur. Als Deutsche musste sie Russland verlassen und gelangte über Umwege nach Stuttgart, wo sie dann in viel einfacheren Verhältnissen lebte. Mehnerts Vater zog auf deutscher Seite in den Krieg. Bei der Musterung hatte er noch die Bedingung stellen können, nicht gegen seine ehemalige Heimat Russland eingesetzt zu werden; er fand in Flandern Verwendung, wo er 1917 fiel. Der Soldatentod seines Vaters war für Mehnert einschneidend. Mit diesem Ereignis endete, wie er in seinen Lebenserinnerungen schrieb, seine Kindheit und Jugend; er sah sich als Ältester in der Pflicht, für Mutter und Brüder zu sorgen.
In Stuttgart hatte Mehnert zunächst die Heidehofschule besucht und dann das renommierte Eberhard-Ludwigs-Gymnasium, wo er 1925 als Jahrgangsbester das Abitur bestand. Im Sommersemester 1925 schrieb er sich für Jura an der Universität Tübingen ein und wohnte im Martinsstift. Doch schon bald fühlte er sich „bei den Juristen fehl am Platze“ (Ein Deutscher in der Welt, S. 91). Darum wechselte er das Fach und studierte zunächst in München und dann in Berlin Geschichte. Sein Interesse galt der russischen Geschichte. An der Berliner Universität wurde Mehnert Schüler von Otto Hoetzsch, der für ihn zum großen Vorbild wurde. An Hoetzsch faszinierte ihn, dass er nicht nur Gelehrter war, sondern sich auch als Reichstagsabgeordneter, Kolumnist der „Kreuzzeitung“ und Russland-Reisender betätigte. Mit der Dissertation über den Einfluss des russisch-japanischen Krieges auf die große Politik beendete Mehnert 1928 sein Studium. Noch im selben Jahr nahm er ein Studium an der University of California in Berkeley auf, wo er seine spätere Ehefrau kennenlernte, „das größte Geschenk, das mir das Leben gewährte“ („Ein Deutscher in der Welt“, S. 136) und sein erstes Buch schrieb: „Ein deutscher Austauschstudent in Kalifornien.“ Im Anschluss daran kehrte Mehnert über Japan, China und die Sowjetunion nach Deutschland zurück. Seine erste Stelle trat er beim DAAD an. Danach war er als Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft zum Studium Osteuropas und Schriftleiter von deren Zeitschrift „Osteuropa“ tätig.
1934 bis 1936 berichtete Mehnert als Korrespondent deutscher Zeitungen aus Moskau. Weil ihm vorgeworfen wurde, er berichte in seinen Artikeln zu positiv über das kommunistische Land, musste er sich vor der Reichsschrifttumskammer verantworten, verstand es aber, das Publikationsverbot abzuwenden. Mehnerts Artikel konnten weiterhin in Deutschland erscheinen.
1937 trat Mehnert eine Gastdozentur in Berkeley an und wurde danach Professor für Politische Wissenschaft an der University of Hawaii in Manoa. Auf Hawaii besuchte ihn Adam von Trott zu Solz, deutscher Diplomat und Mitglied des Widerstands. Trott berichtete vom Widerstand gegen Hitler und dessen Außenpolitik, wofür sich Mehnert zwar interessierte, sich aber nicht aktiv daran beteiligte. Es erschien ihm undenkbar, sich als Emigrant zu bekennen oder die deutsche Staatsbürgerschaft gegen die amerikanische einzutauschen. Vielmehr verließ er 1941, als sich abzeichnete, dass es zum Krieg zwischen den USA und dem Deutschen Reich kommen werde, Hawaii und nahm das Angebot des Auswärtigen Amtes in Berlin an, in dessen Auftrag in Shanghai die in Englischer Sprache erscheinende Zeitschrift „The XXth Century“ herauszubringen. Die Zeitschrift wandte sich an Intellektuelle und Bildungsbürger in China, Japan und Südostasien, denen ein positives Bild von NS-Deutschland präsentiert werden sollte. Neben deutschen, chinesischen und japanischen Autoren schrieben darin vereinzelt auch Amerikaner.
