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Rußige Geschäfte - Spuren alter Kohlenmeiler in Baden-Württemberg

Der Kohlwald mit Brandwald bei Bräunlingen im Südschwarzwald. In den nahegelegenen Siedlungen von Ober- und Unterbränd lebten viele Köhler. Ausschnitt aus einer Gemarkungskarte von 1885, Quelle Landesarchiv BW, GLAK H-1 Nr. 253
Der Kohlwald mit Brandwald bei Bräunlingen im Südschwarzwald. In den nahegelegenen Siedlungen von Ober- und Unterbränd lebten viele Köhler. Ausschnitt aus einer Gemarkungskarte von 1885, Quelle Landesarchiv BW, GLAK H-1 Nr. 253

Die Technik macht es möglich: Durch Analyse selbst geringer Höhenunterschiede im Gelände können bei Luftbildaufnahmen neben Gebäuderesten auch weniger ausgeprägte Spuren menschlicher Eingriffe in die Natur erfasst werden. Auf diese Weise dokumentierte das Landesamt für Denkmalpflege nicht nur Burgstellen und römische Viereckschanzen, sondern auch eine große Anzahl von Kohlenmeilern, deren Häufung im Südwesten von Baden-Württemberg festzustellen ist mit zwei Hauptgebieten im Südschwarzwald, im benachbarten südöstlichen Schwarzwald und auf der westlichen Alb. Eine weitere Verdichtung der Fundstellen tritt auf der östlichen Alb auf sowie im mittleren westlichen Schwarzwald und im Odenwald. Es kann davon ausgegangen werden, dass eine erhebliche Menge an Holzkohle produziert wurde, die mit der vorindustriellen Gewinnung von Eisen in Zusammenhang stand. Das Köhlerhandwerk war eine zeitraubende, aufwendige Angelegenheit, die Erfahrung und Geschick erforderte. Das Holz musste mehrere Tage glimmen ohne zu brennen. Der Lohn war gering, trotz der gefährlichen und gesundheitsgefährdenden Arbeit. Ob es an der einsamen Tätigkeit in entlegenen Waldgebieten lag, dem Ruß und dem Schlafentzug während des Brennens - Köhler galten als Sonderlinge, die gesellschaftlich wenig Beachtung fanden. Die Figur des armen Köhlers ging in Märchen und Erzählungen ein, so der Kohlenmunk-Peter aus dem Kalten Herz. Die weite Verbreitung des Köhlerhandwerks und seine Bedeutung belegen viele Flur- und Ortsnamen wie Kohlberg oder Kohlwald. Seit 2014 gehört die Köhlerei zum immateriellen Erbe der Unesco.

Der Beitrag entstand unter Verwendung des Artikels Hunderte Köhler, Tausende Meiler in der Denkmalpflege 3/2020.

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