Württemberg, Carl Rudolph, Herzog 

Geburtsdatum/-ort: 29.05.1667;  Neuenstadt
Sterbedatum/-ort: 17.11.1742;  Neuenstadt; begr. in der Stadtkirche Neuenstadt
Beruf/Funktion:
  • Herzog
Weitere Angaben zur Person: Verheiratet: 1710, Maria Theresia Herzogin von Württemberg
Eltern: Vater: Herzog Friedrich von Württemberg
Mutter: Clara Augusta, geb. Herzogin von Braunschweig-Lüneburg
Geschwister: 11, Friedrich August (17.3.1654-6.8.1716), Sophia Dorothea (26.9.1658-23.7.1681), Ferdinand Wilhelm (12.9.1659-7.6.1701), Anton Ulrich (16.10.1661-19.7.1680), Carl Rudolph (29.5.1667-17.11.1742), Albrecht (28.1.1657-21.11.1670), August Sophie (24.9.1691-1.3.1746), Elenore Wilhelmine Charlotte (24.1.1694-11.8.1751), Friederike (27.7.1699-8.5.1781)
GND-ID: GND/118134205

Biografie: Christoph Eberlein (Autor)
Aus: Lexikon Haus Württemberg, S. 227-229.

Carl Rudolph besuchte seit 1682 das Collegium Illustre in Tübingen, zwei Jahre später war er an der Universität Straßburg eingeschrieben. Nach seiner Rückkehr machte er die Kavalierstour, die ihn nach Genf und über Südfrankreich nach Paris führte, wo er ein halbes Jahr am Hof Ludwigs XIV. verbrachte. Anschließend reiste er nach London, die Niederlande und Norddeutschland.
Im Jahr 1687 trat er als Befehlshaber einer württembergischen Kompanie in die Dienste Venedigs, um gemeinsam mit württembergischen Truppen, die sein Vetter, Herzog-Administrator Friedrich Carl, an die venetianische Republik verkauft hatte, gegen die Türken zu kämpfen. Im Verlauf dieser Kämpfe nahm an der Besetzung des Peloponnes teil. Im Winter kehrte er nach Württemberg zurück, um neue Truppen nach Griechenland zu führen, deren Oberkommandierender er später wurde. Nach wenig erfolgreichem Kampf gegen die Türken während des ganzen Jahres 1688, bei dem Carl Rudolph verletzt wurde, zog er mit seinen württembergischen Truppen wieder in die Heimat, wo er 1690 ankam.
Doch bereits im Frühjahr desselben Jahres zog er zur Unterstützung seines in den Diensten des Königs von Dänemark stehenden, in Irland kämpfenden Bruders Ferdinand Wilhelm ebenfalls dorthin und übernahm den Befehl über ein dänisches Kavallerieregiment. In Irland nahm Carl Rudolph an mehreren Gefechten und Belagerungen teil.
1692 war er wieder auf dem Kontinent und kämpfte in den Niederlanden. Nach dem Frieden von Rijswijk 1697 weilte er für kurze Zeit in Kopenhagen und zog anschließend bei Beginn der nordischen Auseinandersetzungen – Dänemark, Polen und Rußland hatten sich gegen Schweden verbündet – zusammen mit seinem Bruder mit dänischen Truppen nach Polen und Holstein. Doch durch den Vertrag von Travendal 1700 veranlaßt, der die von Dänemark ursprünglich bezweifelte Souveränität der Herzogtümer Holstein und Schleswig anerkannte, kehrte Carl Rudolph wieder nach Kopenhagen zurück.
Der 1701 ausbrechende Spanische Erbfolgekrieg bot Carl Rudolph erneut Gelegenheit, sich als Feldherr zu bewähren. König Friedrich IV. von Dänemark übertrug ihm den Oberbefehl über die dänischen Hilfstruppen, die den Niederländern zur Unterstützung im Kampf gegen Frankreich gesandt wurden. Unter dem Befehl Herzog Marlboroughs und Prinz Eugen von Savoyens, den beiden bedeutendsten Heerführern jener Zeit, nahm er an allen wichtigen Gefechten teil, so u.a. 1704 bei Höchstädt, 1706 bei Ramillies, 1708 bei Oudenaarde und 1709 bei Malplaquet. 1702 verlieh ihm König Friedrich IV. die höchste dänische Auszeichnung, den Elephantenorden. Nach dem Frieden von Utrecht 1713 kehrte Carl Rudolph mit seinen Truppen nach Dänemark zurück und wurde zum Oberbefehlshaber der königlich-dänischen Armee ernannt.