Politisch vertrat Mehnert in den 1930er und 1940er-Jahren eine Art „gemäßigten“ nationalen Sozialismus. Außenpolitisch strebte er wie viele Deutsche die Beseitigung des Versailler Vertrages an; das Deutsche Reich sollte wie vor dem I. Weltkrieg eine wichtige Position in Europa einnehmen. Innenpolitisch war Mehnert für einen autoritären Staat und die Integration aller gesellschaftlichen Gruppen, gerade auch der Arbeiter. Nach der „Machtergreifung“ pflegte er enge Kontakte zu Otto Strasser, einem Vertreter der NS-Linken. Mehnerts Verhältnis zum Nationalsozialismus lässt sich nur unscharf charakterisieren: Mit der braunen „Bewegung“ verband ihn ein tiefempfundener Antibolschewismus, was ihn auch den Angriffskrieg Deutschlands gegen die Sowjetunion rechtfertigen ließ. Andererseits wahrte er aber meist auffällige Distanz gegen Kernstücke der NS-Ideologie, zumal den Antisemitismus und die Rassenlehre. Nur in einem Beitrag in „XXth Century“ schlug er antisemitische Töne an. Dieser Artikel muss aber wohl vor dem Hintergrund der Frage gesehen werden, ob eine teilweise ideologische Anpassung nicht zur Überlebensstrategie gehören musste. Mehnert war aber nie Mitglied der NSDAP und daher nach dem Krieg bei der Entnazifizierung als „nicht betroffen“ eingestuft worden.
In Shanghai pflegte Mehnert viele Kontakte: zu Ostasiendeutschen, auch zu Vertretern von NS-Deutschland in China und in Japan, aber auch zu Amerikanern. Nach dem Einmarsch der Alliierten wurde er als Deutscher zunächst im Internierungslager Kiangwan interniert. Von dort gelangte er auf einem amerikanischen Schiff schließlich zusammen mit anderen Ostasiendeutschen nach Deutschland und wurde auf dem Hohenasperg und im Internierungslager in Ludwigsburg-Oßweil interniert. Seine Ehefrau war als amerikanische Staatsbürgerin davon nicht betroffen und konnte ungehindert nach Deutschland reisen. Nach seiner Entlassung war Mehnert für das Evangelische Hilfswerk und für das Deutsche Büro für Friedensfragen in Stuttgart tätig. Als er jedoch das Angebot erhielt, wieder als Journalist zu arbeiten, nahm er dieses sogleich an und wurde 1949 Chefredakteur der neu gegründeten, evangelisch orientierten Wochenzeitung „Christ und Welt“. Neben seiner Arbeit für „Christ und Welt“ und zeitweise auch für Tageszeitungen wandte sich Mehnert zunächst dem Bayerischen Rundfunk zu. Ab 1950 sprach er für den Süddeutschen Rundfunk regelmäßig Kommentare, womit er einem breiten Publikum bekannt wurde, wie die vielen Hörerbriefe in seinem Nachlass beweisen. Als führender Experte für die Sowjetunion, die USA und für China prägte Mehnert mit dieser journalistischen Arbeit das damalige Bild der USA und der Sowjetunion in Deutschland nachhaltig. Auch von seinen vielen Reisen in andere Weltregionen, die er ab 1951 unternahm, berichtete Mehnert in Rundfunk und Zeitungen. In den 1960er-Jahren, als das Fernsehen den Rundfunk als wichtigstes Massenmedium allmählich zu verdrängen begann, kommentierte Mehnert auch regelmäßig im ZDF.
Neben der journalistischen Arbeit trat er seit den 1950er-Jahren auch als Autor politischer Bücher hervor. Nach „Asien, Moskau und Wir“ erzielte er mit dem Band „Der Sowjetmensch“, der 1958 erschien, einen großen Erfolg. Darin vertrat Mehnert eine These, die der offiziellen sowjetischen Linie diametral entgegen stand: die kommunistische Ideologie sei trotz aller Bestrebungen zur Umerziehung nicht in der Lage, das Wesen der Russen tiefgreifend zu verändern.
In den 1950er, teilweise auch in den frühen 1960er-Jahren befürwortete Mehnert die außenpolitische Linie Konrad Adenauers und der Unionsparteien. Er trat für die Einbindung der Bundesrepublik in die NATO und die feste Anbindung an die USA ein. Gleichzeitig lagen ihm die Menschen in der DDR und im übrigen Ostblock am Herzen. Daher sprach er auch Kommentare im Deutschlandfunk und in der Deutschen Welle, die auch im Ostblock zu empfangen waren. In der DDR galt er deswegen als antikommunistischer Hardliner und „Kalter Krieger“, und war immer wieder publizistischen Angriffen ausgesetzt, wobei ihm auch seine Haltung im Nationalsozialismus vorgehalten wurde.
