Kelchvase mit Rosen-Dekor 

Datierung :
  • um 1910-1914 [Herstellung]
Autor/Urheber:
Ortsbezüge (Werk):
Objekttyp: Vase
Weitere Angaben zum Werk: Irdengut [Material], Engobe [Technik], gedreht [Technik], Zinnglasur [Technik], Schlickermalerei [Technik], Gießbüchsenmalerei [Technik], Farbglasur [Technik], Höhe: 18.7 cm, Durchmesser: 16.9 cm
Kurzbeschreibung:

Auf einem sich verjüngenden Fuß steht ein elegantes Gefäß in Kelchform mit weiter Öffnung. Der Fuß ist braun-schwarz gehalten. Auf dem Kelch sind stilisierte braun-schwarze Blätter und braun-schwarz umrandete blaue Rosenblüten in der Technik der Schlickermalerei dargestellt. Diese Art Gefäße dekorativ zu behandeln, war eine typische Handschrift von Max Lauger, die sich auf zahlreichen weiteren Keramiken in Kandern finden lässt.

Die Schlickermalerei ist eine alte Technik der Keramikverzierung, die seit der Antike bekannt ist und in der Neuzeit typisch für die Bauernkeramik war. Im Jugendstil erlebte sie eine neue Wertschätzung - unter anderem durch die Keramiken von Max Laeuger, der die Schlickermalerei zu einer anspruchsvollen keramischen Gattung erhoben hat. Klassischerweise wird diese Technik auf Irdengut verwendet. Auf eine ausgeformte, lederharte, aber noch nicht gebrannte Tonware wird ein Grundfond aufgetragen, auf den dann ein Muster aus einem andersfarbigen, dickflüssigen Tonschlicker aufgemalt wird. Dies erfolgt mit einem Malgerät, das je nach Region Gießhorn, Malhorn oder Gießbüchse heißt. Früher war es meistens ein Ochsenhorn. Es ist ein dickbauchiger kleiner Behälter mit einer oberseitigen Öffnung zum Einfüllen des Tonschlickers und einer unteren kleineren Öffnung mit eingesetztem Gänsefederkiel zum Herausfließen und Auftragen des Schlickers.

1668 fand die erste urkundliche Erwähnung der Ziegelei in Kandern statt. Nachdem die Ziegelei mehrmals den Besitzer wechselte, wurde an diesem Standort im Jahr 1881 "Thonwaarenfabrik Michael Ruch OHG" gegründet. Die moderne Geschichte des Unternehmens begann eigentlich erst 1883, als Albert Dewitz die Tonwerke übernahm und sie laufend ausbaute. 1887 änderte sich die Rechtsform und die Firmenname lautete „Tonwerke Kandern, Michael Ruch, Nachfolger Wolmann, Dewitz & Cie“. Gesellschafter waren Jakob Ingenieur Stanislaus Wolmann und Kaufmann Albert Dewitz. 1889 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und es folgte eine Zeit stetigen Aufschwunges. Ein Wendepunkt in der Geschichte des Unternehmens stellte die Partnerschaft mit Max Laeuger dar. Nachdem der Künstler schon seit 1892 keramische Versuche beim Hafner Joseph Armbruster in Kandern durchführte, suchte er einen professionellen Ort, bei dem er seine Kunstkeramiken anfertigen und der seine Produkte zuverlässig vertreiben konnte. Am 25. September 1897 wurde Laeuger künstlerischer Leiter der kunstkeramischen Werkstatt der Tonwerke, deren offizielle Name „Kunsttöpferei Tonwerke Kandern“ abgekürzt KTK wurde. Der technische Leiter war Karl Mayer. Die Erzeugnisse trugen den Stempel MLK und Laeugersche Modellentwürfe für Gefäß- und Baukeramik wurden unter der Bezeichnung "Professor Laeuger’sche Kunsttöpferei" vertrieben. Während Laeugers Tätigkeit in der Kunsttöpferei suff er 738 Entwürfe Gefäße und 320 Entwürfe für Baukeramik. Die unter der Leitung von Laeuger hergestellten Produkte wurden international hochgeschätzt und auf der Weltausstellung 1900 in Paris erstmalig erfolgreich ausgestellt. Am 14. Mai 1902 besuchte die Kaiserin in Begleitung der beiden Kinder und eines Gefolges die Kunsttöpferei der Tonwerke, wo sie sich sehr anerkennend über das Gesehene aussprach und einige Keramiken einkaufte. 1904 bekam das Unternehmen die Goldene Medaille auf der Weltausstellung in St. Louis/USA. Zum 31. Dezember 1914 endete die Tätigkeit von Max Laeuger für die Tonwerke. Schon geraume Zeit gab es "geschäftliche Unstimmigkeiten" mit dem Direktor Albert Dewitz. Am 18. Januar 1915 wurde das Unternehmen Kunstkeramik Tonwerke Kandern (KTK) als eigenständiger Betrieb ins Handelsregister eingetragen. Es existierte bis 1927, offiziell endete es 1929, doch Briefköpfe der Tonwerke enthielten noch in den 1930er Jahren das Zeichen KTK.

Quelle/Sammlung: Kunst- & Kulturgeschichte - Keramik
Identifikatoren/​Sonstige Nummern: M 757 [Inv.Nr.]
Weiter im Partnersystem: https://katalog.landesmuseum.de/object/603C172F4B47BE936FDE26A83512C9BB

Schlagwörter: Jugendstil, Pflanzen, Pflanzendarstellung
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