In dieser Eigenschaft zog er 1715 im Laufe des Nordischen Krieges vor Stralsund und eroberte die Stadt von den Schweden. Danach zog er nach Holstein, um das Herzogtum für das immer noch Besitzansprüche stellende Dänemark zu erobern. Doch im August 1716 erreichte ihn die Nachricht vom Tod seines Bruders Friedrich August (® 4.4.3.) und er kehrte nach Württemberg zurück, um sein Erbe in Neuenstadt anzutreten.
Die Regierung dort übte er, ganz Militär, mit Bedachtsamkeit und ohne höfischen Glanz aus. Er suchte die Nähe zu seinen Untertanen, die ihn hoch schätzten. Carl Rudolph interessierte sich, der Tradition der Neuenstädter Linie entsprechend, für Kunst und Wissenschaft. Noch einmal, 1734 im polnischen Erbfolgekrieg, wurde er militärisch aktiv, als ihn der Kaiser zum Generalfeldmarschall des Reiches ernannte und mit der Aufsicht über die Festungen Freiburg, Breisach, Kehl und Philippsburg betraute.
Im Jahr 1737 erlangte er verfassungsrechtliche Bedeutung für das Herzogtum Württemberg: Herzog Carl Alexander (® 5.0.1.) war am 12. März 1737 überraschend gestorben und hinterließ den noch minderjährigen Carl Eugen (® 5.0.3.) als Erben. Carl Rudolph, als in der Thronfolge nächst stehender Agnat, reiste unverzüglich nach Stuttgart und übernahm bereits am 14. März die Regierung. Doch übte er, fast siebzigjährig, die Regierung mehr dem Namen denn eigener Initiative nach aus, die eigentlichen Aktivitäten entwickelten die Landstände. Da sich die politische Richtung während der Regierungszeit Carl Alexanders stark katholisch und prokaiserlich entwickelt hatte, war das Bemühen der Administration zuerst darauf gerichtet, möglichst den status quo ante wiederherzustellen. Besonders das Testament Carl Alexanders sorgte für Besorgnis bei den Landständen, räumte es doch der katholischen Herzoginwitwe Maria Augusta die Mitvormundschaft und dem katholischen Fürstbischof von Würzburg, Karl Friedrich von Schönborn, politisches Mitspracherecht ein. Um Zeit zu gewinnen, stellte Carl Rudolph die Gültigkeit des Testaments in Frage und erkannte es nicht an. Danach ließ er den Führer der katholischen Hofclique, General Franz Joseph von Remchingen, auf dem Hohenasperg einsperren. Nachdem er anschließend weitere führende Köpfe der Gruppierung um Remchingen hatte verhaften lassen, war die neue Administration gefestigt. Im Herbst 1737 einigte er sich mit Maria Augusta, sie wurde Mitvormünderin. Auch berief er einen Landtag ein, den ersten seit vierzig Jahren. Carl Rudolph unterzeichnete auch das Todesurteil gegen Süß Oppenheimer.
Den Regierungsgeschäften fühlte sich Carl Rudolph aber mit Blick auf sein hohes Alter nicht gewachsen und bat um seine Ablösung, die im August mit dem Einzug Carl Friedrichs von Württemberg-Oels in Stuttgart erfolgte.
Carl Rudolph zog sich in seine Residenz Neuenstadt zurück, wo er im Herbst 1742 starb.
Quellen: HStA Stuttgart, Bestand G 170.
Nachweis: Das Haus Württemberg: ein biographisches Lexikon / hrsg. von Sönke Lorenz ... In Zusammenarbeit mit Christoph Eberlein ... und dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Stuttgart; Berlin; Köln 1997; Bildnachweise: Haus Württemberg

Literatur: ADB 15 (1882), ND Berlin 1969, S. 372–376.
Otto Borst, Württemberg und seine Herren. Mit einem Abriß der württembergischen Münzgeschichte von Ulrich Klein und Albert Raff, Esslingen u.a. 1988, S. 187–196.
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