Zu Beginn der 1960er-Jahre wandelte sich Mehnerts Haltung zur Politik Adenauers und der Unionsparteien. Kanzler Adenauers letzte Jahre erschienen ihm problematisch. In seinem Briefwechsel mit seinem Freund Eugen Gerstenmaier kommt Verdruss zum Ausdruck; er hätte gern die Ablösung des „Alten aus Rhöndorf“ gesehen. Wie viele Andere spürte er eine gewisse „Agonie“ und Stagnation im Bonner Palais Schaumburg, dem damaligen Kanzleramt.
Außenpolitisch wurde Mehnert in den 1960er-Jahren allmählich zum Befürworter der Entspannungspolitik der Sozialliberalen Koalition und der Aussöhnung Deutschlands mit Polen, eine politische Kehrtwende, die ihm viele seiner bisherigen Anhänger, wie etwa Giselher Wirsing, auch die Leser seiner Kolumne im „Deutschen Adelsblatt“, verübelten. Auch das lassen Leser- und Hörerbriefe erkennen, die sich in seinem Nachlass finden.
Mehnert blieb aber ein leidenschaftlicher Befürworter der deutschen Wiedervereinigung. Die Teilung und die Berliner Mauer hielt er für unnatürlich. Er sah sie auch nicht als dauerhaft an. Es gehört freilich zur Tragik dieses Lebens, dass er die ersehnte Einheit nicht mehr erleben durfte.
Die 1960er-Jahre brachten für Mehnert neben der Änderung seiner außenpolitischen Überzeugung auch die berufliche Wende. Von 1961 bis 1972 wirkte er als Professor für Politische Wissenschaft in Aachen an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule, RWTH. Bei den Berufungsverhandlungen hatte sich Mehnert das Privileg ausbedungen, jedes vierte Semester freizubekommen, damit er weiterhin seine Weltreisen unternehmen oder Gastprofessuren im Ausland wahrnehmen konnte. Seine Lehrstuhlvertretung bezahlte er übrigens aus eigener Tasche, was ungewöhnlich war. Die Professur bot Mehnert die Gelegenheit, seine in zahlreichen Reisen gewonnenen Erkenntnisse weiterzugeben. Mehnerts umfangreiche Erfahrungen kamen dabei auch vielen ausländischen Studenten zugute, die es damals an der RWTH gab. Neben der Lehrtätigkeit setzte Mehnert aber seine journalistische und publizistische Arbeit fort und kam auch Lehraufträgen am NATO Defense College nach. Er hielt zahlreiche Vorträge vor unterschiedlichen Personenkreisen, von Schülern, Studenten, Bankkunden bis zu Gefängnisinsassen.
Während seiner Aachener Zeit wurde Mehnert Zeuge der Studentenrevolte am Ende der 1960er-Jahre. Auch bei Aufenthalten in den USA wurde er mit dem Phänomen der rebellierenden Jugend konfrontiert. Mehnert indes zeigte sich nicht wie viele Angehörige seiner Generation nur geschockt oder angewidert, sondern setzte sich mit dieser Bewegung auseinander, diskutierte mit den Studenten. Seine Erkenntnisse fasste er im Buch „Jugend im Zeitbruch“ zusammen. In Aachen hielt er auch Kontakt zu Rudi Dutschke, den er u.a. für das Fernsehen interviewte. Ein Höhepunkt der Aachener Jahre bildete 1971 Mehnerts Reise nach China. Als einer der ganz wenigen westlichen Journalisten erhielt er aufgrund seiner Freundschaft zu Prinz Norodom Sihanouk, dem König bzw. Staatspräsidenten von Kambodscha, der in Peking im Exil lebte, die Erlaubnis zur Einreise in das bis dahin von der Außenwelt fast völlig abgeschottete Land. Mehnert konnte vor Ort mit eigenen Augen die Situation des Reiches der Mitte nach der Kulturrevolution betrachten und Vergleiche anstellen mit dem China, das er bei seinen Aufenthalten in den 1930er, 1940er und 1950er-Jahren kennengelernt hatte. Einige Wochen lang bereiste Mehnert die Volksrepublik und traf mit führenden Politikern zusammen, darunter dem an der Universität Tübingen ausgebildeten Tschou-En-Lai. Ergebnis dieser Reise war das Buch „China nach dem Sturm“, das in mehrere Sprachen übersetzt zu einem Weltbestseller wurde.
Auch in den kommenden Jahren bereiste Mehnert immer wieder als Mitglied offizieller Delegationen u.a. mit Bundeskanzler Helmut Schmidt China. Die politischen Veränderungen nach dem Ableben Maos waren auch Gegenstand seiner Bücher „Kampf um Maos Erbe“ und „Maos Erben machen’s anders“, mit denen er jedoch nicht an den Welterfolg von „China nach dem Sturm“ anzuknüpfen vermochte.
Als Mehnert 1972 emeritiert wurde, zog er endgültig nach Lossburg bei Freudenstadt, wo er sich ein Haus gebaut hatte. Wie bei ihm nicht anders zu erwarten, war dies kein Ruhestand. Er nahm sich nun wieder mehr Zeit für das Schreiben und für seine Reisen. Nun schrieb er auch seine Lebenserinnerungen „Ein Deutscher in der Welt“, auch ein Verkaufsschlager, und schließlich sein letztes Buch: „Die Russen heute. Was sie lesen, wie sie sind“. Dieses Buch war der Versuch, sein unabhängig von allen historischen und ideologischen Unterschieden von ihm geliebtes russisches Volk anhand seiner bevorzugten Bücher oder literarischen Vorlieben zu charakterisieren.
Während der Arbeit an diesem Band wurde bei Mehnert eine unheilbare Erkrankung diagnostiziert, von der er sich nicht mehr erholte. Er starb im Alter von knapp 78 Jahren.
Quellen: HStAS Q 1/30, Nachlass Mehnert u. Nachtrag zum NL, aus einer Abgabe d. Dt. Gesellschaft für Osteuropakunde, DGO; Q 1/35 Nachlass Gebhard Müller; Q 3/23 Archiv Dr. Max Rehm, Bü 87; J 191; StAL Mehnert, Klaus, Zeitungsausschnittsammlung zur Personengeschichte, Rundfunksendungen mit Beiträgen von Mehnert im AV-Archiv (R-Bestände), EL 902/15 Spruchkammer Ludwigsburg, Az. 30/70/17317; BA Berlin, Akten d. Dt. Botschaft in China R 9208/2072; Archiv-Band I. Aufsätze aus d. Sowjetunion, 1925–1936; Archiv-Band II. Das Jahrzehnt in Hawaii u. Shanghai, 1936–1946; Archiv-Band III. Stationen u. Personen; Archiv-Band IV. Die Mutter; Enid Mehnert, A German’s Wife. Letters and Notes 1933–1955.
Werke: (Auswahl), Bibliographie für die Jahre 1926–1971, in: Winfried Böttcher u.a. (Hgg.): Das große Dreieck: Washington, Peking, Moskau. FS zum 65. Geburtstag von Klaus Mehnert, 1971, 190-208; Bibliographien für die Jahre 1971–1976 u. 1977–1981, in: Osteuropa 26, 1976, Heft 10 u. Osteuropa 31, 1981, Heft 9/10; Der Einfluss des russisch-japanischen Krieges auf die große Politik, Diss. phil, 1930; Ein deutscher Austauschstudent in Kalifornien, 1930; Die Sowjetunion 1917–1922. Bibliographie, 1932; Jugend in Sowjet-Russland, 1932; The Russians in Hawaii, 1804–1819, 1939; Weltrevolution durch Weltgeschichte. Die Geschichtslehre des Stalinismus, 1951; Asien, Moskau u. wir, 1956; Der Sowjetmensch, 1958; Peking u. Moskau, 1962; Maos Zweite Revolution, 1966; Der deutsche Standort, 1967; Peking u. die Neue Linke – in China u. im Ausland, 1969; China nach dem Sturm, 1971; Moskau u. die Neue Linke, 1973; Jugend im Zeitbruch, 1976; Kampf um Maos Erbe, 1977; Maos Erben machen’s anders, 1979; Ein Deutscher in d. Welt. Erinnerungen 1906–1981, 1981; Die Russen heute. Was sie lesen, wie sie sind, 1983; Das zweite Volk meines Lebens: Berichte aus d. Sowjetunion 1925–1983, 2. Aufl. 1987.
Nachweis: Bildnachweise: Foto (1966), in: Baden-Württembergische Biographien 6, S. 345, HStA Stuttgart, Q 1/30 Bü 710. – HStAS Q1/30, NL Klaus Mehnert, bes. Bü 655, 727-729, 749, im Nachlass mehrere Porträtfotos, außerdem umfangreiche Fotosammlung zu Ereignissen u. Reisen.

Literatur: I. Brandt, Zwischen Lesergunst u. Rezensentenschelte: Klaus Mehnert wurde 70 Jahre alt, in: Börsenblatt für den dt. Buchhandel 32, 1976; W. Mogge, Weltreisender u. Schriftsteller: Klaus Mehnert (1906–1984), in: Archiv d. Dt. Jugendbewegung 15, 1984/85; M. Rehm, Klaus Mehnerts politische Sendung: Idealismus u. Wirklichkeitssinn, 1985; Mehnert, Klaus, in: Neue Deutsche Biographie (NDB). Bd. 16, 1990; O. Köhler, Unheimliche Publizisten. Die verdrängte Vergangenheit d. Medienmacher, 1995; M. Kohlstruck, Der Fall Mehnert, in: Der Fall Schwerte im Kontext, hgg. von H. König, 1998; A. Freyeisen, Shanghai u. die Politik des dritten Reichs, 1999; M. Kohlstruck, Klaus Mehnert u. die Zeitschrift „The XXth Century“, in: Exil Shanghai, 1938–1947. Jüdisches Leben in d. Emigration, hgg. von Georg Armbrüster, Michael Kohlstruck, Sonja Mühlberger, 2000; H. König, M. Kohlstruck, Klaus Mehnert 1933–1945, [= Abschlussbericht des DFG-Forschungsprojekts], 2000; O. Kuche, Klaus Mehnert u. die Bundesrepublik Deutschland, book on demand, 2000; D. Matern, Die intellektuelle Rechte auf ihrem Weg in die Bundesrepublik. Die Wochenzeitung „Christ und Welt“ zwischen 1948 u. 1963, Manuskript, 2001; M. Kohlstruck, „Salonbolschewist“ u. Pionier d. Sozialforschung: Klaus Mehnert u. die Deutsche Gesellschaft zum Studium Osteuropas 1931–1934, in: Osteuropa 55, Heft 12, 2005; E. Merk, Klaus Mehnert – Publizist, Politologe, Professor, in: Osteuropa 56, Heft 10, 2006; U. von Lüpke, Sowjetunionbilder in d. frühen Bundesrepublik Deutschland. Die Zeitung „Christ und Welt“, Manuskript, 2006; N. Düwell, Die Standesgerichtsbarkeit d. Presse im Nationalsozialismus. Das Bezirksgericht d. Presse München, Rechtsgeschichte u. Rechtsgeschehen 8, 2008; K. Große Kracht, „Schmissiges Christentum“. Die Wochenzeitung „Christ und Welt“ in d. Nachkriegszeit (1948–1958), in: Le Milieu intellectuel conservateur en Allemagne, sa presse et ses réseaux (1890–1960)/Das Evangelische Intellektuellenmilieu in Deutschland, seine Presse u. seine Netzwerke (1871–1963), hgg. von M. Grunewald, U. Puschner in Zusammenarbeit mit H. M. Bock, 2008; C-L. Sutterer, Zum Russlandbild d. frühen Bundesrepublik: das publizistische Werk u. öffentliche Wirken von Klaus Mehnert, Mag.Arbeit an d. Universität Freiburg im Br., 2010; F. Dunkel, Klaus Mehnert (1906–1984): Kosmopolit unter Verdacht, in: Hohenasperg – ein deutsches Gefängnis, 2011; R. Ahrens, Klaus Mehnert, in: Jugendbewegt geprägt, 2013; C. W. Spang, Karl Haushofer u. Japan. Die Rezeption seiner geopolitischen Theorien in d. deutschen u. japanischen Politik (Monographien aus dem Deutschen Institut für Japanstudien Bd. 52), 2013; Online-Artikel im Munzinger-Archiv, Artikel in Wikipedia, Kürschner Gelehrtenkalender, Einträge im Who’s Who.
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